Schloss-Straßen-Center
Das Schloss-Straßen-Center (Kurzform: SSC) ist ein Einkaufszentrum im Berliner Ortsteil Friedenau, direkt an der Grenze zum Ortsteil Steglitz an der Ecke Bundesallee und Bornstraße am Walther-Schreiber-Platz. Das SSC befindet sich – vom Platz her betrachtet – rechts neben dem Forum Steglitz und ist mit einer Verkaufsfläche von 16.200 m² das kleinste der vier Shoppingcenter im Bereich der Schloßstraße.[1]
Schloss-Straßen-Center | ||
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Schloss-Straßen-Center, 2012 | ||
Basisdaten | ||
Standort: | Berlin-Friedenau, Walther-Schreiber-Platz 1 | |
Eröffnung: | 29. März 2007 | |
Verkaufsfläche: | 16.200[1] m² | |
Eigentümer: | MIB AG, Berlin, zusammen mit dem irischen Investor CMC Capital[2][3][4] | |
Verkehrsanbindung | ||
Bahnhöfe: | Walther-Schreiber-Platz, Feuerbachstraße | |
S-Bahn: | ||
U-Bahn: | ||
Omnibus: | M48, M76, M85, 181, 186 | |
Parkplätze: | 365[5] | |
Technische Daten | ||
Bauzeit: | 2006–2007 | |
Architekten: | Aukett + Heese GmbH, Berlin | |
Baustoff: | Stahlbeton | |
Baukosten: | 80 Mio. Euro[6] | |
Lage des Einkaufszentrums | ||
Koordinaten: | 52° 27′ 54,4″ N, 13° 19′ 39,9″ O | |
Namensgebung
Der Name des Einkaufszentrums soll auf die Lage des Gebäudes am Eingang der namensgebenden Schloßstraße verweisen. Die Schloßstraße beginnt genaugenommen jedoch erst auf der gegenüberliegenden Seite der Bornstraße mit dem Forum Steglitz im Ortsteil Steglitz. Zudem wurde die Straßenbezeichnung als Eigenname nicht der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst, sodass orthographisch hier zwei Fehler vereint sind – korrekt wäre Schloßstraßen-Center.
Geschichte des Grundstücks
Im Jahr 1905 wurde am südlichen Ende der damaligen Kaiserallee (heute: Bundesallee) zwischen der Lefèvre- und der Bornstraße ein Häuserblock mit großen teuren Wohnungen sowie Arzt- und Anwaltspraxen errichtet. Im Erdgeschoss befanden sich viele kleine Läden, wie das Seifengeschäft Losch, ein Milch- und ein Papierwarengeschäft, eine Eisdiele, die Thalia-Lichtspiele, das Fachgeschäft für Technische Spielwaren Steinke und das Postamt Berlin-Friedenau 3 (Bornstraße 1). Dieser Häuserblock brannte 1942 nach einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg aus.[7]
Auf dem Grundstück wurde 1953 das Kaufhaus Held vom Architekten Paul Schwebes in zeittypischer Gestaltung erbaut sowie zwischen 1959 und 1965 mehrfach erweitert.[8] Im Zentrum des Gebäudes befand sich eine große ovale Treppenanlage, die alle Vollgeschosse verband. Das Eckgrundstück Bundesallee/Lefèvrestraße (Bundesallee 96) erhielt ein schlichtes Wohngebäude im Baustil der 1950er Jahre, dort war nun im Erdgeschoss das Zweigpostamt Berlin-Friedenau 3 untergebracht.[9]
Im Jahr 1971 wurde unmittelbar vor dem Kaufhausgrundstück mit dem U-Bahnhof Walther-Schreiber-Platz der damalige Endpunkt der U-Bahn-Linie 9 in Betrieb genommen. 1973 wurde das Kaufhaus Held an die Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH verkauft und fortan unter dem Namen Hertie betrieben. In den 1990er Jahren wurde das Zweigpostamt Berlin 411 geschlossen, die Räume wurden anschließend nicht mehr genutzt.
Nachdem der Karstadt-Konzern 1994 die Hertie-Kaufhäuser übernommen hatte, besaß dieser Konzern mit Karstadt, Wertheim und Hertie nun drei Warenhausstandorte im Bereich der Steglitzer Schloßstraße, zusätzlich existierte noch die Filiale Karstadt Sport im Forum Steglitz. Im Hertie-Kaufhaus wurden Warensortiment und Personal schrittweise reduziert, um die Käufer zu den beiden anderen Häusern zu lenken. Zum Schluss wurde nur noch die Verkaufsfläche im Erdgeschoss zum Verkauf von Aktionsware und Restbeständen zwischenzeitlich genutzt.
Am 22. Februar 2003 wurde das alte Kaufhaus endgültig geschlossen.
