Schachweltmeisterschaft 1908

Bei der Schachweltmeisterschaft 1908 verteidigte Weltmeister Emanuel Lasker seinen Titel erfolgreich gegen Siegbert Tarrasch.

Kontrahenten der 8. Schachweltmeisterschaft 1908
Bild der WM. Links Lasker, rechts Tarrasch.
Bild der WM. Links Lasker, rechts Tarrasch.
Emanuel Lasker Siegbert Tarrasch
Nation
Deutsches Reich Deutsches Reich
Deutsches Reich Deutsches Reich
Status Titelverteidiger Herausforderer
Alter 39 Jahre 46 Jahre
16 gespielte Partien
Siege 8 3
Remisen 5
1907 1910

Vorgeschichte

Schon kurz nach Laskers Sieg beim Revanchekampf 1896/97 gegen Wilhelm Steinitz hatte Tarrasch Lasker herausgefordert. Lasker aber hatte abgelehnt. Ein für den Herbst 1904 bereits vereinbarter Wettkampf konnte nicht stattfinden, weil Tarrasch sich nach eigenen Angaben bei einem Unfall verletzt hatte.

Tarrasch hatte seine herausragende Stärke durch diverse Erfolge unter Beweis gestellt, wie den klaren Sieg (+8 =8 −1) im Match gegen den Herausforderer im WM-Kampf 1907, Frank Marshall (1905) und den Sieg im Turnier von Ostende im Sommer 1907.

Organisation und Regeln

Der Wettkampf drohte zunächst an Laskers finanziellen Forderungen zu scheitern. So verlangte er ein fixes Honorar unabhängig vom Ergebnis und erhielt es schließlich auch, während Tarrasch darauf verzichtete. Die Oberbürgermeister von Düsseldorf und München, Wilhelm Marx und Wilhelm von Borscht, brachten größere Geldmittel auf; daher fand der vor allem durch Spenden finanzierte[1] Wettkampf in diesen Städten statt. Sieger sollte derjenige sein, der als Erster acht Partien gewonnen hätte. Als Siegprämie waren 4.000 Mark ausgelobt, während der Verlierer eine Entschädigung von 2.500 Mark erhielt. Weiterhin erhielt Lasker ein Spielhonorar von 7.500 Mark. Tarrasch verzichtete auf ein Honorar und spielte so nur um das Preisgeld.[2] Erlöse durch etwaige Eintrittsgelder wurden zunächst zur Deckung des von Tarrasch garantierten Fehlbetrags und dann in Höhe von bis zu 500 Mark für die Kosten des Deutschen Schachbunds verwendet. Überschüssige Einnahmen wurden danach gleichmäßig unter den beiden Spielern verteilt.[3] Vor dem Wettkampf wurde von beiden Spielern jeweils ein Reuegeld von 2.000 Mark eingezahlt, das bei einem Rücktritt eines Spielers verfallen wäre und nach der ersten Partie zurückerstattet wurde.[3]

Der Wettkampfbeginn war auf Montag, den 17. August 1908 um 14:45 Uhr in Düsseldorf festgelegt und fand ab dem 31. August 1908 in München statt. Falls am 26. August 1908 eine Partie beendet würde, sollte am 27. August keine neue begonnen, sondern eine in Wiesbaden gespielt werden. In jeder Woche wurde an sechs Tagen zu je sechs Stunden nachmittags und abends gespielt, wobei keine weitere Partie am selben Tag begonnen wurde, an dem eine andere beendet worden war. Jedem Spieler stand fünfmal das Recht auf einen Urlaubstag zu, der bis spätestens eine Stunde vor Partiebeginn mitgeteilt werden musste. Spielzeiten in Düsseldorf waren am ersten Tag von 15 bis 19 Uhr, ansonsten von 12:30 Uhr bis 16:30 Uhr und von 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr.[3]

