Schinne

Schinne ist Ortsteil und Ortschaft der Stadt Bismark (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt (Deutschland).

Schinne
Wappen von Schinne
Koordinaten: 52° 39′ N, 11° 44′ O
Höhe: 42 m
Fläche: 15,11 km²[1]
Einwohner: 393 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 26 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. September 2010
Postleitzahl: 39628
Vorwahl: 039320
Schinne (Sachsen-Anhalt)
Schinne (Sachsen-Anhalt)

Lage von Schinne in Sachsen-Anhalt

Geografie

Schinne, ein Straßendorf mit Gut und Kirche, liegt etwa zwölf Kilometer nordwestlich von Stendal in der Altmark. Das flachwellige Gebiet um Schinne wird vom Speckgraben, der die nördliche und östliche Gemarkungsgrenze bildet, zur Uchte entwässert.[3][1]

Nachbarorte sind Rochau im Norden, Stendal im Osten sowie Bismark (Altmark) im Süden und Westen.

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Im Jahre 1188 wurde die Kirche im Dorf erwähnt als Ecclesiam Scinne, als Papst Clemens III. das Stendaler Domstift in unmittelbaren apostolischen Schutz aufnimmt.[4]

Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Schinne aufgeführt mit 60 Hufen Land.[5]

Weitere Nennungen sind 1342 ville Schinne, 1429 in dem dorff schynne, 1687 Schinna[1] und 1804 Schinne, Dorf und Gut mit Leineweber, Rademacher, Schmeide und Windmühle.[6]

Schinne war bis 1950 Unterwegshalt an der von der Stendaler Kleinbahn betriebenen Bahnstrecke Peulingen–Bismark.

Andere Ersterwähnungen

Der Historiker Peter P. Rohlach weist darauf hin, dass die von Hermes und Weigelt genannte Ersterwähnung zum Jahre 1158[7] nicht zu belegen ist. Möglicherweise haben sie sich zu der Erwähnung von 1188 verschrieben oder verlesen.[1] Es wird auch 1181 scinne als Ersterwähnung aufgeführt.[8]

Herkunft des Ortsnamens

Heinrich Sültmann meint, der Ortsname kann vermutlich abgeleitet werden von althochdeutsch „scin“, mittelhochdeutsch „schin“ für „Schein“, vom Eigennamen „scinus“, übersetzt zu „Siedlung eines Glanzvollen“.[8][9]

Archäologie

1969 wurde über Grabfunde der Kugelamphoren-Kultur aus der Zeit um 2500 v. Chr. aus Schinne berichtet.[10] Bei Arbeiten zum Bau einer Pipeline 1996/1997 wurden an mehrere Fundstellen Eisenschlackefunde und Wandscherben aus der vorrömischer Eisenzeit geborgen.[11]

Eingemeindungen

Ursprünglich gehörten Dorf und Gut zum Stendalischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag der Ort im Kanton Schinne im Distrikt Stendal auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörten beide ab 1816 zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[1] Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gut in einen Gutsbezirk umgewandelt.

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Schinne mit der Landgemeinde Schinne vereinigt.[12]

Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde Schinne in den Kreis Stendal. Nach dessen Auflösung kam sie am 1. Juli 1994 zum heutigen Landkreis Stendal.[13]

Nach Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft Bismark/Kläden am 1. Januar 2010 wurde Schinne von Bismark (Altmark) mitverwaltet.[14] Am 1. September 2010 wurde Schinne per Landesgesetz in die Stadt Bismark (Altmark) eingemeindet.[15][16]

Einwohnerentwicklung

Jahr 17341772179017981801181818401864187118851892189519001905
Dorf Schinne 323376297362468419599700647657672[17]661699[17]665
Gut Schinne 158164045007007057
Am Berge 021012
Jahr Einwohner
1925741
1939601
1946978
1964688
1971656
1981590
Jahr Einwohner
1993549
2006464
2018[00]397[18]
2020[00]394[19]
2021[0]391[2]
2022[0]393[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006[1]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Schinne, die früher zur Pfarrei Schinne gehörte,[20] wird heute betreut vom Pfarrbereich Möringen-Uenglingen im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Schinne stammen aus dem Jahre 1640.[22]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[23]

Politik

Wappen

Das Wappen wurde am 19. Oktober 2009 durch den Landkreis genehmigt.

Blasonierung: „Gespalten von Gold und Rot; vorn am Spalt ein halbes grünes Kleeblatt bewinkelt von schwarzen Flügen, hinten drei goldene Ähren mit je zwei Halmblättern, die links außen stehende mit geknicktem Halm und gesenkter Ähre.“[24]

Schinne beschloss, sich in der Wappensymbolik auf die zwei vorhandenen Ortsteile Schinne und Pödderitz – sowie auf einen dritten, mündlich überlieferten Ortsteil mit Namen Gladigau – sowie auf die Familie von Borstell zu beziehen. Während das Kerndorf Schinne bereits 1188 erstmals urkundlich erwähnt wurde, entstand der neue Ortsteil Pödderitz erst um 1895 mit der Errichtung des Wohnhauses auf dem Hof Nr. 75 (Hauptstr. 8). Ausgedrückt werden die Ortsteile durch drei Ähren, von denen der lediglich mündlich überlieferte Ortsteil Gladigau durch die abgeknickte Ähre symbolisiert wird. Aus mehreren zur Vorlage gebrachten Wappenmotiven beschloss der Gemeinderat am 25. August 2009 das jetzige Wappen, das vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet wurde.[25]

Ortsbürgermeister

Ralf Berlin ist seit September 2010 Ortsbürgermeister der Ortschaft Schinne.[26] Er war auch letzter Bürgermeister der Gemeinde ab April 2010.

