Sabine Zurmühl

Sabine Zurmühl (* 1947 in Berlin) ist eine deutsche Publizistin, Autorin und Mediatorin. Sie hat zu frauenpolitischen und zeitgeschichtlichen Themen publiziert und war Mitbegründerin der feministischen Zeitschrift Courage.

Sabine Zurmühl
Sabine Zurmühl auf der Buch Wien 2022

Biografie

Sabine Zurmühl absolvierte nach dem Abitur beim RIAS Berlin und dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) Volontariate und schloss ihr Studium der Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin mit Magister und Staatsexamen ab. Während ihrer Studienzeit engagierte sie sich in der Studentenbewegung.[1]

Nach kurzer Anstellung als Altgermanistin an der FU Berlin wechselte sie in die freie Tätigkeit als Publizistin und Dozentin.[2]

Ihr feministisches Engagement begann 1973 im Berliner Frauenzentrum in der Hornstraße. Sie engagierte sich im Kampf gegen den §218, organisierte Demonstrationen sowie weitere Aktionen gegen das Abtreibungsverbot. Zudem war sie als Journalistin in der Zeitungsgruppe, einer Arbeitsgruppe im Frauenzentrum. Aus dieser Zeitungsgruppe ging schließlich die Courage hervor.[1] 1976 gründete Sabine Zurmühl gemeinsam mit anderen Frauen die feministische Frauenzeitschrift Courage, die für die autonome Frauenbewegung ein wichtiges Medium wurde. Die Courage bestand von 1976 bis 1984.

Ab 1984 arbeitete Sabine Zurmühl als Filmemacherin und freie Autorin hauptsächlich für die ARD sowie als Moderatorin, u. a. in den Talkshows „Leute“ (SFB) und „Drei vor Mitternacht“ (WDR).

Ehrenamtliches Engagement

Sabine Zurmühl war 1987 Gründungs- und Vorstandsmitglied des Journalistinnenbundes. Aktuell ist sie Vorsitzende der Jury für den Marlies-Hesse-Nachwuchspreis, der vom Journalistinnenbund jährlich vergeben wird.[3]

Werke

Filme
  • Die Aussteiger und die Republik (WDR).
  • Liebe in Trümmern – Familien der Nachkriegszeit (WDR).
  • Die Kinder der Vertriebenen (WDR).
  • Gewaltprävention an Schulen: Hau ab – komm her (SFB).
  • Alkoholikerfamilien: Ich kontrolliere dich ja nur, um dir zu helfen. (NDR).
  • Gretchenfrage – zur Geschichte des Kindsmords (WDR).
  • Scheidung ohne Verlierer – Mediation (NDR).
  • Zur Zukunft der Genforschung (NDR).
  • Deutschland und die RAF: Die Familien der Opfer und Täter (NDR/ SWR/ WDR).
  • Das weiß Niemand. Protokolle zur verborgenen Homosexualität (arte).
  • Prostitutionstourismus (ZDF).
  • Gespräche mit Vergewaltigern (WDR).
  • Unerhört – Die Geschichte der Frauenbewegung in 12 Teilen. (HR/SFB/WDR)
    • Teil 7: „Wir werden uns würdig erweisen – Frauen im I. Weltkrieg“
    • Teil 12: „Außer Männern haben wir nichts zu verlier’n – Die neue Frauenbewegung.“
  • Die Töchter der Verlierer: Schriftstellerinnen und ihre Kriegsväter (WDR)
Buchveröffentlichungen
  • Frauen. Familie, Beruf, Geschichte. (= Neue Didaktische Modelle 1.) Colloquium Verlag, Berlin 1981, ISBN 3-7678-0520-0.
  • Leuchtende Liebe – lachender Tod. Zum Tochter-Mythos Brünnhilde. Frauenbuchverlag, München 1984, ISBN 3-88897-110-1.
  • Brünnhilde. Tochter im Tode im Leben. In: Udo Bermbach (Hrsg.): In den Trümmern der eigenen Welt. Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“. Dietrich Reimer Verlag, Berlin/Hamburg 1989, S. 181 ff.
  • Man trifft sich. Ein deutsch-deutsches Familientreffen. Kabarett im Kalten Krieg. Günter-Neumann-Stiftung, Berlin 1998.
  • Das Leben – dieser Augenblick. Die Biographie der Maxie Wander. Henschel Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89487-377-9.
  • mit Christoph C. Paul: Mediation – was ist das? Ein Leitfaden für die Familienmediation. Shaker Verlag, Aachen 2008, ISBN 978-3-8322-6847-3.
  • Rollenspiele. Ein Handbuch mit Übungsfällen und Begleitung. Reihe Mediation aktuell. Metzner, Frankfurt 2014, ISBN 978-3-943951-26-4.
  • mit anderen: 800 Jahre Lotzschke / Lehnsdorf 1215 – 2015. Chronik eines Dorfes im Fläming. Treibgut-Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-941175-61-7
  • Cosima Wagner. Ein widersprüchliches Leben. Böhlau, Wien/Köln 2022, ISBN 978-3-205-21501-1.[4]

