Schutzholz
Als Schutzholzzone wird im Rahmen des Wundverschlusses bei Bäumen nach dem CODIT-Prinzip ein dunkel verfärbter Bereich des Holzes bezeichnet[1], der auf die Verwundung aktiv reagiert und das abgestorbene Gewebe vom noch lebenden Gewebe abgrenzen soll. So soll primär die Ausweitung der Embolie und das spätere Durchdringen von Schaderregern aus dem verletzten Bereich in das lebende Gewebe verhindert werden.[2] Die Grenzschicht entspricht den Wänden zwei und drei nach dem CODIT-Modell. Der Begriff Schutzholz wurde 1884 durch den in Berlin forschenden Biologen Albert Bernhard Frank („Uber die Gummibildung im Holze und deren physiologische Bedeutung“) eingeführt.[3]
Nach einer äußeren Verwundung des Baums, bei der das Kambium freigelegt wird, bilden sich an den Wundrändern Überwallungen. Das darunter liegende Holz bildet dunkle Verfärbungen, die eine Abwehrreaktion darstellen, dieses Schutzholz genannte verfärbte Holz ist bei der forstlichen Nutzung unerwünscht. Meist handelt es sich um einen dunkelbraun verfärbten Bereich, der durch eine noch etwas dunklere Grenzschicht vom hell gefärbten normalen Holz scharf abgegrenzt ist.[3] Nachdem durch eine Verwundung Luft in den Holzkörper eindringt, sterben im verletzten Splintholz die wundnahen Parenchymzellen ab und bilden dabei Wuchsstoffe. Diese Wuchsstoffe führen bei benachbarten Parenchymzellen zur Anregung der Abschottungsreaktion, also dem Verschluss von Gefäßen und dem Aggregieren von Inhaltsstoffen (bspw. Phenol).[2] Im Schutzholz kommt es zur Verthyllung, dem Verschließen der wasserleitenden Tracheen des Holzes. Die eingelagerten Inhaltsstoffe, die auch als Abwehr gegen holzzerstörende Pilze und Mikroorganismen dienen, führen zur dunklen Färbung. Die Schutzholzbildung ähnelt der Bildung eines Falschkerns.[3]
Eine ähnliche Schutzzone bildet sich an der Basis eines abgestorbenen Asts, bei der ebenfalls Verthyllung und eine dunkel gefärbte, mit Schutzstoffen angereicherte Schutzzone zwischen dem lebenden Holz und dem toten Ast ausgebildet wird.[4]
Literatur
- Frank, B.: Über die Gummibildung im Holze und deren physiologische Bedeutung. Ber. Dt. Bot. Ges. 2:321–332. 1884, Definition „Schutzholz“, S. 330 (biodiversitylibrary.org).
- Ueber Schutz- und Kernholzbildung. In: Österreichische Forst-Zeitung, Nr. 34. Österr. Agrarverl., 23. August 1889, S. 203, abgerufen am 16. Oktober 2022: „Das braungefärbte Holz hat daher von Professor Frank mit Recht den Namen „Schutzholz“ erhalten.“
- Grosser, D.; Lesnino, G.; Schulz, H.: Histologische Untersuchungen über das Schutzholz einheimischer Laubbäume. European Journal of Wood and Wood Products, Holz als Roh-und Werkstoff, Nr. 49. 1991, ISSN 0018-3768, S. 65–73, doi:10.1007/BF02662804.
- Karpf, A.: Untersuchungen zur Analogie von Schutzholz und Rotkern im Holz der Rotbuche (Fagus silvatica L.). Diplomarbeit, Forstw. Fak., L.-M. Univ. München. 1983.
Einzelnachweise
- Wundpflege bei Gehölzen. Land Rheinland-Pfalz, Dienstleistungszentren Ländlicher Raum, Gartenakademie, 1983, abgerufen am 16. Oktober 2022: „Bäume wehren sich gegen Verletzungen mit einer sogenannten „Schutzholzbildung“, die man an der dunklen Verfärbung des Holzes an der Wundoberfläche erkennt.“
- Dirk Dujesiefken, Walter Liese: Das CODIT-Prinzip von den Bäumen lernen ; für eine fachgerechte Baumpflege. Braunschweig 2008, ISBN 978-3-87815-227-9, S. 68 ff.
- D. Grosset, G. Lesnino und H. Schulz (1991): Histologische Untersuchungen über das Schutzholz einheimischer Laubbäume. Holz als Roh- und Werkstoff 49: 65-73.
- Herta von Aufsess (1975): Über die Bildung einer Schutzsperre an der Astbasis von Laub- und Nadelbäumen und ihre Wirksamkeit gegen das Eindringen von Pilzen in das Kernholz lebender Bäume. Forstwissenschaftliches Centralblatt 94: 140-152.