Schinkel (Osnabrück)

Schinkel ist ein Stadtteil im Osten der Stadt Osnabrück. Im Schinkel leben rund 14.717 Einwohner[1] (12/2022) auf einer Fläche von 2,33 km².[2] Mit 6.316 Einwohnern/km² ist er somit statistisch gesehen auch der dichtestbesiedelte Stadtteil Osnabrücks.

Schinkel
Stadtteil von Osnabrück
Karte:
Karte
Basisdaten
Fläche:2,33 km²
Einwohner:14.717 Stand: 31. Dezember 2022
Bevölkerungsdichte:6.316 Einwohner/km²
Postleitzahl: 49084
Vorwahlen:0541
Gliederung
Stadtteilnummer:

10

Bedeutung des Namens, Kontroverse um Formulierungen

Die genaue Bedeutung und Herkunft der Bezeichnung Schinkel sind unbekannt. Vielfach wird davon ausgegangen, dass der Name aus dem Mittelhochdeutschen stammt und auf die Schenkelform des Schinkelberges hindeutet. Seltener wird ein Zusammenhang mit dem keltischen Wort schen (Geröll) angenommen, der als Hinweis auf die Beschaffenheit des Bodens interpretiert werden könnte. Dass der Stadtteil nach dem preußischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) benannt wurde, wie gelegentlich behauptet wird, kann hingegen ausgeschlossen werden. Schließlich wurde dieser mehr als 400 Jahre nach der ersten Erwähnung des Ortes Schinkel geboren, die im Jahr 1332 in einer Verkaufsurkunde erfolgte.[3]

Im Osnabrücker Volksmund und bei den Bewohnern des Stadtteils wird als Ortsbezeichnung meistens „der Schinkel“ gesagt. Umstritten ist hingegen, ob es „im Schinkel“ oder „in Schinkel“ heißen muss: Die Bezeichnung „im Schinkel“ wird von einigen Bewohnern als despektierlicher Ausdruck bestehender Vorurteile gegen den Stadtteil empfunden. Sie bestehen deshalb auf der Formulierung „in Schinkel“. Dem hielt im September 2016 ein Kolumnist der Neuen Osnabrücker Zeitung entgegen, dass das „im“ lediglich signalisiere, „dass der Schinkel zu dem exklusiven Kreis der Orts- und Ländernamen gehört, die einen Artikel besitzen“.[4] Auch die Bezeichnung für die Bewohner Schinkels unterscheidet sich: Einige sprechen von „Schinkelern“, andere von „Schinkelanern“.

Geografie

Die ursprüngliche Gemarkung Schinkel umfasste die heutigen Osnabrücker Stadtteile Schinkel, Schinkel-Ost, Widukindland, den südlichen Teil vom Stadtteil Dodesheide, den westlichen Bereich des jetzigen Stadtteils Darum/Gretesch/Lüstringen und eine nordwestliche Ecke des jetzigen Stadtteils Voxtrup, da in der Stadt Osnabrück die Einteilung der Stadtteilgrenzen nicht anhand der ehemaligen Gemarkungsgrenzen (bzw. ursprünglichen Gemeindegrenze) verläuft. Im alltäglichen Gebrauch wird jedoch nicht immer zwischen Schinkel und Schinkel-Ost unterschieden. Auch der Stadtteil Gartlage wird vom Volksmund manchmal zum Schinkel gezählt, obwohl die Gartlage zuvor nie zur Gemarkung Schinkel gehörte.

Geschichte und Beschreibung

Der Schinkel ist ein traditionsreicher Stadtteil mit gewachsenen Wohn- und Gewerbestrukturen, welche bis in das 19. Jahrhundert zurück belegbar sind. Mieter und Gewerbetreibende leben und arbeiten hier, in Teilen, seit Generationen. Heute ist Schinkel durch die Integration vieler Nationalitäten geprägt. Dieses Kulturbild ist in keinem anderen Stadtteil Osnabrücks so sehr ausgeprägt, bringt aber auch die daraus resultierenden Probleme mit sich.