Planung und Bau des SSC
Der Abriss des alten Kaufhauses begann im Juni 2005.[10][11] Zur Erweiterung der Grundfläche wurden zusätzlich neben dem eigentlichen Kaufhaus das Eckwohngebäude Bundesallee 96 mit dem ehemaligen Postamt sowie das angrenzende viergeschossige Wohngebäude Lefèvrestraße 29 aus der Zeit um 1905–1910 abgerissen, um Parkhauszufahrten bauen zu können. Die zum Teil langjährigen Mieter der Wohnungen wurden 2004 über den geplanten Abriss der Häuser informiert.[12]
Bestandteil des Projektes war eine Veränderung der Baufluchtlinien im Platzbereich zur weiteren Vergrößerung der Grundfläche. Dies war nach der Aufgabe der alten noch von der Straßenbahn stammenden Bus-Endhaltestelle in Mittellage vor dem Forum Steglitz und der Querschnittsreduzierung der Schloßstraße möglich.
Das Bauprojekt wurde von den Einzelhändlern und Gewerbetreibenden in der Rheinstraße mit Sorge betrachtet, weil ein weiterer Kaufkraftabfluss in die großen Häuser befürchtet wurde.
Bereits Mitte Juni 2005 folgte der erste Spatenstich für den Neubau des Einkaufszentrums; allerdings waren die Inhalte der Baugenehmigung streitig.[13] Im August 2005 begann die Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplan XI-1-1 zur planungsrechtlichen Festlegung der Nutzung der betroffenen Flächen.[14] Der Neubau wurde schließlich im Frühjahr 2007 fertiggestellt.[15]
Zeitgleich mit dem Neubau des SSC-Gebäudes wurde in der Bundesallee eine Bus-Endhaltestelle mit Wendemöglichkeit für Gelenkbusse eingerichtet. Derzeit enden drei Buslinien direkt vor dem Gebäude. Außerdem wurde der Eingang zur U-Bahn umgestaltet, dabei erhielt das Einkaufszentrum eine direkte Verbindung vom Tiefgeschoss zur Verteilerebene der U-Bahn. Dem Einkaufszentrum ist ein Parkhaus mit 365 Stellplätzen angeschlossen.
Das neue SSC-Gebäude besaß zunächst einen offenen Lichthof. Die Decken des Erdgeschosses sowie der darüberliegenden galerieartig gestalteten Geschosse waren in der Mitte geöffnet und erlaubten einen freien Blick bis in das Tiefgeschoss. Zur Vorbereitung der Primark-Ansiedlung wurde 2011 bis 2012 die nutzbare Verkaufsfläche durch Schließung der Geschossdecken im Innenraum vergrößert.
Geschäfte im SSC
Das am 29. März 2007 eröffnete Einkaufszentrum,[16] das als „Shop-in-Shop“-System konzipiert wurde, beherbergte bis zum Sommer 2011 auf vier Ebenen rund 50 Fachgeschäfte, Dienstleistungseinrichtungen und gastronomische Betriebe, darunter Einzelhandelsketten wie Zara, Cyberport und Toys “Я” Us.
In den ersten Jahren konnten nicht alle Ladengeschäfte vermietet werden, zudem erfüllte der Käuferbesuch nicht die Erwartungen. Eine häufige Fluktuation war zu beobachten.
Im Jahr 2011 zogen viele Geschäfte aus dem Gebäude aus, um in das rund 200 Meter entfernte Einkaufscenter Boulevard Berlin an der Schloß-/Treitschkestraße zu wechseln, das am 4. April 2012 eröffnete. Das Schloss-Straßen-Center wurde umgebaut,[17] blieb aber während des Umbaus geöffnet mit Cyberport, Acom, BackWerk und Toys “Я” Us im 1. Obergeschoss.
Im Juli 2012 wurde auf 5.400 m²[18] die erste Berlin-Filiale der irischen Modekette Primark eröffnet.[19][20] Bei der Eröffnung kam es, begleitet von ca. 100 Journalisten, zu einem Ansturm von rund 1000 meist jungen Frauen.[18] Im März 2022 teilte der Discounter mit, dass der Mietvertrag in der Schloßstraße nicht verlängern werde. Die tatsächliche Schließung erfolgte zum 18. März 2023 bereits vorfristig.[21][22]
Die Primark-Verkaufsflächen befanden sich im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss jeweils im Mittelbereich zwischen den Treppenbereichen. Im Erdgeschoss wurde auf einer größeren Fläche zusätzlich Unterhaltungselektronik angeboten, im ersten Obergeschoss nutzt ein Spielwarenanbieter die anschließende größere Fläche.
Im Tiefgeschoss sind ein Rewe-Supermarkt und einige kleinere Ladengeschäfte angeordnet, darunter unterschiedliche Gastronomie-Angebote.
