Santa Cruz do Sul

Santa Cruz do Sul, amtlich portugiesisch Município de Santa Cruz do Sul, ist ein Verwaltungsbezirk (Munizip) und Mittelstadt im Bundesstaat Rio Grande do Sul im südlichen Brasilien, 155 km nordwestlich von der Landeshauptstadt Porto Alegre. Sie wird auch als Hauptstadt des Tabaks bezeichnet. Die Einwohnerzahl wurde zum 1. Juli 2021 auf 132.271 Personen geschätzt, die Santa-Cruzenser genannt werden und auf einer Gemeindefläche von rund 733,9 km² leben.[1]

Município de Santa Cruz do Sul
Santa Cruz do Sul

Bildmontage zu Santa Cruz do Sul
Santa Cruz do Sul (Brasilien)
Santa Cruz do Sul (Brasilien)
Santa Cruz do Sul
Koordinaten 29° 43′ S, 52° 26′ W
Lage des Munizips im Bundesstaat Rio Grande do Sul
Symbole
Wappen
Flagge
Gründung Stadtrecht: 31. März 1877 (146 Jahre)Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
Basisdaten
StaatBrasilien
Bundesstaat Rio Grande do Sul
Gliederung 7 Distrikte
Höhe 73 m
Fläche 733,9 km²
Einwohner 118.374 (2010[1])
Dichte 161,3 Ew./km²
Schätzung 132.271 (1. Juli 2021)[1]
Gemeindecode IBGE: 4316808
Postleitzahl 96800-000
Telefonvorwahl (+55) 51
Zeitzone UTC−3
Website santacruz.rs (brasilianisches Portugiesisch)
Politik
Stadtpräfektin Helena Hermany[2] (2021–2024)
Partei Progressistas
Wirtschaft
BIP 9.831.718 Tsd. R$
75.387 R$ pro Kopf
(2019)
HDI 0,773 (hoch) (2010)
Nördlicher Teil von Santa Cruz do Sul
Nördlicher Teil von Santa Cruz do Sul
Nördlicher Teil von Santa Cruz do Sul

Allgemeines

Santa Cruz do Sul liegt im Vale do Rio Pardo, dem Tal und Einzugsgebiet des Rio Pardo. Das grenzt an die Gemeinden Rio Pardo, Vera Cruz, Venâncio Aires und Candelária.

Das Biom ist Mata Atlântica. Die Stadt hat tropisches, gemäßigtes und warmes Klima, Cfa nach der Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger. Die Durchschnittstemperatur ist 18,9 °C. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt bei 1790 mm im Jahr.[3]

Das Pro-Kopf-Einkommen zählt zu den höchsten Brasiliens (Rang 56 von 497 Munizipien in Rio Grande do Sul, Rang 284 von 5570 Munizipien in Brasilien).[4] Trotz allem gibt es Favelas.

Die 1891 gegründete Zeitung des Ortes Gazeta do Sul hat regelmäßig eine deutsche Beilage.

Ein wichtiger Arbeitgeber ist die Zigarettenfabrik von Philip Morris International und Souza Cruz (British American Tobacco).

Die Universität Universidade de Santa Cruz do Sul (UNISC) wurde im Jahr 1962 gegründet.[5]

Geschichte

Die ersten Aufzeichnungen über die heutige Stadt Santa Cruz do Sul sind aus den 1840er Jahren. Die Kolonie wurde am 6. Dezember 1847 in der Zeit der Provinz São Pedro do Rio Grande do Sul gegründet. Aus dem Rheinland, dem Hunsrück, der Pfalz und Schlesien kamen die ersten Einwohner 1849 in die Kolonie Santa Cruz do Sul und ließen sich in Colônia Picada Velha, heute bekannt als Linha Santa Cruz, nieder. Im Oktober 1850 wurde Evaristo Alves de Oliveira zum ersten Verwalter der Kolonie ernannt. Die Kolonisten gehörten zur zweiten und dritten Einwanderungswelle der deutschen Einwanderung in Brasilien.

Die Kolonie wuchs schnell. 1853 waren 196 Grundstücke belegt auf denen 692 Einwohner lebten. Am Ende desselben Jahrzehnts, im Jahr 1859, betrug die Bevölkerung 2409 Einwohner.

Da sich dieses Wachstum fortsetzte, wurde durch das Gesetz Lei Provincial n.º 1079 am 31. März 1877 die Kolonie Santa Cruz do Sul in die Kategorie einer Gemeinde (Vila) erhoben. Etwas mehr als ein Jahr später, am 28. September 1878, wurde Santa Cruz do Sul 29 Jahre nach seiner Entstehung eine unabhängige Stadt.[6][7]

Im Jahr 1905 wurde die Eisenbahnlinie Santa Cruz – Rio Pardo (Bahnhof Couto) eingeweiht (Ramal de Santa Cruz do Sul).[8] Dies hatte zur Folge, dass es mit der Hafenstadt Porto Alegre einen Anstieg des Waren- und Personenverkehrs ermöglichte.