Unter Gutschrift ersparter Zeit war eine Bedenkzeit von einer Stunde für jeweils 15 Züge vereinbart. Bei vier Stunden ununterbrochenen Spiels fand die erste Zeitkontrolle nach 30 Zügen statt, wobei die Zeitüberschreitung den Partieverlust zur Folge hatte. Als Schiedsrichter wurde von beiden Parteien gemeinsam Otto Rosenfeld, Vorsitzender des Schachklubs Stuttgart, gewählt, der die Wahl annahm. Als Punkt 12 des Vertrags wurde die 50-Züge-Regel ausdrücklich erwähnt. Hängepartien durften nicht in Gegenwart Dritter analysiert oder angesehen werden. Dabei wurde „Gegenwart“ als „die tätige Teilnahme eines anerkannt guten Spielers“ definiert. Ein Verstoß gegen dieses Verbot hatte bei ausreichender Beweislage den Partieverlust zur Folge. Das Eigentumsrecht an den Partien stand laut Vertrag den Spielern zu, wobei Tarrasch auf seines zugunsten des Deutschen Schachbunds verzichtete.[4] Ansonsten galten die „Spielregeln des Deutschen Schachbundes, abgedruckt in Ranneforths Schachkalender“.[3]

An jedem Spielort musste ein Sekundant von jedem Spieler ausgewählt werden, wobei bis zu zwei gegnerische Sekundanten abgelehnt werden durften. Der Sekundant hatte die Aufgabe, „bei Meinungsverschiedenheiten den Tatbestand festzustellen“. Er musste auch vor jeder Runde überprüfen, ob die Schachuhr korrekt eingestellt war.[3] Tarrasch wählte für den gesamten Wettkampf den Nürnberger Mediziner Heinrich Renner als Sekundant. Lasker wählte in Düsseldorf den Coburger Herrn Appun und in München abwechselnd Herrn Ingenieur Schropp und Herrn Privatier Kollmann aus München.[5]

Vorbereitung

Vor dem Zweikampf unternahm Siegbert Tarrasch eine Badereise nach Ostende. Einen Wettkampf um drei Beratungspartien gegen Spieler aus dem Kölner Schach-Klub (Bürgergesellschaft), den Tarrasch am 7. Juni 1908 „en passant spielte“,[6] verlor Tarrasch bei nur einem Remis.

Verlauf

Der Wettkampf dauerte vom 17. August bis zum 30. September. Die ersten vier Partien wurden im Kunstpalast von Düsseldorf gespielt,[7] die übrigen in München. Nach fünf Partien lag Tarrasch bereits mit 1:4 im Hintertreffen, ein Rückstand, den er nicht mehr aufholen konnte. Den Schlusspunkt zur deutlichen 3:8-Niederlage setzte die letzte Partie, in der Tarrasch eine elementare Wendung übersah und eine Figur verlor.

Tarrasch führte den frühen Rückstand auf die knappe Vorbereitungszeit zurück. Vierzehn Tage vorher habe er im Gegensatz zu seinem Kontrahenten nicht gewusst, ob der Wettkampf stattfinden würde. Außerdem äußerte Tarrasch, dass ihm das von „von Seewinden geprägte Klima“ Düsseldorfs nicht behagt habe.[8]

Schachweltmeisterschaft 1908
12345678910111213141516SiegePunkte
Lasker11011½1½½0101½½18 10½
Tarrasch00100½0½½1010½½03

1. Partie

Lasker–Tarrasch, Partie 1
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 55. Kb5
Lasker–Tarrasch 1:0
Düsseldorf, 17. August 1908
Spanische Partie (Abtauschvariante), C68
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. Lxc6 dxc6 5. d4 exd4 6. Dxd4 Dxd4 7. Sxd4 c5 8. Se2 Ld7 9. b3 Lc6 10. f3 Le7 11. Lb2 Lf6 12. Lxf6 Sxf6 13. Sd2 0-0-0 14. 0-0-0 Td7 15. Sf4 Te8 16. Sc4 b6 17. a4 a5 18. Txd7 Sxd7 19. Td1 Se5 20. Sxe5 Txe5 21. c4 Te8 22. Sh5 Tg8 23. Td3 f6 24. Kd2 Le8 25. Sg3 Ld7 26. Ke3 Te8 27. Sh5 Te7 28. g4 c6 29. h4 Kc7 30. g5 f5 31. Sg3 fxe4 32. Sxe4 Lf5 33. h5 Td7 34. Tc3 Td1 35. Kf4 Ld7 36. Te3 Th1 37. Sg3 Th4+ 38. Ke5 Th3 39. f4 Kd8 40. f5 Th4 41. f6 gxf6+ 42. Kxf6 Le8 43. Sf5 Tf4 44. g6 hxg6 45. hxg6 Tg4 46. Txe8+ Kxe8 47. g7 Kd7 48. Sh4 Txg7 49. Kxg7 Ke6 50. Sf3 Kf5 51. Kf7 Ke4 52. Ke6 Kd3 53. Kd6 Kc3 54. Kxc6 Kxb3 55. Kb5 1:0

