Schlager

Als Schlager werden allgemein leicht eingängige instrumentalbegleitete Gesangsstücke der populären Musik mit oft deutschsprachigen Texten bezeichnet. Das Spektrum reicht dabei von ernsten und sentimentalen Texten bis hin zu fröhlichen und humorvollen Texten. Manche Schlager entwickeln sich zu sogenannten Gassenhauern. Ausgehend von populären Operettenmelodien machte sich seit den 1920er Jahren der Einfluss von jazzigen Rhythmen und Harmonien in der Schlagermusik bemerkbar.

Phonographen, hier auf einer Reklame von 1907, …
… und Grammophone ermöglichten das Schlagerhören auch zu Hause.

Seit den 1950er Jahren wird Schlager als „schwer zu umgrenzender Begriff in der neueren Unterhaltungsmusik“ sowie als „Kurzform für leicht eingängige Tanz- und Unterhaltungsmusik“ beschrieben.[1] Microsoft Encarta definierte 2003 Schlager als „einerseits kommerziell erfolgreiches Musikstück, andererseits als eine Gattung der Unterhaltungsmusik“. Kennzeichnend seien „einfachste musikalische Strukturen und triviale Texte, die an das Harmonie- und Glücksverlangen des Zuhörers appellieren“. Dabei seien „die Grenzen zur Popmusik und volkstümlichen Musik fließend“.[2]

Definition und Begriffsherkunft

Eine eindeutige Definition von „Schlager“ gibt es in der Musikwissenschaft nicht und wird von einzelnen Autoren als „schwierig“ und „nicht möglich“ bezeichnet. Die systematische Abgrenzung zu anderen Genres erweist sich ebenso als schwierig. Im Jahre 1870 lässt sich der Begriff erstmals für besonders erfolgreiche Operettennummern und volkstümliche Singspiele nachweisen.[3]

Sprachlich ist der Ausdruck „Schlager“ auf das Wienerische zurückzuführen, laut Duden „wohl nach dem durchschlagenden Erfolg, der mit einem Blitzschlag verglichen wird“.[4] Das DWDS übernimmt gemäß einer musikalischen Zeitungskritik[5] und dem Wörterbuch von Kluge (1967)[6] das Jahr 1881, in dem das Wort „als Ausdruck der Musikkritik, durch die Tagespresse verbreitet“ etabliert und dann auf andere insbesondere „aktuelle und wirkungsvolle Erscheinungen (Buch, Theaterstück, eine reißend abgehende Ware) übertragen“ wurde.[7] Bei Kluge/Götze wurde bereits vermutet, dass das Bild vom einschlagenden Blitz stamme und von der Erwähnung in der Zeitungskritik dann auf Politik und andere Gebiete übertragen wurde.

Historisch hat es ab dem ausgehenden Mittelalter scherzhafte oder auch derbe Lieder nachweislich gegeben, die im einfachen Volk kursierten und von der Kunstmusik entweder ignoriert oder assimiliert wurden – zum Beispiel als Kirchenlied mit neuem Text oder als versteckte musikalische Grundlage von geistlicher Figuralmusik. Die Erfindung des Notendrucks mit Typen im 16. Jahrhundert ermöglichte erstmals die massenhafte und europaweite Verbreitung von Musik, so dass Melodien wie Pavane de Spaigne, La Spagnoletta (beziehungsweise Españoleta und so weiter, die „kleine spanische Melodie“[8]), La Follia und viele andere allbekannt wurden.

Notenblatt des Walzers An der schönen blauen Donau von Johann Strauss, 1867

Der Begriff des Schlagers im heutigen Sinne entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der erste, auf ein bestimmtes Werk und eine Aufführung bezogene Nachweis des Wortes ist im Wiener Fremdenblatt vom 17. Februar 1867 zu lesen, das über die Uraufführung des Walzers An der schönen blauen Donau schrieb: „Die Eröffnungsnummer der zweiten Abteilung war ein entschiedener Schlager.“[9] In Deutschland verwendete der Journalist und Theaterkritiker Paul Lindau als einer der ersten diesen Ausdruck, zum Beispiel für die Gesangsdarbietungen der Pariser Café-chantants (in Berlin und Hamburg auch Tingeltangel oder Singspielhalle) oder für Wienerlieder.

Schlager in einem Café chantant in Kopenhagen, 1919

Die Erfindung des Grammofons sowie die aufkommende Filmindustrie trugen schnell zur Verbreitung des Schlagers bei. Er ist somit ein Produkt der Industriegesellschaft. Allein seine Schnelllebigkeit zeigt, dass er eher eine Ware als ein auf Dauer setzendes Kunstwerk darstellt. Der Schlager sucht das Massenpublikum, indem er in den Texten Wunschträume anspricht, die er als „Botschaften“ in Kehrreimen stetig wiederholt. Musikalisch richtet sich der Schlager meist nach der jeweils herrschenden Tanzform. Einfache Rhythmen und Melodienfolgen, die auf schnelle Wiedererkennung angelegt sind, bestimmen seinen Charakter.

In Frankreich sowie im Französisch sprechenden Teil Belgiens werden Schlager entgegen dem deutschen Sprachgebrauch nicht „chansons“ genannt (dies ist vielmehr ein Ausdruck für Lieder mit „literarischem Anspruch“), ebenso wenig „chansons à la mode“ (diesen veralteten Ausdruck findet man allenfalls noch in alten Lexika), sondern „variétés“.

Theodor W. Adorno sagte über die Wirkung des Schlagers und seine gesellschaftliche Funktion: „Schlager beliefern die zwischen Betrieb und Reproduktion der Arbeitskraft Eingespannten mit Ersatz für Gefühle überhaupt, von denen ihr zeitgemäß revidiertes Ich-Ideal sagt, sie müssten sie haben.“

Die ursprüngliche Definition von Schlager, wie sie etymologisch begründet ist, ist heute äußerst schwer an einzelnen Genres festzumachen.

Geschichte

Anfangszeit (1900–1919)

Paul Lincke, Briefmarke der Deutschen Bundespost (1956) zum 10. Todestag

Die ersten deutschsprachigen Schlager finden sich in den zahlreichen Operetten, die vor 1900 in Wien erfolgreich waren. Johann Strauss Vater und Sohn belieferten die unterhaltungssüchtigen besseren Stände mit Operettenmelodien. Allein Die Fledermaus (1874), der Gipfel der klassischen Wiener Operette, war voll von eingängigen Melodien: Alfreds Lied Täubchen, das entflattert ist, Prinz Orlofskys Couplet ’s ist mal bei mir so Sitte, Rosalindes Csárdás und Adeles Ariette Spiel ich die Unschuld vom Lande, Alfreds Trinklied Trinke, Liebchen, trinke schnell und der Abgesang Glücklich ist, wer vergisst. Fast 500 Werke umfasst das Lebenswerk von Johann Strauss Sohn.

Auch Berlin, das Operettenzentrum Preußens, hatte entsprechende Komponisten. Der bekannteste war Paul Lincke, der mit Frau Luna 1899 seinen größten Erfolg hatte. Einzelne Lieder von Lincke waren jahrzehntelang zu hören: Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft; Glühwürmchen, Glühwürmchen glimmre, Glühwürmchen, Glühwürmchen schimmre aus Lysistrata und Schlösser, die im Monde liegen. Eduard Künnekes Der Vetter aus Dingsda mit dem Lied des Fremden Ich bin nur ein armer Wandersgesell und dem Tango Kindchen, du mußt nicht so schrecklich viel denken wurde 1921 in Berlin uraufgeführt.

Aufstieg durch die Massenmedien Schallplatte, Rundfunk und Tonfilm (1920–1933)

Fritzy Massary, 1929
Otto Reutter

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Schlager stark durch die weitere Verbreitung der Schellackplatte und vor allem das Aufkommen des regulären Rundfunkbetriebs beeinflusst, die den Schlager nun als millionenfache Ware in die Wohnstuben brachten. Dadurch wurden die verschiedensten Schlager nun auch einem breiteren Publikum zugänglich und man sprach auch vom Schlager als sogenanntem Gassenhauer.[10] Um 1930 kam der kommerzielle Tonfilm hinzu. Die Lieder besaßen oftmals einen eher einfachen Text. Dazu gehören zum Beispiel Reime wie Was macht der Maier am Himalaya? und Unter den Pinien von Argentinien sowie Mein Onkel Bumba aus Kalumba.

Auch eine gewisse Frivolität kann man den Texten nicht absprechen. Wenn es in einem Stück heißt: Veronika, der Spargel wächst oder Ich hab das Fräulein Helen baden sehn und gar Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben, dann bezeugt das zum einen die sogenannten „Goldenen Zwanziger“, zum anderen aber auch eine aufkommende Aufklärung und Emanzipation. Sehr populär und auch heute noch oft zu hören ist der bekannte Schlager Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. In den Ballsälen wurde Foxtrott und Charleston sowie der „Skandaltanz“ Shimmy getanzt.

Beliebte Vertreter dieser Art Musik waren vor allem die Comedian Harmonists, Marlene Dietrich, Erwin Hartung, Claire Waldoff, Fritzi Massary (Josef, ach Josef, was bist du so keusch), Trude Hesterberg, Max Pallenberg, Otto Reutter, Liane Haid, Paul Preil, Rudi Godden, Mady Rahl, Lizzi Waldmüller und Lilian Harvey. Vor allem die Kirche war gegen diese Art der Vergnügung, vor allem wenn Texte wie der folgende auf der Straße oder bei Veranstaltungen gesungen wurden:

„‚Lieber Schatz‘, sprach er, ‚Du bist mein Süßchen.
Werd doch mein, und zwar im Gänsefüßchen.
Lieber Schatz, was soll ich dir erzählen.
Schau, ich könnt’ für dich vom Hund das Futter stehlen.
Glaube mir, ich sag das nicht zu jeder.‘,
sprach er leis’ und küßte eine Feder.
‚Sei doch lieb, und werd’ nicht immer spröder.
Es ist Mai, komm leg’ mit mir ein Ei.‘“

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden Lieder mit Passagen wie „Dein Wesen war einst treudeutsch germanisch. Auf einmal ist es ausgesprochen spanisch“ aus dem Schlager der Comedian Harmonists Mein lieber Schatz, bist du aus Spanien nicht mehr verkauft. Viele jüdische Künstler verließen Deutschland, vor allem, weil sie bereits von Auftrittsverboten betroffen waren. Mit den Rassegesetzen von 1935 begann die juristische Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung. Ihre wirtschaftliche Diskriminierung kulminierte 1938 mit den Novemberpogromen.

Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945)

Grabstein des Autors und Kabarettisten Fritz Grünbaum (* 7. April 1880 in Brünn; † 1941 im KZ Dachau) auf dem Wiener Zentralfriedhof
Verteilung von Volksempfängern, genannt „Goebbelsschnauze“, 1938

In der Zeit des Nationalsozialismus fiel auch der Schlager der Gleichschaltung zum Opfer und musste für Propagandazwecke herhalten. Die leicht frivolen Texte der zurückliegenden Jahre verschwanden, die Film- und Schallplattenindustrie fiel unter staatliche Aufsicht. Vor allem jüdische Musiker wie die Comedian Harmonists erhielten Auftrittsverbot. Fritz Löhner-Beda, der Autor von Operetten wie Das Land des Lächelns und der Blume von Hawaii, der die Texte für zahlreiche Schlager, darunter Ausgerechnet Bananen, Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren, Oh, Donna Clara, Dein ist mein ganzes Herz, Was machst du mit dem Knie lieber Hans?, Wo sind deine Haare, August? und In Nischni-Nowgorod schrieb, wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Fritz Grünbaum, der Autor des berühmten Titels Ich habe das Fräulein Helen baden sehn, wurde in Dachau ermordet.

Die Juden Alfred Grünwald, Fritz Rotter (Maier am Himalaya), Walter Jurmann (Veronika, der Lenz ist da und Olga, Tochter der Wolga), Robert Katscher (Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt), Friedrich Schwarz (Wenn ich die blonde Inge abends nach Hause bringe, Nach Hause gehen wir nicht) und Robert Gilbert, Komponist und Texter von auch noch nach dem Krieg viel gesungener Hits wie Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh’n / Es muss was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden / Was kann der Sigismund dafür, daß er so schön ist, emigrierten und mit ihnen emigrierte auch das Anzügliche, Frivole und Witzige in den Liedtexten.

Auch Werner Richard Heymann musste aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus Deutschland fliehen, doch seine Musik, die er für frühe Tonfilme wie Die Drei von der Tankstelle und Der Kongreß tanzt geschrieben hat, haben den Nationalsozialismus überlebt und waren auch danach beliebte Schlager, darunter Titel wie Ein Freund, ein guter Freund, Liebling, mein Herz läßt dich grüßen, Das muß ein Stück vom Himmel sein, Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder, Das ist die Liebe der Matrosen, Hoppla jetzt komm ich, Irgendwo auf der Welt u. a. Auch der Revue- und Tonfilmkomponist Friedrich Hollaender (Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt / Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre) musste wegen seiner jüdischen Abstammung emigrieren.

Jim Cowler (Kleine Möwe, flieg nach Helgoland) war zwar kein Jude, bekam aber auch Ärger mit den Nazis, woraufhin er zunächst nach London und New York emigrierte. Da er sich dort nicht wohl fühlte, kehrte er nach Deutschland zurück und versuchte, sich mit der Situation zu arrangieren.[11]

Robert Stolz (Servus Du / Im Prater blüh’n wieder die Bäume / Hallo, du süsse Klingelfee / Die ganze Welt ist himmelblau / Mein Liebeslied muß ein Walzer sein / Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau’n / Adieu, mein kleiner Gardeoffizier), der zwar kein Jude war, aber vielen Juden geholfen hatte, floh wegen seiner Ablehnung des Nationalsozialismus aus Deutschland und verbrachte die Kriegsjahre in New York.

Zurück blieb lediglich, was dem „arischen Humor“ entsprach. Andere Interpreten und Schauspieler wie Marika Rökk (In einer Nacht im Mai / Ich brauche keine Millionen / Für eine Nacht voller Seligkeit / So schön wie heut‘, so müßt‘ es bleiben / In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine) oder Johannes Heesters (Ich werde jede Nacht von Ihnen träumen / Einmal von Herzen verliebt sein / Da geh’ ich ins Maxim / Man müßte Klavier spielen können / Durch Dich wird diese Welt erst schön / Ein Glück, daß man sich so verlieben kann) wurden für Propagandazwecke eingespannt. Gerade gegen Ende des Krieges, als die Alliierten deutsche Städte bombardierten, wurden explizit Texte gesucht, die der deutschen Bevölkerung wieder Mut machen und zum Durchhalten animieren sollten. Goebbels ließ Aufträge für neue Lieder ausschreiben. Dabei entstanden Texte wie Davon geht die Welt nicht unter und Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n, gesungen von Zarah Leander, und Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern und Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n von Heinz Rühmann.[12] Diese wurden, obwohl im Nationalsozialismus erstmals aufgenommen, nach dem Krieg wieder oft im Radio gespielt.

Ilse Werner, die als junge Frau zu dieser Zeit bereits Erfolge mit Titeln wie Die kleine Stadt will schlafen geh’n, Sing ein Lied wenn du mal traurig bist und Wir machen Musik hatte, konnte in der Nachkriegszeit mit diesen und weiteren Titeln wieder Erfolge feiern und hatte bis in die 1960er Jahre Charterfolge. Dies galt auch für Zarah Leander, die nach dem Krieg zwar nur wenige neue Hits hatte (z. B. Wunderbar), aber auch mit ihren früheren Hits (Yes, Sir! / Der Wind hat mir ein Lied erzählt / Eine Frau wird erst schön durch die Liebe / Kann denn Liebe Sünde sein? / Nur nicht aus Liebe weinen / Er heißt Waldemar! / Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n / Davon geht die Welt nicht unter) weiterhin erfolgreich war. Auch Hans Albers, der in erster Linie Schauspieler war, aber mit Liedern wie Hoppla, jetzt komm’ ich, Komm’ auf die Schaukel, Luise, Das ist die Liebe der Matrosen, Auf der Reeperbahn nachts um halb eins, Jawohl, meine Herr’n, Good Bye, Jonny, La Paloma und Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise, die er in seinen Filmen gesungen hat, ebenfalls erfolgreich war, konnte nach dem Krieg an seine Popularität anknüpfen.

Lale Andersen mit ihrem Ehemann Artur Beul, 1953

Auch der weltberühmt gewordene Schlager Lili Marleen, zuerst gesungen von Lale Andersen, fiel in diese Zeit. Das bereits 1915 getextete und 22Jahre später vertonte Lied sollte laut Goebbels zuerst als Marsch gespielt werden, doch Lale Andersen weigerte sich. Als es 1941 im Rundfunk gespielt wurde, war der Siegeszug der Melodie nicht mehr aufzuhalten. Wegen seines „unheilvollen Charakters“ wurde das Abspielen von Lili Marleen im Großdeutschen Reich schon bald verboten. Allerdings hinderte dies den deutschen Soldatensender Belgrad nicht, es weiter zu verbreiten, und bald entstanden auch anderssprachige Fassungen.

Bedeutende Komponisten dieser Zeit waren Theo Mackeben, Fred Raymond, Peter Kreuder, Lothar Brühne, Friedrich Schröder, Ralph Maria Siegel, Gerhard Winkler, Franz Grothe und Michael Jary; bekannte Textdichter waren Bruno Balz und Hans Fritz Beckmann. Sie schrieben zahlreiche Schlager, unter anderem für Heinz Rühmann und Zarah Leander.

Als Balz wegen seiner Homosexualität zum zweiten Mal verhaftet wurde und ihm eine Einweisung in ein KZ drohte, intervenierten Jary und Zarah Leander für seine Freilassung.[13] Jary betonte, ohne Balz könne er die von Propagandaminister Joseph Goebbels für den Film Die große Liebe als einen „Beitrag zur Kriegsanstrengung“ geforderten Lieder nicht fertigstellen, woraufhin Balz innerhalb weniger Stunden freigelassen wurde.

Jary und Balz waren auch noch bis weit in die Nachkriegszeit im Schlagerbereich aktiv, während Brühne und Mackeben nach dem Krieg noch einige Jahre lang vor allem Musik für Filme schrieben. Auch Beckmann schrieb nach dem Krieg noch einige Jahre Liedtexte für Filme. Auch Raymond, Kreuder, Schröder, Siegel, Winkler und Grothe waren nach dem Krieg noch lange als Komponisten erfolgreich.

Nachkriegszeit (1945 bis etwa 1955)

Als nach dem Krieg die ersten Rundfunkstationen wieder genehmigt wurden, begann auch die Plattenindustrie wieder zu produzieren. Manchmal waren Schlager dieser Zeit einfach als Faschingslieder komponiert, die sich über die närrische Zeit hinaus behaupteten. Dazu zählt das Lied Ich fahr mit meiner Lisa, zum schiefen Turm von Pisa, das zuerst von Jupp Schmitz 1949 gesungen wurde, ferner Wer soll das bezahlen? (Jupp Schmitz, 1949) und der Nummer-eins-Hit Am 30. Mai ist der Weltuntergang (Golgowski-Quartett, 1954).

In der Nachkriegszeit war der musikalische Geschmack des „Otto Normalverbrauchers“ (Figur aus dem Film Berliner Ballade (1948), dargestellt von einem schlanken Gert Fröbe) bunt gemischt. Dabei handelten die Texte von so unterschiedlichen Themen wie dem Mariandl (1947), das eher österreichisch daherkam, dem Theodor im Fußballtor (1948 zuerst gesungen von Margot Hielscher, später wurde Theo Lingen damit sehr bekannt), bis zum kabarettwürdigen Couplet Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien. Mit „Trizonesien“ waren die westlichen Zonen des damals in vier Besatzungszonen geteilten Deutschland gemeint.

Populäre typisch österreichische Schlager dieser Zeit waren neben dem Mariandl die von Hans Lang und Erich Meder geschriebenen Lieder – meist von Maria Andergast gesungen –, wie zum Beispiel Du bist die Rose vom Wörthersee, Aus Urfahr war mein Vorfahr, A Gitarr und a Jodler oder A fesche Katz.

Schellackplatte des Schlagers Der Mond hält seine Wacht von Peter Alexander, 1955

Interpreten dieser Zeit waren beispielsweise Rita Paul (Bobby, back’ einen Kuchen, 1950; Spiel mir eine alte Melodie, 1952; Mäcki-Boogie, 1952 mit Bully Buhlan), Renée Franke (Ding Dong Boogie, 1954; Sailors Boogie, 1954), die Kilima Hawaiians (Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand, 1953), Bruce Low (Das alte Haus von Rocky Docky, 1955) sowie der gerade mit seiner Karriere startende Peter Alexander zusammen mit Leila Negra und ihrem viel gespielten Titel Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere (die deutsche Fassung des italienischen Papaveri e papere von Nilla Pizzi). Während die Schlagersänger-Karriere von Hans-Arno Simon (Anneliese; Ach sag doch nicht immer wieder Dicker zu mir; Ludwig; Wodka-Fox; alle aus dem Jahr 1954) nur kurz währte, hatte er danach noch Erfolg als Komponist für andere Schlagerinterpreten.

Auch Caterina Valente (Ganz Paris träumt von der Liebe, 1954), Lys Assia (Oh mein Papa, 1954) und Vico Torriani (Siebenmal in der Woche, 1957) versuchten nach dem verlorenen Krieg die Stimmung einer heilen Welt zu verbreiten. Konjunktur-Cha-Cha mit seinem Refrain „Geh’n Sie mit der Konjunktur!“ hieß ein dem Zeitgeist entsprechendes Stück vom Hazy Osterwald Sextett, das das Wirtschaftswunder zum Thema hatte. René Carol hatte erste Erfolge mit Maria aus Bahia (1950), Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein (1952), Bella Donna (1953) und Deinen Namen den hab ich vergessen (1954). Im Jahr 1952 erhielt er mit Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein gar die erste Goldene Schallplatte der Nachkriegszeit.

