Schloss Diekhof

Die große barocke Anlage eines Herrenhauses in Diekhof im Landkreis Rostock in Mecklenburg-Vorpommern war allgemein als Schloss Diekhof bekannt. Sie wurde bis auf einige Nebengebäude unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört.

Hauptgebäude vor der Zerstörung
Marstall des Schlosses Diekhof
Marstall (Zustand 1999)
Schlosskapelle Diekhof (Zustand 2009)

Baugeschichte

Die repräsentative Anlage des Herrenhauses Diekhof wurde 1732 bis 1739 für Ludwig[1] Achaz von Hahn nach französischen Vorbildern erbaut. Sie bestand aus einem zweigeschossigen Hauptbau, gesonderten eingeschossigen Seitenflügeln mit Stirnpavillons sowie Torhäusern und mehreren Wirtschaftsgebäuden. Am 4. Mai 1945 wurde der Hauptbau bis auf die Grundmauern zerstört. Der schadhafte östliche Seitenflügel wurde mit Ausnahme der Schlosskapelle um 1965 abgetragen. Die Schlosskapelle wurde 1950 bis 1954 und um 1962 restauriert. Der westliche Seitenflügel und die Torhäuser wurden nach langer Vernachlässigung zwischen 2007 und 2009 restauriert.

Baubeschreibung

Der fünfzehnachsige Hauptbau war durch dreigeschossig erhöhte Risalite mit Dreiecksgiebeln und durch Seitenrisalite mit Segmentgiebelbekrönungen gegliedert. Die Geschosse waren mit Kolossalpilastern beziehungsweise Säulenstellungen zusammengezogen. An den Fassaden waren sparsame Dekorationselemente wie Putzspiegel, Triglyphenfriese und Giebelreliefs verwendet. Das Gebäude war mit einem Mansarddach mit gruppierten Dachgauben gedeckt.

Grundbesitz

Ursprünglich ein Gut derer von Voß, dann dem Adelsgeschlecht von Hahn gehörend, hielt es Mitte des 18. Jahrhunderts die Adelsfamilie von Wallmoden. Bekanntester Vertreter wurde Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn, der Domherr zu Lübeck war und später sogar General.[2] Diekhof war ein Allodialgut, später Teil eines großen Familienfideikommisses. Im 20. Jahrhundert sind als Fläche 949 ha ausgewiesen, davon 500 ha Forstbesitz. Hinzu gehörten weitere Nebengüter mit Groß-Bützin, 298 ha, Neu-Heinde, 476 ha, sowie Schweez mit 464 ha. Letzte Grundbesitzer waren Anfang des 20. Jahrhunderts die Fideikommissherrin Elisabeth[3] Gräfin von Schlieffen, geborene Gräfin von Bassewitz-Diekhof (1849–1913), dann bis zur Enteignung 1945 direkt ihr Enkel[4] der Kavallerie-Offizier[5] Ernst Albrecht Graf Schlieffen (1912–1942), nachfolgend seine Erbengemeinschaft.

Innenausstattung

Im Inneren des Hauptflügels befand sich eine großzügig gestaltete, streng symmetrische Raumanordnung, deren Fertigstellung in den 1760er Jahren erfolgte. Sie umfasste Fest- und Wohnräume mit pilastergegliederten oder getäfelten Wandflächen und Stuckdekorationen. Im Weißen Saal im Obergeschoss gab es Deckengemälde. Intimere Rokokoformen waren in Form von Schäferszenen an den Kaminen des Weißen und des Braunen Saales zu finden. Stuckdekorationen mit der Signatur G.N. MEZ 1766 befanden sich in den östlichen Wohnräumen des Erdgeschosses.

Marstall

Der Gegensatz zwischen den pilastergegliederten zweigeschossigen dreiachsigen Eckpavillons und dem schlichten eingeschossigen Zwischenbau ist von besonderem Reiz. Er kann an dem erhaltenen dreizehnachsigen Marstall noch besichtigt werden. Dieses Bauwerk stand 1999 kurz vor dem endgültigen Verfall, konnte jedoch 2007 bis 2009 wieder hergestellt werden.

Schlosskapelle

Die Schlosskapelle bildete ursprünglich den Südpavillon des linken östlichen Hofflügels. Die Innenausstattung der Schlosskapelle ist durch Pilastergliederung, Emporen und reiche, qualitätvolle, teils vergoldete Stuckdekorationen gekennzeichnet. Zentrales Ausstattungsstück ist der reich geschmückte Kanzelaltar in Form eines Portikus. Seitlich befindet sich eine Fürstenempore mit rundbogigen hölzernen Logen auf ionischen Säulen, die mit gesprengten Volutengiebeln bekrönt sind. Die Kapelle wurde 1768 vollendet und blieb bis in die Gegenwart erhalten.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern. 2. Auflage, Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2016, ISBN 978-3-422-03128-9, S. 123.
  • Götz Eckardt (Hrsg.): Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Band 1, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1980, S. 94.
Commons: Schloss Diekhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschichte und Urkunden des Geschlechtes Hahn. 1856. In: G. C. F. Lisch (Hrsg.): Familien-Chronik. 4. Die Linien Basedow - Seeburg enthaltend, Diekof, Pölitz. In Commission in der Stiller`schen Hofbuchhandlung, Schwerin, Rostock 1856, S. 215–217 (google.de [abgerufen am 1. September 2022]).
  2. Gustav Adelbert Seyler: Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie 1873. Hrsg.: Herold Verein zu Berlin. I. Auflage. Band 7., Fürstlich Blut. Mitscher & Röstell, Berlin 1873, S. 235–238 (google.de [abgerufen am 1. September 2022]).
  3. Genealogisches Taschenbuch der adligen und gräflichen Familie von Bassewitz 1901. In: Familie von Bassewitz (Hrsg.): Familien-Chronik. 3. Auflage. V. Wendisch-Grafliche Linie., 124. 1) Elisabeth Bertha Louise Caroline Gräfin von Bassewitz. Eduard Herberger Hofbuchdrucker, Schwerin 1901, S. 26–27 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. September 2022]).
  4. Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV, Mecklenburg-Schwerin und - Strelitz. Amt Güstrow. In: Niekammer (Hrsg.): Letzte Ausgabe. 4. Auflage. Band IV. Niekammer`s Güter-Adreßbuch GmbH, Leipzig 1928, S. 24–25 (g-h-h.de [abgerufen am 1. September 2022]).
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1939. B. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. In: "Der Gotha". Teil B. Gräfliche Häuser des seit Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Neuzeit nachgewiesenen deutschen und österreichisch-ungarischen Erbadels (späterer rittermäßiger Landadel, patrizischer Stadtadel, Reichsbriefadel, Landesbriefadel, Uradel und alter Adel nichtdeutschen Ursprung, Offiziers-und Beamtenadel). 112. Auflage. Schlieffen, Diekhof. Justus Perthes, Gotha November 1938, S. 505–507 (google.de [abgerufen am 1. September 2022]).

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