Seihkanne
Als Seihkanne werden verschiedene Kaffeekannen mit aufgesetztem Kaffeefilter bezeichnet. Seihen steht dabei für filtern oder sieben.
Französische Seihkanne
Eine Seihkanne ist eine spezielle Kaffeekanne mit einem aufgesetzten Behälter, in dem sich ein Kaffeefilter befindet. Nach dem Durchlaufen des Kaffees kann der obere Behälter entfernt und der Kaffee aus der unteren Kanne getrunken werden. Solche Seihkannen sind in Frankreich bereits 1795 belegt. Sie wurden aus Silber, Kupfer, Zinn, aber auch aus Ton und Porzellan hergestellt. Die Erfindung dieses Geräts wird dem nordfranzösischen Apotheker und Chemiker François Antoine Henri Descroizilles zugeschrieben, der es von einem Blechschmied in Rouen herstellen ließ.[1][2] Der Blechschmied soll nach Paris gegangen sein, wo seine metallene Seihkanne vom Bischof Jean-Baptiste de Belloy empfohlen wurde.[1][2] Die Kanne, die zunächst aus Zinn gefertigt wurde, dann aus Silber oder Porzellan, wurde dann ab 1800 in Paris unter dem Namen „cafetière du Belloy“ bekannt.[3] Aufgrund dieser im 19. Jahrhundert gebrauchten Namensgebung[3] wurde die Erfindung auch dem Bischof selbst zugeschrieben.[4]
Napoletaner
Der Napoletaner, eine Drehkanne, ist eine Variante der Seihkanne aus Metall. Dabei sind ein Topf zum Erhitzen des Wassers, ein Filter und eine Kaffeekanne so kombiniert, dass man das Gerät nach dem Erhitzen des Wassers einfach umdreht, wodurch das heiße Wasser durch den Filter in die Kanne läuft.
Karlsbader Kanne
Die Karlsbader Kanne, auch Karlsbader Kaffeemaschine, ist eine Sonderform der französischen Seihkanne. Sie ist aus weißem Porzellan gefertigt und verfügt über eine bauchige Form und einen doppelten Schlitzfilter aus glasiertem Porzellan. Diese Kannen wurden so populär, dass sie vielerorts zum Inbegriff einer Seihkanne wurden. Vor allem in den USA wurden Seihkannen unter dem Namen Karlsbader oder böhmische Kannen bekannt. Der Name Karlsbader Kanne geht auf den tschechischen Kurort Karlsbad zurück. In Österreich wurde die Karlsbader Kanne vor dem Ersten Weltkrieg in den Wiener Kaffeehäusern verwendet; mit solch einer Kanne zubereiteter Kaffee wurde Karlsbader genannt.
Melitta-Kaffeefiltriermaschinen
In den 1930er Jahren bot Melitta Seihkannen unter dem Namen Kaffeefiltriermaschine an. Sie bestanden aus einer Kanne mit Deckel und einem Filteraufsatz mit Wasserverteiler. Der Filter fasste genau so viel Wasser wie die passende Kanne und musste daher nur einmal mit kochendem Wasser gefüllt werden. Ein Nachgießen erübrigte sich, die Filtration erfolgte daher „automatisch“. Im Gegensatz zu den Karlsbader Kannen verwendeten die Apparate von Melitta allerdings Filterpapier.
Literatur
- Edward & Joan Bramah: Die Kaffeemaschine, Die Kulturgeschichte der Kaffeeküche. Blanckenstein, München 1989, ISBN 3-88059-826-6
- Ian Bersten: Coffee Floats, Tea Sinks, Through History and Technology to a Complete Understanding. TomTom, Roseville, Australia, 1993, ISBN 0-646-09180-8
Weblinks
Einzelnachweise
- Clément Duval: François Descroizilles, the Inventor of Volumetric Analysis. In: American Chemical Society ACS (Hrsg.): Journal of Chemical Education. Band 28, Nr. 10. ACS Publications, Oktober 1951, ISSN 0021-9584, S. 508–519, doi:10.1021/ed028p508.
- Jules-Adrien de Lérue: Notice sur Descroizilles (François-Antoine-Henri). chimiste, né à Dieppe, et sur les membres de sa famille. Hrsg.: C.-F. Lapierre Rouen. 1875, S. 14–16 (online bei Gallica Bibliothèque nationale de France): „une cafetière qu’il avait fait fabriquer par un petit ferblantier de Rouen“
- William Harrison Ukers: All About Coffee. The Tea and Coffee Trade Journal Company, New York 1922, Kapitel 34, The Evolution of Coffee Apparatus, S. 621–622 (archive.org): „De Belloy’s (or Du Belloy’s) coffee pot appeared in Paris about 1800. It was first made of tin; but later, of porcelain and silver“
- (33) 5. BELLOY, Jean-Baptist de (1709–1808) „he invented the filter“