Schigabutdin Mardschani
Schigabutdin Mardschani (nach tatarisch Шиһабетдин Мәрҗани Şihabaddin Märcani; geb. 16. Januar 1818 bei Kasan, Russisches Kaiserreich; gest. 18. April 1889 in Kasan) war ein tatarischer muslimischer Theologe und Historiker. Er war eine der Schlüsselfiguren des Dschadidismus. Von 1850 bis 1889 war er Mullah der Mardschani-Moschee[1] in Kasan.[2]
Mardschani war eine vielseitige Persönlichkeit: Theologe, Historiker, Philosoph, Aufklärer, Lehrer und Scheich des Nakschibendi-Sufiordens. Er studierte in Zentralasien in Samarkand (Scher-Dor-Medrese) und Buchara (Mir-Arab-Madrasa) und kehrte dann nach Kasan zurück. Er ist Verfasser von mehr als dreißig Werken, die meist auf arabisch veröffentlicht wurden. Als pan-muslimischer Denker beschäftigte er sich mit sozialen Problemen und Problemen im Zusammenhang mit der Erneuerung des spirituellen Lebens der Muslime in der heutigen Gesellschaft. Er hielt die Erneuerung bzw. Verbesserung des Bildungssystems für das geeignete Mittel des Fortschritts. Mardschani sammelte mündliche Zeugnisse aus der Geschichte der in Kasan und in der ganzen Wolga-Ural-Region lebenden Menschen. Als Ethnograph und Orientalist entwickelte er eine Theorie ihrer historischen Entwicklung und wurde von der muslimischen Gemeinschaft und auch von russischen und europäischen Gelehrten anerkannt.[3]
Die Mardschani-Stiftung[4] wurde zu seinen Ehren benannt.
Der tatarische Schriftsteller und Gelehrte Chussain Faischanow war sein Schüler. Das Reformprojekt seines bereits 1866 verstorbenen Schülers Faischanow veröffentlichte Mardschani später aber nicht.[5]
Schriften (Auswahl)
- Mustafad al-Akhbar[6] (ein Geschichtswerk)
- Vafiyat al-Aslaf Tahiyat wa al-Ahlaf
Siehe auch
Literatur
- Michael Kemper: Šihābaddīn al-Marǧānī als Religionsgelehrter, in: Muslim culture in Russia and Central Asia from the 18th to the early 20th centuries, Vol. 1. Berlin: Schwarz, 1996
- Michael Kemper: Sufis und Gelehrte in Tatarien und Baschkirien, 1789–1889: Der islamische Diskurs unter russischer Herrschaft. Berlin: K. Schwarz 1998 (Digitalisat)
- Ramil Tagirovich Yuzmukhametov: Shihabutdin Marjani as the Founder of the Functional Scientific Style of the Tatar language. International Journal of Humanities and Cultural Studies, ISSN 2356-5926, Special Issue, Juli 2016.
- Christian Noack: Muslimischer Nationalismus im Russischen Reich: Nationsbildung und Nationalbewegung bei Tataren und Baschkiren. 2000 (Online-Teilansicht 1, 2)
- Alexander Kratochvil, Renata Makarska, Katharina Schwitin, Annette Werberger (Hrsg.) Kulturgrenzen in postimperialen Räumen. 2013 (Online-Teilansicht)
- M. Ch. Jusupov: Šigabutdin Mardžani. Kazan' 2005 Tatar. knižn. izd. (Buchhandelslink)
- Jan Kusber: Das Zarenreich, das Jahr 1905 und seine Wirkungen: Bestandsaufnahmen. 2007 (Online-Teilansicht)
Weblinks
- mardjani.ru: Mardjani Foundation(About us)
- kazan-memory.uni-tuebingen.de: Moschee Mardzhani (Mechet' Mardzhani)
- archive.gov.tatarstan.ru: К 190-летию со дня рождения Шигабуддина Марджани (anlässlich seines 190. Geburtstages)
- goethe.de: Schnittstelle Kasan
Einzelnachweise und Fußnoten
- engl. Märcani Mosque (auch: Märcani-Moschee, Mardšani-Moschee usw.)
- kazan-memory.uni-tuebingen.de: Moschee Mardzhani (Mechet' Mardzhani) – abgerufen am 4. Dezember 2017
- mardjani.ru: About us – abgerufen am 4. Dezember 2017
- russ. Фонд Марджани; engl. Mardjani Foundation
- M. Kemper (1998:449)
- Zu den dafür von ihm herangezogenen Autoren siehe Ramil Tagirovich Yuzmukhametov, S. 105.