Selçuk Aydın

Selçuk Aydın (* 4. September 1983 in Akçaabat, Trabzon) ist ein ehemaliger türkischer Profiboxer. Er war unter anderem EBU-Europameister und Herausforderer um die WBC-Interimsweltmeisterschaft im Weltergewicht.

Selçuk Aydın Boxer
Daten
Geburtsname Selçuk Aydın
Geburtstag 4. September 1983
Geburtsort Akçaabat
Nationalität Turkei Türkisch
Kampfname(n) Turkish Warrior
Gewichtsklasse Weltergewicht
Stil Linksauslage
Größe 1,77 m
Reichweite 1,65 m
Kampfstatistik als Profiboxer
Kämpfe 32
Siege 29
K.-o.-Siege 22
Niederlagen 3
Medaillenspiegel
Europameisterschaften 0 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Mittelmeerspiele 0 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
EU-Meisterschaften 1 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Europameisterschaften
Silber 2004 Pula Leichtgewicht
Bronze 2002 Perm Leichtgewicht
Logo der Mittelmeerspiele Mittelmeerspiele
Silber 2005 Almería Leichtgewicht
EU-Meisterschaften
Silber 2006 Pécs Leichtgewicht
Silber 2004 Madrid Leichtgewicht
Gold 2003 Straßburg Leichtgewicht

Bei den Amateuren war er unter anderem EU-Meister 2003, sowie 2004 jeweils Vize-Europameister, World University Champion und Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele.

Amateurkarriere

Selçuk Aydın begann 1993 im Alter von zehn Jahren mit dem Boxsport und trainierte in der Boxabteilung von Trabzonspor bzw. Trabzon Belediyespor.[1][2]

Er gewann 1999 im Bantamgewicht die Kadetten-Europameisterschaft in Baku[3] und 2001 im Leichtgewicht die Junioren-Europameisterschaft in Sarajevo.[4] Bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2000 in Budapest gewann er eine Bronzemedaille im Federgewicht.[5]

Bei den Erwachsenen boxte er dann im Leichtgewicht. Nach dem Gewinn einer Bronzemedaille bei der Europameisterschaft 2002 in Perm[6], gewann er 2003 mit einem Finalsieg gegen Devis Boschiero die EU-Meisterschaft in Straßburg.[7] Bei der Weltmeisterschaft 2003 in Bangkok schied er im Achtelfinale aus.[8]

2004 gewann er die Silbermedaille bei der EU-Meisterschaft in Madrid[9], die Goldmedaille bei den World University Championships in Antalya[10] und erneut die Silbermedaille bei der Europameisterschaft in Pula; nach Siegen gegen Dejan Zlatičanin, Bagrat Awojan, Rövşən Hüseynov und Domenico Valentino, war er erst im Finale gegen Dimitar Schtiljanow unterlegen.[11] Gegen diesen verlor er dann auch in der Vorrunde bei den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen.[12]

2005 gewann er Silber bei den Mittelmeerspielen in Almería[13] und startete bei der Weltmeisterschaft in Mianyang, wo er erneut im Achtelfinale ausschied.[14]

2006 gewann er wieder Silber bei der EU-Meisterschaft in Pécs[15] und nahm an der Europameisterschaft in Plowdiw teil, wo er im Achtelfinalkampf nach drei Verwarnungen gegen Frankie Gavin disqualifiziert wurde.[16] Aufgrund eines Ausrasters im Ring wurde Aydın im Anschluss vom europäischen Boxverband für fünf Jahre gesperrt.[17]

Aydın gewann darüber hinaus 2002, 2003, 2005 und 2006 jeweils das international besetzte Ahmet Cömert Tournament in der Türkei.[18][19][20][21]

Profikarriere

Er begann seine Profikarriere 2006 in Deutschland und wurde den Großteil seiner Karriere vom Hamburger Boxstall Arena Box-Promotion von Ahmet Öner betreut. Trainiert wurde er unter anderem von Graciano Rocchigiani und Karsten Röwer.[22][23]

Er gewann bis 2012 jeden seiner 23 Kämpfe, davon 17 vorzeitig, was ihm anfangs den Spitznamen Mini-Tyson einbrachte.[24][25][26]

