Schlacht bei Orthez

Die Schlacht bei Orthez war eine der letzten Kampfhandlungen des Spanischen Unabhängigkeitskrieges, sie fand am 27. Februar 1814 bereits auf französischem Boden statt. Kommandeure waren der Maréchal Nicolas Jean-de-Dieu Soult auf französischer und der Feldmarschall Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington auf alliierter Seite.

Hintergründe

Nach den Gefechten, die 1813 bei Bayonne stattgefunden hatten, zogen sich die Armeen in ihre Winterquartiere zurück und unternahmen nichts bis zum Februar 1814, als sich Wellington entschloss, Soult in seinen Stellungen bei Bayonne zu überrumpeln.

Am 14. Februar überquerte die Division Hill die Nive und zwang die Franzosen, sich nach Norden auf Saint-Palais zurückzuziehen. Der Général Harispe ließ zunächst eine Garnison in Saint-Jean-Pied-de-Port zurück, die jedoch von den Spaniern unter dem Kommando von General Espoz y Mina bedrängt wurde. Da er nicht energisch genug vorging, konnten die Franzosen über die Bidassoa entkommen.

General Sir Thomas Picton, Kommandeur der 3. Division

Am 23. Februar gegen 01:00 Uhr setzte sich der linke britische Flügel auf Bayonne in Bewegung und drängte die französischen Vorposten aus ihren Stellungen. Vor den Augen der Franzosen wurde die Adour mit einer Flottille von Booten überquert. Das genaue Deckungsfeuer der britischen Artillerie verhinderte, dass die Franzosen effektiven Widerstand gegen den Übergang leisteten. Der Übergang über die Adour war am nächsten Tag gegen Abend durchgeführt.

Am 26. Februar wurde südlich der Stadt eine Brücke geschlagen, welche den Briten den Weg nach Bordeaux öffnete. Am Abend des 27. Februar begann General John Rope mit den Truppen des linken alliierten Flügels die Belagerung von Bayonne.

Während dieser Zeit überquerte des Gros der Truppen von Wellington die Gave d’Oloron an mehreren Stellen. An der Mündung des Gave d’Oléron in den Gave de Pau wurden die Franzosen über die Brücke von Peyrehorade zurückgedrängt, gegen den Beschuss aus dem Schloss Montréal, das mit zwei massiven Rundtürmen versehen, die Brücke deckte. Das Corps von Soult sah sich in Gefahr, nach Bayonne abgedrängt zu werden und die Straße nach Bordeaux für die Briten zu öffnen. Soult verharrte einige Zeit in Saint-Boès, einem Dorf auf einem Bergrücken über der wichtigen Straße nach Dax. Die ganze Gegend ist stark hügelig, auch Orthez liegt auf einem solchen, steil aufragenden Bergrücken.

Der rechte Flügel der Franzosen lehnte sich links an die Ortschaft Saint-Boès an und wurde von Général Reille kommandiert. Ihm unterstanden die Divisionen Taupin, Roquet und Pain. Daran schloss sich das Zentrum des Général Comte d’Erlon an, unter dessen Kommando die Divisionen des Comte de Foy und des Comte de d'Armagnac standen. Von diesen Truppen wurde die Straße nach Peyrehorade kontrolliert. Dahinter war die Division Villatte postiert, die mit dem Gros der Kavallerie die Reserve bildete und je nach Bedarf die einzelnen Abschnitte verstärken sollte. Der Général Harispe schließlich bildete mit seiner Division den linken Flügel und stütze sich auf Orthez, das von ihm besetzt war, und dessen Brücke über die Gave de Pau er zu sperren hatte. Dazu standen ihm 12 Kanonen zur Verfügung. 12 weitere Kanonen befanden sich im Zentrum, von wo aus sie auch die Positionen vor Saint-Boès bestreichen konnten. 16 weitere Kanonen wurden an der Straße nach Dax in Reserve gehalten.