1924 wurde eine evangelische Kirche, die Igreja Evangélica de Confissão Luterana, nach Plänen von zwei deutschen Architekten gebaut. Sie ist eine der größten evangelisch-lutherischen Kirchen in Rio Grande do Sul und die größte neoromanische Kirche in Lateinamerika.[9]

Bis 1992 hatte Santa Cruz do Sul noch eine Gemeindefläche von rund 1782 km². Es verlor über die Hälfte an Fläche und Teile der Bevölkerung durch das Ausgliedern ehemaliger Distrikte zu den selbständigen Munizipien Gramado Xavier, Vale do Sul (früher Trombudo) und Sinimbu.

Wegen der vielen Hunsrücker Einwanderer wird auch heute noch in der Stadt und dem Umland, neben der portugiesischen Amtssprache, aktiv das sogenannte Riograndenser Hunsrückisch gesprochen.

Demografie

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Stadt Land
1900 23.158 ? ?
1920 41.136 ? ?
1940 55.041 11.444 43.597
1950 69.605 15.712 53.893
1960 76.854 22.026 54.828
1970 86.787 32.967 53.820
1980 99.645 55.152 44.493
1991 117.773 78.955 38.818
2000 107.632 93.786 13.846
2010 118.287 105.184 13.103
2021 132.271 ? ?
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Quelle: IBGE (2011)[10]

Kommunalpolitik

Bei der Kommunalwahl 2020 wurde Helena Hermany von den Progressistas (PP) als Stadtpräfektin (Bürgermeisterin) für die Amtszeit von 2021 bis 2024 gewählt.[2] Sie hatte dieses Amt bereits schon einmal 2008 übernommen.[11]

Die Legislative wird von einem Stadtrat, der Câmara de Vereadores, mit 21 gewählten Stadtverordneten ausgeübt.

Seit 1995 ist die Gemeinde in sieben Distrikte gegliedert: Distrito de Santa Cruz do Sul (Sitz des Munizips), Distrito de Alto Paredão, Distrito de Boa Vista, Distrito de Monte Alverne, Distrito de Rio Pardinho, Distrito de Saraiva, Distrito de São José da Reserva und den Distrito de São Martinho.

Bistum Santa Cruz do Sul

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Das jährliche Oktoberfest in Santa Cruz do Sul ist nach dem Oktoberfest in Blumenau das zweitgrößte in Brasilien. Es ist seit dem 4. Dezember 2006 durch das Gesetz Nr. 12.652 als Kulturerbe des Bundesstaates Rio Grande do Sul eingetragen.[12]
  • Die evangelische Kirche, renoviert 1999 mit einer Orgel aus dem Jahr 1887 des deutschen Unternehmens Ibach aus Barmen.
  • Ein anthropologisches Museum.
  • Die Gruta dos Indios.
  • Das nahegelegene Tal des Rio Pardinho.

Söhne und Töchter der Gemeinde

Siehe auch

Literatur

  • Felipe Altermann: Templo Memorial – Restauração e Reconstrução. (Gedächtniskirche - Restauration und teilweiser Wiederaufbau.) 2004, ISBN 85-98115-08-8
Commons: Santa Cruz do Sul – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Santa Cruz do Sul – Panorama. IBGE, abgerufen am 9. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  2. Resultado das Eleições e Apuração Santa Cruz do Sul-RS no 1º Turno – G1 Eleições. In: globo.com. G1, 15. November 2020, abgerufen am 9. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. Klima Santa Cruz do Sul: Wetter, Klimatabelle & Klimadiagramm für Santa Cruz do Sul. In: de.climate-data.org. Abgerufen am 9. Juli 2022.
  4. Santa Cruz do Sul – Cadastro Central de Empresas. IBGE, abgerufen am 9. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  5. Website der Universität. Abgerufen am 9. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  6. Histórico do Município. Abgerufen am 8. Juli 2022.
  7. Santa Cruz do Sul – História. IBGE, abgerufen am 9. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  8. Ralph Mennucci Giesbrecht: Santa Cruz do Sul auf der Website Estações Ferroviárias do Brasil. Abgerufen am 8. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  9. Igreja Evangélica de Confissão Luterana - Prefeitura de Santa Cruz do Sul. In: gov.br. Santa Cruz do Sul, abgerufen am 8. Juli 2022.
  10. Evolução da divisão territorial do Brasil 1872–2010 (= IBGE [Hrsg.]: Documentos para disseminação. Memória institucional. Nr. 17). 2011, ISBN 978-85-240-4208-9, ISSN 0103-6459, Evolução da população, segundo os municípios – 1872/2010, S. 247 (brasilianisches Portugiesisch, ibge.gov.br [PDF; 122,3 MB; abgerufen am 9. Juli 2022]).
  11. Guido Warken: Governos municipais – Prefeitos de Santa Cruz do Sul. Hrsg.: Câmara de Vereadores. Santa Cruz do Sul 2015 (brasilianisches Portugiesisch, gov.br [PDF]).
  12. PRÓ-CULTURA - Sistema Unificado. In: gov.br. Secretaria de Estado da Cultura do Rio Grande do Sul, abgerufen am 9. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
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