Eine weitere erfolgreiche Sängerin der späten 1940er- und frühen 1950er-Jahre war Evelyn Künneke, die Tochter des Operettenkomponisten Eduard Künneke und der Opernsängerin Katarina Garden. Zunächst trat sie als Stepptänzerin auf, was ihr jedoch 1939 von den Nazis verboten wurde. Daraufhin begann sie eine Karriere als Sängerin und hatte erste Erfolge mit Sing, Nachtigall, sing (1941) und Haben Sie schon mal im Dunkeln geküßt? (1942). Nachdem sie zunächst bei der Truppenbetreuung eingesetzt worden war, wurde sie 1944 wegen Wehrkraftzersetzung verhaftet und im Januar 1945 in die Haftanstalt Berlin-Tegel eingeliefert, wo sie kurz vor Kriegsende wieder freigelassen wurde. In den frühen 1950er-Jahren hatte sie dann noch Erfolge mit Schlagern wie Allerdings, sprach die Sphinx (1949), Winke-winke (1950), Hab’n ’se nich ’nen Mann für mich? (1951), Egon (1953) und Herr Kapellmeister, bitte einen Tango (1953).

Wirtschaftswunder (circa 1955 bis etwa 1962)

Caterina Valente in dem Musikfilm … und abends in die Scala,
Filmplakat (1958) von Helmuth Ellgaard

Gegen Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre begannen viele Deutsche ihren Urlaub im Süden, bevorzugt in Italien, zu verbringen. Zum einen wurde dies durch das sogenannte „Wirtschaftswunder“ ermöglicht, das den Arbeitern und Angestellten mehr Geld ins Portemonnaie spülte, zum anderen waren es viele entsprechende Schlager, die Sehnsucht nach Italien weckten. Friedel Hensch und die Cyprys hatten es 1953 in ihrem Schlager Ja, für eine Fahrt ans Mittelmeer bereits prognostiziert. So fuhren im Jahre 1956 etwa 4,5Millionen Deutsche mit Heinkel-Rollern, VW Käfer und Goggomobil in den Süden auf der Suche nach einer „heileren Welt“. Möglicherweise hatte Rudi Schuricke mit dem bereits 1943 aufgenommenen, aber erst 1950 zum Hit avancierten Schlager Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt (auch bekannt geworden unter dem Titel Caprifischer) bereits den Grundstock für die Suche nach Harmonie, Süden, Meer und Glück gelegt. Arrivederci Roma und Addio, bella Napoli, gesungen von Lys Assia, Rocco Granata mit seinem Hit Marina oder auch die in Deutschland überaus populäre Caterina Valente mit Ciao, ciao Bambina sind nur wenige Beispiele. Die Mischung aus Wiederaufbruchstimmung und Wirtschaftswunder zeigte sich beispielhaft im Lied Es geht besser, besser, besser, das Caterina Valente 1956 mit ihrem Bruder Silvio Francesco sang. Das Geschwisterpaar nahm bereits 1955 den Titel Steig in das Traumboot der Liebe gemeinsam auf und sang 1956 gemeinsam mit Peter Alexander den Titel Komm ein bißchen mit nach Italien, die ebenfalls das Fernweh der Deutschen bedienten und große Erfolge wurden. Auch in der DDR gab es Italien-Schlager, so zum Beispiel A-mi-amore von Günter Hapke.

Freddy Quinn, 1971

Seemannslieder und Meeresballaden hatten ebenso Hochkonjunktur. Zu nennen ist hier insbesondere Freddy Quinn, der wochenlang die Hitparaden mit seinen Schlagern Die Gitarre und das Meer, Junge, komm bald wieder und Unter fremden Sternen besetzt hielt. Er war der erfolgreichste Schlagersänger aller Zeiten, der 1956 mit dem Titel Heimweh gestartet war.[12] Er verkaufte schnell Millionen von Schallplatten und sang auch beim ersten Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute Eurovision Song Contest) 1956 den Titel So geht das jede Nacht, der sich an Bill Haleys Rock Around the Clock anlehnte. Aber auch die Österreicherin Lolita mit ihrem Hit, der in japanische und in die US-Charts gelangte Seemann (deine Heimat ist das Meer) und Lale Andersen mit Unter der roten Laterne von St. Pauli, Blaue Nacht am Hafen, Wenn du heimkommst, Ein Schiff wird kommen oder Die kleine Bank im Alsterpark. Auch Hawaii und Südsee waren beliebte Motive im deutschen Schlager dieser Zeit, entsprechende Titel wurden zum Beispiel von Jimmy Makulis und vom Hula Hawaiian Quartett gesungen. In der DDR war zu dieser Zeit beispielsweise Jenny Petra mit Weiße Wolken, blaues Meer und Du populär.

Auch die gebürtige Belgierin Angèle Durand bediente das Fernweh der Deutschen und sang damals sehr erfolgreich zahlreiche Titel, die sich der Stadt Paris widmeten: z. B. So ist Paris; C’est magnifique; Melodie d’amour; Chanson d’amour; Er macht Musik am Montparnasse; Paris, du bist die schönste Stadt der Welt und andere.

Stellvertretend für die Schlager der frühen 1960er Jahre steht hier das 1962 von Mina gesungene und von Kurt Feltz getextete Stück Heißer Sand, dessen Text vieldeutig ist und dennoch – oder gerade deshalb – den Geschmack der Jugend dieser Zeit trifft:

„Schwarzer Tino, deine Nina war beim Rocco schon im Wort.
Weil den Rocco sie nun fanden, schwarzer Tino mußt du fort.
Heißer Sand und ein verlorenes Land und ein Leben in Gefahr,
Heißer Sand und die Erinnerung daran, daß es einmal schöner war.
Schwarzer Tino, deine Nina tanzt im Hafen mit den Boys.
Nur die Wellen singen leise, was von Tino jeder weiß.
Heißer Sand […]“

Ebenfalls zu erwähnen sind die damaligen Vorbilder der Teenager Conny Froboess (Zwei kleine Italiener) und Peter Kraus (Sugar Sugar Baby), die sowohl im Duett als auch solo mit mehreren Filmen und Schlagertiteln erfolgreich waren. Nicht minder erfolgreich war Ted Herold mit Titeln wie Ich bin ein Mann oder Moonlight. Die erste Girlgroup der deutschsprachigen Schlagermusik waren die Jacob Sisters, die mit dem Gartenzwerg-Marsch („Adelbert, Adelbert, schenk mir einen Gartenzwerg …“[14]), der Coverversion eines Billy-Sanders-Titels, bekannt wurden.

Eines der erfolgreichsten Autorenteams für deutschen Schlager der Nachkriegsgeschichte waren Heinz Gietz und Kurt Feltz, die bis zu Beginn der 1980er-Jahre mit zahlreichen Schlagern für diverse Interpreten Erfolg hatten. Ein erfolgreicher Komponist und Textdichter dieser Zeit, der schon seit den frühen 1950er-Jahren erfolgreich war, war Heino Gaze. Weitere erfolgreiche Komponisten, Texter und Produzenten deutscher Schlager der 1950er-Jahre, die teilweise noch bis weit in die 1960er-Jahre in diesem Bereich tätig waren, waren Nils Nobach, Hans-Arno Simon, Karl Götz, Werner Twardy sowie Hans Bertram und seine Frau Lilibert, die noch bis in die 1970er-Jahre Schlager schrieben und produzierten.

Margot Eskens, 1961
Gerhard Wendland, 1963

Erfolgreiche Schlagerinterpreten dieser Zeit waren (in alphabetischer Reihenfolge, jeweils mit einigen ihrer größten Hits):

