Bregenzer Festspiele
Die Bregenzer Festspiele sind ein Opern-, Musik- und Theaterfestival, das jährlich im Juli und August in der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz in Österreich stattfindet.
Die größte Attraktion ist das Spiel auf dem See auf der weltweit größten Seebühne: meist eine Opernproduktion, immer gemeinsam mit den Wiener Symphonikern. Das Festival ist für die Schönheit der natürlichen Kulisse des Bodensees, überdimensionale Bühnenbilder, technische Kabinettstückchen und eine einzigartige Akustik bekannt, die durch die Technik des sog. Bregenzer Richtungshörens erreicht wird. Intendantin der Bregenzer Festspiele ist seit Jänner 2015 bis 2024 Elisabeth Sobotka. Als Kaufmännischer Direktor fungiert Michael Diem, als Künstlerischer Betriebsdirektor Michael Csar, als Dramaturg Florian Amort.[1]
Das Programm der Bregenzer Festspiele umfasste beispielsweise 2004 etwa 80 Veranstaltungen, die von über 215.000 Zuschauern besucht wurden.
2020 wurden die Festspiele aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt.[2] Stattdessen fanden die Bregenzer Festtage mit reduziertem Programm statt.[3] 2021 fanden die Bregenzer Festspiele wieder vom 21. Juli bis 22. August statt. Dabei wurde eine Auslastung von 98 Prozent der Sitze erreicht.[4] Die nächsten Bregenzer Festspiele finden vom 17. Juli bis 18. August 2024 statt.[5]
Spielstätten
Seebühne
Bei den ersten Festspielen 1946 (Dekorateur: Franz Palka, Hard) wurden als „Spiel auf dem See“ im Gondelhafen Mozarts „Bastien und Bastienne“ und seine als Ballett choreographierte „Kleine Nachtmusik“ aufgeführt. Nach einer Spende von Karl Deuring stand den Festspielen ab 1950 mit einer 6400 Personen fassenden Tribüne die größte Seebühne der Welt zur Verfügung, die 1979 durch Umbauten zunächst auf 4400 Plätze reduziert wurde, nach erneuten Erweiterungen mittlerweile aber sogar knapp 7000 Zuschauer fasst. Als Spiel auf dem See wurde jährlich eine große Produktion des Musiktheaters inszeniert, anfänglich meist Operetten, Singspiele oder Spielopern, seit den 1970er-Jahren vermehrt Opern des internationalen Repertoires und Musicals. Zwischen 1960 und 1977 wurde die Seebühne außerdem immer wieder für Ballettaufführungen genutzt. Seit 1985 werden die Inszenierungen auf der Seebühne jeweils zwei Jahre lang gespielt.
Im Frühjahr 2008 fanden auf der Seebühne auch Dreharbeiten für den James-Bond-Film Ein Quantum Trost statt, des Weiteren gastierte das ZDF während der Fußball-Europameisterschaft 2008 mit dem EM-Studio für die tägliche Berichterstattung auf der Seebühne.
Im August 2010 fand auf der Seebühne die Uraufführung des Filmes Der Atem des Himmels von Reinhold Bilgeri statt. Die Vorstellung war mit rund 7000 Zuschauern schon Wochen vorher ausverkauft.[6]
Festspielhaus
Am 17. Juli 1980 wurde in baulicher Verbindung zur Seebühne das 1977 bis 1980 errichtete Festspielhaus Bregenz mit bis zu 1765 Plätzen eröffnet. Das Festspielhaus dient während der Festspiele als Ausweichspielstätte bei schlechtem Wetter (für Aufführungen des Spiels auf dem See in szenisch reduzierter Form), als Spielstätte einer weiteren Opernproduktion und als Aufführungsstätte für Orchesterkonzerte.
2009 wurde es vom Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC) zu einem der besten Veranstaltungszentren Europas seiner Größe bestimmt und bekam die entsprechende Auszeichnung „Best Center 2009“.[7]
Theater am Kornmarkt
Für Schauspielaufführungen (meist Gastspiele bekannter Bühnen wie des Wiener Burgtheaters) wurde seit den 1950er-Jahren das Theater am Kornmarkt genutzt. In den 1990er-Jahren gastierte hier das Deutsche Theater Berlin mit Gastspielen und Schauspielern wie Ulrich Mühe oder Jörg Gudzuhn. Nach einer zweijährigen Pause fanden dort ab 2003 wieder Aufführungen statt, zuletzt von selten aufgeführten Operetten und Opern. 2007 stand das Schauspiel Gefährliche Liebschaften vom Theater in der Josefstadt (Wien) auf dem Spielplan.
In der Intendanz Elisabeth Sobotka (seit 2015) wird das Theater für Opernaufführungen mit vielversprechenden jungen Sängern genutzt. Von 2015 bis 2017 ist ein Zyklus der drei Da-Ponte-Opern von Mozart angesetzt. Es spielt das Symphonieorchester Vorarlberg, es dirigiert Hartmut Keil.
Werkstattbühne
Seit Herbst 1997 steht außerdem die fast 1000 m² große „Werkstattbühne“ zur Verfügung, in der vorwiegend zeitgenössisches Musiktheater und modernes Schauspiel dargeboten wird. Außerhalb der Festspiele wird die Werkstattbühne für Proben des Spiels auf dem See sowie für Popkonzerte und andere Veranstaltungen genutzt.
Weitere Spielstätten
Veranstaltungen der Festspiele finden auch im Kunsthaus Bregenz statt.
Früher nutzten die Festspiele außerdem die Bregenzer Stadthalle für Orchesterkonzerte, den Martinsplatz in der Bregenzer Oberstadt für Schauspiel-Open-Air-Aufführungen und das Theater Kosmos für Theatergastspiele.
Technik
Die Ausdehnung der Bühnen bedingt auch verschiedene neuartige technische Ausstattungen. Neben der speziellen Verstärkertechnik für das Bregenzer Richtungshören sind auch eine große Anzahl von Funkmikrofonen notwendig. 2010 kamen an die 30 Funkmikrofone zum Einsatz, mit denen man die Grenzen des aktuell Machbaren erreichte, da die Bandbreiten erst zuvor durch die Behörden wesentlich eingeschränkt worden waren.[8]
Im Juli 2021 wurde ein Vertrag über das Projekt Sanierung und Erweiterung im Festspielbezirk unterzeichnet. Die Baumaßnahmen des auf 60 Millionen budgetierten Projektes sollen bis zum Sommer 2024 dauern, der Spielbetrieb soll dabei weiterlaufen. Der Bund übernahm dabei 40 Prozent, das Land 35 und die Stadt Bregenz 25 Prozent der Kosten, die restlichen 5,5 Millionen Euro müssen die Festspiele selbst aufbringen. Neben der Sanierung des Festspielhauses und der Tribüne soll zusätzlich zur bestehenden Werkstattbühne ein Mehrzweckgebäude mit Werkstätten errichtet werden.[9]
Produktionen auf der Seebühne und im Festspielhaus
Intendanten
- 1946–1952/1954: Gremium der Bregenzer Festspielgemeinde[16] (unter anderem mit Kurt Kaiser)
- 1952/1954–1982: Ernst Bär
- 1983–2003: Alfred Wopmann
- 2004–2014: David Pountney
- 2015–2024: Elisabeth Sobotka[17]
- Ab 2025: Lilli Paasikivi[18]
Präsidenten
- 1963–1968: Walter Rhomberg[19]
- 1968–1981: Albert Fuchs
- 1981–2012: Günter Rhomberg
- seit 2012: Hans-Peter Metzler[20]
Auszeichnungen
- 2009: Kulturmarke des Jahres von der Agentur Causales in Berlin[21]
- 2014: International Opera Award, Uraufführung des Jahres (für André Tschaikowsky: The Merchant of Venice)
- 2015: International Opera Award als Festival of the Year[22]
Literatur
- Ernst Bär: Spiel auf dem See. Die Bregenzer Festspiele von der Gründung bis zur Gegenwart. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-05705-0.
