Schwedischer Schachcomputerverein

Der Schwedische Schachcomputerverein (schwedisch: Svenska schackdatorföreningen, Abkürzung: SSDF) ist eine unabhängige nichtkommerzielle Vereinigung, die sich mit Computerschach und Software im Zusammenhang mit Schach befasst. Er wurde im August 1984 gegründet.[1] Ziel des Vereins ist, die Spielstärke von Computerschachprogrammen vergleichend zu ermitteln. Dazu werden von vielen Freiwilligen Schachpartien zwischen verschiedenen Schachprogrammen auf Computern durchgeführt und auf Basis der Resultate Elo-Zahlen ermittelt. Als Bedenkzeit gelten generell die im Turnierschach üblichen 120 Minuten für die ersten 40 Züge.

Schwedischer Schachcomputerverein
(SSDF)
Gründung 1984
Schwerpunkt Computerschach
Aktionsraum Schweden Schweden
Vorsitz Lars Sandin
Website ssdf.bosjo.net

SSDF-Rangliste

Die so ermittelte Rangliste (SSDF-Liste) spiegelt die relative Spielstärke der Programme wider und wird in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht. Koordinator und Ansprechpartner ist Lars Sandin. Die SSDF-Rangliste stellt eine gängige Weltrangliste für die Spielstärke von Schachcomputern und Computerschachprogrammen dar. Deutschen Lesern wurde sie vor allem durch die Fachzeitschrift Computerschach und Spiele (CSS) bekannt, in der sie seit 1986 in jeweils aktueller Fassung immer wieder veröffentlicht wurde.

Außer der Übersichtsliste (siehe Weblinks), die das „Rating“ (deutsch: die Leistung) der besten zehn Programme als Elo-Zahl anzeigt, existiert auch eine ausführlichere Tabelle (engl.: Full list), die deutlich mehr Programme auflistet und weitere statistische Informationen liefert. Dazu gehört zunächst die Angabe der Unsicherheit (Toleranz), des möglichen Schwankungsbereichs der Elo-Angabe (beispielsweise +34 und −32 Elo-Punkte), wobei diese Grenzen den Bereich der doppelten Standardabweichung (2-σ-Bereich) beschreiben, womit sich ein Vertrauensbereich von etwas mehr als 95 Prozent ergibt. Ferner wird für jedes Programm die Anzahl der absolvierten Partien (engl.: Games), der Prozentsatz der Gewinnpartien (engl.: Won) und der Durchschnitt der Elo-Zahlen der Gegner (engl.: Average opponents) angegeben. Ferner gibt es noch die „Langversion“ der SSDF-Liste, die als ASCII-Textdatei zum Herunterladen angeboten wird und die hunderte aktuelle und historische Programme aufführt (siehe Weblinks).

Nachdem 2015 das Programm Stockfish (Version Stockfish 6 MP x64 2GB Q6600 2,4 GHz) mit einer Elo-Zahl von 3334 an der Spitze lag, und es 2016 durch Komodo (Version 9.1 MP x64 2GB Q6600 2,4 GHz) mit einer Elo-Zahl von 3361 Punkten abgelöst wurde, führt aktuell (Februar 2018) wieder Stockfish (8 MP x64 16GB 1800X 3,6 GHz) nun mit 3436 Punkten die Liste an.[2]

Historische Spitzenreiter

Die folgende Liste illustriert die Steigerung der Spielstärke der künstlichen Intelligenz im Schach seit dem Jahr 1984 anhand der Elo-Besten der SSDF-Rangliste zum jeweiligen Jahresanfang. Zu beachten ist, dass die Referenz dieser Liste, also der absolute Maßstab für die Spielstärke, über die Jahre nicht konstant blieb. Dies liegt an dem schwierigen Vergleich zwischen der Spielstärke von Computern und der Spielstärke menschlicher Schachspieler, da Computer nur selten unter offiziellen Turnierbedingungen gegen Menschen antreten. „Umgekehrt, da Menschen nur selten unter offiziellen Turnierbedingungen gegen die Computer antreten“, würden die Schachcomputer sagen, wenn sie sprechen könnten. Tatsächlich äußerten sich Schachprogrammierer, die Entwickler der Schachcomputerprogramme, entsprechend. Sie bedauerten damit, dass ihre Schachprogramme nur selten zu offiziellen (Menschen-)Turnieren zugelassen wurden. Man könnte auch sagen, dass menschliche Schachspieler immer seltener den Mut aufbrachten, in offiziellen Turnieren gegen Schachcomputer anzutreten. So war die Skalierung der maschinellen Spielstärke anhand der menschlichen nur lückenhaft möglich. Inzwischen hat sich dies aber praktisch erledigt und der Wunsch, die Spielstärke von Schachcomputern anhand von Menschen zu messen, ist obsolet geworden. Grund ist, dass die maschinelle Spielstärke der menschlichen inzwischen weit überlegen ist. Mit anderen Worten: Kein Mensch kann der künstlichen Schach-Intelligenz das Wasser reichen. Es wäre wie ein Wettkampf im Gewichtheben gegen einen Gabelstapler. Selbst den besten menschlichen Schachspielern, wie dem Schachweltmeister, werden Elo-Zahlen von kleiner als 2900 zugeordnet, während die stärksten Schachcomputerprogramme Werte jenseits der 3500 aufweisen.