Am Morgen des 27. Februar erkundete Wellington über eine Stunde lang das Gelände und die französische Aufstellung.

Die Schlacht

Um 09:00 Uhr befahl Wellington den Angriff. Die 3. und die 6. Division gingen mit Schwung gegen die von Foy's 1. Division gehaltenen Hügel an, begann sich jedoch wegen der zu überwindenden Steilhänge rasch zu verlangsamen. Vor Saint-Boès setzte sich die 4. Division mit den Brigaden Ross und Vasconcellos in Bewegung, stieß durch unbesetztes Gelände vor und begann, die rechte Flanke von Soult zu bedrohen. Hier kam es zu erbitterten Bajonettkämpfen. Ross griff insgesamt fünfmal an und wurde fünfmal zurückgeworfen, was auch auf das flankierende Feuer der französischen Geschütze aus dem Zentrum zurückzuführen war. Die Angelegenheit konnte für die Franzosen erst bereinigt werden, nachdem die „Division Taupin“ zur Unterstützung angerückt war. Cole musste sich daraufhin nach unterhalb Saint-Boès zurückziehen, wobei er tödlich verwundet wurde. Ein von Picton gleichzeitig durchgeführter Angriff auf das Zentrum wurde von Foy abgewiesen.

Général Foy. Kommandeur der 1er division

Inzwischen waren drei Stunden vergangen. Wellington bemerkte die prekäre Situation seiner Truppen vor Saint-Boès und änderte seinen Plan. Er befahl die Brigade Anson aus der Reserve zur Unterstützung von Ross, zog die 7. Division zurück und beorderte das Kavallerieregiment Vivian in Richtung auf die Straße nach Dax, um die dortigen Verbände zu unterstützen. Gleichzeitig befahl er der 3. und 6. Division den französischen linken Flügel anzugreifen. Endlich befahl er Colborne, der die „Oxford Light Infantry“ (52. InfRgt) führte, seine Stellung zu verlassen und die französische Flanke, die die britischen Stellungen bei Saint-Boès bedrohte, zurückzuwerfen. Die Männer des 52. Regiments durchquerten im französischen Feuer sumpfiges Gelände und stürzten sich auf die Truppe von Foy und Taupin, rieben ein französisches Bataillon auf und brachten Verwirrung unter die französische Führung. Bei dieser Attacke wurde der General Béchaud getötet und der General Foy schwer verwundet. Das Chaos unter den französischen Truppen übertrug sich auf die Verbände von General Reille, welche begannen, sich auf rückwärtige Positionen zurückzuziehen.

Hinter Saint-Boès war jetzt eine Lücke entstanden, die Wellington ausnutzte, um seine 4. und 7. Division sowie das Kavallerieregiment Vivien mit zwei Artilleriebataillonen dorthin zu verschieben. Auf der anderen Höhe gelang es der 3. und 4. Division gegen die „Division Darmanac“ Geländegewinne zu erzielen. Die Briten postierten auf einer Anhöhe eine Artilleriebatterie, die die dichtgedrängten französischen Reihen unter Beschuss nahm. Eine Escadron Chasseurs à cheval, die mit gezogenem Säbel diese Batterie angriff, kam von der Richtung ab und geriet in eine Schlucht ohne Ausgang, in der sie von der britischen Artillerie zusammengeschossen wurden. Die 3. und die 7. Division bildeten nun eine Front mit zwei Flügeln. Soult konzentrierte seine Kräfte auf den Höhen an der Straße nach Dax und versuchte mit den Divisionen Pain, Roquet, Taupin und d'Armagnac die zurückflutenden Truppen der Division Foy aufzuhalten. Allerdings hatte sich durch die Planänderung Wellingtons die Lage dahingehend verändert, dass der Division Hill mit 12.000 Mann befohlen wurde, die Gave zu überqueren, und die Bedrohung der eigenen 6. Division zu verhindern. Außerdem sollte der Schwung ausgenützt werden, um eine letzte Attacke durchzuführen und den Sieg zu erringen.