- Annemarie Bösch-Niederer: Die Bregenzer Festspiele. In: Land Vorarlberg (Hrsg.): Vorarlberg Chronik.
- Dagmar Stecher-Konsalik (Hrsg.): Musik auf dem See – verzaubertes Bregenz. Hestia, Bayreuth 1986, ISBN 3-7770-0310-7.
- Andrea Meuli (Hrsg.): Die Bregenzer Festspiele. Residenz-Verlag, Salzburg/Wien 1995, ISBN 3-7017-0950-5.
- Wolfgang Willaschek (Hrsg.): Bühnenwelten. Werkstatt Bregenz. Ueberreuter, Wien 2003, ISBN 3-8000-3955-9.
Einzelnachweise
- Team | Bregenzer Festspiele. Abgerufen am 23. Januar 2023.
- Bregenzer Festspiele offiziell abgesagt. In: ORF.at. 15. Mai 2020, abgerufen am 15. Mai 2020.
- Jörn Florian Fuchs: Uraufführung: Wimmelbild der Opernfiguren. In: Wiener Zeitung. 21. August 2020, abgerufen am 21. August 2020.
- Festspielzeit, Das Magazin der Bregenzer Festspiele Ausgabe 1, Seite 5
- Bregenzer Festspiele. Abgerufen am 22. November 2023.
- 7000 bei Filmpremiere von „Der Atem des Himmels“. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Salzburger Nachrichten, 25. August 2010
- Festspielhaus Bregenz erhielt europäische Auszeichnung. Artikel auf derStandard.at vom 20. April 2009, abgerufen am 27. November 2015.
- Digitale Dividende: Für Funkmikros wird es eng. ORF, 26. Juli 2010; abgerufen am 26. Juli 2010
- Renovierung des Festspielhauses fixiert. In: vorarlberg.orf.at. 20. Juli 2021, abgerufen am 21. Juli 2021.
- „Madama Butterfly“ 2021 auf dem See (7. Juni 2018)
- Rigoletto | Bregenzer Festspiele. Archiviert vom am 4. September 2021; abgerufen am 2. Januar 2024.
- Giuseppe Verdis »Rigoletto«. Abgerufen am 4. September 2021 (deutsch).
- 2020 wurden die Festspiele aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt.
- Bregenzer Festspiele: Sobotka startet 2015 mit „Turandot“. Artikel auf derStandard.at vom 2. Dezember 2013, abgerufen am 27. November 2015.
- Bregenzer Festspiele: Pressefoyer (Memento vom 22. Juli 2013 im Internet Archive).
- Bregenzer Festspiele: Leitung erstmals in weiblicher Hand. vol.at, 17. Juli 2012; abgerufen am 14. Juli 2015.
- Festspielintendantin wechselt 2024 nach Berlin. In: ORF.at. 12. Mai 2022, abgerufen am 12. Mai 2022.
- lindacarugati: Entscheidung gefallen: Lilli Paasikivi wird Festspiel-Intendantin in Bregenz. 14. Dezember 2022, abgerufen am 14. Dezember 2022.
- Georg Demcisin / ABN: Bregenzer Festspiele. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
- Hans-Peter Metzler wird neuer Festspielpräsident. Artikel auf derStandard.at vom 25. November 2011, abgerufen am 18. Juli 2015.
- Kulturmarken-Award: Rückblick 2006–2015, Website von kulturmarken.de, abgerufen am 27. November 2015.
- Bregenzer Festspiele sind Festival of the Year. Artikel auf orf.at vom 26. April 2015, abgerufen am 27. April 2015.