2. Partie

Tarrasch–Lasker, Partie 2
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 41. … Lg5
Tarrasch–Lasker 0:1
Düsseldorf, 19. August 1908
Spanische Partie (Berliner Verteidigung), C66
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 4. 0-0 d6 5. d4 Ld7 6. Sc3 Le7 7. Te1 exd4 8. Sxd4 0-0 9. Sxc6 Lxc6 10. Lxc6 bxc6 11. Se2 Dd7 12. Sg3 Tfe8 13. b3 Tad8 14. Lb2 Sg4 15. Lxg7 Sxf2 16. Kxf2 Kxg7 17. Sf5+ Kh8 18. Dd4+ f6 19. Dxa7 Lf8 20. Dd4 Te5 21. Tad1 Tde8 22. Dc3 Df7 23. Sg3 Lh6 24. Df3 d5 25. exd5 Le3+ 26. Kf1 cxd5 27. Td3 De6 28. Te2 f5 29. Td1 f4 30. Sh1 d4 31. Sf2 Da6 32. Sd3 Tg5 33. Ta1 Dh6 34. Ke1 Dxh2 35. Kd1 Dg1+ 36. Se1 Tge5 37. Dc6 T5e6 38. Dxc7 T8e7 39. Dd8+ Kg7 40. a4 f3 41. gxf3 Lg5 0:1

3. Partie

Lasker–Tarrasch, Partie 3
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 44. … Sf7+
Lasker–Tarrasch 0:1
Düsseldorf, 22. August 1908
Spanische Partie (Tschigorin-System), C99
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. 0-0 Le7 6. Te1 b5 7. Lb3 d6 8. c3 Sa5 9. Lc2 c5 10. d4 Dc7 11. Sbd2 Sc6 12. h3 0-0 13. Sf1 cxd4 14. cxd4 Sxd4 15. Sxd4 exd4 16. Sg3 Sd7 17. Lb3 Db6 18. Sf5 Lf6 19. Lf4 Se5 20. Ld5 Ta7 21. Db3 Tc7 22. g4 g6 23. Sh6+ Kg7 24. g5 Ld8 25. Dg3 f6 26. Sf5+ Kh8 27. Sh4 fxg5 28. Lxg5 Lxg5 29. Dxg5 d3 30. Kh1 Tc2 31. Te3 Tfxf2 32. Sg2 d2 33. Tg1 Tc1 34. De7 Txg1+ 35. Kxg1 d1=D+ 36. Kxf2 Df3+ 37. Ke1 Da5+ 38. Tc3 Lxh3 39. Dxd6 Daxc3+ 40. bxc3 Dxc3+ 41. Ke2 Dc2+ 42. Ke3 Dd3+ 43. Kf4 g5+ 44. Kxg5 Sf7+ 0:1

4. Partie

Tarrasch–Lasker, Partie 4
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 41. … a1=D
Tarrasch–Lasker 0:1
Düsseldorf, 24. August 1908
Spanische Partie (Berliner Verteidigung), C66
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 4. 0-0 d6 5. d4 Ld7 6. Sc3 Le7 7. Te1 exd4 8. Sxd4 Sxd4 9. Dxd4 Lxb5 10. Sxb5 0-0 11. Lg5 h6 12. Lh4 Te8 13. Tad1 Sd7 14. Lxe7 Txe7 15. Dc3 Te5 16. Sd4 Tc5 17. Db3 Sb6 18. f4 Df6 19. Df3 Te8 20. c3 a5 21. b3 a4 22. b4 Tc4 23. g3 Td8 24. Te3 c5 25. Sb5 cxb4 26. Txd6 Txd6 27. e5 Txf4 28. gxf4 Dg6+ 29. Kh1 Db1+ 30. Kg2 Td2+ 31. Te2 Dxa2 32. Txd2 Dxd2+ 33. Kg3 a3 34. e6 De1+ 35. Kg4 Dxe6+ 36. f5 Dc4+ 37. Sd4 a2 38. Dd1 Sd5 39. Da4 Sxc3 40. De8+ Kh7 41. Kh5 a1=D 0:1

