Schameder

Schameder (mundartlich Schamerer) ist ein Ortsteil der Gemeinde Erndtebrück in Nordrhein-Westfalen und gehört zum Kreis Siegen-Wittgenstein. Der Ort im Rothaargebirge zählt rund 570 Einwohner.

Schameder
Gemeinde Erndtebrück
Koordinaten: 51° 0′ N,  18′ O
Höhe: 497 m
Fläche: 5,05 km²
Einwohner: 570 (30. Jun. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 113 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 57339
Vorwahl: 02753
Ortsansicht von Nordwesten
Ortsansicht von Nordwesten

Geographie

Das Dorf, das eine Fläche von rund fünf Quadratkilometern hat, setzt sich aus dem alten Ortskern von Schameder und dem Ortsteil Leimstruth zusammen. Zwischen beiden Ortsteilen liegt ein 16 Hektar großes erschlossenes Industriegebiet. Zwei Quadratkilometer der Ortsfläche sind mit Wald bedeckt. Ein Bachlauf ebenfalls des Namens Schameder mündet nach fünf Kilometern in die Eder.

Ortsansicht im Januar 2024.

Die Bundesstraße 62 und die Eisenbahnlinie Siegen-Marburg durchqueren den Ort von Westen nach Osten.

Der Ort hat mit dem Steimel (595,70 m ü. NN) seine höchste Erhebung.

Geschichte

Ortsgeschichte

Zwei Siedlungsstellen aus der vorrömischen Eisenzeit sind in die Bodendenkmalliste des Landes Nordrhein-Westfalen eingetragen. Scherben vorgeschichtlicher Machart können zum Teil der Latènezeit zugeordnet werden.

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1319. Der Urkundentext lautet: Alle Betrachter der vorliegenden Urkunde sollen wissen, daß wir, Philipp, Ritter, und unser Bruder Gerhard und ebenso Phillip und Godebert, die Söhne unseres verstorbenen Bruders, des Vogtes, gemeinsam durch die vorliegende (Urkunde) zuerkennen dem Edelherren Werner von Wittgenstein und seinen Erben außerdem ein gewisses homagio, das in deutscher Sprache ein kintgedinge genannt wird, an der Frau des Hermanus, die genannt wird Gelen von Schemeren. Damit aber das vorgenannte fest und anerkannt bleibt, haben wir die vorliegende Urkunde erlassen und außerdem mit unserem Siegel bestätigt; im Jahre des Herrn 1319, am „Tag der elftausend Jungfrauen“ (Tag der elftausend Jungfrauen = Ursulatag 21. Oktober).

Über die handelnden Personen in dieser Urkunde ist nur wenig bekannt. In der Stammtafel der Herren von Bicken – Haincher Linie finden sich die Bickenschen Ritter. Bicken ist ein Ortsteil der Gemeinde Mittenaar in der Nähe von Herborn im Lahn-Dill-Kreis. Die Bicker Ritter waren im Siegerländischen Raum mit Besitzungen schon recht früh bestückt. Sie waren mit den Herren von Hain verwandt. Die Herren von Bicken werden erstmals im Jahre 1218 in einer Kölner Urkunde erwähnt. Stammsitz der Haincher Linie des Adelszweiges war die Burg Hainchen bei Netphen.

Weitere Erwähnung 1338: Der Ritter Henricius von Gerhartecusen verkaufte mit Willen und Vorwissen seiner Söhne Hermannus und Heinrich in der Osterzeit dieses Jahres dem edlen Grafen Syfried von Wittgenstein seine „Zehnden zu Breydenbach vnd Nyderen Schemmedern mit alle dem reiche daz dazu gehoret“ für 22 Mark Pfennige.

Im Oktober 1969 beschloss das Presbyterium in Erndtebrück den Neubau einer Kapelle in Schameder. Es war eine für den Kreis Wittgenstein[2] eine bislang einmalige Kombination aus Dorfkirche, Gemeinschaftsraum und Totenhalle, die am 17. Dezember 1972 mit einem Gottesdienst eingeweiht wurde.

Die Kapelle Schameder.

Schameder gehört seit der Gebietsreform, die am 1. Januar 1975 in Kraft trat, zur Gemeinde Erndtebrück und war bis zur Eingemeindung eine selbstständige Gemeinde im damaligen Kreis Wittgenstein.

Rund 10.000 Besucher kamen 2019 zum Stehenden Festzug nach Schameder.
Eine North American P-51 beim Flugtag in Schameder.

Die Jubiläumsfeier 700 Jahre Schameder fand im Jahr 2019 statt. Bei einem Stehenden Festzug waren über 60 Stände rund um Tradition, Handwerk und Moderne aufgebaut. Ein Flugtag bildete den Abschluss des Jubiläumsjahres.