Am 26. April 2008 gewann er in Trabzon einstimmig gegen Lucky Lewele (Kampfbilanz: 25-4) und wurde dadurch WBC International Champion im Weltergewicht.[27] Den Titel verteidigte er im September 2008 durch KO in der zweiten Runde gegen Marat Tschussejew (17-3)[28], im März 2009 durch TKO in der ersten Runde gegen Luis Hernández (22-3)[29], im April 2009 durch geteilte Entscheidung nach Punkten gegen Said Ouali (25-2)[30] und im Juli 2009 durch KO in der neunten Runde gegen Jackson Bonsu (30-2).[31] Durch den Sieg gegen Bonsu wurde er zusätzlich EBU European Champion im Weltergewicht und Pflichtherausforderer des amtierenden WBC-Weltmeisters Andre Berto.[32]

Berto verteidigte seinen Titel jedoch stattdessen gegen die ehemaligen Weltmeister Juan Urango und Carlos Quintana, sowie Freddy Hernández.[33] Aydın schlug unterdessen im Juni 2010 den ebenfalls unbesiegten Ionuț Dan Ion (26-0) durch geteilte Entscheidung und wurde WBC Silver Champion im Weltergewicht[34], worauf die WBC Aydın als nächsten Gegner von Berto festsetzte. Dieser verlor den Gürtel jedoch im April 2011 an Victor Ortiz.[35][36]

Durch einen erneuten Sieg gegen Ionuț Dan Ion (29-1) im November 2011, welcher diesmal einstimmig erfolgt war, festigte Aydın seinen Platz als potentieller WBC-Herausforderer.[37] Ortiz war inzwischen von Floyd Mayweather Jr. entthront worden, welcher jedoch eine mehrmonatige Haftstrafe antreten musste. Um für diesen Zeitraum einen Interimsweltmeister zu führen, wurde ein Ausscheidungskampf zwischen Aydın und Robert Guerrero (29-1) ausverhandelt, welcher nach einer rund 15-monatigen Kampfpause ein Comeback gab.[38] Aydın war auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt; ungeschlagen, seit rund drei Jahren Nummer-1-Herausforderer der WBC und vom Ring Magazine bereits unter den Top 10 der Welt geführt, boxte er am 28. Juli 2012 im kalifornischen HP Pavilion von San José um die WBC Interim World Championship und damit als erster türkischer Boxer um einen WM-Titel bei den Profis, wenn auch nicht um einen regulären. Darüber hinaus wurden ihm gegen den längere Zeit inaktiven Guerrero, welcher in seinem letzten Kampf im zwei Klassen niedrigeren Leichtgewicht angetreten war, realistische Chancen eingeräumt.[39] In dem über die vollen zwölf Runden andauernden Kampf unterlag Aydın jedoch einstimmig nach Punkten und erlitt die erste Niederlage seiner Profikarriere.[40] Guerrero verteidigte seinen Titel im Anschluss noch gegen Andre Berto, ehe er im Mai 2013 beim Kampf um den regulären WBC-Titel gegen Mayweather unterlag.

Selçuk Aydın, immerhin noch als Nummer-3-Herausforderer der WBC geführt, verlor auch in seinem nächsten Kampf, am 26. Januar 2013 in Las Vegas, überraschend durch Mehrheitsentscheidung nach Punkten gegen Jesús Soto Karass (26-8)[41] und wechselte anschließend in das Halbweltergewicht, wo er bis Ende des Jahres noch gegen Giuseppe Lauri (53-11)[42], Aaron Herrera (25-2)[43] und DeMarcus Corley (39-20) siegte und dabei WBC Mediterranean Champion wurde.[44]

Am 17. Mai 2014 konnte er im The Forum von Inglewood zum Kampf um die Nummer-1-Position der WBC-Herausforderer im Halbweltergewicht antreten, verlor jedoch gegen den ungeschlagenen Wiktor Postol (25-0) durch KO in der elften Runde, nachdem er zuvor vom Ukrainer ausgeboxt worden war. Postol erhielt im Oktober 2015 einen WBC-Titelkampf gegen Lucas Matthysse und siegte dabei ebenfalls durch KO.[45]

Im Anschluss bestritt Aydın noch drei siegreiche Kämpfe, den letzten am 26. Februar 2016 in der Stadthalle Offenbach.[46]