5. Partie

Lasker–Tarrasch, Partie 5
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 38. Dg5
Lasker–Tarrasch 1:0
München, 1. September 1908
Spanische Partie (Tschigorin-System), C98
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. 0-0 Le7 6. Te1 b5 7. Lb3 d6 8. c3 Sa5 9. Lc2 c5 10. d4 Dc7 11. Sbd2 Sc6 12. h3 0-0 13. Sf1 cxd4 14. cxd4 Sxd4 15. Sxd4 exd4 16. Lg5 h6 17. Lh4 Db6 18. Dd3 g5 19. Lg3 Le6 20. Tad1! Tfc8 21. Lb1 Sd7 22. e5 Sf8 23. Df3 d5 24. Dh5 Kg7 25. f4 f5 26. exf6+ Lxf6 27. fxg5 hxg5 28. Le5 d3+ 29. Kh1 Sg6 30. Dxg5 Lf7 31. Sg3 Lxe5 32. Txe5 Th8 33. Lxd3 Ta7 34. Tde1 Kf8 35. Lxg6 Dxg6 36. De3 Tc7 37. Sf5 Dc6 38. Dg5 1:0

7. Partie

Lasker–Tarrasch, Partie 7
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 76. h7
Lasker–Tarrasch 1:0
München, 5. September 1908
Französische Verteidigung (MacCutcheon-Variante), C12
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 4. Lg5 Lb4 5. Ld3 dxe4 6. Lxe4 c5 7. dxc5 Lxc3+ 8. bxc3 Da5 9. Lxf6 gxf6 10. Dd4 e5 11. De3 Dc7 12. Se2 Sd7 13. Df3 Ke7 14. c6 Sc5 15. cxb7 Lxb7 16. Lxb7 Dxb7 17.De3 Tac8 18. 0-0 De4 19. Tab1 Thd8 20. Sg3 Dxe3 21. fxe3 Td2 22. Tf2 Tcd8 23. Tb5 Td1+ 24. Tf1 Sa4 25. Se4 Sb6 26. Ta5 Sc8 27. Tc5 Sb6 28. Tc7+ Kf8 29. Sxf6 Txf1+ 30. Kxf1 Kg7 31. Sg4 Td5 32. Txa7 h5 33. e4 Tc5 34. Se3 Txc3 35. Ke2 Sc4 36. Sf5+ Kh8 37. Txf7 Txc2+ 38. Kd3 Tc1 39. Se3 Sxe3 40. Kxe3 Tc3+ 41. Kf2 Tc2+ 42. Kg3 h4+ 43. Kh3 Te2 44. Tf5 Txe4 45. Tg5 Kh7 46. Tg4 Te3+ 47. Kxh4 Ta3 48. Kg5 Txa2 49. Kf5 Te2 50. h3 Kh6 51. g3 Te3 52. h4 Kh7 53. Tg5 Te1 54. g4 Kh6 55. Kf6 Kh7 56. Txe5 Tf1+ 57. Kg5 Tf7 58. h5 Ta7 59. Tb5 Tg7+ 60. Kf4 Ta7 61. g5 Kg7 62. Kf5 Tf7+ 63. Kg4 Ta7 64. h6+ Kg6 65. Tb6+ Kh7 66. Kh5 Ta5 67. Tb7+ Kg8 68. Te7 Tb5 69. Kg6 Tb6+ 70. Kf5 Tb5+ 71. Kf6 Tb8 72. g6 Ta8 73. Te5 Kh8 74. Kg5 Tg8 75. Tb5 Te8 76. h7 1:0