In der Zeit um 1900 kamen durch die Eisenbahn und die Industrialisierung viele Einwohner in den Schinkel, die aus den polnisch-, kaschubisch-, masurisch- und litauischsprachigen Landesteilen des (östlichen) Preußens waren. Viele Einwohner des Schinkels arbeiteten im südlich angrenzenden Industrie- und Gewerbegebiet Fledder mit dem Osnabrücker Stahlwerk oder in den umliegenden Eisenbahneinrichtungen. In früherer Zeit wurde das 1876 an der Bremer Straße errichtete Eisenbahnbetriebswerk im Volksmund mit „Kamerun“ bezeichnet.[5] Teile des Werkes wurden im April 2009 abgerissen, um einem Lebensmittel- und einem Bekleidungs-Discounter Platz zu machen.

Am 1. April 1914 wurde Schinkel als Stadtteil in die Stadt Osnabrück eingemeindet, an dieses Ereignis erinnert ein Gedenkstein an der Kreuzung Weberstraße/Windthorststraße. Im Zweiten Weltkrieg wurden durch die Luftangriffe auf Osnabrück die meisten Wohnhäuser des Stadtteils zerstört. Im Schinkel herrscht eine eher niedrige Mietstruktur vor.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerentwicklung des Stadtteils Schinkel:[6][7]

Datum Einwohner
31. Dezember 200413.366
31. Dezember 200513.329
31. Dezember 200613.306
31. Dezember 200713.234
31. Dezember 200813.306
31. Dezember 200913.179
Datum Einwohner
31. Dezember 201013.334
31. Dezember 201113.342
31. Dezember 201213.390
31. Dezember 201313.687
31. Dezember 201413.734
31. Dezember 201514.141
Datum Einwohner
31. Dezember 201614.353
31. Dezember 201714.410
31. Dezember 201814.542
31. Dezember 201914.500
31. Dezember 202014.613

Infrastruktur und Einrichtungen

Der Stadtteil verfügt über die Grundschulen Heiligenwegschule und Stüveschule sowie mehrere Kindergärten. Aufgrund der finanziellen Lage der Stadt wurde die Stadtteilbibliothek Schinkel 2010 geschlossen. Die Schützenstraße bildet den Kernbereich des Schinkels mit diversen Einkaufsmöglichkeiten für den alltäglichen Bedarf. Über ein klassisches Ortszentrum verfügt der Stadtteil jedoch nicht. Mittwochs findet ein Wochenmarkt an der Ebertallee zwischen Heilig-Kreuz- und Pauluskirche statt.

An der Buerschen Straße wurde neben Einrichtungen für ältere Bürger auch das Projekt Junger Schinkel realisiert. Eine Wohnbebauung mit Reihenhäusern hat dazu geführt, dass sich hier junge Familien niedergelassen haben.

Bedeutendste Sportstätte ist das 1933 eröffnete Stadion Bremer Brücke, Heimspielstätte der Fußballmannschaft des VfL Osnabrück. Weitere Sportvereine, die von den Bewohnern des Schinkels genutzt werden, sind in den umliegenden Stadtteilen ansässig. Es existiert ein öffentliches Schwimmbad, das Schinkelbad, der Stadtwerke Osnabrück mit 25-Meter-Schwimmhalle und Solebecken mit Cabriodach. Als Kultur- und Gesellschaftsvereine können der Bürgerverein Schinkel, der 1. Osnabrücker Nachbarschaftsverein und mehrere Chöre genannt werden. An der Ruppenkampstraße liegt die Geschäftsstelle des Kinderhilfswerkes terre des hommes Deutschland.