Kritik

Die Biographie von Sabine Zurmühl über die Erfolgsautorin Maxie Wander von 2001 wurde von verschiedenen Personen in Teilen scharf kritisiert. Der Ehemann Fred Wander bereut es, sein Einverständnis für die Biographie gegeben zu haben. Die Autorin habe nie mit ihm über seine Ehe gesprochen, was könne sie also davon wissen? Auch ihr Manuskript habe sie ihm nicht gezeigt, obwohl es so vereinbart gewesen sei. Er habe ihr vertraut - verfluchte Naivität. Er bezichtete die Verfasserin Unterstellungen, Verleumndungen, Lügen und konnte durch juristische Schritte erreichen, dass einige Textpassagen in der zweiten Ausgabe geschwärzt wurden.[5]

Die hauptsächlichen Vorwürfe auch von anderen Rezensenten war, dass die Biographin oft Vermutungen zu persönlichen Ereignissen und Empfindungen äußerte, über die sie gar keine Kenntnisse haben konnte."Sabine Zurmühl breitet die Geschehnisse jedoch mit einer Selbstgewißheit aus, als wäre sie stets dabeigewesen. Anstatt möglichst unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen zu lassen und verschiedene Sichtweisen auf Maxie Wander zu präsentieren, ebnet sie die Informationen zu einer allzu vertraulichen Geschichte ein, in der sie selbst die Rolle der allwissenden Erzählerin übernimmt. Sie kennt sogar die heimlichen Gedanken der Protagonisten (...). Woher die Biographin solche intimen Kenntnisse besitzt, teilt sie ihren Lesern nicht mit..

Die Literaturprofessorin Birgit Dahlke bemängelte eine unzureichende Würdigung und Kenntnis der literarischen und gesellschaftlichen Bedeutung Maxie Wanders für ihre Zeit.[6] Die Literaturwissenschaftlerin Doreen Mildner hält das Buch für wissenschaftliche Zwecke für ungeeignet.[7]

Einzelnachweise

  1. Chantal Louis: Über Sabine Zurmühl. Digitales Deutsches Frauenarchiv, abgerufen am 4. Januar 2024.
  2. Detering: Sabine Zurmühl. In: sabine-zurmuehl.de. Abgerufen am 20. April 2022.
  3. Marlies-Hesse-Nachwuchspreis. Journalistinnenbund e.V., 26. Juli 2021, abgerufen am 4. Januar 2024.
  4. Eva Rieger: Ein wechselvolles Leben (Rezension). In: Virginia. Zeitschrift für Frauenbuchkritik. Nr. 71, 2022, S. 25.
  5. Jörg Magenau: Rohstoffe für ein verdichtetes Leben, in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. August 2001; auch zum folgenden Abschnitt
  6. Birgit Dahlke: Die Autorität der Autorin. Im Maxie-Sound, in der Freitag vom 22. Juli 2001
  7. Doreen Mildner, Maxie Wanders "Guten Morgen, du Schöne – Protokolle oder Porträts? Potsdam, 2009, S. 31
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