Selbstwahrnehmungstheorie
Die Selbstwahrnehmungstheorie (im engl. Original self-perception theory) von Daryl Bem (1972) ist eine psychologische Theorie, die zu erklären versucht, wie Gefühle und Einstellungen zustande kommen. Ihr zufolge entstehen diese durch Analyse des vergangenen eigenen Verhaltens in einem Selbstwahrnehmungsprozess, also in einem auf das Selbst bezogenen Attributionsprozess. Voraussetzung ist dabei, dass das auslösende Verhalten freiwillig gewählt, also intrinsisch motiviert war.[1]
Die Selbstwahrnehmungstheorie wurde seither von vielen Studien bestätigt.[2] Allerdings konnte im Kontext der Dissonanztheorie nachgewiesen werden, dass eine rein rationale Attribution des Verhaltens auf innere Einstellungen nicht als Erklärungsmodell ausreicht, um die Einstellungsänderung, die oft auf dissonantes Verhalten folgt, zu begründen. Viel mehr ist negativ empfundenes Arousal verantwortlich für die beobachtete Dissonanzreduktion.[3]
Siehe auch
Einzelnachweise
- E. R. Smith, D. M. Mackie: Social Psychology. Psychology Press, 2. Auflage 2000, ISBN 0-86377-587-X, S. 105
- E. Aronson, T. D. Wilson, R. M. Akert: Sozialpsychologie. Pearson Studium. 6. Auflage 2008. ISBN 978-3-8273-7359-5, S. 140f
- Z. Kunda: Social cognition: making sense of people. MIT Press, 2002, ISBN 978-0-262-61143-5, S. 217–220 (englisch).
Literatur
- S. M. Andersen, L. D. Ross (1984). Self-knowledge and social inference I: The impact of cognitive/affective and behavioral data. Journal of Personality and Social Psychology, 46, S. 280–293
- S. M. Andersen (1984). Self-knowledge and social inference II: The diagnosticity of cognitive/affective and behavioral data. Journal of Personality and Social Psychology, 46, S. 294–307
- D. J. Bem (1967). Self-perception: An alternative interpretation of cognitive dissonance phenomena. Psychological Review, 74, S. 183–200
- D. J. Bem (1972). Self-perception theory. In: L. Berkowitz (Hg.) Advances in experimental social psychology, 6, S. 1–62. New York: Academic Press