Schloss Petzow

Schloss Petzow ist ein Schloss in Werder-Petzow in Brandenburg, Deutschland.[1][2]

Schloss Petzow in Werder-Petzow in Brandenburg, Deutschland

Baugeschichte

Das vormalige Schloss ist ein langgestreckter asymmetrischer Putzbau, akzentuiert, in einer romantischen, englischen Form der Neogotik. Der Kernbaukörper ist ein elfachsiger Mitteltrakt. Die Wissenschaft streitet über die Mitwirkung von Schinkel, sein Wirken an der Dorfkirche Petzow gilt als erwiesen. Um 1952 erfolgte eine Erweiterung zur „L-Form“. Vom dazugehörigen Wirtschaftshof nördlich der Schlossanlage ist nur ein Portal im Tudorstil verblieben, aus 1828. Das im 19. Jahrhundert auch umgestaltete Dorf fügt sich in das Gesamtbild der Anlage des Schlossareals ein, betont durch die Übernahme baulicher Details des Schlosses Petzow, wie Schmuckgiebel und Schornsteinaufsätze. Aus Bauherr fungierte die nachfolgend[3] briefadelige Familie von Kaehne, 1840 nobilitiert, vertreten durch Karl Friedrich August (von) Kaehne. Der Amtsrat war verheiratet mit Wilhelmine Kühne-Langerwisch, Tochter eines Gutsbesitzers.[4]

Landschaftsgarten

Im Süden der Schlossanlage wurde auf einem schmalen und hügeligen Landstreifen zwischen Glindowsee und Schwielowsee, aus 1820 resultierend und Peter Joseph Lenné zugeschrieben, ein Gutspark angelegt. Dieser Garten erfuhr um 1845 und nochmals um 1900 eine Erweiterung. Die begleitende ältere Bebauung durch Staffagebauten stammen, wie das Fischerhaus aus 1818 und das Waschhaus 1819, also aus der Vorzeit der eigentlichen Gestaltung des Parks. Die 1987 restaurierte Schmiede wurde planerisch miteinbezogen.

Vom Lehnschulzengut zum Rittergut Petzow

Petzow hatte in der Frühzeit ein Lehnschulzengut, kein konventionelles Rittergut mit Sitz für den Eigentümer im jeweiligen Kreistag. Die Gemarkungsflächen von Petzow waren in fiskalischer Hand, teils im Besitz der Kirchengemeinde. Einzelne kleinere Flächen gehörten zu benachbarten Gütern. Erst zwanzig Jahre nach Bau des repräsentativen Herrenhauses gelang der Familie von Kaehne die Anerkennung ihres Lehnschulzenbesitzes zum Rittergut. Es handelt sich um das damalige Lehnschulzengut Petzow mit Gut Bliesendorf II und Mittelbusch als kreistagsfähiges Rittergut, für die Dauer der Besitzzeit des Amsrats von Kaehne und seiner ehelichen Descendenz.[5] Im Jahre 1879 gehörte zum 739 ha großen Rittergut Petzow mit Mittelbusch eine Ziegelei mit Ringofen.[6]

Gedenkstein für Dr. Alfred Mehlhemmer im Park Petzow. Motiv von Doris Antony, Berlin, 2014.

Nachfolgend betreut Carl II. von Kaehne die Begüterung und heiratet standesgemäß Elisabeth Alwine von Kleist. Er stiftet für Petzow einen Familienfideikommiss und führt ein äußerst strenges Gutsregime.[7] Der Nachfolger geht noch mehr unrühmlich in die Geschichte als Schieß-Kaehne ein, Carl III. von Kaehne-Petzow. Die Größe seines Rittergutes Petzow mit Bliesendorf (Anteil II), Gut Neuendorf und Flächen in verschiedenen Gemeinden in Werder a. H., Caputh und Geltow betrug kurz vor der großen Wirtschaftskrise 1929 insgesamt 1635 ha.[8]

Die Kaehnes wurden aber den schlechten Ruf nicht wieder los.

„Du dämlicher Hund liegst blutend im Wald. Ein preußischer Adliger machte dich kalt. Zitternd stand dein Junge dabei – Mensch, du warst Nummer 103! Wälz dich im Dreck – aber mach keine Szene. Auf dich schoß nicht schlecht waidgerecht Kähne. Das treibt er seit fünfzehn Jahren so. Die braven Sonntagsausflügler sind froh, wenn sie an seinem Anstand vorbei. Einen Schritt zu weit – Schuß, Fall, Geschrei. Der schießt aus Notwehr den Fraun in die Beene. Weil er bedroht wär. Immer in Notwehr. Kähne. Mit Landrat und Richtern im Amtsgestühl Zusammengehörigkeitsgefühl. Kein Gendarm, kein Landjäger siehts. Herr Hauptmann schießt auf die ganze Justiz. Hat Waffen, Freiheit, Helfershelfer von Potsdam bis Petzow … Wozu das Gebelfer? Ihr laßt euch peitschen von solchem Kujon? Versammelt euch. Redet. Resolution. Macht Justizreformierungspläne … Gibt es im ganzen Lande so weit keine, keine Gerechtigkeit –? Kähne.“

Kurt Tucholsky: Theobald Tiger. Die Weltbühne, 09.03.1922, Nr. 10, S. 248.

