Schlawiner
Der Schlawiner (auch Schlawuzi oder Schlawack) ist eine umgangssprachliche Bezeichnung, die sowohl anerkennend als auch beleidigend gemeint sein kann. Sie bezeichnet
- einen pfiffigen, gerissenen, lebhaften Menschen, oft auch ein solches Kind; synonym: Schlingel (in seiner heutigen Bedeutung), Schalk,
- einen gerissenen Gauner,
- einen unzuverlässigen Menschen.
Die Etymologie ist nicht eindeutig und auch zum Ort Schlawin lässt sich keinerlei Bezug herstellen. Das Wort wurde aber wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu Slowene oder Slawonier (eine Volksgruppe in Kroatien) gebildet bzw. stellt im Falle von Schlawacken eine ältere Bezeichnung für die Slowaken dar, weil von dort stammende Hausierer als besonders gerissene Geschäftemacher galten.[1]
Es ist zu beachten, dass dies nicht notwendigerweise bedeutet, dass die so ursprünglich bezeichneten Hausierer slawischer Herkunft waren, denn zumindest Slowaken war (so z. B. 1888 im Schimmelreiter von Theodor Storm) auch als Bezeichnung für Roma und Sinti bzw. allgemein für fahrendes Volk gebräuchlich, was auch Juden und Jenische einschloss (vgl. Bohemien: aufgrund ihrer Einwanderung aus Böhmen oder der Slowakei wurden die Roma häufig entsprechend bezeichnet); Hausierer waren oft Roma, Juden oder Jenische.
Der Begriff wurde auch als Schimpfwort für osteuropäische Ausländer verwendet.[2]
Die Spieler und Fans des deutschen Fußball-Regionalligisten TSV Havelse sind unter dem selbst gewählten Spitznamen die Schlawiner bekannt.
Literatur
- Duden – Das Herkunftswörterbuch. Mannheim 1989.
Weblinks
- Erklärung im Lexikon Ruhrgebietssprache
- Schlawiner. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
Einzelnachweise
- Duden, das große Fremdwörterbuch. Mannheim/Leipzig, 2000, ISBN 3-411-04162-5.
Kluge datiert das Wort ins 19. Jahrhundert. (Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin/New York 2002, Stichwort Schlawiner, ISBN 3-11-017473-1, S. 807.) - Erich Mühsam: Schwabing. In: Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe) 5. April 1928, S. 9 (dwds.de „…Russen, Ungarn und Balkanslawen, kurz das, was der Münchener Eingeborene in den Sammelnamen Schlawiner zusammenfasst.“).