Schwepnitz
Schwepnitz (obersorbisch Sepicy) ist eine Gemeinde in der Westlausitz im Norden von Sachsen, etwa 12 Kilometer nordwestlich von der Stadt Kamenz und rund 35 Kilometer nordöstlich von Dresden entfernt. Sie liegt zwischen Königsbrück und Bernsdorf am Wasserstrich. Westlich von Schwepnitz befindet sich die Königsbrücker Heide mit dem ehemaligen Truppenübungsplatz Königsbrück.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 20′ N, 13° 58′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Bautzen | |
Höhe: | 147 m ü. NHN | |
Fläche: | 56,03 km2 | |
Einwohner: | 2461 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 44 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 01936 | |
Vorwahl: | 035797 | |
Kfz-Kennzeichen: | BZ, BIW, HY, KM | |
Gemeindeschlüssel: | 14 6 25 550 | |
Gemeindegliederung: | 5 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Dresdner Str. 4 01936 Schwepnitz | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Elke Röthig (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Schwepnitz im Landkreis Bautzen | ||
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Schwepnitz besteht aus folgenden Ortsteilen:
- Bulleritz (Bólericy), 308 Einwohner
- Cosel (Kózły), 159 Einwohner
- Grüngräbchen (Zelena Hrabowka), 382 Einwohner
- Schwepnitz (Sepicy), 1596 Einwohner
- Zeisholz (Ćisow), 137 Einwohner[2]
Geschichte
Der Ortsname leitet sich vom altsorbischen Svepeťnica (von altsorbisch: svepet „Bienenstock“) für einen Bach ab, der durch einen Wald mit Bienenstöcken fließt,[3] und stammt vermutlich aus der zweiten Besiedlungsperiode durch die Slawen. Der erste schriftliche Nachweis stammt jedoch erst von 1343.
Das abgeschiedene Heidedorf gehörte zunächst zur Herrschaft Kamenz und seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zur Standesherrschaft Königsbrück. Bis ins 17. Jahrhundert wurde in Schwepnitz Sorbisch gesprochen und in der dortigen Kirche auch gepredigt, bis Ende des Jahrhunderts war die Sprache jedoch aus dem dortigen Alltag verschwunden.[4]
Seit der Gründung einer Glashütte durch die Bernsdorfer Glasmacherfamilie Klahn im Jahre 1865 entwickelte sich der Ort zu einer Industriegemeinde. Mit der Klosterhütte entstand 1932 eine zweite Glasfabrik. Im Zweiten Weltkrieg erlitt Schwepnitz starke Zerstörungen. Die Glasfabriken wurden in der DDR enteignet und 1972 im VEB Sachsenglas Schwepnitz zusammengeführt. Hier wurden ab 1980 bis 1990 die durch ein patentiertes Ionenaustauschverfahren[5] verfestigten „Superfest“-Trinkgläser für die Gastronomie hergestellt. Im Jahr 2000 endete die Glasproduktion in Schwepnitz.
Politik
Gemeinderat
Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 12 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
- Erste Freie Wählervereinigung Schwepnitz (EFWV): 10 Sitze
- Wählervereinigung Grüngräbchen (WV Gr): 1 Sitz
- AfD: 1 Sitz
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Im Ortsteil Grüngräbchen gibt es eine öffentlich zugängliche mehrere Hektar große Rhododendron-Gärtnerei, die von den Nachkommen der sächsischen Gärtnerdynastie Seidel betrieben wird. Zur Blütezeit ist sie wegen ihrer Größe (mehrere tausend Rhododendronsträucher verschiedensten Alters) und Vielfalt der Blütenfarben ein Besuchermagnet.
- Schwepnitz hält einen für die Region nordöstlich von Dresden bedeutenden Weihnachtsmarkt ab.
Die Kulturdenkmale sind in der Liste der Kulturdenkmale in Schwepnitz aufgeführt.
Naturschutz
Bildung
Die Gemeinde Schwepnitz verfügt über eine Grundschule und seit 2007 über eine Freie Mittel- bzw. Oberschule, nachdem die staatliche Mittelschule Schwepnitz geschlossen wurde. Im Jahr 2017 kam ein berufliches Gymnasium im Profil Gesundheit und Sozialwesen als Erweiterung hinzu.