  • Peter AlexanderOh Mister Swoboda / Sing Baby Sing (mit Caterina Valente) / Der Mond hält seine Wacht / Komm ein bißchen mit nach Italien (mit Caterina Valente & Silvio Francesco) / Es geht besser, besser, besser (mit Caterina Valente & Silvio Francesco) / Ich weiß was dir fehlt / Ich zähle täglich meine Sorgen / Ein kleines Haus am blauen See (mit Margrit Imlau) / Mille mille baci (mit Margrit Imlau) / Sing, Jonny, sing (mit Margrit Imlau) / Bist du einsam heut’ Nacht / Paris ist eine Reise wert / Und die Musik spielt dazu / Der Badewannentango / Verliebt, verlobt, verheiratet (mit Cornelia Froboess)
  • Lys AssiaOh mein Papa / Schiffsjungentanz / Jolie Jacqueline / Arrivederci, Roma / Addio, bella Napoli / Gelbe Rose dort in Texas / Was kann schöner sein / Wenn die Glocken hell erklingen
  • Gus BackusDa sprach der alte Häuptling / Der Mann im Mond / Sauerkraut-Polka / Bohnen in die Ohren
  • Mona BaptisteEs liegt was in der Luft (mit Bully Buhlan) / O Jackie-Joe / Mr Wonderful
  • Ralf BendixSie hieß Mary-Ann / Kriminal-Tango / Babysitter-Boogie / Die grosse Nummer wird gemacht / Schaffe, schaffe, Häusle baue
  • Fred BertelmannTina Marie / In Hamburg sind die Nächte lang / Im Hafen Unserer Träume / Der Lachende Vagabund / Ich bin ja nur ein Troubadur / Aber du heißt Pia / Ihr zartes Lächeln / Der Dumme im Leben ist immer der Mann (mit Chris Howland) / Das blaue Meer und du / Ti amo Marina / Zwei Gitarren am Meer
  • Rainer BertramWenn du heut’ ausgehst / Ihr zartes Lächeln / Die jungen Jahre / Wunderbar wie du / Tränen in deinen Augen / Alle Mädchen wollen küssen / Und sie war nicht viel älter als 18 Jahr’ / Gib mein Herz mir wieder
  • Blue DiamondsRamona / Wie damals in Paris / Sukiyaki
  • BobbejaanIch steh’ an der Bar und habe kein Geld / Ich weine in mein Bier / Ich muß ein Cowboy sein
  • Jacqueline BoyerTom Pillibi / Grüß mir die Liebe / Mitsou / Mein Herz sagt oui
  • Will BrandesWunderbares Mädchen / Teenager-Melodie (mit Cornelia Froboess) / King Creole / Die Boys und Girls von heute / Marina / Gärtner aus Liebe / Ahoi, ohe / Junge Mädchen / Himmelblaue Augen / Baby-Twist / Baby-Babbel-Bossa-Nova
  • Bully BuhlanIch hab’ mich so an dich gewöhnt / Ham’ se nich’ ’ne Braut für mich / Lieber Leierkastenmann / Ich hab’ noch einen Koffer in Berlin / Ein Musikus, ein Musikus / Mäcki-Boogie (mit Rita Paul) / Was versteht denn ein Cowboy von der Liebe / Es liegt was in der Luft (mit Mona Baptiste) / Ich möcht auf deiner Hochzeit tanzen / Ich hab dir aus Ägypten einen Kaktus mitgebracht / Einmal blond, einmal braun / Einmal sind wir wieder vereint / Das Lied von der Krummen Lanke / Ich bin verliebt in das ganze Ballett / Polly-Wolly-Holiday
  • DalidaAm Tag, als der Regen kam
  • Angèle DurandC’est si bon / Wenn Mademoiselle dich küsst / Und wenn’s auch Sünde war / Der Student von Paris / So ist Paris / C’est magnifique / Melodie d’amour / Chanson d’amour / Hula Hop / Die Girls / Merci Paris / Wo die Sonne in das Meer versinkt / Unser Geheimnis / C’est l’amour / Er macht Musik am Montparnasse / Casino de Paris / Ja, ich bin die tolle Frau / Paris, du bist die schönste Stadt der Welt
  • Margot EskensTiritomba / Cindy, oh Cindy / Wenn du heimkommst / Ein Herz, das kann man nicht kaufen / Ob in Bombay, ob in Rio / Die Zeiger der Uhr
  • Camillo FelgenDas letzte Wort (mit Barbara Kist) / Ich hab’ Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren
  • Frank ForsterMi casa su casa
  • Conny FroboessPack die Badehose ein / Diana / Teenager-Melodie (mit Will Brandes) / Sag mir, was du denkst (mit Peter Kraus) / Zwei kleine Italiener / Lady Sunshine und Mr. Moon / Verliebt, verlobt, verheiratet (mit Peter Alexander) / Skip-Du-Bi-Du
  • Margret FürerYes, Fanny, ich tu das (mit Bill Ramsey) / Ich hab’ geträumt / Geh niemals fort / Muß es denn immer so sein / Und sind deine Augen auch blau wie das Meer / Wer sich nicht ärgert, hat mehr vom Leben / Camping (mit dem Dentler-Terzett) / Frag’ nicht nach Sonnenschein (mit dem Dentler-Terzett)
  • Rocco GranataMarina / La Bella / Buona Notte
  • Nana GualdiDie Männer mit den grauen Schläfen / Fridolin (Ich hab’ nichts anzuzieh’n) / Wo ist der Mann (mit Werner Overheidt) / Rickety-Rackety-Rendezvous / Junge Leute brauchen Liebe / True, true happiness (mit Alexander King) / Einen Ring mit zwei blutroten Steinen
  • Willy HagaraDiesmal muss es Liebe sein / Eine Kutsche voller Mädels / Casetta in Canada / Nur in Portofino / Mandolinen und Mondschein / Freunde fürs Leben / Pepe
  • Hansen-QuartettIch hab dich so lieb / Wenn ich dich verliere
  • Margot HielscherTelefon, Telefon / Für zwei Groschen Musik
  • Will HöhneDie ungarische Rosczy / Kleine weiße Möwe / Auf Regen folgt Sonne / Nimm mich mit Kapitän
  • Wyn HoopBonne nuit ma chérie / Bist du einsam heut’ nacht / Du bist das süßeste Mädel der Welt / Wer kennt den Weg / Trau’ deinem Stern / Im Land meiner Träume / Das ist Paris / Mama will dich seh’n (mit Pirko Manola) / Im Frühling (mit Pirko Manola) / Sag beim Abschied nicht Goodbye
  • Chris HowlandFräulein / Das hab’ ich in Paris gelernt / Der Dumme im Leben ist immer der Mann (mit Fred Bertelmann) / O Yes, Okay, Allright / Die Mutter ist immer dabei / Hämmerchen-Polka / Das hat sich Tante Emma aus Italien mitgebracht
  • Hula Hawaiian QuartettVaya con Dios / Jim, Jonny und Jonas / In Honolulu in der Hafenbar / Am Weißen Strand von Soerabaya / Südsee, Liebe und Hafen
  • Margrit ImlauNo, no, na, na, mh, mh… / Damit ich dir imponier’ / Schon bei der ersten Gelegenheit / Frohes Weekend / Bongo Boy / Ein kleines Haus am blauen See (mit Peter Alexander) / Mille mille baci (mit Peter Alexander) / Sing, Jonny, sing (mit Peter Alexander)
  • Jan & KjeldBanjo Boy / Tingelingeling, mein Banjo singt / Penny-Melodie / Träumen kann man was man will / Viele bunte Lichter / Hillibilly-Banjo / Hello Mary Lou
  • Bibi JohnsBella Bimba / Die Gipsy-Band / Papa tanzt Mambo (mit den Penny Pipers) / Ich möcht auf deiner Hochzeit tanzen (mit Paul Kuhn) / Zwei Herzen im Mai / Im Hafen unserer Träume / Aber nachts in der Bar / Mal Regen und mal Sonnenschein / Zwei Verliebte in Paris / Junggesellen musst du Fallen stellen / Gilli-Gilli-Oxenpfeffer
  • Lonny KellnerIch werde nie den Tag vergessen / Vergiß mich nicht (mit René Carol) / Die Liebe, der Frühling, der Wein / Ein kleines Stück vom Glück / Den Mann, den ich mir wünsche / So viel Glück / Bum-Budi-Bum, das kann gefährlich sein (mit Peter Frankenfeld)
  • Barbara KistDas letzte Wort (mit Camillo Felgen) / Que Sera, Sera / Ich möchte dich so gern verwöhnen (mit Lou van Burg)
  • Peter KrausTutti Frutti / Susi-Rock / Liebelei / Wenn Teenager träumen / Diana / Hula Baby / Mit Siebzehn / Sugar Baby / Alle Mädchen wollen küssen / Sag mir, was du denkst (mit Cornelia Froboess) / Va bene / Silvermoon / Sweety
  • Paul KuhnDer Mann am Klavier / Ich möcht auf deiner Hochzeit tanzen (mit Bibi Johns) / Es gibt kein Bier auf Hawaii
  • Gitta LindBlumen für die Dame / Heut ist ein Feiertag für mich / Weißer Holunder / Ich sage dir adieu / My Happiness (Immer will ich treu dir sein) (mit Christa Williams)
  • LolitaWeißer Holunder / Der weiße Mond von Maratonga / Seemann (deine Heimat ist das Meer) / Lieber Jonny, komm doch wieder / Mein Schiff heißt Heimweh / Über alle sieben Meere
  • Bruce LowEs hängt ein Pferdehalfter an der Wand / Das alte Haus von Rocky Docky / Wenn die Sonne scheint in Texas / Und es weht der Wind
  • Jimmy MakulisKleine Cha-Cha-Senorita / Auf Cuba sind die Mädchen braun / Buona Sera / Gitarren klingen leise durch die Nacht / Nachts in Rom / Ein Boot, eine Mondnacht und du / Eine Insel aus Träumen geboren / Träumen von der Südsee / Sweetheart Guitar / Ich habe im Leben nur dich / Lebe wohl, du Blume von Tahiti
  • Liselotte MalkowskyAuch dein Käp’ten war mal klein / Wenn die Schiffe den Hafen verlassen / Das ganze Jahr lang blühen keine Rosen / Fang’ keine Liebe mit Matrosen an / Der alte Hein / Ein Schiff kommt übers Meer / Jim, spiel Harmonika / Wohin du auch geh’n wirst / Das Herz von St. Pauli / Der Mond und der Seemann sind Freunde / Was macht ein Seemann wenn er Sehnsucht hat / Fahr mich in die Ferne mein blonder Matrose
  • Dany MannHula Hoop / Hallo My Boy / Alle Tage Liebe / Hallo Dream Boy / Komm, laß dem Kind den bunten Luftballon / Mister Wunderbar
  • MinaHeißer Sand
  • Maria MuckeZauber von Paris / Es wird ja alles wieder gut / Heut’ ist ein Feiertag für mich
  • Nilsen BrothersTom Dooley / Aber dich gibt’s nur einmal für mich
  • Ralf PaulsenTränen in deinen Augen / Bonanza
  • Freddy QuinnHeimweh (Dort, wo die Blumen blüh’n) / Heimatlos / Einmal in Tampico / Die Gitarre und das Meer / Unter fremden Sternen (fährt ein weißes Schiff nach Hongkong) / Irgendwann gibt’s ein Wiedersehn / Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise / La Paloma / Junge, komm bald wieder / Der Junge von St. Pauli
  • Bill RamseyYes, Fanny, ich tu das (mit Margret Fürer) / Wumba-Tumba Schokoladeneisverkäufer / Souvenirs / Pigalle (Die große Mausefalle) / Zuckerpuppe (aus der Bauchtanz-Truppe) / Das Leben ist doll / Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
  • Ivo RobićMorgen / Mit 17 fängt das Leben erst an / Ein ganzes Leben lang
  • Wolfgang SauerDu hast ja Tränen in den Augen / Glaube mir / Eine Melodie geht um die Welt / Ach, man braucht ja so wenig, um glücklich zu sein / Veni vidi vici / Cindy, oh Cindy / Warum strahlen heut’ nacht die Sterne so hell / Ich zähle täglich meine Sorgen / Wenn die Glocken hell erklingen
  • Illo SchiederSieben einsame Tage / Wie oft du mich küßt / Freu dich auf Sonntag / Teenager Mamie / San Franzisko / Ich bin rund und gesund
  • Walter Sieben (Tony Weller) – Für uns zwei / So wie damals, Baby / Josephine / Tango Nostalgie / Eine Liebe für immer / Hey was ein Tag / Ballerina / Im Hafen von Adano
  • Vico TorrianiAddio, donna grazia / Bella, bella donna / Du schwarzer Zigeuner / Grüß mir die Damen / In der Schweiz / Siebenmal in der Woche / Ananas aus Caracas / Kalkutta liegt am Ganges / Sie war nicht älter als 18 Jahr’ / Café Oriental / Bon soir, Herr Kommissar
  • Caterina ValenteGanz Paris träumt von der Liebe / Sing, Baby, Sing (mit Peter Alexander) / Steig in das Traumboot der Liebe (mit Silvio Francesco) / Komm ein bißchen mit nach Italien (mit Silvio Francesco & Peter Alexander) / Es geht besser, besser, besser (mit Silvio Francesco & Peter Alexander) / Tipitipitipso / Dich werd’ ich nie vergessen / Wo meine Sonne scheint / Spiel noch einmal für mich, Habanero / Musik liegt in der Luft / Mal seh’n, Kapitän / Tschau Tschau Bambina / Zuviel Tequila / Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini (mit Silvio Francesco) / Ein Schiff wird kommen / Einen Ring mit zwei blutroten Steinen / Pepe / Ein Seemannsherz / Kommt ein Schiff nach Amsterdam / Quando, quando / Madison in Mexico
  • Lou van BurgNicolo Nicolo Nicolino / Allerhand allerhand / Ich möchte dich so gern verwöhnen (mit Barbara Kist) / Freunde fürs Leben / Wunderbar / Die feinen Leute von Paris / Grüß mir die Mädchen von Paris / Caterina / Liebe kleine Schaffnerin / Oh, Mr. Entertainer
  • Gerhard WendlandIm Café de la Paix in Paris / Das machen nur die Beine von Dolores / Lebewohl, du schwarze Rose / Jambalaya / Tanze mit mir in den Morgen / Schau mir nochmal in die Augen / Hey Vivi – Hey Gerhard (mit Vivi Bach) / Ich sende dir Rosen
  • Christa WilliamsHimmelblaue Serenade (mit Jo Roland) / Oh, das wär’ schön (mit Jo Roland) / Irgendwoher / My Happiness (Immer will ich treu dir sein) (mit Gitta Lind) / Pilou-Pilou (Was für ein schöner Klang) / Ein kleines Haus

Die 1960er Jahre – Aufspaltung von Schlager und Popmusik

Roy Black, 1970

Die Ära des Nachkriegsschlagers der Wirtschaftswunderjahre endete mit den ersten Erfolgen der Beatles in Deutschland mit Komm gib mir deine Hand und Sie liebt dich. Während zuvor nur Elvis Presley öfter die Phalanx der deutschen Nummer-1-Hits durchbrechen konnte, geschah dies jetzt immer öfter mit englischsprachigen Titeln. Die Schlagerindustrie reagierte darauf.