Das Korps Hill überquerte die Gave, besetzte die Höhen auf der gegenüberliegenden Seite und blockierte dort jede Möglichkeit des französischen Rückzugs auf der Straße nach Pau.

Soult erkannte seine prekäre Situation und befahl den allgemeinen Rückzug. Dieser war allerdings schon allein wegen der Schwierigkeiten des Geländes nicht unproblematisch. Der Rückzug der Franzosen vollzog sich langsam, Schritt für Schritt und brachte beiden Seiten große Verluste.

Hill, der den Rückzug der Franzosen vorhergesehen hatte, bewegte seine Division schnell auf die Hügel, die der französischen Absetzbewegung gegenüberlagen. Dadurch gerieten die Franzosen in die Gefahr abgeschnitten zu werden. Der geordnete Rückzug verwandelte sich zur Konfusion. Hill stieß mit Macht in die weichenden Kolonnen, woraufhin die Franzosen in alle Richtungen zu entkommen suchten. Teile wandten sich zur Gave, andere nach Norden in Richtung Sault-de-Navailles

Gegen 15:00 Uhr macht sich die britische Kavallerie an die Verfolgung der Fliehenden. Das „7th Hussars (The Queen's Own) Regiment“ griff die Flanken von Harispes Kolonne an, ritt 300 Soldaten nieder, woraufhin weitere 2000 Mann die Waffen niederlegten. Das Regiment nahm in der Nähe von Sault de Navailles weitere 17 Offiziere und 700 Soldaten gefangen. Die Verfolgung zog sich bis zum Fluss Luy de Béarn, etwa sieben Kilometer vom Schlachtfeld entfernt.

Donaldson bemerkte dazu:

„Es gibt so viele Soldaten, die ihre Waffen niederlegen, dass es schwierig ist ein Durchkommen zu finden.“

Bei Einbruch der Nacht war es jedoch der Masse von Soults Truppen gelungen, den Luy de Bearn zu passieren. Wellington war zwischenzeitlich von einer Musketenkugel am Gesäß verwundet worden. Soult setzte seinen Rückzug die ganze Nacht über bis nach Saint-Sever fort und zerstörte alle Brücken hinter sich.

Am folgenden Tag setzte Wellington die Verfolgung mit drei Kolonnen fort. Soult bewegte sich mit den ihm verbliebenen Truppen, den Versorgungskolonnen und seiner Artillerie nach Norden zum Adour. Sie überquerte den Fluss in Saint-Server und zerstörten die Brücke.

Fortsetzung der Schlacht

Wellington schickte Hill jetzt los und gab ihm die Order mit, die anderen französischen Korps einzufangen oder zu vernichten. Hill erschien am 2. März um 03:00 Uhr morgens vor Aire-sur-l’Adour mit zwei Infanteriedivisionen, einer Kavalleriebrigade und einer Abteilung berittener Artillerie.

Clauzel hatte seine Truppen zum Stehen gebracht und erwartete mit den Divisionen von Villate, Harispe und einer Anzahl Kanonen die Verfolger. Seine Position lag auf einer steil ansteigenden Höhe, zu seiner Linken lag eine freie Fläche, die von der Straße nach Pau durchschnitten war, zu seiner Rechten verhinderte eine Schlucht jegliche Bewegung in dieser Richtung. William Stewart, auch bekannt unter dem Spitznamen „Old Grog Willie“, weil er an seine Soldaten auf dem Marsch oftmals Rum verteilen ließ, begann einen Angriff auf die linke Flanke der Franzosen. Eine portugiesische Brigade unter dem Kommando von Da Costa attackierte das Zentrum. Während Steward Fortschritte machte, wurden die Portugiesen mit dem Bajonett abgewehrt. Daraufhin schickte Stewart das 50. Regiment und die 92. Highlander zur Verstärkung. Der erneute Angriff warf die Franzosen auf ihre Reserven zurück. Harispe wurde auf den Fluss zurückgedrängt, Lees und Vilatte zogen sich durch Aire zurück, das anschließend von Colonel Cameron und seinen Highlandern eingenommen wurde. Die beiden französischen Generäle Dauture und Gasquet waren verwundet. Die Truppe von Harispe warf ihre Gewehre weg und löste sich auf. Die Kanonen und der Artilleriepark fielen Hill in die Hände.