Bis in die letzte Gutsbesitzer-Generation geht dies so. Der letzte Kaehne, Carl IV., ist seit 1931 in der NSDAP und erschießt 1943 den Ingenieur Dr. Alfred Mehlhemmer, unter ungeklärten Umständen. An dieser Stelle im Park befindet sich heute ein Gedenkstein. Kaehne stirbt 1946 in Sachsenhausen, sein Petzower Familienzweig starb aus, es besteht heute nur noch ein zweiter genealogischer Kaehne Zweig Priesholz.[9][10] Zeitgleich erfolgte in Stufen[11] die Enteignung des Gutes durch die Bodenreform.

Denkmalschutz

Bereits zu DDR-Zeiten fanden Erhaltungsmaßnahem statt, wenn auch mit baulichen Veränderungen und Ergänzungen begleitet. Zwischen 1987 und 1989 wurden die Schmiede und das Schilftor restauriert. Die Zuordnung zu Schinkel beruht im Kern nur auf Familienüberlieferungen und einer Notiz von Theodor Fontane. Weitere Momente belegen den Sachverhalt nicht. Wie sich die Bekanntschaft von Schinkel mit dem damals bürgerlichen Amtsrat Kaehne darstellt bleibt ebenso offen.[12]

Literatur

Weitere Literatur

  • Karl-Heinz Friedrich: Die Kaehnes in Petzow. Ein Ausnahmefall im preußischen Landadel. BoD, Norderstedt 2019. ISBN 978-3-7357-6276-4.
Commons: Schloss Petzow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andreas Bernhard: Karl Friedrich Schinkel. Von Aachen bis Sankt Petersburg, Band 2, Hrsg. Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Deutscher Kunstverlag, Berlin/ München 2006, S. 43 f. ISBN 3-422-06651-9.
  2. Harro Kieser: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte, Band 15, Hrsg. Gerlinde Schlenker, Verlag Janos Stekovics, Dößel 2009, S. 99. (Anm. 99). ISSN 0946-3119
  3. Ernst Heinrich Kneschke im Verein mit mehreren Historikern (Hrsg.): Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 4, Nummer Kaehne, Verlag Friedrich Voigt, Leipzig 1863, S. 616.
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1913, Siebenter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1912, S. 397 ff.
  5. Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter 1857, Provinz Brandenburg, Zauche-Belzig. Nachträglich aufgenommen: 24. Petzow, Selbstverlag, Berlin 1857, S. 81.
  6. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 230–231, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1921, 15. Jg., Justus Perthes, Gotha 1920, S. 399.
  8. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hofgrefe: Landwirtschaftliches Adressbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis, in: Niekammer`s Güter-Adressbücher (Paul Niekammer), Band VII., Reg.- Bezirk Potsdam, Kreis Zauch-Belzig, 4. Auflage, Selbstverlag der Niekammer-Güter-Adreßbuch GmbH, Leipzig 1929, S. 176.
  9. Walter von Hueck, Erik Amburger, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert), Band XIII, Band 73 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutscher Adelsrechtsausschuss/ Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1980. S. 161 f. ISBN 3-7980-0773-X.
  10. Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz von Groß-Zauche und Camminetz: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B, Band XXV, Band 135 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 2004, S. 198 f. ISBN 3-7980-0835-3.
  11. Enthält auch: Ermittlungen wegen unvollständiger Durchführung der Bodenreformenteignung der Familie von Kaehne in Petzow, darin u. a. Abschriften der Anklageschrift und des Urteils im Strafverfahren vor dem Landgericht Potsdam gegen Karl von Kaehne, *29.6.1894, wegen fahrlässiger Tötung des Dr. Alfred Mehlhemmer am 10. Mai 1943, 1943. - Strafnachricht Hahn, 1948., in: BLHA 161 NS-Archiv Obj. 04 ZB 3053.
  12. Bezug, in: Karl Friedrich Schinkel-Ein Lebenswerk, in: Hans-Joachim Giersberg: Die Tätigkeit Karl Friedrich Schinkels in Brandenburg, in: Baukunst in Brandenburg, Hrsg. Landesregierung Brandenburg, Du Mont Buchverlag, Köln 1992, S. 176 f. ISBN 3-7701-3021-9.

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