In der Folge spaltete sich in den 1960er-Jahren die populäre Musik im deutschsprachigen Raum in zwei Lager: in das des klassischen Schlagers und das der deutschen Popmusik. Der größte Gegensatz zur Popmusik, die neue experimentelle Wege in Sprache und Musik versuchte, war, dass der Schlager deutschsprachig blieb und bereits etablierte Rhythmen und Melodien perpetuierte, sich dabei jedoch behutsam modernisierte. Die Studentenbewegung tat das ihre zu der kritischen Hinterfragung der Hörgewohnheiten. Die Beatmusik, der Rock und der Pop eroberten den deutschen Schlagermarkt, und die zuvor gefeierten Interpreten fristeten ein Nischendasein. Wurden 1962 noch fast alle Nummer-1-Hits auf Deutsch gesungen, sank der Anteil 1966 bereits auf 50 %, und Ende des Jahrzehnts lag er gerade mal bei fünf bis zehn Prozent. Die Popmusik sprach die „rebellische“ Jugend an, setzte sich auch mit politisch und gesellschaftlich kritischen Themen auseinander, während der Schlager weitestgehend unpolitische Inhalte thematisierte und für die Jugend zunehmend unattraktiv wurde. Der Schlager, um seine Zielgruppe fürchtend, versuchte eine vorsichtige Näherung. Jetzt wurden, um dem Publikumsgeschmack Genüge zu tun, einerseits englische, französische, griechische, skandinavische und italienische Interpreten, die in ihrem Land bereits erfolgreich waren, mit deutschen Texten auf den Musikmarkt geschickt, andererseits wurde der deutsche Schlager prägend von der Beat-Welle beeinflusst, und es gab zahlreiche Interpreten, die deutschsprachige Beat-Schlager veröffentlichten; erfolgreichste Interpreten auf diesem Gebiet waren Drafi Deutscher und Manuela.

Ein weiterer Trend der 1960er-Jahre waren kleine Vokalensembles mit meist maximal sechs bis sieben Mitgliedern, die Schlagertitel sangen, aber teilweise auch als Chor bei den Schlagern anderer Solisten mitwirkten; bekannte Beispiele waren der Botho-Lucas-Chor und der Günter Kallmann Chor.

Einer der erfolgreichsten Komponisten und Produzenten von Schlagern der 1960er- & 1970er-Jahre ist Christian Bruhn. Darüber hinaus war er für zahlreiche Film- und Fernsehmusikkompositionen verantwortlich. Ein weiterer erfolgreicher Schlager-Komponist und -Produzent der 1960er- und 1970er-Jahre war Hans Blum, der bereits in den 1950er-Jahren als Bandleader und mit seinem Gesangsensemble Hansen-Quartett erfolgreich war und sowohl unter seinem Namen als auch unter dem Künstlernamen Henry Valentino ebenfalls als Schlagersänger erfolgreich war. Weitere erfolgreiche Autoren von Schlagern der 1960er-Jahre (und 1970er-Jahre) waren Kurt Hertha, Henry Mayer und Rolf Arland.

Die „Globalisierung“ der Musikindustrie begann also bereits Anfang bis Mitte der 1960er Jahre. Von den zahlreichen Sängerinnen und Sängern seien hier einige genannt (die Aufzählung enthält keine Wertung und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Salvatore AdamoGestatten Sie, Monsieur? / Es geht eine Träne auf Reisen / Du bist so wie die Liebe / Ein kleines Glück / Komm in mein Boot / Mädchen, wildes Mädchen / Die alte Dame, der Sänger und die Spatzen
  • Peter AlexanderEine Lederhose braucht keine Bügelfalten (mit Sven Jenssen) / Heidschi Bumbeidschi / Der letzte Walzer / Delilah / Komm und bedien dich
  • AlexandraZigeunerjunge / Sehnsucht (Das Lied der Taiga) / Erstes Morgenrot / Mein Freund, der Baum
  • Hannelore AuerDu schenkst mir Rosen / Träume sind wunderschön / Übermut im Salzkammergut / Tamouré am blauen See / Immer du / Musik gehört dazu (mit Teddy Parker) / Sag’ nicht vor allen Leuten Baby zu mir
  • Vivi BachAlle Männer sind Räuber / In Ko-Ko-Kopenhagen / Wenn die Musik spielt am Wörthersee / Hey Vivi – Hey Gerhard (mit Gerhard Wendland) / Ja, wenn der Mondschein nicht wär
  • Peter BeilCorinna, Corinna / Hello Mary Lou / Kleine Nervensäge, Monika / Und dein Zug fährt durch die Nacht / Nummer Eins In Meinem Herzen / Fremde in der Nacht / Man gratuliert mir / Sommersonnenschein
  • Roy BlackDu bist nicht allein / Ganz in Weiß / Meine Liebe zu Dir / Bleib bei mir / Ich denk’ an Dich / Das Mädchen Carina / Dein schönstes Geschenk / Für dich allein (Du kannst nicht alles haben) / Schön ist es auf der Welt zu sein (mit Anita) / Sand in deinen Augen
  • Gerd BöttcherJambalaya / Adieu, Leb wohl, Goodbye / Deine roten Lippen / Ich such’ dich auf allen Wegen / Ay-Ay-Ay-Ay, oh Signorina / Man geht so leicht am Glück vorbei / Geld wie Heu / Ein Dutzend and’re Männer / Für Gaby tu’ ich alles / Meine Braut, die kann das besser / Lady Lou / Schenk mir dein Vertrauen
  • Graham BonneySuper Girl / Das Girl mit dem La-La-La / Siebenmeilenstiefel / 99,9 Prozent / Wähle 3-3-3 / Hey Little Lady / Ich mach’ ein Interview mit deinem Herzen / Hallo Taxi / Papa Joe / Du bist viel zu schön, um alleine nach Hause zu geh’n / Ich hab’ die ganze Nacht nur an Dich gedacht
  • Heidi BrühlChico chico Charlie / Luna lunalu, lieber Mond / Immer, wenn du bei mir bist / Wir werden uns finden / Mister Love / Ich liebe den Mondschein / Wir wollen niemals auseinandergehn / Immer will ich dir gehören / Das kann morgen vorbei sein / Das kann doch nie zu Ende geh’n / Sieh mal an / Tag für Tag bekomme ich drei Rosen
  • Vittorio CasagrandeTintarella di luna / Liebe, die nie vergeht / Der Liebling von allen / Eine Gitarre und tausend Illusionen
  • Petula ClarkMonsieur / Casanova Kiss Kiss / Mille mille grazie
  • Alma CoganTennessee Waltz / So fängt es immer an
  • Carmela CorrenEine Rose aus Santa Monica / Wann kommt der Tag / Surabaya / Drei weiße Segel / Rosen haben Dornen / Einmal reicht uns das Glück seine Hände
  • Drafi DeutscherShake Hands / Keep Smiling / Cinderella-Baby / Marmor, Stein und Eisen bricht / Heute male ich dein Bild, Cindy Lou / Welche Farbe hat die Welt / Nimm mich so wie ich bin
  • Detlef EngelMister Blue / Rote Rosen / Mein Herz schlägt nur für Susi
  • Connie FrancisDie Liebe ist ein seltsames Spiel / Schöner fremder Mann / Paradiso / Barcarole in der Nacht
  • France GallDas war eine schöne Party (Ein rosaroter Lampion) (deutsche Fassung ihres Grand-Prix-Erfolges Poupée de cire, poupée de son) / A Banda (Zwei Apfelsinen im Haar) / Computer Nr. 3 / Ein bißchen Goethe, ein bißchen Bonaparte / Links vom Rhein und rechts vom Rhein / Dann schon eher der Piano-Player
  • Rex GildoVa Bene / Speedy Gonzales / Zwei blaue Vergißmeinnicht / Vom Stadtpark die Laternen (mit Gitte Hænning) / Glück gehört dazu / Zwei auf einer Bank (mit Gitte Hænning) / Jetzt dreht die Welt sich nur um dich (mit Gitte Hænning) / Hokuspokus (mit Gitte Hænning) / Dondolo
  • Françoise HardyFrag’ den Abendwind
  • Gitte HænningIch will ’nen Cowboy als Mann / Vom Stadtpark die Laternen (mit Rex Gildo) / Zwei auf einer Bank (mit Rex Gildo) / Jetzt dreht die Welt sich nur um dich (mit Rex Gildo) / Hokuspokus (mit Rex Gildo) / Wenn du musikalisch bist / Man muß schließlich auch mal nein sagen können / Millionär
  • Trude HerrIch will keine Schokolade / In der Spelunke zur alten Unke / Morgens bin ich immer müde / Tschitschibum / Weil ich so sexy bin / Spiegel-Twist / Französisch sprechen kann ich fast gar nicht / Ich bin eine Frau von Format
  • Peter HinnenAuf meiner Ranch bin ich König / Siebentausend Rinder / Im Tal der blauen Berge / Die Rose von Mexico
  • Jacob SistersEin Cowboy, der braucht Liebe / Gartenzwerg-Marsch / Wenn die Musik erklingt / So ist ein Boy / In jedem Manne steckt ein Kind / Die alte Eisenbahn
  • Sven JenssenEine Lederhose braucht keine Bügelfalten (mit Peter Alexander) / Allerhöchstens ’ne Million / Calypso Beat / Amigo, so ist das Leben
  • Udo JürgensSiebzehn Jahr, blondes Haar / Merci, Chérie / Sag mir wie / Immer wieder geht die Sonne auf / Anuschka
  • Greetje KauffeldNur eine schlechte Kopie / Jeden Tag, da lieb ich dich ein kleines bisschen mehr (mit Paul Kuhn) / Wir können uns nur Briefe schreiben / Blue honey moon (mit Paul Kuhn) / Tanz bitte noch einmal mit mir
  • Renate KernLass den dummen Kummer / Lieber mal weinen im Glück / Du musst mit den Wimpern klimpern / Lass doch den Sonnenschein / Lieber heute geküsst / Alle Blumen brauchen Sonne
  • KirstiDu darfst nicht weinen / Von mir aus kann es regnen / Ein Student aus Uppsala / Es ist alles gut
  • Dorthe (Kollo)Blondes Haar am Paletot / Sind Sie der Graf von Luxemburg? / Wärst du doch in Düsseldorf geblieben / Jeder Schotte
  • Martin LauerDie letzte Rose der Prärie / Wenn ich ein Cowboy wär’ / Am Lagerfeuer / Sein bestes Pferd / Taxi nach Texas
  • Leo LeandrosEine Reise ins Glück (mit Adalbert Luczkowsi & Bela Sanders) / Mustafa / Piccolina / Deine kirschenroten Lippen / Irgendwo in Athen / Manina
  • Lill-BabsWo finde ich den Mann? / Heut’ Nacht im Sternenschein / Amore, Amore, Amore / Good-Bye Cowboy / Aber Du / Baby, laß Deine Sorgen Sorgen sein / So sind alle Männer / Weekend und Sonne
  • Marion MaerzEr ist wieder da
  • Siw MalmkvistVerliebt in Kopenhagen / Danke für die Blumen / Schade, schade, schade / Die Wege der Liebe / Jimmy, verzeih mir noch einmal / Schwarzer Kater Stanislaus / Mr. Casanova / Sole Sole Sole heißt die liebe Sonne (mit Umberto Marcato) / Liebeskummer lohnt sich nicht / Küsse nie nach Mitternacht / Das fünfte Rad am Wagen / Frech geküsst ist halb gewonnen / Alles oder Nichts / Harlekin / Primaballerina / Mir fehlt der Knopf am Pyjama / Liebe wie im Rosengarten / Ist das ein Glück
  • ManuelaSchuld war nur der Bossa Nova / Ich geh noch zur Schule / Schwimmen lernt man im See / Schneemann / Küsse unterm Regenbogen / Love and Kisses / Es ist zum Weinen / Dumme sterben niemals aus / Lord Leicester aus Manchester / Monsieur Dupont
  • Peggy MarchMit 17 hat man noch Träume / Memories of Heidelberg / Romeo und Julia / Hey, das ist Musik für dich / In der Carnaby Street
  • Medium-TerzettDer Schatz im Silbersee / Winnetou / Hey, Bobba Needle / Buffalo Bill (Butibambula) / Ein Loch ist im Eimer / Drei Chinesen mit dem Kontrabass
  • Billy MoIch kauf’ mir lieber einen Tirolerhut
  • Nana MouskouriWeiße Rosen aus Athen / Ich schau den weißen Wolken nach / Einmal weht der Südwind wieder
  • Wencke MyhreJa, ich weiß, wen ich will / Sprich nicht drüber / Ich schau dich an / Beiß nicht gleich in jeden Apfel / Wer hat ihn geseh’n? / Komm allein / Alle Männer alle / Ein Hoch der Liebe / Flower-Power-Kleid / Die Liebe im allgemeinen / Er steht im Tor / Abendstunde hat Gold im Munde / Er hat ein knallrotes Gummiboot
  • Esther & Abi OfarimCinderella Rockefella
  • Teddy ParkerNachtexpress nach St. Tropez / In Copacabana / Musik gehört dazu (mit Hannelore Auer) / Wie eine Ladung Dynamit / Du, ich habe mein Herz verloren / Ihr Name war Carmen
  • Rita PavoneWenn ich ein Junge wär’ / Arrivederci Hans / Bene Bene Bene
  • Cliff RichardRote Lippen soll man küssen / Das ist die Frage aller Fragen / Man gratuliert mir
  • Roland W.Monja
  • RonnyKleine Annabell / Darling, Goodnight / Anja, Anja / Eine kleine Träne / Hohe Tannen
  • Bernd SpierDas kannst du mir nicht verbieten / Schöne Mädchen muß man lieben / Memphis, Tennessee / Das war mein schönster Tanz
  • SuzieJohnny komm’ / Du, du, du gehst vorbei / Max und Moritz / Ich war allein / Ich will immer nur dich
  • Tahiti-TamourésWini-Wini / Tahiti mafatu / Mañana, mañana, mañana (roter Mond vom Rio Negro)

