Schloss Luisenruh

Schloss Luisenruh (Louisenruh) ist ein zweigeschossiges Bauwerk mit einem französischen Mansardwalmdach. Es liegt in der Gemeinde Aystetten mit Blick auf Schloss Aystetten. Das Schloss ist heute im Besitz der Erbengemeinschaft von Hößlin (auch Hösslin)[1] und Voit. Es ist nicht der Öffentlichkeit zugänglich, eine Außenbesichtigung ist möglich.

Luisenruh
Gemeinde Aystetten
Koordinaten: 48° 25′ N, 10° 46′ O
Einwohner: 3 (1987)
Postleitzahl: 86482
Vorwahl: 0821
Südansicht des Schlösschens, rechts Ökonomiegebäude

Geschichte

Auf der Wiese Zu den drei Pappeln bei Aystetten errichtete Sebastian Andreas Balthasar von Hößlin (1759–1845), späterer Baudirektor der Stadt Augsburg, kurz nach seiner Heirat mit Louise Freiin von Schnurbein, am 18. Juni 1792, ein stattliches Sommerhaus. Davor befand sich auf dem Grundstück eine kleine Schutzhütte aus Holz, die vermodert in sich zusammenfiel. Fortan diente das Schlösschen, benannt nach der jungen Ehefrau des adeligen Bauherrn, als vielgeliebter Ferientreffpunkt derer von Hößlin. Im Laufe der Jahre legte der Schlossherr, dessen Frau fünf Jahre nach der Hochzeit verstarb, einen kleinen Park an, der in den nahegelegenen Wald überging. Direkt neben dem Schloss und imposanter als dieses wurde ein Ökonomiegebäude errichtet, das der Baumeister mit großem Portal, Eckquaderung und Giebelfeld zu einem regelrechten Agrarschloss machte[2]:

Grundriss von Schloss und Manufaktur Louisenruh (rechts) von G. Haevel, 1813
Der anspruchsvollen architektonischen Form folgten bald neue, teils gewagte ökonomische Experimente. Aus Ulm wurden 1793 eigenes Tirkisch Korn (Mais) und Welsche Samen (Buchweizen) bezogen und nach 1800 befasste sich Sebastian zusammen mit seiner Tochter Louise mit der Zucht von Seidenraupen. Die Familie wusste aber noch mehr wirtschaftliche Vorteile zu nutzen. Seit 1808 betrieb von Hößlin in Louisenruh eine Steingut-Fabrik mit einem großen Brennofen nach englischer Bauart (einem sogenannten Wedgewood-Ofen), die 1810 um eine Ziegelei erweitert wurde. Die Steinguth-Fabrique Louisenruh gehört in ihrer arbeitsteiligen Struktur zu den frühesten Beispielen einer industriellen Fertigung in Bayern[3].

Einen gesellschaftlichen Höhepunkt erlebte das Landschlösschen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Hortense de Beauharnais lebte fünf Jahre lang in Augsburg. Während dieser Zeit besuchte sie zusammen mit ihrem Sohn Louis Napoleon, dem späteren Kaiser Napoleon III. mehrmals Louisenruh:

In den Erinnerungen der Familie Hößlin ranken sich noch heute um die Aufenthalte des jungen Louis Napoleon Geschichten und Geschichten: Mal warf der vornehme Herr mit einem Apfel eine Fensterscheibe ein, mal zitterte er vor schaurig erzählten Gespenstergeschichten[4].

Im Schlösschen befindet sich noch viel zeitgenössisches Meublement aus Tischen, halbhohen Vitrinen, Kommoden und Betten.

Literatur

  • Barbara Zieser: 200 Jahre Luisenruh, Aystetten 1987
  • Gustav Guisez: Der Glanz des verlorenen Paradies. Balthasar von Hößlin und sein Refugium Louisenruh. Geschichte eines imposanten Landschlosses und seiner Besucher, in: Ebbes 1990/H. 1, S. 26–29
  • Christof Metzger: Landsitze Augsburger Patrizier, München/Berlin 2005
  • Wolfgang Czysz: Steinguthfabrique Louisensruh. Archäologie und Geschichte einer Steinzeugmanufaktur des 19. Jahrhunderts bei Aystetten in Bayerisch-Schwaben. Neusäß 1992, ISBN 3-8242-9970-4 (=Neusäßer Schriften 7).
Commons: Schloss Luisenruh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hartmut Hösslin: Daten aus 5 Jahrhunderten, Augsburg 1997
  2. Metzger 2005, S. 60
  3. http://www.aystetten.de/Aystetten/Geschichte/Schlosschen_Louisensruh/schlosschen_louisensruh.html
  4. Metzger 2005, S. 57
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