Schlacht bei Lobositz

Die Schlacht bei Lobositz (auch Lowositz) fand am 1. Oktober 1756 zwischen der preußischen und der kaiserlichen österreichischen Armee statt. König Friedrich II. von Preußen besiegte dabei im Siebenjährigen Krieg die Österreicher unter Feldmarschall Maximilian Ulysses Browne, der vergeblich versucht hatte, der bei Pirna eingeschlossenen sächsischen Armee zu Hilfe zu kommen.

Vorgeschichte

Am 29. August 1756 begann der Einmarsch der Preußen in Sachsen, am 6. September wurde Dresden besetzt. Die sächsische Armee war am 10. September mit etwa 20.000 Mann bei Struppen unweit von Pirna eingeschlossen worden. Zur Sicherung des westlichen Elbe-Ufers war ein Korps unter Feldmarschall Jakob Keith bis Aussig nach Süden vorgeschoben worden, um einen Entsatz der Sachsen durch die Österreicher zu verhindern. Am 28. September übernahm Friedrich II. im preußischen Lager bei Johnsdorf selbst den Oberbefehl über 26 Bataillone, 61 Eskadronen und 102 Geschütze. Ihm gegenüber hatte sich Feldmarschall Browne hinter dem Modl- und Morellenbach zwischen Lobositz und Sollowitz mit 52 Bataillonen, 72 Schwadronen und 98 Kanonen verschanzt.

Schlachtverlauf

Zwischen dem 420 Meter hohen Lobosch-Berg und Wawczin vollzog sich der preußische Aufmarsch. Vor Lobositz entwickelte sich der Hauptkampf, Ziel der angreifenden Preußen war es, die Österreicher auf die Elbe zurückzudrängen. Der rechte Flügel unter Prinz Ferdinand von Braunschweig lehnte sich am Homolka-Berg, der linke Flügel unter dem Herzog von Bevern begann sich auf den Weinbergen des Lobosch gegenüber den Österreichern unter General Lacy zu formieren. Eine Infanteriebrigade unter Generalleutnant von Kleist sicherte im Zentrum, hinter dem rechten Flügel marschierte unter Feldmarschall Graf Geßler fast die gesamte Kavallerie (52 Schwadronen) in drei Treffen auf. Die Österreicher zählten etwa 35.000 Mann, die Preußen 28.000 Mann.[1] Der Angriff der preußischen Kavallerie, die unerwartet auf den Feind stieß, wurde zwar nach dem Eintreffen der österreichischen Kürassiere unter General Radicati und Generalmajor Karl Claudius O’Donnell abgeschlagen, die preußische Infanterie erstürmte aber in der Schlussphase den Ort Lobositz und zwang die Österreicher zum Rückzug.

Die Schlacht war von allseitigen Missverständnissen geprägt: Der preußische Kavallerieangriff geschah gegen den Befehl Friedrichs,[2] daraufhin hatte er die Schlacht schon verloren gegeben und das Schlachtfeld verlassen. Als die Preußen Lobositz erstürmt hatten, glaubten sie, die Österreicher geschlagen zu haben, und Friedrich kehrte zurück. Allerdings war Lobositz nur von der österreichischen Vorhut besetzt, die Hauptarmee war noch intakt, ebenso war die Kavallerie am linken Flügel unter Graf Lucchesi noch unversehrt. Browne erkannte jedoch nicht, dass die Preußen schon „ihr Pulver verschossen hatten“, und zog sich zurück.[3]

Die Preußen verloren im Kampf 97 Offiziere, 109 Unteroffiziere, dazu 2600 Tote und Verwundete, sowie 260 Gefangene und Fahnenflüchtige. Feldmarschall Browne hatte 2863 Mann verloren, davon 123 Offiziere, General Radicati war gefallen, weitere 2018 Mannschaften waren gefallen und verwundet, 718 Mann in Gefangenschaft.

An der Schlacht bei Lobositz nahm auf preußischer Seite auch der Schweizer Söldner Ulrich Bräker teil. In seinem autobiografischen Werk Der arme Mann im Tockenburg beschrieb er das Schlachtengetümmel später eindrücklich – nicht ohne zu erwähnen, dass er dasselbe zusammen mit anderen Soldaten zur Desertion nutzte.

Siehe auch

Literatur

  • Ulrich Bräker: Der arme Mann im Tockenburg. Reclam, Stuttgart 1993, ISBN 3-15-002601-6, Abschnitt 55 (Zeitzeuge, Regiment Itzenplitz).
  • Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst. Band 4, Buch 3. Berlin 1920, S. 441 f.
  • Olaf Groehler: Die Kriege Friedrichs II. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1989.
  • Großer Generalstab, Kriegsgeschichtliche Abtheilung II (Hrsg.): Pirna und Lobositz. (= 1. Band von: Die Kriege Friedrichs des Großen. Dritter Theil: Der Siebenjährige Krieg. 1756–1763). Mittler und Sohn, Berlin 1901.
  • Bernhard Jahn: Die Medialität des Krieges. Zum Problem der Darstellbarkeit von Schlachten am Beispiel der Schlacht bei Lobositz (1.10.1756) im Siebenjährigen Krieg. In: Wolfgang Adam, Holger Dainat (Hrsg.): „Krieg ist mein Lied“. Der Siebenjährige Krieg in den zeitgenössischen Medien. Göttingen 2007, S. 88–110 (Schriften des Gleimhauses Halberstadt, 5).

Quellen

  • Johann Wilhelm von Archenholtz: Geschichte des siebenjährigen Krieges in Deutschland von 1756 bis 1763, Biblio-Verlag, Osnabrück 1982, ISBN 3-7648-1203-6, S. 19–22 (Nachdruck der Ausgabe Karlsruhe 1791).

Einzelnachweise

  1. Archenholtz, 1982, S. 19.
  2. Archenholtz, 1982, S. 20.
  3. Karl August Varnhagen von Ense: Leben des Feldmarschalls Jakob Keith. Duncker & Humblot, Berlin 1844, S. 127.
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