Semjon Semjonowitsch Bogatyrjow
Semjon Semjonowitsch Bogatyrjow (russisch Семён Семёнович Богатырёв, wiss. Transliteration Semën Semënovič Bogatyrëv, ukrainisch Семен Семенович Богатирьов; * 3. Februarjul. / 15. Februar 1890greg. in Charkow, Russisches Kaiserreich; † 31. Dezember 1960 in Moskau, Sowjetunion)[A 1] war ein sowjetischer Musikwissenschaftler und Komponist ukrainisch-russischer Herkunft.[1]
Leben
Semjon Bogatyrjow absolvierte zunächst von 1907 bis 1912 ein Jurastudium an der Universität Charkow.[2] Anschließend studierte er bis zum Abschluss 1915 Komposition am Sankt Petersburger Konservatorium bei Jāzeps Vītols, Wassili Kalafati und Maximilian Steinberg.[3] Danach lehrte er dort selbst als Dozent. Von 1917 bis 1919 und von 1922 bis 1941 unterrichtete er Komposition am Konservatorium Charkow, ab 1935 als Professor.[2][4] Während des Krieges arbeitete er am Konservatorium Kiew und wurde von dort nach Krasnojarsk[5] und Swerdlowsk evakuiert.[6] Von 1943 bis zu seinem Tod 1960 war er Professor am Moskauer Konservatorium, ab 1949 auch Dekan.[2]
Sein Hauptforschungsgebiet war die Lehre vom Kontrapunkt. Anknüpfend an Sergei Tanejew schrieb er zwei Bücher zu diesem Thema – Двойной канон [Doppelkanon] (1947) und Обратимый контрапункт [Der umkehrbare Kontrapunkt] (1960).[7] Zudem vervollständigte er in den Jahren 1951 bis 1955 die von Tschaikowski unvollendet hinterlassene Sinfonie Es-Dur (1892). Diese Rekonstruktion kam 1957 in Moskau zur Uraufführung, 1962 folgte die Premiere in New York City unter Eugene Ormandy.[8][9] Bogatyrjow war ein einflussreicher Lehrer, zu seinen Schülern zählten Komponisten wie Isaak Dunajewski, Alemdar Karamanow, Sulchan Zinzadse,[10] Dmytro Klebanow, Eduard Lasarew[11] und Wjatscheslaw Owtschinnikow, aber auch Musikwissenschaftler wie Daniel Schitomirski und Juri Cholopow.
Als Komponist hinterließ er Orchesterwerke, Kammer-, Klavier- und Vokalmusik. Obwohl er sich intensiv mit dem Schaffen von Arnold Schönberg und Paul Hindemith befasste, blieb seine Musiksprache der Spätromantik verpflichtet.[3]
Auszeichnungen
Literatur
- Marina Lobanova: Bogatyrëv, Semën Semënovič. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 3 (Bjelinski – Calzabigi). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1113-6 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- L. M. Butir: Bogatïryov, Semyon Semyonovich. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
- Galina Alexandrovna Tjumeneva: S. S. Bogatyrev. Sovetskij kompozitor, Moskau 1972.
Weblinks
- Vita bei biografija.ru
- Lebenslauf (Memento vom 3. April 2019 im Internet Archive) bei pomnipro.ru
- Biographie und Schriften bei dic.academic.ru
- Lebensdaten in der Enzyklopädie krugosvet
Anmerkungen
- Das Geburtsdatum wird uneinheitlich angegeben, die meisten Quellen nennen (gregorianisch) den 15. Februar, andere den 16. Februar.
Einzelnachweise
- Семен Семенович Богатирьов im Journal Музика
- Marina Lobanova: Bogatyrëv, Semën Semënovič. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 3 (Bjelinski – Calzabigi). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1113-6 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- L. M. Butir: Bogatïryov, Semyon Semyonovich. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
- Vita bei biografija.ru
- Kurzbiographie in der Encyclopedia of Modern Ukraine
- Lebenslauf (Memento vom 3. April 2019 im Internet Archive) bei pomnipro.ru
- Biographie und Schriften bei dic.academic.ru
- Angaben bei tchaikovsky-research.net
- Bogatyrjows Rekonstruktion (Memento vom 17. Dezember 2018 im Internet Archive) der Sinfonie Es-Dur von Tschaikowski.
- Lebensdaten in der Enzyklopädie krugosvet
- Schüler von Semjon Bogatyrjow