Schloss Fechenbach

Schloss Fechenbach, auch Fechenbacher Schloss genannt, wurde 1754/55 erbaut. Es befindet sich im Osten der heutigen Gemeinde Collenberg im unterfränkischen Landkreis Miltenberg von Bayern, gelegen am rechten Mainufer.

Schloss Fechenbach in Collenberg, 2007

Geschichte

Baugeschichte im 18. Jahrhundert

Wilhelm Damian Freiherr von Reigersberg erbte die Collenburg von dem kurmainzischen Kanzler Nikolaus Georg von Reigersberg, dessen Ehefrau eine Enkelin des letzten Rüdt von Collenberg war. Da die Burg für den jungen Edelmann unbewohnbar war, entschloss er sich zum Neubau eines Schlosses am Fuß des Fechenbergs am Rande des damaligen Ortes Fechenbach. Beauftragt wurde vermutlich bereits vor 1750 der junge fränkische Offiziersarchitekt („Sous=Leit: arch“[1]) und ehemalige Mitarbeiter im Baubüro von Balthasar Neumann Johann Michael Fischer (1727?–1788),[1] ein Zeitgenosse und Namensvetter des altbayerischen Baumeisters Johann Michael Fischer (1692–1766). Von Reigersberg und Fischer standen beide in Diensten des Würzburger Fürstbischofs Karl Philipp von Greiffenclau zu Vollrads und dienten in der Militärlegion von Hutten. Solche vermutlich ersten Baupläne konnten aber nicht mehr ausgeführt werden, da von Reigersberg bereits 1750 im Alter von 20 Jahren starb.[1]

Sein noch nicht volljähriger jüngerer Bruder Franz Gottlob von Reigersberg (1730–1782[1]) erbaute dann zusammen mit seinem Vormund Johann Philipp Karl Anton von Fechenbach zu Laudenbach (1708–1779[2][3]) in den Jahren 1754 und 1755 das Barockschloss nach den Plänen Fischers. Die einzige gesicherte Quelle zum Bau- und Planungsprozess ist ein von Claudia Stoll 1991 publizierter Akkord vom 20. Januar 1754, d. h. ein barocker Bauvertrag, der in Anwesenheit des jungen Bauherrn zwischen dem Architekten Fischer und dem Würzburger Hofzimmermeister Jakob Löffler sowie Meister Johann Georg Popp von Hardheim[4] geschlossen wurde.[1][5] Fischer machte in den folgenden Jahren Karriere und stieg 1762 bis zum Hofarchitekten der Fürstbischöfe von Würzburg und Bamberg auf.[1]

Es entstand ein stattlicher zweigeschossiger Rechteckbau mit erhöhtem Mittelpavillon, der zusätzlich durch Mansarddach und Fassadengliederungen hervorgehoben ist. Nach dem Tod Fürstbischofs von Greiffenclau wurde die Rechtmäßigkeit des Lehens angefochten und das Schloss blieb in seiner Ausstattung im Barock- bzw. Rokokostil unvollendet, auch die Fassade blieb unverputzt.

Nachnutzungen vom 19. bis 21. Jahrhundert

1842 kaufte der Frankfurter Bankier Carl Ludwig Caesar von Bethmann den gesamten Besitz der Reigersberg und ließ sich im Erdgeschoss des linken Schlossflügels eine Wohnung ausbauen. Sein Sohn Carl Alexander Moritz Freiherr von Bethmann verkaufte nach 1918 den größten Teil des Grundbesitzes, Teile des zum Schloss gehörenden Gebäudes und die Ruine Collenburg an die Gemeinde.

1941 richtete das Kreisamt Miltenberg mit Unterstützung der NSDAP im Schloss ein Heim zur Kinderlandverschickung ein. Am 19. September 1942 erwarb der Großostheimer Holzfabrikant Anton Wissler den der Helene Freifrau von Bechtolsheim, geborene Freiin von Bethmann, gehörenden Schlossteil und baute sich dort eine Kriegswohnung für seine Familie aus.

1945 beschlagnahmte die US-Militärregierung das Gelände und der Johanniszweigverein Aschaffenburg pachtete es, um ein Waisenhaus einzurichten. Eine Schenkung des Schlosses an den Johanniszweigverein im Jahre 1954 scheitere an der Erbengemeinschaft Wissler, die ihre Zustimmung verweigerte. Der Eigentümer bot an, das Haus zu renovieren und in ausgebautem Zustand zu vermieten. Die Vermietung scheiterte aber, da der hohe Holzanteil der Bayerischen Bauordnung und den Brandschutzbestimmungen widersprach.