10. Partie

Tarrasch–Lasker, Partie 10
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 32. Td6
Tarrasch–Lasker 1:0
München, 14. September 1908
Spanische Partie (Berliner Verteidigung), C67
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 4. 0-0 Sxe4 5. d4 Le7 6. De2 Sd6 7. Lxc6 bxc6 8. dxe5 Sb7 9. Sc3 0-0 10. Te1 Sc5 11. Sd4 Se6 12. Le3 Sxd4 13. Lxd4 c5 14. Le3 d5 15. exd6 Lxd6 16. Se4 Lb7 17. Sxd6 cxd6 18. c4 Df6 19. Tad1 Tfe8 20. Dg4 Lc6 21. Te2 Te4 22. Dg3 De6 23. h3 Td8 24. Ted2 Te5 25. Lh6 Dg6 26. Lf4 Te6 27. Lxd6 Dh5 28. Dg4 Dxg4 29. hxg4 Te4 30. Lxc5 Txd2 31. Txd2 h5 32. Td6 1:0

11. Partie

Lasker–Tarrasch, Partie 11
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 28. Txe6+
Lasker–Tarrasch 1:0
München, 15. September 1908
Französische Verteidigung (MacCutcheon-Variante), C12
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 4. Lg5 Lb4 5. exd5 Dxd5 6. Sf3 c5 7. Lxf6 gxf6 8. Dd2 Lxc3 9. Dxc3 Sd7 10. Td1 Tg8 11. dxc5 Dxc5 12. Dd2 Db6 13. c3 a6 14. Dc2 f5 15. g3 Sc5 16. Lg2 Dc7 17. De2 b5 18. 0-0 Lb7 19. c4 b4 20. Dd2 Tb8 21. Dh6 Lxf3 22. Lxf3 De5 23. Tfe1 Dxb2 24. Df4 Tc8 25. Dd6 f6 26. Lh5+ Tg6 27. Lxg6+ hxg6 28. Txe6+ 1:0

12. Partie

Tarrasch–Lasker, Partie 12
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 65. Kc4
Tarrasch–Lasker 1:0
München, 16. September 1908
Spanisches Vierspringerspiel, C49
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 4. Sc3 Lb4 5. 0-0 d6 6. Sd5 Lc5 7. d4 exd4 8. Sxd4 Lxd4 9. Dxd4 0-0 10. Sxf6+ Dxf6 11. Dxf6 gxf6 12. Lh6 Te8 13. Tfe1 a6 14. Lf1 Kh8 15. Ld2 Se7 16. Lc3 Sg8 17. f4 Kg7 18. Te3 Kf8 19. Ld3 Ld7 20. Tae1 Lb5 21. e5 Lxd3 22. Txd3 fxe5 23. fxe5 dxe5 24. Txe5 b6 25. Th5 h6 26. Ld2 Te6 27. Td7 Tc8 28. Tf5 Te7 29. Txe7 Kxe7 30. Te5+ Kf6 31. Lc3 Kg6 32. Te3 Td8 33. Tg3+ Kf5 34. Tg7 Ke6 35. Th7 c5 36. Kf2 b5 37. Ke2 b4 38. Ld2 Td4 39. g3 Tg4 40. Lxh6 Sf6 41. Th8 Tc4 42. Kd1 Sg4 43. Lf4 Kf5 44. b3 Tc3 45. Ld2 Tf3 46. Th5+ Ke4 47. Th4 Kf5 48. h3 Sf6 49. Tf4+ Txf4 50. Lxf4 Ke4 51. Ke2 c4 52. Lg5 Sd5 53. bxc4 Sc3+ 54. Kd2 Kf5 55. Lf4 Sxa2 56. c5 Ke6 57. c6 Sc3 58. Kd3 Sd5 59. Kc4 Se7 60. Kc5 a5 61. c7 Kd7 62. Kb6 Sf5 63. Kxa5 Sd4 64. Kxb4 Sxc2+ 65. Kc4 1:0

