Schulterer Höhe

Die Schulterer Höhe ist ein etwa 1225 m ü. A. hoher Straßenpass in Hohentauern im steirischen Pölstal.

Schulterer Höhe
Himmelsrichtung Nord Süd
Passhöhe 1225 m ü. A.
Region Steiermark, Österreich
Wasserscheide FleischgrabenEnns PölsDrau
Talorte Hohentauern St. Johann am Tauern
Ausbau Triebener Straße (B114)
Gebirge Niedere Tauern: Rottenmanner und Wölzer Tauern / Seckauer Tauern
Karte
Schulterer Höhe (Österreich)
Schulterer Höhe (Österreich)
Koordinaten 47° 24′ 59″ N, 14° 27′ 34″ O

BW

REGION1-BEZ=REGION2-BEZ

Lage und Landschaft

Der eigentliche Hauptpass des Pölstals zum Paltental ist der Triebener Tauernpass (1274 m ü. A.) direkt im Ort Hohentauern, hinunter zum Tauernbach. Das Hochtal von Hohentauern ist aber eine flache Passlandschaft, die eigentlich westlich vom Tauernpass in den Sunkbach entwässert, einem anderen Nebenbach des Triebenbachs.[1] Die Wasserscheide Pöls–Palten liegt hingegen etwa 3 Kilometer südlich des Ortes, beim Gasthof Draxler, und heißt Schulterer Höhe. Sie ist eine unscheinbare Talwasserscheide zum Pölsbach, der direkt südlich von Westen her aus der Pölsen in das Haupttal kommt. Sie trennt aber das Flussgebiet der Enns (Paltental) von dem der Mur (Pölstal) und der Drau und ist damit Teil der Hauptwasserscheide der Ostalpen.

Südlich des Passes liegt die Moorlandschaft Schultermoos, ein Sattelmoor. Auch die Nordseite des Sattels ist versumpft.[1]

Geologie und Geschichte

Die Passlandschaft von Hohentauern und die Schulterer Höhe wurden während der Eiszeiten durch die Lokalvergletscherung am Bösenstein ausgeprägt.[2][1] Hier hat sich eine Moräne ausgebildet, die vermutlich den ursprünglichen Quelllauf der Pöls verlegt und nach Norden umgeleitet hat.[1] Das Schultermoos ist eine Eiszerfallslandschaft.

Durchs Pölstal verlief schon die Römerstraße Virunum – Ovilava (Zollfeld – Wels). Es wurde ein vermutlicher römischer Meilenstein gefunden,[3][4][5] beim Abriss des alten Gehöftes Schulterer.[4][6] Er wurde an der B114 aufgestellt.[4] Hier könnte sich auch die Mansio (Poststation) Tartursanis befunden haben.[4][7]

Die Tauernstraße, die heutige Triebener Straße (B114), wurde dann ab dem Hochmittelalter wieder ausgebaut. Hier stand[8] auch ein von Erzherzog Maximilian Wende 15./16. Jahrhundert erbautes Forsthaus.[9] Es diente dann 250 Jahre lang den Vikaren, später Missionaren, die von der Mutterpfarre St. Lorenzen im Paltental herauf zur Filiale Hohentauern kamen, als Unterkunft.[10] Weil es aber gar weit weg vom Ort lag, wurde dann Anfang des 19. Jahrhunderts ein neues Pfarrhaus bei der Dorfkirche erbaut. Dieses ehemalige erzherzogliche Forsthaus, Kaiserhaus genannt,[11] hieß dann auch Alter Pfarrhof.[12] Es verfiel bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis auf die Grundmauern.[13] Später wurde darauf die Draxlerhütte[14] errichtet, heute Draxlerhaus genannt und Gasthaus.[13]

Einzelnachweise

  1. Gerhard Karl Lieb, Wolfgang Sulzer: Regionalgeographische Aspekte der Paßlandschaft von Hohentauern. In: Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. Band 122, 1992, S. 49–63 (zobodat.at [PDF]; insb. Abb. 2: Glazialmorphologische Übersichtskarte (+ Moore), S. 52; und Abb. 4: Das Flußnetz im Bereich der Paßlandschaft von Hohentauern. S. 55).
  2. Ludmil Hauptmann, Franz Heritsch: Die eiszeitliche Vergletscherung der Bösensteingruppe. In: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse. 117/1, 1908, S. 405–437 (zobodat.at [PDF]).
  3. Laura Lucia Pösendorfer: Zur Kartierung der römerzeitlichen Fundstellen im Bezirk Murtal. In: Forum Archaeologiae 92/IX/2019 (http://farch.net), Eintrag Nr. 30 (online, univie.ac.at).
  4. Otto Michael Schinko: Von Achner bis Zugtal: Berg-, Gewässer-, Haus-, Ried- und Siedlungsnamen im oberen Murtal. disserta Verlag, 2015, ISBN 9783954259687, Eintrag Tartursana, Tartursanis, S. 142 f (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Der Stein ist behauen, und ähnelt einem Meilenstein; dass er einer ist, ist nicht gesichert; nach op. cit. Schinko 2015, Anm. S. 143.
  6. Der Schulterer stand etwa 500 m südlich, beim Pölsenweg; siehe Franziszeischer Kataster, Blatt Sankt Johann Sonnseite, 1823.
  7. Erik Hilzensauer: Die Straße vom Rottenmanner Tauern nach Trieben und der Weg über die Höller- und Kreuzbergalm im Lichte archivalischer Quellen. In: Fundberichte aus Österreich 43, 2004, S. 725–740; ähnlich auch:
    dsslb.: Die Straße vom Rottenmanner Tauern nach Trieben im Lichte archivalischer Quellen. In: Alois Leitner (Hrsg.): Beiträge zur Kultur und Heimatgeschichte Hohentauerns. Nr. 49, Okt. 2006; dort S. 1.
  8. Alois Leitner: Der Alte Pfarrhof (= Der Tauern. Beiträge zur Kultur und Heimatgeschichte Hohentauerns. Nr. 34). Juni 1999.
  9. Karl Weiss: Rottenmann. Von der ersten Besiedlung bis zum zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke. OAR Karl Weiss, 1995, S. 365 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Stift Admont (Hrsg.): Geschichte des Benediktiner-Stiftes Admont. Band 4. Vom Jahre 1466 bis auf die neueste Zeit. Selbstverlag, 1880, S. 375 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Walter Brunner: Der Tauernwirt. 720 Jahre Geschichte eines obersteirischen Bauerngutes und Gasthauses. Collegium Columbinum, 2001, S. 36 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Franziszeischer Kataster, Blatt Sankt Johann Sonnseite, 1823.
  13. Draxlerhaus, Webseite (abgerufen 13. November 2019).
  14. Robert Baravalle: Österreichisches Tourenbuch. Auto-, Wander- und Reiseführer, Merkur-Verlag, 1960, S. 267 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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