Religiöse Einrichtungen sind die evangelisch-lutherische Pauluskirche, die römisch-katholische Heilig-Kreuz-Kirche, drei Moscheen (Fatih Camii, Takwa, libanesische Gemeinde) und eine neuapostolische Gemeinde. Die 1960 errichtete evangelisch-reformierte Gnadenkirche wurde wegen Finanzknappheit bis auf den Glockenturm abgerissen, um einer Kindertagesstätte zu weichen.[8]

An der Oststraße stehen zwei Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der Ostbunker und ein Rundbunker auf dem Gelände des Bahnausbesserungswerks. Er hieß im Volksmund Otto Bunker, dieser Name ist sogar am Bunker sichtbar.[9] Im Ostbunker ist seit den 1970er Jahren ein Jugendzentrum der Stadt Osnabrück ansässig. Am Heiligenweg liegt das Gemeinschaftszentrum Heinz-Fitschen-Haus. Im Schinkel befinden sich ferner eine Polizeistation, eine Freiwillige Feuerwehr und ein Stadtteilbüro der Stadt Osnabrück. Seit 2020 ist der erste Kontaktbereichsbeamte in Osnabrück für den Stadtteil zuständig.[10]

Persönlichkeiten

  • In der Zeit des Dritten Reichs wirkte in der ev.-luth. Pauluskirche Pastor Richard Karwehl, der sich aus christlicher Überzeugung gegen den Nationalsozialismus wandte und aktiv in der Bekennenden Kirche tätig war. Der Platz vor der Kirche ist nach dem Pastor benannt worden.
  • Harald Wehmeier (* 1953), Journalist und Autor, wurde im Schinkel geboren.

Öffentlicher Nahverkehr

Bis 1958 fuhr im Schinkel die Linie 3 der Straßenbahn Osnabrück. Sie führte von der Endstation „Schinkel“ an der Schützenstraße, Ecke Bremer Straße, über die Schützenstraße und Buersche Straße in Richtung Neumarkt – Martiniplatz (heute Heinrich-Lübke-Platz) im Stadtteil Weststadt.

Heute wird der Stadtteil durch die Buslinien M3, M4, 16, 18, 19 und 10/20 mit der nahgelegenen Innenstadt und den umliegenden Stadtteilen verbunden.

Es gibt die Überlegung, eine zusätzliche Bahnstation für regionale Züge im Bereich Bremer Brücke/Halle Gartlage zu bauen, wobei es dort bereits in der Vergangenheit einen Bahnsteig für Sonderfahrten gab. Die Polizei hat im Bürgerforum Schinkel im Hinblick auf Fußballspiele und Stadionbesucher diese zusätzliche Bahnstation unterstützt.

Commons: Schinkel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tabelle 14: Kennzahlenüberblick im Jump-Off-Jahr 2022 für die 23 Stadtteile Osnabrücks. Stadt Osnabrück, abgerufen am 7. März 2024.
  2. Stadt Osnabrück – Statistik – Größe der Stadtteile und Statistische Bezirke 11/2011 (PDF-Datei)
  3. Arne Köhler: Aus der Nähe betrachtet: Schinkel. Woher der Name kommt, in: Neue Osnabrücker Zeitung, 5. April 2004.
  4. Im oder in Schinkel?, erschienen in der täglichen Lokalspitze Till, in: Neue Osnabrücker Zeitung, 23. September 2016.
  5. Werk Hauptbahnhof auf osnabahn.de, abgerufen am 24. Februar 2020.
  6. Stadt Osnabrück, - Statistik - Bevölkerung nach Stadtteilen 2004–2014 (PDF-Datei)
  7. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/geo.osnabrueck.de KOSMOS - Kommunales Statistik und Monitoringportal Osnabrück Zahlen 2014–2019
  8. Neue Osnabrücker Zeitung, 7. Mai 2011, S. 27
  9. Rundbunker Schinkelstraße / Bahnbetriebswagenwerk auf osnabruecker-bunkerwelten.de, abgerufen am 24. Februar 2020.
  10. Warum ein Polizist im Osnabrücker Schinkel zu Fuß auf Streife geht, noz.de, 23. Februar 2020, abgerufen am 24. Februar 2020.

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