13. Partie

Lasker–Tarrasch, Partie 13
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 44. Df8
Lasker–Tarrasch 1:0
München, 23. September 1908
Abgelehntes Damengambit (Tarrasch-Verteidigung), D32
1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sc3 c5 4. Sf3 Sc6 5. e3 Sf6 6. a3 Ld6 7. dxc5 Lxc5 8. b4 Ld6 9. Lb2 0-0 10. Tc1 a5 11. b5 Se5 12. cxd5 exd5 13. Le2 Le6 14. 0-0 De7 15. a4 Tac8 16. Sd4 Sc4 17. La1 Lb8 18. Te1 Dd6 19. g3 Tfd8 20. Sb1 Sb6 21. Lc3 Te8 22. Db3 Sc4 23. Sxe6 Dxe6 24. Lxf6 gxf6 25. Ted1 La7 26. Lf3 Sxe3 27. Txc8 Dxc8 28. b6 Lxb6 29. fxe3 Txe3 30. Dxb6 Txf3 31. Dxa5 Dc4 32. Dd2 f5 33. Tc1 Dg4 34. Dxd5 f4 35. Sd2 Te3 36. Tf1 Te6 37. Txf4 Dd1+ 38. Kg2 b6 39. Dd7 De2+ 40. Tf2 Dh5 41. Sf3 h6 42. Sd4 Te5 43. Dd8+ Kh7 44. Df8 1:0

16. Partie

Tarrasch–Lasker, Partie 16
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Endstellung nach 26. … Lxd4
Tarrasch–Lasker 0:1
München, 30. September 1908
Spanisches Vierspringerspiel, C49
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 4. Sc3 Lb4 5. 0-0 0-0 6. d3 d6 7. Lg5 Le6 8. d4 exd4 9. Sxd4 h6 10. Lh4 Se5 11. f4 Lc5 12. Lxf6 Dxf6 13. fxe5 Dxe5 14. Se2 Lg4 15. Tf3 Lxf3 16. gxf3 f5 17. Dd3 c6 18. Lc4+ Kh8 19. Kh1 b5 20. Lb3 fxe4 21. Dxe4 Dxe4 22. fxe4 Tae8 23. Sxc6 Txe4 24. Sg3 Tee8 25. Td1 Tf2 26. Sd4?? Lxd4 0:1

Rezeption in der Presse

Nach Angaben von Max Hofschläger sei bereits lange bekannt gewesen, „daß die Herren Kontrahenten einander nicht liebten“, weshalb sich die Schachspieler in die Anhänger Tarraschs und diejenigen Laskers gespalten hätten, während der Wettkampf auch von vielen Nichtschachspielern aus sportlichem Interesse verfolgt worden sei. Die Turnier- und Zweikampfergebnisse Tarraschs und Laskers seien „ebenbürtig“ gewesen, sodass Tarrasch als gefährlichster Gegner Laskers galt. Um den eigentlichen Wettkampf schrieb Hofschläger, dass Tarrasch zwar in der achten bis zwölften Partie das bessere Spiel zeigte, jedoch zu diesem Zeitpunkt aufgrund des großen Punkteunterschieds bereits keine realen Gewinnchancen mehr besessen habe. Durch einen mehrtägigen Gebirgsausflug habe Lasker nach der zwölften Partie, obwohl nie ein Formtief zeigend, neue Kräfte gesammelt, um in der dreizehnten Partie ein Damengambit zu gewinnen. Tarrasch habe sich zwar noch gewehrt und in der vierzehnten Partie „das Heft in den Händen“ gehabt, erreichte jedoch nach 15 Stunden und 119 Zügen trotz Gewinnversuchen nur ein Remis. Nach einem weiteren Remis entschied Lasker in der sechzehnten Runde den Zweikampf für sich. Hofschläger meinte, dass Tarrasch gute Chancen gehabt hätte, wenn er von Anfang an wie in der zweiten Wettkampfhälfte gespielt hätte. Es habe, wie Tarrasch auch selbst in einem Interview bemerkte, an Übung gefehlt. Dennoch sei Lasker der stärkere Spieler gewesen, der Tarrasch habe besiegen müssen.[2]