Gleichzeitig versuchten sich viele Sportler als Schlagersänger. Während der Hürdenläufer Martin Lauer bereits in den Jahren zuvor mit einer gewissen Musikalität und Liedern wie Taxi nach Texas und Ich sitz’ so gern am Lagerfeuer erfolgreich war, waren die Erfolge der Eiskunstläufer Marika Kilius Wenn die Cowboys träumen, Hans-Jürgen Bäumler Honeymoon in St. Tropez und Manfred Schnelldorfer Wenn du mal allein bist sowie der Fußballspieler Franz Beckenbauer Gute Freunde und des Torwarts Petar Radenković Bin i Radi, bin i König wohl lediglich ihrer sportlichen Laufbahn zu verdanken. In Österreich waren es die Skifahrer Karl Schranz und Toni Sailer mit Tiroler Hula Hup.

Die 1970er (1968–1980)

Udo Jürgens, 1987
Mireille Mathieu in der Musikhalle Hamburg, 1971

Ein Bruch kam mit den linksgerichteten Studenten- und Bürgerbewegungen 1968.

Doch in den 1970er Jahren blühte der Schlager nochmals auf, was auch auf die zunehmende Verbreitung von Fernsehgeräten (Olympische Spiele München 1972; Fußball-Weltmeisterschaft 1974) und damit einhergehenden einschlägigen Musiksendungen zurückzuführen war. Die von Dieter Thomas Heck moderierte ZDF-Hitparade präsentierte monatlich alte und neue Interpreten und Lieder und wurde ein großer Erfolg beim Fernsehpublikum. Dabei war oft Udo Jürgens mit seinen zahlreichen Hits (Zeig mir den Platz an der Sonne / Griechischer Wein / Ein ehrenwertes Haus / Aber bitte mit Sahne / Mit 66 Jahren) zu Gast.

Gerade in den 1970er Jahren war die Anzahl der Schlager-One-Hit-Wonder enorm hoch. Auch wenn die von Media Control wöchentlich ermittelte „Top-10“ der meistverkauften Titel in Deutschland immer häufiger englischsprachige Songs auf den vorderen Plätzen ermittelte, schien der Schlager doch eine sichere Position im Musikgeschmack der Deutschen einzunehmen. Die ab 1971 von Ilja Richter im ZDF moderierte Sendung Disco griff daher anfänglich auf einen Mix aus nationalen und internationalen Sängern zurück. Doch die aufkommende Disco-Welle sorgte auch in Deutschland für einen veränderten Musikgeschmack. Die Schlagersänger nahmen sich teilweise der neuen und vor allem schnelleren Rhythmen an und versuchten, diese auf das Konzept der Schlagermusik zu übertragen. Hierbei blieb allerdings auch der Aufwand auf der Strecke, der bis dahin in die Schlagerproduktion gesteckt worden war. Wurden früher noch ausgefeilte Arrangements geschrieben und mit einer Studio-Combo – oft auch noch mit Hintergrundchor – eingespielt (zum Beispiel Dann schon eher der Piano-Player von France Gall), so übernahm mehr und mehr ein einfacher Synthesizer die gesamte Begleitung des Interpreten. Dadurch verloren die einzelnen Titel ihre besondere Unverwechselbarkeit zugunsten einer schnellen und preisgünstigen Produktion.

Mit dem Wiederaufblühen des Schlagers vermehrte sich unter dem abwertenden Begriff Schnulze auch die Kritik. Schon 1968 reduzierte ORF-Generalintendant Gerd Bacher im sogenannten Schnulzenerlass drastisch die Quote deutschsprachiger Musik auf Ö3. Stattdessen entstand dort etwas später die Sendung Das Schnulzodrom mit Moderator Haymo Pockberger, der neue deutsche Schlager mit eigenen Reimen spöttisch kommentierte und sich regelmäßig mit „Auf Wiederweinen!“ verabschiedete. 1974 erschien mit dem erfolglosen Zwei im siebten Himmel der letzte konventionelle Schlagerfilm. Aufgrund der zunehmenden Kritik schrieb, veranlasst von Dieter Thomas Heck, im selben Jahr Jack White den Titel Wir lassen uns das Singen nicht verbieten, den Tina York erfolgreich interpretierte.

Drei Komponisten und Produzenten, die seit den 1970er-Jahren bis weit in die 2010er-Jahre das Schlagergeschäft geprägt haben und über Jahrzehnte zahlreiche Erfolge mit diversen Interpreten verbuchen konnten, sind Ralph Siegel, der mit seinen Kompositionen auch zahlreiche Teilnahmen beim Eurovision Song Contest bestritt, Jean Frankfurter, der nicht nur im Bereich des Schlagers, sondern auch in der volkstümlichen Musik erfolgreich war, sowie Jack White, der nicht nur im Schlagerbereich aktiv war, sondern auch im Bereich englischsprachiger Musik zahlreiche internationale Erfolge feierte.

Jürgen Marcus, 1974
Chris Roberts, 1976

Bekannte Schlager-Interpreten der 1970er-Jahre waren (in alphabetischer Reihenfolge und mit einigen ihrer größten Hits):

Die 1980er

Roland Kaiser, 2016

Ab Anfang der 1980er setzte die sogenannte Neue Deutsche Welle (NDW) ein, die mit dem Genre Schlager anfangs nur wenig gemeinsam hatte. Immer mehr Schlager wurden aus der Media-Control-Hitparade zugunsten von NDW-Songs und englischsprachigen Titeln verdrängt und auch im Radio wurden immer weniger Schlager gespielt. Um ihn zu „retten“, versuchten sowohl die betroffenen Interpreten als auch die Musikindustrie, ihn in den zahlreichen Fernsehsendungen der volkstümlichen Musik neu zu positionieren. Im Zuge der Kommerzialisierung der Neuen Deutschen Welle durch Interpreten wie Hubert Kah oder Fräulein Menke wurde der Begriff „Neuer Deutscher Schlager“ geprägt.

