Schloss Rurich

Schloss Rurich ist ein Anwesen bestehend aus mehreren Gebäudekomplexen aus unterschiedlichen Entstehungsepochen und geprägt von einem weitläufigen Landschaftspark im englischen Stil aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es ist ein kulturhistorisch wertvolles Gesamtensemble am Rande der unteren Ruraue, im zum nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg gehörenden Hückelhovener Ortsteil Rurich gelegen.

Das Herrenhaus (rechts) und das sog. „Neue Palais“, erbaut 1985 (links)

Beschreibung

Herrenhaus mit rekonstruiertem Turm, Ansicht von Südosten ca. 2020

Die in Teilen wasserumwehrte Anlage besteht heute aus einem Schloss mit einer Kapelle, dem Neuen Palais auf der ehemaligen Burginsel, einem Remisengebäude und den sich daran anschließenden Ökonomiegebäuden (sog. Burghof) sowie einer historischen Wassermühle am Lauf der Malefink.

Die Gartenseite des schlichten zweigeschossigen Herrenhauses besitzt ein Mittel- und zwei schmale Eckrisalite. Die Fassade ist durch Fenster in sieben Achsen unterteilt. Über dem hofseitigen Eingang findet sich ein Wappenstein mit dem Ehewappen der Familien von Hompesch und Ketzgen von Geretzhoven mit der Jahreszahl 1659. Bei der sich westlich an das Herrenhaus anschließenden Schlosskapelle handelt es sich um eine einschiffige, neugotische Backsteinhalle mit polygonalem Chor.

Dem Herrenhaus von ca. 1788 gegenüber liegt ein dreiflügeliger Remisenbau, dessen zwei Geschosse von Mansarddächern abgeschlossen sind. Die Schlichtheit der weiß verputzten Fassade wird nur durch die Eckquaderung des Gebäudes aufgelockert. Aus der Südfassade des Hauptflügels tritt ein Risalit aus der Mauerflucht hervor, über dessen korbbogigem Tor sich das Allianzwappen Reuschenberg-Gymnich findet.

In der Anlage sind noch Abschnitte der zur Vorgängerburg gehörenden, alten Wassergräben zu sehen.

Der Remise schließt sich nördlich ein Wirtschaftshof an, der seit 1993 dauerhaft von Großlandwirten aus dem Raum Heinsberg und Erkelenz gegen Pacht bewirtschaftet wird.

Der etwa 10 Hektar große englische Landschaftspark beherbergt nur noch Reste des wertvollen und abwechslungsreichen alten Baumbestandes und beheimatet heute ein Damwildgatter.

Geschichte

Besitzer und Eigentümer

Schloss Rurich im 19. Jahrhundert

Rurich war Stammsitz des gleichnamigen Geschlechts, aus dem Engebrand und Wilhelm von Rurich im Jahr 1248 erstmals urkundlich genannt werden. Mitte des 15. Jahrhunderts kam die damalige Burg durch Heirat an die Familie von Zweibrüggen, deren Mitglieder sich, wie die aller weiteren Geschlechter, „von Rurich“ nannten.

Wieder durch Heirat, diesmal der Sophia von Rurich mit Heinrich von Reuschenberg (dem späteren Herrn zu Eicks), kam der Besitz 1517 an dessen Familie.

Da Reinhard Dietrich von Reuschenberg (der Urenkel Heinrichs) 1612 unverheiratet und ohne Nachkommen starb, fiel der Gutsbesitz über seine Tante Anna an deren Ehemann, den Freiherrn Hermann Philipp von Hompesch-Bollheim. Diese Familie wurde 1706[1] in den Reichsgrafenstand erhoben.

Bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts gehörte das Herrenhaus zum Besitz der Grafen von Hompesch. Nachdem mit dem Tode des letzten Grafen Alfred Polycarp von Hompesch-Rurich im Jahre 1909 diese Linie erloschen war, wurde das Schloss mit Park und Hofgut im Jahre 1913 von den Brüdern Hubertus und Theodor Schlick aus dem Nachlass Hompesch erworben und fiel nach dem Krieg 1945 in Teilen durch Kauf (Schloss und Park: Georg Conzen > Gisbert Conzen) und spätere Erbschaft 1987 (Hofgut: Maria Conzen-Schlick > Gisbert Conzen/genannt Reichsgraf Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin) an den heutigen Besitzer Gisbert Reichsgraf Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin.

Baugeschichte

Die Eroberung der Burg Rurich 1609 durch Truppen des Kaisers Rudolf II.

Auf der von Wasser umgebenen Insel stand die alte Burg, deren Bau möglicherweise, ausweislich eines im Remisengebäude erhaltenen Wappensteins, 1585 fertiggestellt wurde.[2] Es sind heute noch die einstigen Kellergewölbe erhalten. Es war ein quadratischer Bau aus Backsteinen, der an seinen Ecken kleine Rundtürme mit Welschen Hauben und Flachgiebel über den Fenstern besaß. Im Zuge des Jülich-Klevischen Erbfolgestreits eroberten 1609 kaiserliche Truppen Rudolfs II. Rurich, das im Folgejahr zudem auch noch geplündert wurde.

Gustav Vincent Graf von Hompesch ließ die alte Burg 1787[1] niederlegen und bis 1790 ganz in der Nähe ein neues Gebäude errichten. Dieses Herrenhaus wurde im Stil des Rokoko erbaut. In den Jahren von 1860 bis 1870[3] wurde es im Stile der Neogotik verändert und erhielt Anbauten zur Vergrößerung. An der Nord-Westseite zum Hof hin fügte Alfred Polycarp Graf von Hompesch-Rurich 1862[4] einen polygonalen Eckturm mit Zinnenkranz hinzu, die neue Schlosskapelle wurde 1865 eingeweiht.[1] Des Weiteren wurde in den 1860er-Jahren ein Bibliotheksbau angefügt.

Literatur

  • Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Kreise Erkelenz und Geilenkirchen (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 8, Abt. 2). L. Schwann, Düsseldorf 1904, S. 340–345 (Digitalisat).
  • Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den Königlichen Familien-, Haus-, Fideikommiss- und Schatullgütern in naturgetreuen, künstlerisch ausgeführten, farbigen Darstellungen nebst begleitendem Text. Band 10. Duncker, Berlin 1857–1883 (PDF; 211 kB).
  • Hans-Henning Herzberg: Stadt Hückelhoven. (= Rheinische Kunststätten, Heft Nr. 315) 1. Auflage. Neusser Druckerei und Verlag, Neuss 1987, ISBN 3-88094-533-0, S. 23–25.
  • Robert Janke, Harald Herzog: Burgen und Schlösser im Rheinland. Greven, Köln 2005, ISBN 3-7743-0368-1, S. 116–117.
  • Werner Reinartz: Zur Baugeschichte von Schloß Rurich. In: Heimatkalender der Erkelenzer Lande 1956, S. 68.
Commons: Schloss Rurich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. H.-H. Herzberg: Stadt Hückelhoven, S. 24.
  2. P. Clemen: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, S. 342.
  3. R. Janke, H. Herzog: Burgen und Schlösser im Rheinland, S. 116.
  4. Georg Dehio: Dehio-Handbuch. Nordrhein-Westfalen. Band 1, Rheinland. Deutscher Kunstverlag, München 1967, S. 564.

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