Wirtschaft und Infrastruktur
Im westlichen Bereich der Gemeinde ist ein Industriegebiet mit einer Fläche von 35 ha ausgewiesen, in dem verschiedene Firmen der Bau-Chemieprodukten- und Kartonherstellung einen Produktionsstandort betreiben, darunter die Firma Paul Bauder.
Verkehr
Schwepnitz befindet sich an der Bundesstraße 97 und ca. 20 km von den Autobahnanschlussstellen der A4 (Hermsdorf, Ottendorf-Okrilla) und der A13 (Ruhland, Thiendorf) entfernt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind Dresden, Hoyerswerda und Kamenz gut zu erreichen.
Zwischen 1899 und 1998 bestand eine Bahnstrecke als Normalspur, diese wurde 2001 stillgelegt und zwischen 2004 und 2005 zurückgebaut.
Persönlichkeiten
- Johann Gottlieb von Wolff (1756–1817), kurfürstlich-sächsischer Leutnant und Kammerjunker, Landrat und Gutsbesitzer in Livland. Kaufte 1802 das Rittergut Grüngräbchen, ließ ein Herrenhaus erbauen und lebte ab 1804 dort dauerhaft.
- Gerhard Heinrich Jacobjan Stöckhardt (1772–1830), lutherischer Geistlicher, Philologe
- Eduard Leonhardi (1828–1905), Kunstmaler, ab 1875 als Besitzer der Glashütte Schwepnitz auch Fabrikant
- Emil Weber (1859–1928), Landesgeologe[8], Chemiker[9], Ziegeleibesitzer, entwickelte Patente für die Glas- und Tonindustrie[10]
- T. J. Rudolf Seidel (1861–1918), Gärtner u. Pflanzenzüchter, Begründer des weltweit angesehenen Gartenbaubetriebs T.J. Rud. Seidel in Grüngräbchen
- Richard Tischer (1870–1940), Schulleiter und Oberlehrer der Elementarschule mit Fortbildungsschule[11] sowie Kantor und Organist der Kirchengemeinde in Schwepnitz, Heimatkundler[12]
- Erich Stange (1888–1972), evangelischer Theologe, Reichswart der Evangelischen Jungmännerbünde und einer der Begründer der Telefonseelsorge in Deutschland
- Harald Karas (1927–2015), deutscher Journalist, 1952–1991 Nachrichtensprecher sowie Rundfunk- und Fernsehmoderator in West-Berlin
- Dietmar Hommel (* 1936), Kunstmaler,[13][14] Philosoph
- Peter Fiedler (* 1937 in Schwepnitz), Glasgestalter
- Rainer Frenzel (* 1941), Arzt, Heimatforscher
- Jutta Fiedler (* 1943), deutsche Politikerin der Linkspartei
- Thomas Rentsch (1954–2022), deutscher Philosoph
Literatur
- Heinrich Jakobus Karl Fröhlich Die Parochie Schwepnitz. In: Neue Sächsische Kirchengalerie: Diöcesen Bautzen und Kamenz, Arwed Strauch, Leipzig ca. 1905, [Teil II: Die Diöcese Kamenz], Sp. 329-348
- Cornelius Gurlitt: Schwepnitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 35. Heft: Amtshauptmannschaft Kamenz (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1912, S. 321.
- Richard Tischer, Aus der Geschichte von Schwepnitz. In: 1877 - 1927 Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Turnvereins von 1877 Schwepnitz e.V.D.T., herausgegeben vom Presseausschuß 1927, Seite 6–15
- Richard Tischer, Aus der alten Geschichte von Schwepnitz,. In: Unsere Heimat: Beiträge zu ihrer Geschichte und Forschung (Kamenz) Bd. 7 (1930) Seite 36-39
- 650-Jahrfeier der Gemeinde Schwepnitz i. Sa. 1343 - 1993, hrsg. anlässlich der Festwoche 27. Mai – 1. Juni 1993, Gemeindeverwaltung Schwepnitz
Einzelnachweise
- Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
- Stand: 15. Dezember 2012; Angaben des Einwohnermeldeamtes Königsbrück
- Ernst Eichler (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Band II: M–Z. Akademie-Verlag, Berlin 2001, S. 396
- Vgl. Friedrich Pollack: Kirche – Sprache – Nation. Domowina-Verlag, Bautzen 2018, S. 190
- Dietrich Mauerhoff: „Superfest“ – eine Geschichte über chemisch verfestigtes Wirtschaftsglas. In: VDG-Nachrichten. Verband Deutscher Glasbläser, April 2013, abgerufen am 20. Februar 2023.
- Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019
- Bürgermeisterwahlen im Jahr 2015. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 20. Februar 2023.
- Emil Bernhard Weber, Studien über Schwarzwälder Gneisse, Inaugural-Dissertation Universität Leipzig, 1883; als Buch veröffentlicht: A. Hölder, Wien 1883; Reprint: Forgotten Books, London 2018, ISBN 978-1-391-05981-5
- Rainer Frenzel, Der Landesgeologe und Chemiker Dr. Emil Weber, Beiträge zur Heimatkunde der Westlausitz, Heft 4/1992, S. 35–41
- Verfahren aus plastischen Tonen durch Zusatz von Soda, Natronlauge, Ammoniak, Pottasche, Wasserglas, Melasse, Seife u. dgl. gußfähige Masse herzustellen, Deutsches Patent Nr. DE159193, Zusatz zum Patente Nr. DE158496, Kaiserliches Patentamt Berlin, angemeldet 12. Juli 1903, ausgegeben 10. März 1905.
- Handbuch der Schul-Statistik für das Königreich Sachsen, Band N.F. 19 (1903) Seite 581 sowie Band N.F. 22 (1913) Seite 537, Rammingsche Buchdruckerei und Verlag, Dresden; siehe auch: 650 Jahre Schwepnitz i. Sa., Festwoche 1993, Gemeindeverwaltung Schwepnitz, 1993, Seite 19
- R. Tischer (Berichterstatter), Umfrage des NSLB Sachsen zu Einstellungen, Sitten und Gebräuchen in der Bevölkerung bezüglich Heirat, Geburt, Tod, Aberglauben/Geister, Wahrsagen, Besprechen u.ä., Schwepnitz ca. 1933, handschriftlich ausgefüllter Original-Fragebogen in: Archiv Dr. R. Frenzel, Pulsnitz; R. Tischer u. a., Brauchtum um Geburt und Taufe Kreis Kamenz 1934, Frühlings-Brauchtum Kreis Kamenz 1935, Weihnachtsbrauchtum Kreis Kamenz 1936, unveröffentlichte Erhebungen im Rahmen der Volkskundlichen Landesaufnahme, z. T. mit späteren Nachträgen, Landesstelle für Volksforschung und Volkstumspflege in Sachsen, vorhanden und ausleihbar: Sorbische Zentralbibliothek, Bautzen; siehe auch: Rainer Frenzel, ...damit der Tod nicht ins Dorf komme. In: Oberlausitzer Hausbuch 2001, Lusatia Verlag, Bautzen 2000, Seite 165–166
- Dietmar Hommel, Schwepnitz: Aquarelle, Pastelle; Ausstellung im Kreiskulturhaus Bischofswerda vom 15.1. - 28.2.1978, Ausstellungskatalog, Bischofswerda 1978. Anne Kaiser/Gert Claussnitzer Dietmar Hommel, Jahreszeiten: Wachspastelle und Zeichnungen 1980-1982; Ausstellung im Stadt- und Kreismuseum Zittau, April-Mai 1983, Ausstellungskatalog, Stadtmuseum Zittau 1983
- Martin Schmidt Der Maler Dietmar Hommel, Ernst-Rietschel-Kulturring, Pulsnitz 2008. Sören Fischer Dietmar Hommel - Kulturkreise: Ausstellungskatalog, zugleich Bestandsverzeichnis der Arbeiten Dietmar Hommels in den Städtischen Sammlungen Kamenz, Kamenz 2016 ( = Kleine Schriften der Städtischen Sammlungen Kamenz; Bd. 5)
Weblinks
- Offizielle Homepage
- Homepage des Ortsteils Bulleritz
- Schwepnitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen