Schirnding

Schirnding ist ein Markt im oberfränkischen Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge und der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Schirnding.

Wappen Deutschlandkarte
Schirnding
Deutschlandkarte, Position des Marktes Schirnding hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 5′ N, 12° 14′ O
Bundesland:Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Landkreis: Wunsiedel im Fichtelgebirge
Verwaltungs­gemeinschaft: Schirnding
Höhe: 459 m ü. NHN
Fläche: 16,51 km2
Einwohner: 1147 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 69 Einwohner je km2
Postleitzahl: 95706
Vorwahl: 09233
Kfz-Kennzeichen: WUN, MAK, REH, SEL
Gemeindeschlüssel: 09 4 79 147
Marktgliederung: 8 Gemeindeteile
Adresse der
Marktverwaltung:
Hauptstr. 5
95706 Schirnding
Website: www.schirnding.info
Erste Bürgermeisterin: Karin Fleischer[2][3] (CSU)
Lage des Marktes Schirnding im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge
Karte
Karte
Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Markt

Geografie

Der Ort liegt am Nordrand des Kohlwaldes im Fichtelgebirge, nahe der Grenze zur Tschechischen Republik. Durch Schirnding fließt die Röslau, ein Zufluss der Eger.

Gemeindegliederung

Schirnding hat acht Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[4][5]

  • Dietersgrün (Weiler)
  • Fischern (Weiler)
  • Ottenlohe (Einöde)
  • Raithenbach (Dorf)
  • Schirnding (Hauptort)
  • Seedorf (Weiler)
  • Weidighaus (Einöde), auch Bienhaus genannt, ehemalige Bienenzucht zur Honiggewinnung für die Burg Hohenberg
  • Ziegelhütte (Einöde)

Geschichte

Bis zur Gemeindegründung

Der Ort Schirnding wurde erstmals am 8. Oktober 1377 zusammen mit der Familie von Schirnding urkundlich erwähnt. Das ehemalige Amt des hohenzollerschen und 1791 preußisch gewordenen Fürstentums Bayreuth fiel mit diesem im Frieden von Tilsit 1807 an Frankreich und kam 1810 zum Königreich Bayern. Im Jahr 1818 entstand die politische Gemeinde.

Ein bedeutender Brennpunkt der örtlichen Geschichte war der sogenannte Schirndinger Pass als natürliche West-Ost-Verbindung ein Durchgang für zahlreiche Heeres- und Handelsstraßen. Er war einer der Grenzübergange für den Straßenverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei, von denen es bis in die 1970er Jahre nur fünf gab.[6]

Markt

Marktplatz von Schirnding
Evangelisch-lutherische Kirche Ad Salvatorem

Am 29. Juli 1977 erhielt die Gemeinde den Titel Markt.[7]

Eingemeindungen

Am 1. April 1977 wurden im Zuge der Gemeindegebietsreform die Gemeindeteile Dietersgrün, Fischern, Ottenlohe, Raithenbach, Weidighaus der aufgelösten Gemeinde Kothigenbibersbach mit damals etwa 100 Einwohnern eingegliedert. Am 1. Januar 1978 kam der Hauptort Fischern der gleichnamigen aufgelösten Gemeinde mit damals etwa 50 Einwohnern hinzu.[7] Zum 1. Januar 1995 folgten Teile des aufgelösten gemeindefreien Gebietes Arzberger Forst.

Einwohnerentwicklung

Zwischen 1988 und 2018 sank die Einwohnerzahl von 1805 auf 1187 um 618 Einwohner bzw. um 34,2 % – zweithöchster prozentualer Einwohnerverlust in Bayern im genannten Zeitraum.

Ort Schirnding

Jahr187519041950196119701987
Einwohner4716702095249322531671

Gemeinde in den heutigen Grenzen

Jahr19611970198719911995200520102015201620172018
Einwohner26782439180218041736129511921192120711841187

Politik

Marktgemeinderat

Der Marktgemeinderat von Schirnding hat zwölf Mitglieder. Davon gehören sieben der CSU und fünf der SPD an (Stand nach der Kommunalwahl 2020).