Jedoch hatten auch in den 1980er-Jahren einige Schlagerinterpreten weiterhin Erfolge. So hatte Howard Carpendale, der bereits in den 1970er-Jahren zahlreiche Hits landen konnte, im Jahr 1984 mit dem Titel Hello Again einen großen Erfolg. Auch Roland Kaiser, der bereits in den 1970er-Jahren mit Titeln wie Sieben Fässer Wein (1977), Amore Mio (Amada Mia, Amore Mio) (1978) und Schach Matt (1979) große Erfolge feierte, konnte in den 1980er-Jahren zahlreiche weitere Hits in den Hitparaden platzieren. So zum Beispiel Santa Maria (1980), Lieb’ mich ein letztes Mal (1981), Dich zu lieben (1981), Manchmal möchte ich schon mit dir (1982), Wohin gehst du? (1982), Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben (1984), Joana (1984), Flieg mit mir zu den Sternen (1985) und Ich glaub es geht schon wieder los (1988).

Roger Whittaker, 1971

Auch der britische Sänger und Kunstpfeifer Roger Whittaker, der bereits in den 1970er-Jahren mit Titeln wie Du warst mein schönster Traum (The Last Farewell) (1975), Das alte Schiff (River Lady) (1976) und Indian Lady (1977) erste Erfolge in Deutschland feierte, war in den 1980er-Jahren regelmäßig in den Hitparaden und häufiger Gast in Musiksendungen. Während seine Erfolge der 1970er-Jahre stilistisch eher in den Bereich britisch-irischer Folk-Musik gehörten, die er zunächst auf Englisch und dann auf Deutsch sang, wechselte er aufgrund seines großen Erfolgs in Deutschland in den 1980er-Jahren stilistisch immer mehr ins Schlager-Genre. Zu seinen größten Erfolgen der 1980er-Jahre zählen Albany (1981), Wenn es dich noch gibt (1983), Tanz heut Nacht mit mir (1983), Abschied ist ein scharfes Schwert (1984), Eloisa (1984), Leben mit dir (1985) und Ein bisschen Aroma (1986).

Ingrid Peters, die bereits 1976 mit dem Titel Komm doch mal rüber in den Hitparaden vertreten war, hatte in den 1980er-Jahren noch mehrere Hits, wie beispielsweise Afrika (1983) und Über die Brücke geh’n (1986), mit dem sie auch beim Eurovision Song Contest 1986 teilgenommen hat. Auch Nana Mouskouri, die bereits in den frühen 1960er-Jahren mehrere Nummer-1-Hits hatte und auch in den 1970er-Jahren Erfolge feierte, war bis weit in die 1980er-Jahre erfolgreich mit Titeln wie La Provence (du blühendes Land) (1981) und Aber die Liebe bleibt (1985) in den Hitparaden vertreten. Nachdem sie in den 1970er-Jahren ihre größten Hits hatte, konnte auch Juliane Werding in den 1980er-Jahren noch einige Hitparaden-Erfolge platzieren, so zum Beispiel Nacht voll Schatten (1983), Sonne auf der Haut (1984), Stimmen im Wind (1986). Hanne Haller hatte bereits in den 1970er-Jahren erste Singles herausgebracht, hatte ihre größten Erfolge jedoch in den 1980er-Jahren mit Titeln wie Samstag Abend (1981), Weil Du ein zärtlicher Mann bist (1981) und Mein lieber Mann (1989). Als Komponistin, Texterin und Produzentin schrieb und produzierte sie auch für andere Schlagerinterpreten. Erste Erfolge hatte auch Isabel Varell, die seit den 1980er-Jahren regelmäßig neue Schlager herausbringt, aber auch als Schauspielerin und seit den 1990er-Jahren auch als Moderatorin verschiedener Fernsehsendungen erfolgreich ist.

Nicole, 2010

Eine der erfolgreichsten Schlagersängerinnen der 1980er-Jahre war Nicole mit Titeln wie Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund (1981), Der alte Mann und das Meer (1981), Ein bißchen Frieden (1982), Papillon (1982), Ich hab’ dich doch lieb (1983), Wenn die Blumen weinen könnten (1983), Laß mich nicht allein (1986), Ein leises Lied (1991), Mit dir vielleicht, vielleicht auch nicht (1992) und Wirst du mich lieben (1999).

Ein erfolgreicher Schlagersänger der 1980er-Jahre war Andy Borg, der später auch als Moderator diverser Fernsehsendungen Erfolg hatte. Zu seinen Hits zählen Titel wie Adios Amor (1982), Arrivederci Claire (1982), Die berühmten drei Worte (1982), Ich will nicht wissen, wie Du heißt (1984) und Barcarole vom Abschied (1984). Weitere erfolgreiche Schlagersänger der 1980er-Jahre waren Tommy Steiner, der seine größten Erfolge 1983 und 1984 mit Die Fischer von San Juan, Das Märchen von Rhodos und Das ewige Feuer hatte, Ibo mit Titeln wie Ibiza (1985), Bungalow in Santa Nirgendwo (1987), Das schaffst du nicht (1987) und An deiner Stelle nähm’ ich mich (1989), Nino de Angelo, zu dessen größten Erfolgen Jenseits von Eden (1983) und Flieger (1989) gehören, sowie G. G. Anderson, der nicht nur als Interpret mit Titeln wie Sommernacht in Rom und Mädchen, Mädchen erfolgreich war, sondern auch als Komponist und Autor für andere Schlagerinterpreten tätig war.

Eine erfolgreiche Schlager-Band der 1980er-Jahre war Wind, die mit Titeln wie Für alle (1985) und Laß die Sonne in dein Herz (1987) erfolgreich war. Einen stilistischen Wandel zu mehr Synthesizer-Musik im Schlager leitete die Band Die Flippers ein. Sie setzten auf elektronisch erzeugte Musik in einem Maße, wie es vorher nicht gekannt wurde und machten dies zu ihrem unverwechselbaren Sound. Bereits Ende der 1960er-Jahre und Anfang der 1970er-Jahre hatten sie erste Erfolge mit Titeln wie Weine nicht, kleine Eva (1969) und Sha La La, I Love You (1970). Nachdem es etwas ruhiger um die Band geworden war, hatten sie dann in den 1980er-Jahren wieder viele Erfolge mit Titeln wie Die rote Sonne von Barbados (1986), Mexico (1987), St. Tropez (1988) und Lotosblume (1989).

Die 1990er

Guildo Horn

In den 1990er Jahren gab es in Deutschland, ausgelöst durch eine Retrowelle, in der „alte Modetrends“, also Musik, Kleidung und Accessoires der 1970er Jahre, wieder populär wurden, ein Schlager-Revival, zum Beispiel durch Guildo Horn, Dieter Thomas Kuhn oder Petra Perle. Ferner hatten dann – die umpositionierten – eher volkstümlichen Schlager größere Erfolge zu verzeichnen. Klassiker des deutschen Schlagers aus den 1970er und 1980er Jahren werden etwa auf dem Schlagermove in Hamburg gespielt. 1997 wurde erstmals in Deutschland eine Formathitparade für Titel dieses Genres eingeführt. Die „Deutschen Schlager Charts“ erschienen in ihrer ersten Ausgabe im November 1997 mit Unterstützung von Uwe Hübner (damals Moderator der ZDF-Hitparade). Hier fanden sich Titel des Schlager-Revivals, „klassische Schlager“ sowie deutschsprachige Popnummern unter einem Dach vereint. Die Offiziellen Deutschen Schlagercharts wurden von 2001 bis 2015 durch Media Control und seit 2015 durch die GfK Entertainment publiziert, wo sie als reine Verkaufscharts geführt werden.

Erfolgreiche Schlagersängerinnen der 1990er-Jahre waren Claudia Jung, Michelle und Kristina Bach, die auch als Produzentin, Komponistin und Texterin Erfolge feierte. Alle drei sind noch heute (Stand: 2022) erfolgreich im Schlagergeschäft. Auch Michael Morgan, Oliver Thomas und Olaf Berger, die ihre Karrieren in den 1990er-Jahren begannen, konnten sich langfristig im Schlagergeschäft etablieren. In den 1990ern waren auch Wolfgang Petry, der bereits ab Mitte der 1970er-Jahre erste Erfolge hatte, und Peter Sebastian, der bereits in den 1980er-Jahren seine Schlagerkarriere begann, auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren. Auch die Schlagerband Fernando Express hatte in den 1990er-Jahren ihren Durchbruch.[15] Der Schweizer Schlagersänger Leonard, der bereits in den 1980er-Jahren als Schlagersänger anfing, konnte in den 1990er-Jahren erste Erfolge feiern und ist bis in die 2020er-Jahre als Schlagersänger aktiv.

In den 1990er Jahren begann auch die Blütezeit des volkstümlichen Schlagers. Dessen Entwicklung begann bereits in den 1970er und 1980er Jahren mit Sendungen wie Lustige Musikanten (1971–2007) und dem Musikantenstadl (1981–2015). In der Folge vermischte sich traditionelle Volksmusik immer öfter mit Stilelementen, Instrumenten und Arrangements des Schlagers zum neuen volkstümlichen Schlager. In den 1990er Jahren wurden zahlreiche entsprechende Fernsehformate etabliert, die bis weit in die 2000er Jahre großen Erfolg bei den Zuschauern hatten, wie zum Beispiel der Grand Prix der Volksmusik (1986–2010), Kein schöner Land (1989–2007), Zauberhafte Heimat (1993–2006), Straße der Lieder (1995–2007) und die Musikantenscheune (1995–2003). Zu den erfolgreichsten Interpreten dieses Genres zu jener Zeit zählten beispielsweise Maria und Margot Hellwig, Marianne und Michael, Gitti und Erika, Uschi Bauer und die Wildecker Herzbuben. Teilweise wechselten auch Interpreten vom traditionellen Schlager zum volkstümlichen Schlager, so wie Mel Jersey, der bereits seit Anfang der 1970er Jahre als Schlagersänger und Produzent erfolgreich war und seit Mitte der 1980er Jahre gemeinsam mit seiner Frau als Judith und Mel im Bereich des volkstümlichen Schlagers tätig war. Umgekehrt wechselten später auch Interpreten des volkstümlichen Schlagers zum eher klassischen Schlager und vermischten damit die Grenzen zwischen diesen beiden Genres weiter, so zum Beispiel Patrick Lindner.

2000 bis heute

Helene Fischer
Max Raabe
Beatrice Egli

Die ZDF-Hitparade wurde im Dezember 2000 eingestellt. Neuere Interpreten wie DJ Ötzi, die verschiedene Genres vermischen, brachten auch im neuen Jahrtausend Hitparadenerfolge. Ebenso wiesen Alben der Schlagersängerinnen Helene Fischer,[16] Andrea Berg, Vanessa Mai, Linda Feller, Ute Freudenberg, Maite Kelly und Beatrice Egli Erfolge aus.[17] Auch das Schlagerduo Fantasy ist seit den 2010er-Jahren erfolgreich.[18][19]

Max Raabe dagegen feiert auch internationale Erfolge mit Schlagern der 1920er und 1930er Jahre, die er vor allem mit seinem Palast Orchester vorträgt.[20]

Bereits Ende der 1980er Jahre wurde der deutsche Schlager unter anderem von der Punkband Die Toten Hosen unter ihrem Pseudonym Die Roten Rosen mit dem Album Never Mind The Hosen – Here’s Die Roten Rosen auch in der Rockmusik rezipiert. Tom Angelripper, Sänger und Bassist der Metal-Band Sodom spielte 2011 gemeinsam mit Roberto Blanco auf dem Wacken Open Air, wo sie eine Metal-Version von Blancos Hit Ein bißchen Spaß muß sein vortrugen. 2013 trat Heino dort gemeinsam mit Rammstein mit ihrem Titel Sonne auf.