Für sein tapferes Verhalten und die Disziplin seiner Soldaten nach der Einnahme von Aire wurde Colonel John Cameron vom König geehrt.

Die Armee des Maréchal Soult war in der Schlacht bei Orthez und in der Verfolgung bei Aire geschlagen worden, seine Offiziere hatten in die Führung kein Vertrauen mehr, die Wehrpflichtigen waren davongelaufen, die Veteranen der Armee in alle Winde zerstreut, ein Großteil der Kanonen und die Vorräte in die Hände der Feinde gefallen.

Die Verluste betrugen bei den Franzosen 2472 Gefallene und Verwundete, sowie 1346 Gefangene, auf alliierter Seite waren 1941 Gefallene und Verwundete, sowie 79 Gefangene zu verzeichnen.[1]

Am 12. März 1814 zogen der Marschall Beresford und der Herzog d’Angoulême an der Spitze der britischen 4. und 7. Division in Bordeaux ein. Sie wurden von den Bürgern freudig begrüßt, die enthusiastisch die Trikolore gegen die weiße Farben der Bourbonen auswechselten. Ludwig XVIII. wurde unverzüglich zum König ausgerufen. Wellington erkannte, dass in Bordeaux keine große Besatzung erforderlich sein würde, und befahl Beresford, die Franzosen nach Toulouse zu verfolgen. Es blieben lediglich 5000 Mann in Bordeaux zurück.

Soult wandte sich nach Toulouse, um sich dort mit der Armee von Marschall Suchet zusammenzuschließen, der aus Katalonien kam.

Einen Monat später fand die Schlacht bei Toulouse als letzte Schlacht vor der ersten Abdankung Napoleons statt.

Schlachtordnungen

Alliierte Verbände

Die Anzahl der Kombattanten in den einzelnen Einheiten der Alliierten wurden von dem britischen Historiker Sir Charles Oman recherchiert.

  • Infanterie:
7 Infanteriedivisionen (davon eine portugiesische Division)
58 namentlich aufgeführte Regimenter mit zusammen ungefähr 60 Bataillonen
  • Kavallerie
1 Kavalleriedivision
7 Regimenter

Insgesamt etwa 43.300 Kombattanten

Literatur

  • Major General F.C. Beatson: The Crossing of the Gaves and the Battle of Orthez. Heath Cranton, London 1925.
  • Robert Burham & Ron McGuigan: The British Army against Napoleon – Facts, Lists, and Trivia 1805-1815. Frontline Books, 2010, ISBN 978-1-84832-562-3; (Digitalisat)
  • Ruthard von Frankenberg: Im Schwarzen Korps bis Waterloo. Memoiren des Majors Erdmann von Frankenberg. edition von frankenberg, Hamburg 2015, ISBN 978-3-00-048000-3; Augenzeugenbericht auf S. 135–139
  • James Grant: British Battles on Land and Sea. 3 Bände. Cassel, Petter & Galpin, London, Paris & New York 1880, (Digitalisat)
  • Charles Oman: A history of the Peninsula War. Volume VII (August 1813 to April 14, 1814), Clarendon Press, Oxford 1930, (Digitalisat)
  • Jean Quatre Vieux & Pierre Migliorini: Les Batailles de Napoléon dans le Sud-Ouest. Atlantica, Biarritz 2013, ISBN 2-84394-531-3, (Auszüge)

Fußnoten

  1. nach Digby Smith
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