Schlacht am Hydaspes
Die Schlacht am Hydaspes fand im Mai 326 v. Chr. zwischen den Truppen Alexanders des Großen und denen des indischen Königs Poros am Fluss Hydaspes, bei der Stadt Nikaia am Hydaspes, statt. Sie war Alexanders letzte und verlustreichste Schlacht.
Ausgangslage
Die Schlacht war untypisch für Alexander. Die Armee von Poros benutzte Elefanten, gegen die Alexander bereits bei der Schlacht von Gaugamela Erfahrung sammeln konnte. Diese Elefanten waren eine psychisch kaum zu überschätzende Kriegswaffe für Poros. Poros verstand es auch, die Elefanten in Gruppen zu „befehligen“, was neben dem für die griechischen Truppen ungewohnten Gebiet ein zusätzlicher Vorteil des indischen Königs war. Poros sicherte die Flussseite durch die Elefanten, was es der griechischen Kavallerie unmöglich machte, den Fluss zu durchqueren; dem Geschichtsschreiber Arrian zufolge scheuten die Pferde vor den Elefanten.
Vorbereitung
Alexander teilte seine Armee in zwei Gruppen auf. Die erste, kleine Gruppe wurde von Koinos befehligt. Koinos täuschte eine zahlenmäßige Überlegenheit vor, indem er vor der Schlacht so viele Lagerfeuer entfachen ließ, dass Poros annehmen musste, Alexanders gesamte Armee befände sich noch jenseits des Flusses. Alexanders Gruppe durchquerte allerdings unter schwersten Bedingungen den Fluss Hydaspes, nach dem die Schlacht benannt ist. Poros bewachte nur die Flussseite, an der er die Truppen Alexanders erwartete, ohne zu wissen, dass Alexander den Fluss bereits etwa 27 km oberhalb von Haranpur durchquert hatte. Poros hatte auf der einen Seite den Fluss, der für ihn mit all seinen Elefanten nicht zu durchqueren war, und auf seiner Seite Alexanders Gruppe. Alexander wusste, dass Elefanten im Kampf auch für die indischen Truppen gefährlich werden konnten.
Schlachtverlauf
Ein Teil von Alexanders Kavallerie versteckte sich hinter der Infanterie. Die übrige Kavallerie teilte sich in zwei Teile. Einer wurde mit der Infanterie mitgeschickt, der andere Teil schwenkte weit rechts vom Hauptheer aus. Dadurch waren zwei Kavallerietruppenteile für Poros nicht wahrnehmbar. Die Infanterie hatte den Befehl, nicht anzugreifen, sondern in sicherer Distanz zu warten. Die Flanken der Infanterie wurden durch Heerteile mit Wurfwaffen verstärkt. Poros nahm an, dass Alexander versuchen würde, ihn mit dem für Poros sichtbaren Teil der Kavallerie, die die Infanterie begleitete, einzukesseln, und verstärkte deswegen seinen linken Flügel, um dort einen Durchbruch zu verhindern. Da Poros sah, dass die Truppenstärke von Alexanders Kavallerieflügel sehr klein war, schickte er seine Reiterei dorthin. Er dachte, er könne die Kavallerie schnell bekämpfen und seine Reiterei zurückholen, um seine Haupttruppen mit den Elefanten zu schützen. Alle Teile der indischen Kavallerie befanden sich jetzt am linken Flügel. Die Kavallerie Alexanders, die vorher weit nach rechts ausschwenkte, sowie die, die sich hinter der Infanterie versteckte, griffen den linken Flügel nun mit der zurückgebliebenen Kavallerie von drei Seiten an und vernichteten damit die Kavallerie von Poros. Daraufhin griff die Infanterie an. Alexanders Truppen hatten den Befehl, vorwiegend die Elefanten anzugreifen. Die Hauptziele waren dabei die Elefantenführer, die mit gezielten Speerwürfen getroffen wurden. Die Rechnung ging auf. Die Elefanten gerieten führerlos in Panik und wurden in die indische Formation der Infanterie zurückgetrieben.
Durch diese Wendung lösten sich die indischen Stellungen der Infanterie auf und die Schlacht war für Alexander gewonnen. Alexander, der den Mut Poros’ bewunderte, beließ ihm nicht nur sein Territorium, sondern auch den Anspruch auf einige weitere Städte. Im Gegenzug musste Poros die Oberherrschaft Alexanders anerkennen.
Angeblich starb Alexanders Lieblingspferd Bukephalos im nahe gelegenen Fluss Hydaspes während der Schlacht. Alexander benannte daraufhin eine Stadt Alexandreia Bukephalos nach Bukephalos. Eine weitere Stadt namens Nikaia am Hydaspes wurde zur Erinnerung an den Sieg an der Stelle gegründet, wo die Schlacht geschlagen worden war. Des Weiteren ließ Alexander Münzen prägen, die ihn als Sieger stilisierten. Die Schlacht wird oft als einer der größten Siege Alexanders angesehen, wenngleich es in der modernen Forschung auch skeptische Stimmen gibt, die den Indienfeldzug eher negativ bewerten (so Albert Brian Bosworth).
Quellen
- Arrian: Anabasis V 8–18.
- Quintus Curtius Rufus: Historia Alexandri Magni VIII 13, 13–14, 31.
- Diodor: Bibliothéke historiké XVII 87, 1–89, 3.
- Plutarch: Alexander 60.
Literatur
- Albert Brian Bosworth: Alexander and the East. The Tragedy of Triumph. Clarendon Press, Oxford/ New York 1996, ISBN 0-19-814991-3, S. 5ff.
- Fritz Schachermeyr: Alexander der Grosse. Das Problem seiner Persönlichkeit und seines Wirkens. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1973, ISBN 3-7001-0000-0, S. 422–429.