Im Versuch, die Vergleichbarkeit der Spielstärke dennoch möglichst gut zu erzielen, wurde die Bewertungszahl immer wieder neu angepasst und die Liste „renormiert“. Details zur Renormierung können im unten angegebenen Beleg „PLY/SSDF – the story“[1] nachgelesen werden. Aus einer solchen Renormierung resultiert beispielsweise auch der vermeintliche Abfall der Spielstärke des Spitzenreiters im Jahr 1991. Die ermittelten Zahlen sind daher nicht ohne weiteres miteinander vergleichbar. Auch können sie nicht unmittelbar mit denen menschlicher Schachspieler gleichgesetzt werden, da sie ausschließlich durch Partien zwischen Computern ermittelt wurden.

JahrRatingProgrammHardwareTakt
19841822Fidelity Prestige4 MHz
19851917Elegance3,68 MHz
19862066Mephisto Amsterdam6800012 MHz
19872083Mephisto Dallas6800012 MHz
19882125Mephisto Roma6802014 MHz
19892136Mephisto Almeria6802012 MHz
19902332Mephisto Portoroz6803036 MHz
19912246Mephisto Lyon6803036 MHz
19922274Mephisto Vancouver6803036 MHz
19932402Chess Machine The King 2.030 MHz aggr
19942346Mephisto Genius 2.048650–66 MHz
19952440Mephisto Genius 3.0Pentium90 MHz
19962440M-Chess Pro 5.0Pentium90 MHz
19972462Rebel 8.0Pentium90 MHz
19982589Fritz 5.0Pentium200 MHz MMX
19992576Hiarcs 7.064 MB Pentium200 MHz MMX
20002630Junior 6.0128 MB K6-2450 MHz
20012709Chess Tiger 14.0 CB256 MB Athlon1200 MHz
20022759Deep Fritz 7.0256 MB Athlon1200 MHz
20032791Shredder 7.04 UCI256 MB Athlon1200 MHz
20042800Shredder 8.0 CB256 MB Athlon1200 MHz
20052808Shredder 9.0 UCI256 MB Athlon1200 MHz
20062902Rybka 1.2256 MB Athlon1200 MHz
20072935Rybka 2.3.1 Arena256 MB Athlon1200 MHz
20083238Deep Rybka 32 GB Q66002,4 GHz
20093232Deep Rybka 32 GB Q66002,4 GHz
20103213Deep Rybka 32 GB Q66002,4 GHz
20113216Deep Rybka 42 GB Q66002,4 GHz
20123221Deep Rybka 42 GB Q66002,4 GHz
20133259Komodo 5.1MP x64 2 GB Q66002,4 GHz
20143295Komodo 7MP x64 2 GB Q66002,4 GHz
20153334Stockfish 6MP x64 2 GB Q66002,4 GHz
20163366Komodo 9.1MP x64 2 GB Q66002,4 GHz
20173406Komodo 11.01MP x64 16 GB 1800X3,6 GHz
20183436Stockfish 8MP x64 16 GB 1800X3,6 GHz
20193529Stockfish 10MP x64 16 GB 1800X3,6 GHz
20203558Stockfish 11x64 1800X3,6 GHz

Stand: 11. Juli 2020

Literatur

  • Göran Grottling: Wie gut sind Schachcomputer? Computerschach und Spiele, Heft 3/1987, S. 30f.
  • Dieter Steinwender, Frederic Friedel: Schach am PC. Markt & Technik, Buch- und Software-Verlag GmbH, Haar bei München, 1995, S. 227 ff. ISBN 3-87791-522-1.

Einzelnachweise

  1. PLY/SSDF – the story (Memento des Originals vom 3. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/privat.bahnhof.se (englisch). Abgerufen: 5. Januar 2013.
  2. Schachcomputer-Rangliste der SSDF (englisch). Abgerufen: 2. Februar 2018
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