Sclerocephalus

Sclerocephalus ist eine Gattung der Temnospondylen, die im Oberkarbon und Unterperm von Mitteleuropa gefunden wurde.[1] Die Typusart, Sclerocephalus haeuseri, ist durch mehrere hundert Schädel- und Skelettreste aus dem Saar-Nahe-Becken bekannt.[2] An mehreren Orten fanden sich neben ausgewachsenen Exemplaren auch Fossilien von Jungtieren (z. T. Larven mit äußeren Kiemen), so dass sich die Ontogenese beschreiben ließ.[3]

Sclerocephalus

Erwachsenes Exemplar von Sclerocephalus haeuseri aus Jeckenbach (Pfalz) im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart

Zeitliches Auftreten
Gzhelium bis Asselium (Oberkarbon und Unterperm)
303,7 bis 295,5 Mio. Jahre
Fundorte
  • Rheinland-Pfalz (Heimkirchen, Ohmbach, Jeckenbach, Odernheim, Rehborn, Niederkirchen, St. Wendel)
  • Thüringen (Friedrichroda)
Systematik
Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Temnospondyli
Eryopiformes
Stereospondylomorpha
Sclerocephalus
Wissenschaftlicher Name
Sclerocephalus
Goldfuß, 1847
Arten
  • Sclerocephalus haeuseri
  • Sclerocephalus bavaricus
  • Sclerocephalus jogischneideri
  • Sclerocephalus nobilis

Beschreibung

Sclerocephalus erreichte eine Länge von 1,5 bis 1,8 m und hatte einen langgestreckten Körper, der an heutige Riesensalamander erinnert.[1] Der gesamte Körper war mit Osteodermen bedeckt.[4] Der massige Schädel war abgeflacht und hatte eine verlängerte Schnauze. Kieferrand und Gaumen waren mit unregelmäßig angeordneten, leicht gekrümmten Zähnen besetzt. Die Schädeloberseite trug eine kräftige Skulptur aus netzartigen Leisten. Eindrücke von Seitenlinien finden sich v. a. bei Jungtieren.[5] Damit ähnelte Sclerocephalus. der nordamerikanischen Gattung Eryops, doch war er etwas leichter gebaut und erreichte nicht dessen Ausmaße.[6]

Lebensweise

Sclerocephalus lebte in Seen verschiedener Größe, die von wenigen hundert Metern bis über 80 km Durchmesser reichten.[7] Erwachsene erbeuteten Fische (Paramblypterus, Aeduella), was durch Mageninhalte sicher belegt ist.[8] In größeren Gewässern blieben die Tiere zeitlebens im Wasser, während kleinere Seen anscheinend verlassen wurden.[9]

Historisches

Sclerocephalus ist eine der historisch ältesten beschriebenen Gattungen paläozoischer Landwirbeltiere (Tetrapoden). Er wurde 1847 durch den deutschen Paläontologen August Goldfuß zunächst als Fisch beschrieben.[10] Die Typuslokalität ist der Pfarrwald bei Heimkirchen (Pfalz), doch wurden die reichsten und besterhaltenen Funde bei Jeckenbach und Odernheim gemacht.[11]

Literatur

  • Ludwig Ammon: Die permischen Amphibien der Rheinpfalz. Straub, München 1889.
  • Werner Branco: Weissia bavarica g. n. sp. n., ein neuer Stegocephale aus dem unteren Rotliegenden. In: Jahrbuch der königlich-preussischen geologischen Landes-Anstalt und Bergakademie Berlin. 1887, S. 22–39.
  • Ferdinand Broili: Über Sclerocephalus Häuseri Goldfuss. In: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1926, S. 199–222.
  • Jürgen Boy: Über einige Vertreter der Eryopoidea (Amphibia: Temnospondyli) aus dem europäischen Rotliegend (? höchstes Karbon – Perm). 1. Sclerocephalus. In: Paläontologische Zeitschrift. 62, 1988, S. 107–132.
  • Rainer Schoch, Florian Witzmann: Osteology and relationships of the temnospondyl Sclerocephalus. In: Zoological Journal of the Linnean Society London. 157, 2009, S. 135–168.

Einzelnachweise

  1. R. R. Schoch, F. Witzmann: Osteology and relationships of the temnospondyl Sclerocephalus. In: Zoological Journal of the Linnean Society London. 157, 2009, S. 135–168.
  2. Boy JA: Über einige Vertreter der Eryopoidea (Amphibia: Temnospondyli) aus dem europäischen Rotliegend (? höchstes Karbon – Perm). 1. Sclerocephalus. In: Paläontologische Zeitschrift. 62, 1988, S. 107–132.
  3. R. R. Schoch: The early larval ontogeny of the Permo-Carboniferous temnospondyl Sclerocephalus. In: Palaeontology. 46, 2003, S. 1055–1072.
  4. F. Witzmann: The evolution of the scalation pattern in temnospondyl amphibians. In: Zoological Journal of the Linnean Society London. 150, 2007, S. 815–834.
  5. J. A. Boy: Über einige Vertreter der Eryopoidea (Amphibia: Temnospondyli) aus dem europäischen Rotliegend (? höchstes Karbon – Perm). 1. Sclerocephalus. In: Paläontologische Zeitschrift. 62, 1988, S. 107–132.
  6. R. R. Schoch, A. R. Milner: Temnospondyli. In: H. D. Sues (Hrsg.): Encyclopedia of Paleoherpetology. Band 3A2, Pfeil, München 2014.
  7. J. A. Boy, H-D. Sues: Branchiosaurs: larvae, metamorphosis and heterochrony in temnospondyls and seymouriamorphs. In: H. Heatwole, R. L. Carroll (Hrsg.): Amphibian Biology 4: Palaeontology. Surrey Beatty, Chipping Norton 2000, S. 1150–1197.
  8. J. A. Boy: Möglichkeiten und Grenzen einer ÖkosystemRekonstruktion am Beispiel des spätpaläozoischen lakustrinen Paläo-Ökosystems. 1. Theoretische und methodische Grundlagen. In: Paläontologische Zeitschrift. 72, 1998, S. 207–240.
  9. R. R. Schoch: Developmental evolution as a response to diverse lake habitats in Paleozoic amphibians. In: Evolution. 63, 2009, S. 2738–2749.
  10. A. Goldfuss: Beiträge zur vorweltlichen Fauna des Steinkohlengebirges. Naturhistorischer Verein der Preussischen Rheinlande, Bonn 1847.
  11. J. A. Boy: Als die Saurier noch klein waren: Tetrapoden im Permokarbon. In: T. Schindler, U. Heidtke (Hrsg.): Kohlesümpfe, Seen und Halbwüsten. Pollichia Sonderveröffentlichung, vol. 10. Pollichia, Bad Dürkheim 2007, S. 258–286.
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