STEEP

STEEP („Steps Toward Effective and Enjoyable Parenting“ – Schritte in Richtung effiziente und genießbare Erziehung) ist ein in den Vereinigten Staaten entwickeltes Programm der frühen Hilfen für werdende Eltern während der Schwangerschaft und für Familien mit Kindern in den ersten Lebensjahren. Ziel dieses Frühinterventionsprogramms ist die Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung und der Interaktion.

Inhalt des Programms

Eltern wird in Einzelberatung, Hausbesuchen, videogestützter Interaktionsanalyse und Gruppentreffen zu einem reflexiven Umgang mit den eigenen Erziehungsverhalten verholfen. Die elterliche Feinfühligkeit soll gestärkt werden und so eine sichere Bindung gefördert werden. Dabei werden Eltern auch zu einer Reflexion über Bindungserfahrungen in der eigenen Kindheit angeregt.[1] Eine kontinuierliche, zuverlässige und vorhersehbare Begleitung der Mutter bzw. der Eltern bietet diesen eine Möglichkeit für neue Beziehungserfahrungen.[2][3]

Das STEEP-Programm ist ressourcenorientiert: Der Fokus liegt auf den Stärken innerhalb der Eltern-Kind-Dyade beziehungsweise -Triade. Beispielsweise werden Situationen beim Spielen, Füttern oder Wickeln auf Video aufgenommen und erfolgreiche Handlungen aufgezeigt. So sollen Stärken herausgearbeitet werden und auf andere Situationen übertragbar werden.

Entwicklung des Programms und wissenschaftliche Evaluierung

Das STEEP-Programm wurde in den 1980ern von Martha Erickson und Byron Egeland am Institute of Child Development, University of Minnesota entwickelt und entstand aus der „Minnesota Längsschnittstudie über Eltern und Kinder“ und beruht auf der Bindungstheorie von John Bowlby. Die Studie zeigte deutliche Auswirkungen auf kindliche und elterliche Parameter, nicht aber auf die Qualität der Mutter-Kind-Bindung, wie sie im Alter von einem Jahr des Kindes bestand.[4] Ein Jahr später waren sichere Mutter-Kind-Bindungen in der Versuchsgruppe stabil geblieben, nicht aber in der Kontrollgruppe.[5]

Im deutschsprachigen Raum wurde STEEP erstmals im Jahr 2000 von Erickson und Egeland vorgestellt.[6] Dort wird es auch unter dem Namen „WiEge – Wie Elternschaft gelingt“ geführt.[7] STEEP- (bzw. WiEge-)Programme in Hamburg und in Brandenburg zählten 2007 bis 2010 zu den durch das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) koordinierten Modellprojekten der Frühe Hilfen.[8] Studienergebnissen aus Hamburg zufolge entwickelten Kinder aus wegen des jugendlichen Alters der Eltern, einer psychischen Erkrankung, sozialer Isolation oder anderer belastender Lebensumstände belasteten Familien, die am STEEP-Programm teilnahmen, weit häufiger eine sichere Bindung als Kinder aus der Vergleichsgruppe aus entsprechenden Familien, die nicht an diesem Programm teilnahmen. Außerdem entwickelten sie seltener ein desorganisiertes Bindungsverhalten,[4][9] allerdings nicht in statistisch signifikantem Maß.[5]

Die Körber-Stiftung hat STEEP im Jahr 2006 mit dem USable Ideenpreis ausgezeichnet.[10]

Literatur

  • Martha Farrell Erickson und Byron Egeland; übersetzt von Maren Klostermann: Die Stärkung der Eltern-Kind-Bindung: Frühe Hilfen für die Arbeit mit Eltern von der Schwangerschaft bis zum zweiten Lebensjahr des Kindes durch das STEEP-Programm, 4. Druckauflage, 2016, ISBN 978-3-60894-636-9.
  • Martha Farrell Erickson und Byron Egeland, Linking theory and research to practice: The Minnesota Longitudinal Study of Parents and Children and the STEEP™ program, Band 8, Nummer 1, April 2004, Seiten 5–9. doi:10.1080/13284200410001672207.
  • G. J. Suess, U. Bohlen, E. A. Carlson, G. Spangler, N. Frumentia Maier: Effectiveness of attachment based STEEP intervention in a German high-risk sample. In: Attachment & Human Development. Band 18, Nr. 5, 2016, S. 443–460, doi:10.1080/14616734.2016.1165265, PMID 27035267, PMC 4975084 (freier Volltext).

Einzelnachweise

  1. Vorstellung des STEEP-Programms. In: fruehehilfen-tk.de. Bezirksamt Treptow-Köpenick, Berlin, abgerufen am 16. September 2020.
  2. Schritte zu gelingender Elternschaft. In: Archiv frühe Kindheit 3/2007, liga-kind.de. Abgerufen am 16. September 2020.
  3. „Das Schönste ist, verschüttete Stärken gemeinsam aufzudecken“. In: sos-kinderdorf.de. Abgerufen am 16. September 2020.
  4. G. J. Suess, U. Bohlen, E. A. Carlson, G. Spangler, M. Frumentia Maier: Effectiveness of attachment based STEEP intervention in a German high-risk sample. In: Attachment & Human Development. Band 18, Nr. 5, Oktober 2016, S. 443–460, doi:10.1080/14616734.2016.1165265, PMID 27035267, PMC 4975084 (freier Volltext).
  5. G. J. Suess, U. Bohlen, A. Mali, M. Frumentia Maier: Erste Ergebnisse zur Wirksamkeit Früher Hilfen aus dem STEEP-Praxisforschungsprojekt „WiEge“. In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. Band 53, 24. Oktober 2010, S. 1143–1149, doi:10.1007/s00103-010-1145-5.
  6. Martha Farrell Erickson, Byron Egeland: Die Stärkung der Eltern-Kind-Bindung: frühe Hilfen für die Arbeit mit Eltern von der Schwangerschaft bis zum zweiten Lebensjahr des Kindes durch das STEEP-Programm, Klett-Cotta, 2009, ISBN 978-3-608-94636-9. S. 21.
  7. Dunja Voos: STEEP™ – der Kurs zur Freude am Elternsein; Wie Elternschaft gelingt (WIEGE). In: medizin-im-text.de. 3. Oktober 2012, abgerufen am 17. September 2020.
  8. Modellprojekte Frühe Hilfen in den Ländern. Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH), abgerufen am 19. September 2020.
  9. Ilona Renner: Wie Elternschaft gelingt (Wiege). Projektstandort Hamburg. Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH), Juli 2011, abgerufen am 17. September 2020.
  10. Katharina Jeorgakopulos: USable-Preis der Körberstiftung für Forschungsprojekt STEEP der HAW Hamburg. In: idw-online.de. Informationsdienst Wissenschaft (IWD), 5. Juli 2006, abgerufen am 16. September 2020.
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