Einwohnerentwicklung

  • 1961: 468 Einwohner[2]
  • 1970: 486 Einwohner[2]
  • 1974: 502 Einwohner[3]
  • 1992: 612 Einwohner[4]
  • 1995: 592 Einwohner
  • 1997: 594 Einwohner
  • 2000: 592 Einwohner
  • 2002: 629 Einwohner
  • 2005: 626 Einwohner
  • 2007: 608 Einwohner
  • 2010: 626 Einwohner
  • 2012: 640 Einwohner
  • 2018: 584 Einwohner
  • 2020: 565 Einwohner
  • 2022: 578 Einwohner

Verkehr

Haltepunkt Schameder

Schameder liegt an der Bundesstraße 62 und der Oberen Lahntalbahn. Vom Bedarfshaltepunkt Schameder besteht ein 2-Stunden-Takt nach Erndtebrück und Marburg. Die Züge der Baureihe VT 642 werden von der Kurhessenbahn betrieben.

Linie Verlauf Takt
RB 94 Obere Lahntalbahn:
Marburg (Lahn) Cölbe Lahntal-Sarnau Goßfelden Sterzhausen Caldern Buchenau (Lahn) Friedensdorf (Lahn) Wilhelmshütte (Lahn) Biedenkopf – Biedenkopf Campus Wallau (Lahn) Bad Laasphe-Niederlaasphe Bad Laasphe Feudingen Oberndorf (Wittgenstein) – Leimstruth Schameder Erndtebrück ( Hilchenbach Kreuztal Siegen Hbf Betzdorf (Sieg)) (2 Zugpaare Samstags von/bis Betzdorf)
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021
120 min

Am nordöstlichen Rand des Ortes liegt der Flugplatz Schameder. Der Flughafen Siegerland ist 50 Kilometer entfernt. Der nächste Großflughafen ist der 107 km entfernte Flughafen Köln/Bonn.

Industrie- und Gewerbe

Industrie- und Gewerbeflächen stehen in der Gemeinde im Jägersgrund und im Industriepark Wittgenstein zur Verfügung.

Der Industriepark Wittgenstein ist als interkommunales Gewerbegebiet der Städte Bad Berleburg, Bad Laasphe und der Gemeinde Erndtebrück im Jahr 2005 erschlossen worden. Das rund 50 ha große Gelände bietet eine gewerbliche Baufläche von 34 ha.

Biomasseheizkraftwerk Wittgenstein

RWE Biomasseheizkraftwerk im Industriepark Wittgenstein

Die RWE Innogy Cogen GmbH hat im Industriepark für rund 25 Millionen Euro ein Biomasseheizkraftwerk errichtet. Die Anlage ist auf eine Leistung von 28 Megawatt thermisch und max. 8 Megawatt elektrisch ausgelegt und wird auf Basis des Brennstoffes Holz betrieben. Nebenan produziert German Pellets Holzpellets mit einer Jahreskapazität von bis zu 120.000 Tonnen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Eberhard Bauer, Werner Wied: Schameder, Ein Wittgensteiner Dorf in Vergangenheit und Gegenwart. Selbstverlag der Gemeinde Schameder, Schameder 1972.
  • Radenbach, Hans-Günter: Die Ausgrabung einer spätmittelalterlichen Wasserleitung und eines etwa gleichaltrigen Backofens. In: Wittgenstein. Bd. 49, H. 2 (1985), S. 59–69.
  • Jochen Karl Mehldau: Weyandts, Weinands und Weiets in Erndtebrück und Schameder In: Wittgenstein. Bd. 52, H. 2 (1988), S. 65–76.
  • Jochen Karl Mehldau: Fischers Haus in Schameder In: Wittgenstein. Bd. 53, H. 3 (1989), S. 101–106.
  • Peter Schneider: Schameder. 1890–1990. 100 Jahre in Wort und Bild. Geiger, Horb am Neckar 1990, ISBN 3-89264-493-4.
  • Peter Schneider: Großkundgebung der Deutschen Arbeitsfront in Schameder. In: Wittgenstein. Jg. 91 = Bd. 67, Heft 3, 2003, ZDB-ID 1197877-6, S. 85–91.
  • Peter Schneider: Schameder, Die erste urkundlichen Erwähnung und Notizen zur frühen Geschichte. In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 67 H. 4 (2013), S. 149–159.
  • Feuerwehr Schameder: 75 Jahre LG Schameder, 1939–2014, Schameder 2014.
  • Heimat- und Verkehrsverein Schameder e. V. (Hrsg.): Die wackere Gemeinde Schameder, Dorfchronik zum 700-jährigen Jubiläum, Schameder 2020, ISBN 978-3-948496-08-1.
  • Peter Schneider: Von der Beere zum Bären, Schameders Flur-, Gelände- und Wegenamen, Online: https://schameder.de/flurschilder/.
Commons: Schameder – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Einwohnerstatistik der Gemeinde Erndtebrück. (PDF; 1,36 MB) Gemeinde Erndtebrück, abgerufen am 1. August 2023.
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 337.
  3. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X, S. 139.
  4. Einwohnerzahlen der Gemeinde Erndtebrück und ihrer Ortsteile von 1992 bis 2012: Den Download Einwohnerstatistik der Gemeinde Ernstebrück seit 1992 anklicken! (Memento des Originals vom 11. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.erndtebrueck.de
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