Schloss Werneck

Das Schloss Werneck ist ein barockes Schlossgebäude im unterfränkischen Markt Werneck im Landkreis Schweinfurt mit einem Englischen Garten und steht unter Denkmalschutz.[1]

Schlossanlage mit Englischen Garten und neuem gläsernen Operationssaal (unten links)
Schloss mit Park und Gartenteich
Vorhof mit Schlosskapelle
Parkseite des Schlosses

Geschichte

An der Stelle des heutigen Schlosses befand sich ursprünglich eine Burganlage, die erstmals 1202 urkundlich erwähnt wurde und damals im Besitz des Adelsgeschlechtes von Ravensburg war.[2] Die Burganlage wurde im Deutschen Bauernkrieg 1525 verwüstet und von Markgraf Albrecht Alkibiades im Jahr 1553 eingenommen und niedergebrannt. 1601 wurde sie vom Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1545–1617) wieder aufgebaut. 1723 brannte die Anlage erneut ab und wurde 1724 notdürftig wieder instand gesetzt. Im Auftrag von Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn wurde die heutige Schlossanlage in den Jahren 1733 bis 1745 durch Balthasar Neumann als Sommerresidenz erbaut. Sie gilt als sein reifstes Profanwerk.

„Das Schloß war als Landsitz etwas anderes wie die Residenz in der Landeshauptstadt. Aber die zweckmäßige, originelle und dabei künstlerisch ansprechende Gruppierung des Baues verrät in gleichem Maße das Genie Neumanns, wie die untadelig hoheitsvolle und abgewogene Fassadengliederung, die in der entsprechenden Formung des Daches ihre Akzente ausklingen ließ.“

Heinrich Kreisel: Burgen und Schlösser in Franken (1955)[3]

1807–1812 ließ Großherzog Ferdinand von Toskana Veränderungen vornehmen.[4]

Schloss Werneck ist ein großer Schlosspark angegliedert, ursprünglich eine barocke Parkanlage, die später in einen Englischen Garten umgestaltet wurde.

Das Schloss wurde ab 1853 nach Plänen des Königlichen Regierungs- und Kreismedizinalrats Karl Friedrich Schmidt und des Königlichen Bauinspektors Bernhard Mack[5] zu einer Heil- und Pflegeanstalt für psychisch Kranke umgebaut. Am 1. Oktober 1855 konnte die Heil- und Pflegeanstalt Werneck unter ihrem ersten Direktor, Bernhard von Gudden (dem späteren Gutachter über König Ludwig II., der mit ihm im Starnberger See ertrank), ihre Arbeit aufnehmen.[6] Werneck ist damit Sitz einer der ältesten psychiatrischen Kliniken Deutschlands. 1940 wurden die rund 800 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt im Rahmen der so genannten Aktion T4 auf Anordnung von Otto Hellmuth ermordet.[7]

Heute ist die psychiatrische Klinik (Träger: Bezirk Unterfranken) in einem modernen Neubau untergebracht und versorgt mit 290 Betten sowie 59 Betten für die Forensik das östliche Unterfranken (Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Hassberge, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Kitzingen mit über 500.000 Einwohnern).[8] Im Schloss ist weiterhin die Orthopädische Klinik des Bezirks Unterfranken untergebracht, die mit 153 Betten zu den größten orthopädischen Fachkliniken Deutschlands zählt.[9] Die beiden Kliniken sowie die in den Schlossanlagen untergebrachten psychiatrischen und gerontopsychiatrischen Pflegeheime sind die größten Arbeitgeber des Marktes Werneck.

Tourismus

Von der barocken Ausstattung des Schlosses ist kaum etwas erhalten, nur die Schlosskirche hat die historische Ausstattung bewahrt.[10]

Das Schloss ist von außen zu besichtigen. Zugänglich sind nur die ehemalige Schlosskirche und ein Café. Im Schlossgelände sind der barocke Schlossgarten und die englische Parkanlage mit Teich zu besichtigen.

Literatur

  • Georg Dehio, Tilmann Breuer: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken – Die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999, ISBN 3-422-03051-4, S. 1106–1108.
  • Verena Friedrich: Burgen und Schlösser in Franken. 2. Auflage. Elmar Hahn Verlag, Veitshöchheim 2016, ISBN 978-3-928645-17-1, S. 177.
  • Carmen Hertz: Balthasar Neumanns Schloss zu Werneck. Für den Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn. (= Inaugural-Dissertation verfasst und der Hohen philosophischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg zur Erlangung der Doktorwürde vorgelegt am 5. Dezember 1917). Würzburg 1917 (Digitalisat im Internet Archive).
  • Erich Schneider (Text), Kurt Gramer (Fotos): Schloß Werneck. Bau- und Entstehungsgeschichte von Schloß und Fasanengarten im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.: Bezirk Unterfranken (= Große Kunstführer. Band 193). 1. Auflage. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 1995, ISBN 3-7954-1084-3.
Commons: Schloss Werneck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Baudenkmäler in Werneck, abgerufen am 17. Februar 2014.
  2. Karl Treutwein: Werneck mit seinen 13 Ortsteilen. Werneck 1982.
  3. Heinrich Kreisel: Burgen und Schlösser in Franken. Aufnahmen von Helga Schmidt-Glassner (= Deutsche Lande, deutsche Kunst, begründet von Burkhard Meier). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1955, S. 44 mit Taf. 84–85.
  4. Erich Schneider (Text), Kurt Gramer (Fotos): Schloß Werneck. Bau- und Entstehungsgeschichte von Schloß und Fasanengarten im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.: Bezirk Unterfranken (= Große Kunstführer. Band 193). 1. Auflage. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 1995, ISBN 3-7954-1084-3, S. 98–99.
  5. Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Bayern. 1856, Seite 303. (Digitalisat)
  6. Mathias Lutz: Die Geschichte der Psychiatrie seit 1850: Die Anstalt in Werneck. München 2014. ISBN 978-3656574330.
  7. Thomas Schmelter: Nationalsozialistische Psychiatrie in Bayern. Die Räumung der Heil- und Pflegeanstalten. Baden-Baden 2000. ISBN 978-3935176033.
  8. Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck, abgerufen am 17. Februar 2014.
  9. Orthopädisches Krankenhaus Schloss Werneck, abgerufen am 17. Februar 2014.
  10. Franz Prinz zu Sayn-Wittgenstein: Schlösser in Franken. Residenzen und Landsitze im Fränkischen. 2. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 1975, ISBN 3-406-03575-2, S. 264 mit Abb. 230–234.

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