Von Juli 1994 bis Juli 2008 war Dorothea Alt Bürgermeisterin der Gemeinde.[27]

Ortschaftsrat

Die Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 lieferte folgende Sitzverteilung:[28]

  • CDU: 1 Sitz
  • FDP: 1 Sitz
  • Wählergemeinschaft „Für Schinne“: 2 Sitze
  • Einzelbewerber: 1 Sitz

Gewählt wurden eine Ortschafträtin und 4 Räte. Nicht gewählt wurden ein Einzelkandidat und der Kandinat der Partei Die Linke.[28]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Gebäude

Karneval

Im Ort ansässig ist der Schinner Carneval Club, kurz SCC. Der SCC wurde 1971 gegründet und ist seit dieser Zeit im närrischen Geschehen der Altmark aktiv. Es gibt beim SCC weder Elferrat noch Prinzenpaar. Im Jahr 2011 beging der SCC sein 40. Jubiläum und bietet zum ersten Mal fünf Veranstaltungen an. Ausgezeichnet werden die aktiven Mitglieder, sowie ausgewählte Mitglieder befreundeter Vereine, mit handgefertigten Orden.[31]

Schinne im Fernsehen

In den Jahren 2020 bis 2022 zeigte der MDR eine 11-teilige Serie „Das Dorf - Landleben in der Altmark“ vom Dokumentarfilmer Tom Lemke über das Leben im Dorf Schinne und der Region Altmark.[32]

Wirtschaft und Infrastruktur

Bildung

Der Ort ist Grundschulstandort auch für die umliegenden Ortschaften.

Verkehr

Schinne liegt unweit der L 15, der Verbindungsstraße von Bismark (Altmark) nach Stendal.

Der nächstgelegene Bahnhof ist im fünf Kilometer entfernten Steinfeld (Altmark) an der Bahnlinie StendalSalzwedel.

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[33]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Block, Helmut Kurt (Hrsg.): Das Wissen der Region. Bismark-Kläden und Umland. Band 2. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Altenzaun 2007, ISBN 978-3-9811747-0-0, S. 305–316.
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1960–1970, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 106 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 302, 80. Schinne (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Schinne – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1960–1970, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 22 (Digitalisat).
  5. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 328–330.
  6. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 264 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00286~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 302, 80. Schinne (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 168 171.
  9. nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
  10. Wilhelm Hoffmann: Ein Grabfund der Kugelamphorenkultur aus Schinne, Kreis Stendal. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 53, 1969, S. 345–348
  11. Alfred Reichenberger, Jutta Wohlfeil: Vorbericht zu den archäologischen Untersuchungen beim Bau der Pipeline Rostock - Böhlen im Streckenabschnitt zwischen Wahrenberg, Ldkr. Stendal, und Glindenberg, Ldkr. Ohrekreis. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 81, 1999, S. 371–410 doi:10.11588/jsmv.1999.1.84051
  12. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 209.
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 344.
  14. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag Einheitsgemeinde Stadt Bismark. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 192–201 (landkreis-stendal.de [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 22. Mai 2022]).
  15. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
  16. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Stendal (GemNeuglG SDL). 8. Juli 2010, abgerufen am 5. November 2022.
  17. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 106 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  18. Renate Pieper: Geschichtliches aus 39 Orten der Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark). Bismark 2019, S. 204–211, Schinne.
  19. Axel Junker: Positive Tendenz bei Umzügen. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 14. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 18.
  20. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 112 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Möringen-Uenglingen. In: ekmd.de. Abgerufen am 11. Dezember 2021.
  22. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 6. November 2022.
  24. Landkreis Stendal: Genehmigung des Wappens der Gemeinde Schinne. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 24, 19. Oktober 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 330 (landkreis-stendal.de [PDF; 3,7 MB; abgerufen am 8. April 2020]).
  25. Jörg Mantzsch: Das Wappen der Gemeinde Schinne, Dokumentation zum Genehmigungsverfahren. Hinterlegt beim Landkreis Stendal 2009 (Gutachten: Landeshauptarchiv Magdeburg)
  26. Egmar Gebert: Ein Mann, der Dorf lebt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Stendal. 13. Februar 2016 (volksstimme.de [abgerufen am 6. November 2022]).
  27. Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark): Nachruf Dorothea Alt. In: ol.wittich.de. 15. Oktober 2020, abgerufen am 6. November 2022.
  28. Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark): Wahl Ortschaftsrat Schinne 2019. In: stadt-bismark.de. Abgerufen am 6. November 2022.
  29. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 425 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  30. Ulf Frommhagen: Dendrochronologische Untersuchungen an mittelalterlichen Dorfkirchen in der Altmark. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 75. Jahresbericht, 2003, S. 70–72, 105–106 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  31. Schinner Carneval Club
  32. Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark): Das Dorf - Landleben in der Altmark. In: mdr.de. Mitteldeutscher Rundfunk, abgerufen am 6. November 2022.
  33. Strecken und Fahrpläne. In: stendalbus.de. Abgerufen am 6. November 2022.
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