SMS Novara (1850)

Die SMS Novara war eine österreichische Fregatte, die aufgrund der Weltumsegelung im Zuge der Novara-Expedition (1857–1859) international Berühmtheit erlangte. Das Schiff wurde im Laufe seiner Dienstzeit zweimal umgebaut, wobei der von 1860 bis 1862 durchgeführte zweite Umbau sehr umfangreich war. Das Schiff nahm – nach gravierendem 2. Umbau zum Dampfsegler – 1866 an der Seeschlacht bei Lissa teil und wurde nach verschiedenartiger Verwendung 1898 abgewrackt.

S.M. Fregatte Novara
Riss (1857–59) aus Scherzers Publikation (englisch)
Riss (1857–59) aus Scherzers Publikation (englisch)
Schiffsdaten
Flagge Osterreich-Ungarn Österreich-Ungarn
Schiffstyp Fregatte
Heimathafen Pola, Kaisertum Österreich
Eigner k.k. Kriegsmarine
Bauwerft Arsenale di Venezia
Umbau 1856:
Arsenale di Pola
Umbau 1860/62:
San Rocco, Triest
Stapellauf 4. November 1850
Verbleib 1898 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 50,35 m (Lüa)
Breite 13,80 m
Verdrängung 2107 t
 
Besatzung 352 während der Weltreise, davon 7 Wissenschaftler
Ab April 1862
alle Angaben nach NYT[1] – Tiefgang achtern 6,2 m; vorn 5,4 m
Länge 65,53 m (Lüa)
Breite 13,72 m
Tiefgang (max.) 6,2 m
Verdrängung 2497 t
 
Besatzung 447
Takelung und Rigg
Takelung Bark
Anzahl Masten 3
Segelfläche 1829 m²
Ab 1857
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Ab 1862
Takelung Auxiliarsegler
Anzahl Masten 3
Maschinenanlage ab April 1862
Maschine Zweizylinder-Dampfmaschine
Maschinen­leistung 400 PS (294 kW)
Propeller 1
Bewaffnung
bei Indienststellung

42× 30-Pfünder

Ab 1857

30× 30-Pfünder

Ab 1862

53×

Ab 1870

geändert

Geschichte

Bau und Namensgebung

SMS Novara in Venedig, nach 1862. Gemälde von Josef Püttner, HGM.

Bei der am 20. September 1843 erfolgten Kiellegung sollte das nach den Plänen des venezianischen Schiffsbau-Directors Giuseppe Paresi gebaute Schiff Minerva heißen. Im Zuge der Revolution von 1848 gelangten das Arsenal und der unfertige Rumpf in italienische Hände, und zunächst wurde der Rumpf als L’Italia weiter gebaut. Radetzkys Sieg bei Novara und die Kapitulation Venedigs im Jahr 1849 gaben dem in österreichischen Besitz zurückgelangten Schiff letztlich den Namen.

Galionsfigur war eine geflügelte Nike von Luigi Rizzotti. Als voll seetauglich in Dienst gestellt wurde das Schiff erst im Juni 1851, obwohl es bereits am 4. November 1850 vom Stapel gelaufen war. Die Novara galt als sehr seetüchtiges (nach manchen Aussagen „das seetüchtigste“) Segelschiff der k.k. Marine. Segler galten in den Kriegsmarinen zu dieser Zeit jedoch bereits als veraltet.

Die Weltumsegelung

Für die vorgesehene Weltreise wurde das Schiff 1856 umgebaut: Das Deckshaus wurde vergrößert und auf dem Batteriedeck wurde eine Bibliothek eingerichtet, wofür in das Deck eine Oberlichte eingeschnitten werden musste. Das Gaffelsegel am Kreuzmast und die „Schnaumasten“ von Groß- und Fockmast wurden entfernt, um das Schiff für zu erwartendes Schwerwetter handiger zu machen.

Die vom Konstrukteur vorgesehenen 42 Kanonen wurden für die Weltumsegelung auf 30 reduziert, davon 12 auf dem Oberdeck. Als „Bootsgeschütze“ gab es einen Zwölf- und einen Sechspfünder, weiters zwei einpfündige Drehbassen.[2] Bemerkenswert ist, dass Trinkwasser erstmals nicht wie früher in Fässern, sondern in eisernen Behältern gebunkert war, was bei gleichem Platzbedarf eine Mehr-Kapazität von rund 20 % ergab. Auch eine „neumodische“ Destillierapparatur zur Gewinnung von Trink- aus Seewasser war in Betrieb, konnte jedoch den Tagesbedarf von gut 1100 Litern nicht gänzlich abdecken.

Die für die Mannschaften auf der Vorpiek eingerichteten Douche-Apparate wurden wenig genutzt; man bevorzugte zur Körperreinigung weiterhin die langbekannten Feuerspritzen.

Auch Fleisch- und Gemüsekonserven französischer Produktion waren an Bord, darüber hinaus Kondrauer Mineralwasser aus Waldsassen, Oberpfalz, was Scherzer ausdrücklich erwähnt.[3] Der „Äquatorwein“ der Firma Schlumberger scheint nicht bei Scherzer auf, jedoch in Briefen der Besatzungsmitglieder.[4]

Extrem beengt war es allerdings während der Weltreise. Wie auch auf anderen Seglern damaliger Kriegsmarinen wäre beispielsweise nicht genügend Platz gewesen, Hängematten für die gesamte Mannschaft aufzuhängen: Geschlafen wurde im Turnus.