Im zweiten Obergeschoss ist auf 1.500 m² ein Fitnessstudio ansässig.[5]
Betrieb
Das SSC wird von der CMde Centermanager und Immobilien GmbH & Co. KG betrieben.[23] Die HSH Nordbank stellte für die Bestandsfinanzierung eine Summe von 72 Millionen Euro zur Verfügung.[5]
Am 28. Februar 2024 wurde vom Amtsgericht Charlottenburg das Insolvenzverfahren eröffnet.[24]
Weblinks
Einzelnachweise
- Innerstädtische Shoppingcenter. (Memento des vom 25. November 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Geographische Handelsforschung, Nr. 28, Dezember 2010. Wirtschaftsgeographie der Humboldt-Universität zu Berlin. (pdf; 2,6 MB)
- Berlin: Primark mietet 5.000 m² im Schloss-Straßen-Center. Thomas Daily vom 27. Juli 2011. Abgerufen am 27. Juni 2012.
- Schloss-Straßen-Center wechselt Besitzer. In: Immobilien Zeitung, 20. September 2007. Abgerufen am 27. Juni 2012.
- Objekt Schloss-Strassen-Center. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. MIB AG. Abgerufen am 27. Juni 2012.
- Immobilienfinanzierung: HSH Nordbank finanziert „Schloss-Straßen-Center“ in Berlin. Bei: Haufe.de, 3. Januar 2013, abgerufen am 15. Januar 2013.
HSH Nordbank finanziert Schloss-Straßen-Center in Berlin. Bei: Deal-magazin.com, 3. Januar 2013, abgerufen am 15. Januar 2013. - Birgitt Eltzel: 67 Läden entstehen auf Ex-Hertie-Gelände. In: Berliner Zeitung, 20. Oktober 2005, abgerufen am 15. Januar 2013.
- Sigrid Wiegand: Walther-Schreiber-Platz – der Platz, den es nie gab. In: Heimatverein Steglitz (Hrsg.): Steglitzer Heimat 49 Jg. (1/2004) (Memento vom 11. August 2007 im Internet Archive) (PDF; 1,2 MB), S. 27–30.
- Internetquelle: Kaufhaus Held auf www.laufwerk-b.de, abgerufen am 21. Januar 2013 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Internetquelle: Liste der Berliner Postämter auf www.blocksignal.de, abgerufen am 22. Januar 2013
- Birgitt Eltzel: Schloss-Straßen-Center statt Hertie. In: Berliner Zeitung, 27. April 2004, abgerufen am 15. Januar 2013.
- Ela Dobrinkat: Abriß des Hertie-Kaufhauses am Walther-Schreiber-Platz beginnt. In: Die Welt, 4. Juni 2005, abgerufen am 15. Januar 2013.
- Internetquelle: Entmietung in Friedenau auf www.berliner-mieterverein.de, abgerufen am 22. Januar 2013
- Birgitt Eltzel: Investoren des Schloss-Straßen-Centers werfen der Stadträtin Verschleppungstaktik vor. Spatenstich ohne Baugenehmigung. In: Berliner Zeitung, 15. Juni 2005, abgerufen am 15. Januar 2013.
- Internetquelle: 3.) 2005 – Noch eine Shopping-Mall für die Schloßstraße auf khd-blog.net, abgerufen am 21. Januar 2013
- Katrin Lange: Neue Einkaufszentren an der Schloßstraße. In: Die Welt, 17. Juni 2007 (Übersicht zum Artikel Einkaufscenter muss kleiner werden.).
- Einkaufszentrum mit U-Bahn-Anschluss. In: Berliner Zeitung, 29. März 2007, abgerufen am 25. Dezember 2012.
- Steglitz-Zehlendorf: Schloss-Straßen-Center wird umgebaut. In: Berliner Morgenpost, 3. März 2011, abgerufen am 15. Januar 2013.
- Miriam Hauft: Hype um Shoperöffnung in Berlin. Ich will ein Kleid von dir. In: die tageszeitung, 11. Juli 2012, abgerufen am 15. Januar 2013.
- Birgitt Eltzel: Irische Modekette: Primark eröffnet erste Berlin-Filiale. In: Berliner Zeitung, 12. Juli 2012, abgerufen am 15. Januar 2013.
- Billig-Modekette: Warum es bei der Primark-Premiere hysterische Szenen gab. In: Berliner Morgenpost, 15. Juli 2012, abgerufen am 15. Januar 2013.
- Katrin Lange: Primark schließt seine Filiale im Schloss-Straßen-Center. In: Berliner Morgenpost, 24. März 2022, abgerufen am 20. März 2024.
- Katrin Lange: Primark in Berlin vor Schließung - Ende einer Shopping-Ära. In: Berliner Morgenpost, 18. März 2023, abgerufen am 20. März 2024.
- Centermanagement Schloss-Straßen-Center. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 27. Juni 2012.
- Schloss-Straßen-Center in Berlin-Friedenau insolvent. In: rbb24, 1. März 2024, abgerufen am 25. März 2024.