Sonstiges

Selçuk Aydın ist als Sohn eines Beamten im Dorf Çamlıca des Landkreises Akçaabat in der Provinz Trabzon geboren. Er besuchte in Trabzon jeweils die Grundschule 24 Şubat Ortaokulu, die Mittelschule Cumhuriyet Ortaokulu und die Hochschule Fen Lisesi, ehe er ein Studium an der Sportabteilung der Karadeniz Teknik Üniversitesi abschloss.[47]

Nach seiner Wettkampfkarriere eröffnete er zusammen mit seinem Bruder, dem Boxtrainer Yalçın Aydın, den Fit Fight Club in Ortahisar (Trabzon).[48]

2021 bewarb er sich um die Präsidentschaft des Türkischen Boxverbandes[49], unterlag jedoch dem Amtsinhaber Eyüp Gözgeç.[50]

Einzelnachweise

  1. Milli Boksör Selçuk Aydın, hem maddi hem manevi Karslı boksörlerin yanında Kaynak: Milli Boksör Selçuk Aydın, hem maddi hem manevi Karslı boksörlerin yanında!
  2. ÖLÜMÜ HATIRLIYORUM
  3. European Cadet Championships 1999
  4. European Junior Championships 2001
  5. World Junior Championships 2000
  6. European Championships 2002
  7. European Union Championships 2003
  8. World Championships 2003
  9. European Union Championships 2004
  10. World University Championships 2004
  11. European Championships 2004
  12. Olympic Games 2004
  13. Mediterranean Games 2005
  14. World Championships 2005
  15. European Union Championships 2006
  16. European Championships 2006
  17. Rezalet
  18. Ahmet Comert Tournament 2002
  19. Ahmet Comert Tournament 2003
  20. Ahmet Comert Tournament 2005
  21. Ahmet Comert Tournament 2006
  22. Ahmet Öner: “Selcuk ist der erste Türke, der den Durchbruch in den USA schaffen kann”
  23. Rocky-Schützlinge Aydin und Hide siegen
  24. Mini-Tyson mit schnellem und eiskaltem Punch
  25. Selcuk Aydin startet Trainingslager in Miami: Der “Mini Tyson” trifft am 5. Juni auf Luiz Collazo
  26. Q & A with Selcuk “Mini Tyson” Aydin
  27. Selcuk Aydin Captures WBC International Title
  28. Aydin Stops Khuzeev
  29. Aydin Destroys Hernandez
  30. Aydin Wins A Split Decision Over Ouali
  31. Selcuk Aydin vs. Jackson Osei Bonsu
  32. Arena Boxing: Aydin KO’s Bonsu In 9 For European Title
  33. Aydin to Berto: “You are a coward! Don’t run away from me!”
  34. Selcuk Aydin vs. Ionut Dan Ion
  35. Selcuk Aydin: „Berto, hör auf von Pacquiao zu träumen und kämpf gegen mich“
  36. Aydin Wants Berto Fight: Will Andre Finally Fight Him?
  37. Selcuk Aydin vs. Ionut Dan Ion (2nd meeting)
  38. Robert Guerrero vs. Selcuk Aydin
  39. R. Guerrero: I'll Break A lot of Critics' Jaws With Aydin Win
  40. Robert Guerrero beats Selcuk Aydin
  41. Jesus Soto Karass beat Selcuk Aydin
  42. Vorprogramm Solis vs. Larsen: Aydin mit einstimmigem Punktsieg gegen Lauri
  43. ARENA-Kampfnacht in Cuxhaven: Solis stoppt Saglam in der 7. Runde
  44. Selcuk Aydin Forces DeMarcus Corley To Quit in Four
  45. Viktor Postol caps Marquez-Alvarado undercard with Selcuk Aydin KO
  46. Selçuk Aydın, Zilic'i 2,5 saniyede nakavt etti
  47. Selçuk Aydın ringlere dönüyor
  48. Kritik Maç Öncesi Selçuk Aydın'dan Tam Destek
  49. Selçuk Aydın, Boks Federasyonu başkanlığına aday
  50. Boks Federasyonu seçimleri sonuçlandı - Selçuk Aydın'ı kirli eller engelledi
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.