Umbau des Schiffs 1860/62

Vergleichsversion: bis 1861 und 1862
Galionsfigur ab 1862.[5]

Auf Betreiben des Erzherzogs Maximilian[6] wurde das Schiff von 1861 bis 1862 umgebaut. Dieser Umbau zur Schraubenfregatte erfolgte nach der Heimkehr des amtlich als „in gutem Zustand befindlich“ am 12. September 1859 vorläufig abgemusterten Schiffes und war recht umfangreich. Daher wird er teilweise auch als Neubau gesehen.[7]

Der Rumpf der Novara wurde mittig zerschnitten und durch ein neu eingesetztes Teil um 12 Fuß gestreckt, um Platz für die Dampfmaschine zu schaffen. Bug und Heck wurden ab- und umgebaut und ebenfalls verlängert. Auch die Galionsfigur wurde beim Umbau ausgetauscht und durch eine posaunende Frauenfigur in Rüstung aus der Hand eines gewissen Andrea Gregorich ersetzt.

Verwendung in späteren Jahren

Die Novara 1864 in Martinique

Als Schraubenfregatte führte das Schiff Erzherzog Maximilian nach Veracruz, wo er zum Kaiser von Mexiko gekrönt wurde. 1866 war die Novara gemeinsam mit einer durch Anton von Petz geführten Formation an der Seeschlacht von Lissa beteiligt, bei der ihr Kommandant, Erik Klingt, getötet wurde. In den folgenden Jahren unternahm das Schiff mehrere Atlantikreisen. Ende 1867 überführte es unter Wilhelm von Tegetthoff den Leichnam des am 19. Juni 1867 hingerichteten Kaisers Maximilian von Mexiko nach Triest in die Heimat.

Die Novara wurde ab September 1876 als Hulk aufgelegt[8] und lag zuletzt als Schulungs- und später als Wohnschiff in Pola. 1898 wurde das Schiff außer Dienst gestellt und abgewrackt.

Museale Rezeption

Im Marinesaal des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien sind mehrere Gemälde der Novara ausgestellt. Besonders bemerkenswert ist jedoch das Modell der Novara im Maßstab von 1:75 sowie zahlreiche Gegenstände, Darstellungen und Karten, die mit dem Schiff im Zusammenhang stehen.[9]

Anmerkungen

  1. Daten: New York Times, 26. April 1871; ursprüngliche Angaben in Fuß. Quelle: Michael Organ, University of Wollongong, Australien. S. Weblink.
  2. Hochstetter berichtet darüber hinaus als einziger von der Existenz zweier weiterer Sechspfünder
  3. Lit. Weiss/Schilddorfer S. 109.
  4. Es gab zu dieser Zeit immer noch Befürchtungen, das „Passieren der Linie“ würde die Nahrungsmittel schädigen, beispielsweise Wein zu Essig verderben, was auf der Novara, die den Äquator während dieser Reise sechsmal überquerte, nicht eintrat.
  5. Das Schiff ist hier in Weiß gemalt, d. h. bereits aus dem aktiven Dienst ausgeschieden, dient aber als Unterkunft. Die Aufnahme entstand demgemäß nach etwa 1895.
  6. Dass der Erzherzog einen Teil seiner eigenen Ausbildung auf diesem Schiff absolviert habe wird mitunter behauptet, ist aber weder aus amtlichen Dokumenten belegbar noch wahrscheinlich.
  7. Laut Lit. Weiss/Schilddorfer blieben vom Original ganze zwei Spanten. Die Autoren unterstellen, dass die Neufassung bloß als Umbau deklariert worden war, weil der Kaiser, der Marine wenig zugeneigt, Geldmittel für einen Neubau zu dieser Zeit kaum bewilligt hätte.
  8. von Kronenfels, J. F.: Das schwimmende Flottenmaterial der Seemächte. Eine kurzgefasste Beschreibung der wichtigsten europäischen, amerikanischen und asiatischen Kriegsschiffe der neueren und neuesten Zeit. 1. Auflage. A. Hartleben’s Verlag, Wien. Pest. Leipzig 1881, S. 435.
  9. Heeresgeschichtliches Museum / Militärhistorisches Institut (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum im Wiener Arsenal. Verlag Militaria, Wien 2016, ISBN 978-3-902551-69-6, S. 153

Literatur

  • Renate Basch-Ritter: „Die Weltumseglung der Novara 1857-1859“. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2008, ISBN 978-3-201-01904-0
  • Wilhelm Donko: “An Austrian View of the Philippines. The Austrian Scientist Karl von Scherzer on his visit in Manila aboard the frigate "Novara" in June 1858”. Verlag epubli.de, Berlin 2012, 176 pp., ISBN 978-3-8442-1603-5.
  • Roswitha Karpf (Hrsg.): Unterwegs zu fernen Ufern. Die Weltumseglung der „Novara“ (1857–1859) und die transoceanische Reise der „Saida“ (1884–1886). Universitätsbibliothek, Graz 2001 (Begleitbuch der gleichnamigen Ausstellung).
  • Karl Scherzer: Die Weltumseglung der „Novara“ 1857–59. Herausgegeben, bearbeitet und kommentiert von Günter Treffer. Molden, Wien u. a. 1973, ISBN 3-217-00543-0.
  • Friedrich Wallisch: Sein Schiff hieß Novara. Bernhard von Wüllerstorf, Admiral und Minister. Herold, Wien 1966.
  • David G. L. Weiss, Gerd Schilddorfer: Novara – Österreichs Traum von der Weltmacht. Amalthea, Wien 2010, ISBN 978-3-85002-705-2.
Commons: Novara (ship, 1850) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Novara (ship, 1862) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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