Schwabacher

Die Schwabacher, auch Schwabacher Schrift oder Alte Schwabacher Schrift, ist eine Schrift aus der Gruppe der gebrochenen Schriften. Sie entstand im 15. Jahrhundert und ist derber, offener und breitlaufender als die gotische Textura. Die Schwabacher war etwa von 1480 bis 1530 die vorherrschende Schrift für deutschsprachige Drucke.[1] Sie wurde dann von der Fraktur weitgehend verdrängt, blieb aber bis ins 20. Jahrhundert populär.

Name

Die Herkunft des Namens „Schwabacher“ ist umstritten. Zur Entstehungszeit gab es im fränkischen Schwabach keine Druckerei. Es ist auch kein Schriftschneider dieses Namens bekannt. Vermutlich ist der Name auf die vom Konvent zu Schwabach 1529 beschlossenen Schwabacher Artikel zurückzuführen, die 1530 Eingang in die Confessio Augustana der Protestanten fanden. „Schwabacher“ wäre also eine Verkürzung für „Schrift der Schwabacher Artikel“.

Verwendung

Normalschrifterlass Martin Bormanns vom 3. Januar 1941, der die gotische Schrift als Schwabacher Judenlettern bezeichnet.

Die Schwabacher Schrift wurde vermutlich zuerst von Johann Bämler in einem Augsburger Wiegendruck vom Jahre 1472 verwendet. Seit 1485 wurde sie in Nürnberg benutzt. Anton Koberger benutzte sie dort um das Jahr 1490 für die Schedelsche Weltchronik und Albrecht Dürer 1498 für die Dürersche Apokalypse.

Während die lateinischen Gutenberg-Bibeln in der traditionellen Textura gesetzt waren, wurden für viele Ausgaben der Lutherbibel (1522) und auch deren Nachdrucke die Schwabacher verwendet, so dass diese Schrift im deutschsprachigen Raum über Jahrhunderte vertraut war.

Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden deutschsprachige Texte hauptsächlich in Fraktur gedruckt. In Frakturtexten wurde die Schwabacher bis ins 20. Jahrhundert gerne zur Schriftauszeichnung verwendet. Diese Form der Auszeichnung war derart gebräuchlich, dass selbst das Hervorheben in der Handschrift (etwa durch Unterstreichen) mit dem Verb „schwabachern“ belegt wurde.[2]

1941 verboten die Nationalsozialisten die Verwendung gebrochener Schriften durch Behörden und im Schulunterricht. Die Schwabacher Schrift und andere in Deutschland häufig verwandte gebrochene Schriften wurden im Normalschrifterlass als „Schwabacher Judenlettern“ bezeichnet. Aus der Entwicklungsgeschichte der Schwabacher Schrift lässt sich diese Bezeichnung nicht erklären; vielmehr dürfte auf dem Höhepunkt des nationalsozialistischen Eroberungskrieges die internationale Verwendbarkeit der nunmehr angeordneten Antiqua eines der Motive dieser Entscheidung gewesen sein.[3] In der Stadt Schwabach selbst rief diese Bezeichnung Unverständnis hervor.

Merkmale

Die Schwabacher im Vergleich zu anderen gebrochenen Schriften

Die Schwabacher zeichnet sich durch eine im Vergleich zur Fraktur oder Textura starke Rundung (Formen) der Buchstaben aus. So ist das kleine o beidseitig rund, während es in der Textura beidseitig eckig und in der Fraktur halb rund und halb eckig ist. Weitere typische Buchstaben sind das oben gekreuzte kleine g und das große H. Aber auch bei ihr wechseln sich Rundungen mit scharfen Kanten ab, so dass sie zu Recht zu den gebrochenen Schriften gezählt wird. Die Schwabacher Schrift gilt als kräftige, volkstümliche Schrift.

Literatur

  • Friedrich Beck: „Schwabacher Judenlettern“ – Schriftverruf im Dritten Reich. In: Die Kunst des Vernetzens. Verlag für Berlin-Brandenburg, 2006, ISBN 3-86650-344-X (pdf).
  • Philipp Luidl: Die Schwabacher – Die ungewöhnlichen Wege der Schwabacher Judenletter. Maro Verlag, Augsburg 2003, ISBN 3-87512-415-4.
  • „Vergessen und verdrängt“ – Schwabach 1918–1945. Ausstellungskatalog Stadtmuseum Schwabach, S. 172.
  • Albert Kapr: Fraktur. Form und Geschichte der gebrochenen Schriften. Hermann Schmidt, Mainz 1993, ISBN 3-87439-260-0.
Commons: Schwabacher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Albert Kapr: Fraktur. Form und Geschichte der gebrochenen Schriften. Hermann Schmidt, Mainz 1993, ISBN 3-87439-260-0, S. 148149.
  2. Friedrich Schleiermacher, Friedrich Schlegel: Brief an August Wilhelm Schlegel vom 15. Januar 1798. In: Kritische Friedrich Schlegel-Ausgabe. Bd. XXIV. Schöningh, Paderborn u.a. 1985, ISBN 3-506-77824-2, S. 80.
  3. Helmut Heiber: Die Rückseite des Hakenkreuzes. Absonderliches aus den Akten des Dritten Reiches. Dtv, München 1993, ISBN 3-423-02967-6, S. 224f.
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