In einem Bericht über den Wettkampf ging die Wiener Schachzeitung Anfang 1909 hingegen darauf ein, dass der Wettkampf weiterhin „Gegenstand zahlreicher Diskussionen“ sei, und druckte eine Wettkampfanalyse des Moskauers Dr. Falk ab, der die Schachrubrik der Moskauer Deutschen Zeitung führte. Falk gab an, der Wettkampf habe „nicht die Erwartungen der Schachfreunde befriedigt“, was auf die Leistung der Spieler zurückzuführen sei. Laskers Spieltypus, der komplizierte Stellungen vereinfachen wolle, sei „nicht interessant“, woran auch die Zeitkontrollen einen Anteil hätten, durch die unnötiger Zeitaufwand vermieden und „lieber klare, lichtvolle Stellungen [...] als verwickelte Stellungen“ gewählt würden. Tarrasch habe dabei manchmal die Bedenkzeit vergessen und sich in komplizierte Varianten verloren. In der Folge des Artikels ging Falk auf Fehler in den einzelnen Partien ein. Falk prophezeite am Ende seines Artikels, ein baldiger weiterer Wettkampf sei wegen der hohen Forderungen Laskers ausgeschlossen und der Zweikampf habe „jedenfalls die Erkenntnis gezeigt, daß Lasker nicht mehr der alte ist, und daß unter der zahlreichen Schar der jungen, emporstrebenden Schachtalente bald der zukünftige Besieger Laskers zu suchen sein wird.“[9]

Folgen

Nach dieser unerwartet hohen Niederlage konnte Tarrasch nicht mehr an seine Erfolge vor dem WM-Kampf anknüpfen und war fortan bei Turnieren nur noch im geschlagenen Feld zu finden. Lasker spielte 1910 noch zwei Weltmeisterschaftszweikämpfe, gegen Carl Schlechter und Dawid Janowski, und anschließend bis 1921, als er seinen Weltmeistertitel an den Kubaner José Raúl Capablanca verlor, keine Weltmeisterschaftskämpfe mehr.

In der 14. Partie versuchte Tarrasch 47 Züge lang, ein im 72. Zug erreichtes Endspiel Turm und Läufer gegen Turm zu gewinnen. Mit 119 Zügen hielt diese Partie für viele Jahre den Rekord der längsten Partie in einer Schachweltmeisterschaft, bis sie durch die 20. Partie der Schachweltmeisterschaft 1961 zwischen Michail Tal und Michail Botwinnik mit 121 Zügen überboten wurde.[10]

Literatur

  • Siegbert Tarrasch: Der Schachwettkampf Lasker-Tarrasch um die Weltmeisterschaft im August-September 1908. Verlag von Veit & Comp. Leipzig 1908.
  • Raymund Stolze: Umkämpfte Krone – Die Duelle der Schachweltmeister von Steinitz bis Kasparow. Sportverlag, Berlin 1992, ISBN 3-328-00526-9.

Einzelnachweise

  1. Tarrasch, S. 24–26.
  2. Max Hofschläger: Der Schachwettkampf um die Weltmeisterschaft. Hamburger Nachrichten 1908. Nachdruck in: Wiener Schachzeitung 12/1908, S. 370–377.
  3. Vertrag zwischen dem Deutschen Schachbund, e. V., vertreten durch seinen 1. Vorsitzenden, Dr. Gebhart-Coburg und, seinen Schriftführer J. Schenzel-Nürnberg, einerseits und den Herren Dr. Em. Lasker aus New York und Dr. S. Tarrasch aus Nürnberg. Düsseldorf. 17. August 1908. Nachdruck in: Tarrasch, S. 21–23.
  4. Tarrasch, S. 22, Fußnote 1 zu Vertragspunkt 15.
  5. Tarrasch, S. 23, Fußnote 1 zu Vertragspunkt Nachtrag 5.
  6. Georg Marco (Chefredakteur): Wiener Schachzeitung, Ausgabe „Dezember und Supplement 1908“ Nr. 12/1908. S. 361–370.
  7. Vor hundert Jahren in Düsseldorf: Hier spielten 1908 Lasker und Tarrasch. PDF-Datei im Portal kwabc.org, abgerufen am 22. November 2013.
  8. Friedrich-Karl Hebeker: Vor hundert Jahren in Düsseldorf: Lasker führt mit 3:1 gegen Tarrasch! In: Düsseldorfer Schach, 52. Jahrgang, Nr. 531/532, August/September 2008, S. 6, PDF-Datei im Portal schachbezirk-duesseldorf.de, abgerufen am 22. November 2013.
  9. Der Wettkampf Lasker-Tarrasch. In: Wiener Schachzeitung, Nr. 1/1909. S. 1–4.
  10. Federico Rossini: Scacchi: Carlsen-Nepomniachtchi, le 136 mosse record in un match mondiale! Solo 9 partite oltre le 100 in queste sfide. www.oasport.it, 3. Dezember 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021.
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