Schandbild
Ein Schandbild (auch Pittura infamante [1][2] stellt einen Menschen in besonders entwürdigender Lage oder Haltung dar. Im engeren Sinn bezeichnet man damit Bilder auf mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Scheltbriefen.
)Funktion
Einfache Bürger klagten damit Adelige, manchmal sogar ihre Fürsten, öffentlich wegen Verfehlungen an. Aber auch Kaufleute und Geldverleiher gingen auf diese Weise gegen säumige Schuldner vor. Die Briefe wurden (ähnlich wie Sendschreiben) am Pranger, am Rathaus oder an Kirchentüren angeschlagen, manchmal erhielt sie der Adressat auch durch einen Boten.[3]
Motive
Der Gegner wurde im Umgang mit entehrenden Tieren gezeigt, wie beim Eselsritt und Sauritt, aber auch gemeinsam mit Instrumenten des Strafvollzugs wie Galgen, Rädern und Prangern.[4] Nach altem Aberglauben übertragen sich solche bildlich dargestellten Martern und Demütigungen direkt auf die echte Person. Stellvertretend „geschändet“ wurden meist die Bürgen des Schuldners oder dessen Siegel. Um das Jahr 1340 kündigte ein Thüringer an, aus dem Siegel des Mainzer Domkapitels Kerzen für eine Henkershochzeit zu fertigen.[3] Spätere Hildesheimer Schandbilder zeigen ehrlose Bürgen, „wobei einer der Herren verkehrt herum auf der Sau sitzt, deren Schwanz anhebt und alle ihren Siegelstempel in Händen halten, um ihn dem Schwein auf den After zu drücken“.[5] Die antijudaistische Tiermetapher Judensau beruht auf denselben Vorstellungen.
Siehe auch
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
- Gerhard Langemeyer (Hrsg.): Bild als Waffe: Mittel und Motive der Karikatur in fünf Jahrhunderten. Prestel, München 1984, S. 354, ISBN 3-7913-0685-5.
- Gerhard Schmidt, Elisabeth Liskar (Hrsg.): Europäische Kunst um 1300. Böhlau, Wien 1986, S. 225, ISBN 3-205-06386-4.
- Gerd Althoff, Hans-Werner Goetz, Ernst Schubert – Menschen im Schatten der Kathedrale Darmstadt: Primus Verlag 1998 S. 260 ISBN 3-89678-090-5.
- Wolfgang Schild – Die Geschichte der Gerichtsbarkeit, München: Verlag Georg D. W. Callwey 1980. Lizenz für Nikol Verlagsgesellschaft mbh, Hamburg 1980 S. 153 ISBN 3-930656-74-4.
- Stadtarchiv Hildesheim (PDF; 17 kB) Abgerufen am 14. März 2008.