Bürgermeister

Seit 2014 ist Karin Fleischer (CSU) Erste Bürgermeisterin. Bei der Kommunalwahl 2020 wurde diese im Amt bestätigt.[8][9]

Wappen

Blasonierung: „In Gold übereinander drei waagrechte gestümmelte schwarze Äste.“[10]

Das Wappen wurde am 19. Februar 1953 durch Bescheid des Bayerischen Staatsministeriums des Innern genehmigt. Der Ortsteil Fischern verfügt seit 1962 über ein eigenes Wappen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Im Grenzmuseum Schirnding wird die Geschichte der Grenze zwischen Bayern und Tschechien gezeigt.[11]

In der Nähe der Gemeinde liegt der historische Buchbrunnen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Schirnding ist Grenzbahnhof an der Bahnstrecke Nürnberg–Cheb. Hier verkehren Nahverkehrszüge der Oberpfalzbahn von Marktredwitz und Regionalexpresszüge der Deutschen Bahn von Nürnberg, jeweils nach Cheb. An der Bundesstraße 303/Europastraße 48 liegt der Grenzübergang Schirnding–Pomezí nad Ohří zur Tschechischen Republik. Die B 303 verläuft nördlich von Schirnding.

Produktionsstandort für Porzellan

Als Urheber der Porzellanindustrie von Schirnding wird 1838 Christian Paul Aecker genannt mit seiner „Aeckerischen Porcellain- und Steingutfabrik“. 1901 eröffnete der aus dem 4,5 Kilometer entfernten Arzberg stammende Lorenz Reichel eine Porzellanmalerei und kurz darauf eine Manufaktur für Weißware, aus der 1909 die Porzellanfabrik Schirnding AG hervorging. 1993 bildeten sich aus der Schirnding AG, der Porzellanfabrik Johann Kronester und der Porzellanfabrik Johann Seltmann Vohenstrauß, die SKV-Porzellan-Union GmbH, in deren Folge sich 1997 der Weißbetrieb und Teile des Buntbetriebes an den Standort Schirnding verlagerte. Im Jahr 2000 wurde das Arzberg-Porzellan-Design gekauft und bis zur Insolvenz im Jahr 2013 produziert.[12]

Sonstiges

Das Landratsamt Wunsiedel (Bayern) hat am 19. März 2020 Ausgangsbeschränkungen für den Gemeindeteil Neuhaus in Hohenberg an der Eger sowie für den Gemeindeteil Fischern von Markt Schirnding, ausgesprochen.[13][14] Dies war die zweite Ausgangsbeschränkung in Bayern zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie.

Persönlichkeiten

  • Christian Paul Aecker (* um 1786; † nach 1837), Unternehmer in der Porzellanbranche, gründete die Aeckerische Porcellain- und Steingutfabrik in Schirnding
  • Lorenz Reichel (* 19. Jahrhundert; † 1915 ?), Unternehmer in der Porzellanbranche, gründete die Porzellanfabrik Schirnding AG
  • Reinhard Schulz (* 1950 in Schirnding; † 2009 in Ebersberg), Musikwissenschaftler und Musikkritiker

Literatur

Commons: Schirnding – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Schirnding – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinderat. In: Bürgerservice. Markt Schirnding, 2021. Auf Schirnding.info, abgerufen am 21. Juli 2021.
  3. Ihre Bürgermeisterkandidatin Karin Fleischer. In: Willkommen. Auf Karin-Fleischer.de, abgerufen am 21. Juli 2021.
  4. Gemeinde Schirnding in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 24. März 2021.
  5. Gemeinde Schirnding, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 3. Dezember 2021.
  6. Ctibor Rybár: Prag. 3. Aufl., redigiert von Miroslav Krůta. Olympia, Prag 1974, S. 15.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 700 und 701.
  8. Frankenpost: Am äußert knappen Wahlausgang in Schirnding ändert sich nichts. 18. März 2014, abgerufen am 6. August 2020.
  9. Stadt Hohenberg a.d. Eger: Bürgermeisterwahl VG Schirnding. 15. März 2020, abgerufen am 6. August 2020.
  10. Eintrag zum Wappen von Schirnding in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  11. Bayerisches Grenzmuseum Schirnding, abgerufen am 5. Januar 2024.
  12. porzellanstrasse.de
  13. Landratsamt Wunsiedel: Sonderamtsblatt 07-2020 vom 19. März 2020. (PDF) Abgerufen am 22. März 2020.
  14. Frankenpost: Ausgangssperren für zwei Kommunen im Landkreis Wunsiedel verhängt. Abgerufen am 22. März 2020.
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