In den 1990er Jahren wurde vom Denkmalschutzamt ein ausgedehnter Hausschwammbefall festgestellt, dessen Beseitigung weitreichend war: In den Jahren 2004–2006 erfolgte eine vollkommene Entkernung des gesamten Schlossbaus, von dem nur die nackten, unverputzten Außenmauern stehen blieben. Eingebaut wurden neue Decken und Dächer in Stahl- und Betonbauweise sowie völlig veränderte, stützen- und wandfreie Grundrisse; das Innere verblieb ein Rohbau.[6] Nur das Äußere wurde originalgetreu wiederhergestellt. Der Investor beabsichtigte jahrelang erfolglos, das – trotz der weitgehenden Substanzeingriffe immer noch denkmalgeschützte[7] – Gebäude als Schulungs- und Tagungszentrum und für Veranstaltungen zu vermieten.[8] Im Jahr 2021 stand das Fechenbacher Schloss „innen wie ein Neubau“ für 1,5 Millionen Euro zum Verkauf.[9]

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Literatur

  • Claudia Stoll: Schloss Fechenbach, ein unbekanntes Bauwerk des Würzburger Hofbaumeisters Johann Michael Fischer, in: Jahrbuch der Bayerischen Denkmalpflege, Forschungen und Berichte, Band 41 für das Jahr 1987, Hrsg. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Deutscher Kunstverlag, München 1991, ISBN 3-422-06062-6, ISSN 0341-9150, S. 112–116. (Enthält auf S. 113 einen Stahlstich von Johann Bittenheuser aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, der die ehemals herrschaftliche Lage am Mainufer zeigt sowie auf S. 114 ff. Abbildungen vom unverputzten Äußeren des damals seit langer Zeit leerstehenden Schlosses.)
  • Ludwig-Andreas Riedel, Lothar Romstöck: Fechenbach, ein fränkisches Dorf mit 800-jähriger Geschichte. Collenberg 2014, S. 277 ff.
  • Hans Reuther: Fischer, Johann Michael. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 194. (Digitalisat auf daten.digitale-sammlungen.de, abgerufen am 25. Dezember 2021. - Online-Version auf Deutsche Biographie, abgerufen am 25. Dezember 2021) – ohne Erwähnung von Schloss Fechenbach.

Einzelnachweise

  1. Claudia Stoll: Schloss Fechenbach, ein unbekanntes Bauwerk des Würzburger Hofbaumeisters Johann Michael Fischer, in: Jahrbuch der Bayerischen Denkmalpflege, Band 41 für das Jahr 1987, Deutscher Kunstverlag, München 1991, S. 112–116, hier S. 112.
  2. Bishop Johann Philipp Karl Anton von Fechenbach zu Laudenbach †. In: catholic-hierarchy.org. Abgerufen am 28. Dezember 2021 (englisch).
  3. Fechenbach, Johann Philipp Karl Anton Freiherr von (Indexeintrag). In: Deutsche Biographie (deutsche-biographie.de). Abgerufen am 28. Dezember 2021.
  4. Zu Popp vgl. Johann Georg Popp auf hardheim.info, abgerufen am 28. Dezember 2021.
  5. Das Dehio-Handbuch charakterisierte 1979 die Architektur als „im Charakter mittelrheinischer Bauten“, noch ohne den Architekten zu kennen. Vgl. Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern I: Franken, bearbeitet von Tilmann Breuer u. a., Deutscher Kunstverlag, München 1979, S. 276.
  6. Joachim Schwamberger: Nach 253 Jahren vollendet, in: Main-Post, 4. Dezember 2007 (Digital-Version auf mainpost.de, abgerufen am 25. Dezember 2021, Bezahlschranke). - Mit Foto des entkernten Gebäudes ohne Dach.
  7. Schloss, Aktennummer D-6-76-117-9. In: Denkmal-Atlas. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  8. Historisches Schloss Fechenbach. In: wideflex.de. Wideflex GmbH, Großostheim, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  9. Wohnungsmarkt, „Schloss zu verkaufen“, in: taz am Wochenende, 24.–26. Dezember 2021, S. 43.

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