Seit den 1990er Jahren hat sich der sogenannte Partyschlager beziehungsweise die Partymusik etabliert (auch „Ballermann-“ oder „Après-Ski-Musik“ genannt), die Schlager mit Elementen von (Euro-)Dance kombiniert.[21] Seit 2006 wird dafür der Ballermann-Award verliehen, seit 2011 werden in Kategorien des Smago! Award Partyschlager prämiert. Einer der bekanntesten und populärsten Interpreten des Partyschlagers war Jürgen Drews, der bereits in den 1970er-Jahren zunächst als Mitglied der Les Humphries Singers und später als Solist mit klassischen Schlagern erfolgreich war. Er prägte maßgeblich das Genre des Partyschlagers und war in diesem Bereich erfolgreich, bis er 2022 seine Karriere beendete.

Der Anteil der Schlagermusik wurde – basierend auf Umfrageergebnissen innerhalb des Zielpublikums – in den Radioprogrammen der ARD reduziert.[22] Andererseits haben sich einige deutschsprachige Internetradiosender spezialisiert, ausschließlich für Schlagerfans zu senden. Inzwischen hat der Privatfunk den Schlager zurück ins Radio gebracht. Mit Schlager Radio gibt es einen Sender, der sowohl über UKW wie auch DAB+ sein Programm in Deutschland über Sendetürme terrestrisch ausstrahlt. Eine 2014 veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa ergab, dass 55 Prozent (51 % der Männer und 59 % der Frauen) deutschsprachigen Schlager mögen. Beliebt ist er besonders bei den über 55-Jährigen (77 %), während bei den 18- bis 24-Jährigen lediglich 29 Prozent Gefallen daran finden, zudem gibt es ein Bildungsgefälle (Abiturienten 46 %, Haupt- oder Volksschulabschluss 65 %).[23] Heutzutage wird auch immer häufiger der Begriff „Popschlager“ mit modernem Schlager gleichgesetzt und findet zahlreiche Anhänger.[24]

Schlagerfilme (Auswahl)

Die Popularität des Schlagers wirkte auch im Film nach: es entstanden Dutzende Schlagerfilme, in denen jeweils mehrere Schlager gesungen wurden. Die Original-Interpreten der Schlager wurden teilweise mit eigenen Rollen in die Handlung integriert, sangen jedoch oft auch nur in einer Nebenrolle ihre Titel. Die Handlung hat meist viele komödiantische Elemente und orientiert sich bei den frühen Beispielen an der Operette oder dem Revuefilm; später wird sie dann häufig von verliebten jungen Leuten und eher verständnislosen Erwachsenen dominiert. Die Blütezeit des Schlagerfilms waren die 1950er- und 1960er-Jahre; nach einigen letzten Schlagerfilmen bis zur Mitte der 1970er-Jahre war die Zeit dieses Genres vorbei.

Eine Auswahl einiger Schlagerfilme:

Siehe auch

Literatur

  • Theodor W. Adorno: Einleitung in die Musiksoziologie. Zwölf theoretische Vorlesungen. II. Leichte Musik. In: Gesammelte Schriften. Band 14. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1973.
  • Markus Bandur: Schlager. In: Handwörterbuch der musikalischen Terminologie. Band 5, hrsg. von Hans Heinrich Eggebrecht und Albrecht Riethmüller, Schriftleitung Markus Bandur, Steiner, Stuttgart 1990 (Digitalisat).
  • Matthias Bardong, Hermann Demmler, Christian Pfarr (Hrsg.): Das Lexikon des deutschen Schlagers. Serie Musik. Schott, Mainz / Piper, München 1993, ISBN 3-7957-8208-2 (Schott) / ISBN 3-492-18208-9 (Piper).
  • Hermann Bausinger: Schlager und Volkslied. In: Handbuch des Volksliedes. Band 1: Die Gattung des Volksliedes. 1973, S. 679–690, urn:nbn:de:bsz:21-opus-50484.
  • Oliver Bekermann: „Wunder gibt es immer wieder“ – Eine Untersuchung zur gegenseitigen Abhängigkeit von Alltagskommunikation und Deutschem Schlager. Books on Demand, Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8370-0045-0.
  • Ada Bieber, Günter Helmes: Von Trizonesiern, Konjunkturrittern und Herzensbrechern. Der Schlagersound der 1950er Jahre. In: Gerhard Paul, Ralph Schock: Sound des Jahrhunderts. Geräusche, Töne, Stimmen 1889 bis heute. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2013, ISBN 978-3-8389-7096-7, S. 352–357.
  • Wolfgang Buschlinger: Ich könnt’ heulen. Vom deutschen Schlager. Radio-Essay (SWR2), 18. September 2017; Manuskript (PDF).
  • Christian Glanz: Schlager. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
  • Ingo Grabowsky, Martin Lücke: Die 100 Schlager des Jahrhunderts. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2008, ISBN 3-434-50619-5.
  • Ingo Grabowsky, Martin Lücke: Schlager. Eine musikalische Zeitreise von A bis Z. Edition Spielbein, Erlangen 2010, ISBN 978-3-938903-25-4.
  • Günter Helmes: Popularmusik und Gefühle. Beobachtungen und Überlegungen zum deutschen Schlager. In: Der Deutschunterricht, 48, 1996, 2, S. 62–84, ISSN 0340-2258.
  • Günter Helmes: Schlager. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Band 3, de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-015664-5, S. 377–380.
  • Monika Kornberger: „Einmal sang die Liebe uns ein Lied“. Deutscher Schlager der Zwischenkriegszeit in Wien und seine Protagonisten. Ein Handbuch. Hollitzer Verlag, Wien 2021, ISBN 978-3-99012-824-4 (Musikkontext 14).
  • Norbert Linke: Musik erobert die Welt. Wie die Wiener Familie Strauß die „Unterhaltungsmusik“ revolutionierte. Herold, Wien 1987, ISBN 3-7008-0361-3.
  • Julio Mendívil: Ein musikalisches Stück Heimat: ethnologische Beobachtungen zum deutschen Schlager. Transcript, 2008, ISBN 978-3-89942-864-3
  • Rainer Moritz: Schlager. dtv, München 2000, ISBN 3-423-20362-5.
  • Stephan Näther, Ernst Regauer: Grand Prix d’Eurovision und deutsche Schlagerwettbewerbe seit 1956. Nather & Regauer, Berlin 1991, 2001, 2002.
  • Christian Peters, Barbara Langer: Lili Marleen. Ein Schlager macht Geschichte. Süddeutscher Verlag, Bonn 2001.
  • André Port le Roi: Schlager lügen nicht, deutscher Schlager und Politik in ihrer Zeit. Klartext, Essen 1998, ISBN 3-88474-657-X.
  • Kerstin Rech: Der Schlager, das Saarland und die Siebziger. Geistkirch Verlag, Saarbrücken 2017, ISBN 978-3-946036-68-5.
  • Christian Seiler (Hrsg.), Reinhilde Becker (Ill.): Die beliebtesten Schlager der 20er Jahre. Perlen-Reihe, Wien / München 1998, ISBN 3-85223-412-3.
  • Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: Melodien für Millionen: Das Jahrhundert des Schlagers. Ausstellungskatalog. Bonn 9. Mai bis 5. Oktober 2008. Kerber, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-86678-161-0.
  • 100 Gassenhauer Historische Tonaufnahmen Nur Originale. Folge 3. Membran Music, Grosser und Stein, Pforzheim 2004, ISBN 3-86562-201-1.

Dokumentarfilme

Terra X History:

Commons: Schlager – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schlager – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Schlager – Zitate

Einzelnachweise

  1. Hans H. Eggebrecht: Terminologie der Musik im 20. Jahrhundert. Handwörterbuch der Musikalischen Terminologie. Franz-Steiner-Verlag, 1995 S. 392
  2. Schlager – eine Begriffsdefinition. Microsoft Encarta CD-ROM, 2003.
  3. Wolther Irving: Kampf der Kulturen – Der „Eurovision Song Contest“ als Mittel national-kultureller Repräsentation. Königshausen & Neumann, 2006, S. 88 ff.
  4. Schlager. duden.de; abgerufen am 28. Juni 2014.
  5. Zündende Melodie – Schlager nennt sie der Wiener. In: Nat.-Ztg., 34, Wien 1881, S. 526.
  6. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 652.
  7. Schlager. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 28. Juni 2014
  8. Frederick Noad: The Renaissance Guitar. (= The Frederick Noad Guitar Anthology. Teil 1) Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 22 (Spagnoletta).
  9. Norbert Linke: Musik erobert die Welt. Wie die Wiener Familie Strauß die „Unterhaltungsmusik“ revolutionierte. Herold, Wien 1987, ISBN 3-7008-0361-3, S. 204.
  10. 100 Gassenhauer – frech – frivol – witzig. Historische Tonaufnahmen. Membran Music, Pforzheim 2004, ISBN 978-3-937730-15-8
  11. Jim Cowler. Ein Komponistenporträt
  12. Deutschland, deine Schlager – Kult oder Kitsch?. Auf ZDF History, abgerufen am 12. Oktober 2009.
  13. Wunder geschahen. In: profil.at. 29. Dezember 2011, abgerufen am 18. April 2021.
  14. lyrix.at abgerufen am 12. Februar 2020
  15. Fernando Express - hitparade.ch. Abgerufen am 17. Februar 2024.
  16. Die 10 beliebtesten Schlagersängerinnen Schlager.de
  17. Acht der zehn Top-Alben von Deutschen, Spiegel Online vom 4. Januar 2010.
  18. Nr. 1-Act FANTASY bei der „smago! Hits auf Tour“ mit dabei! (Memento vom 20. September 2014 im Internet Archive) In: smago.de. smago!, 13. Mai 2014.
  19. Daniel Teplan: Fantasy erhalten Gold für „Endstation Sehnsucht“. (Memento vom 30. Oktober 2014 im Internet Archive) In: musikmarkt.de. Musikmarkt, 28. November 2013,
  20. »Wir verblüffen das Publikum« Focus vom 5. März 2011.
  21. Mendívil 2008, S. 226 f.
  22. Kein Schlager-Boom. Deutschlandfunk, 28. September 2013.
  23. Deutscher Schlager spaltet die Nation. Tagesspiegel, 25. März 2014.
  24. @1@2Vorlage:Toter Link/www.popschlager-aktuell.compopschlager-aktuell.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
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