SMS-Seelsorge

Die SMS-Seelsorge war von 1999 bis 2018 ein konfessionell neutrales und unabhängiges Beratungsangebot vom Seelsorge.net und später von trauernetz Schweiz für Menschen jeden Alters. Sie geschah durch Textnachrichten, welche über das Handy übermittelt wurden. Man konnte sie auch als elektronische Kurzbriefseelsorge bezeichnen. Die SMS-Seelsorge war zu ihrer Zeit das einzige Beratungsangebot schweizweit, das Ratsuchende zwar anonym, aber in einem 1:1 Kontakt durch die gleiche Person so lange begleitet, wie dies erwünscht ist. Diese Dauer lag zwischen einigen Tagen und mehreren Jahren.

Entstehung

Die erste SMS-Seelsorge ist am 29. Juli 1999[1][2][3][4][5][6] als ein spezieller Dienst der bereits am 27. September 1995 gegründeten ökumenischen und gesamtschweizerischen Internet-Seelsorge von Pfarrer Jakob Vetsch[7][8] in Zusammenarbeit mit der Telekommunikationsfirma diAx[9], später Sunrise, ins Leben gerufen und durch den Jugendseelsorger Jörg Weisshaupt ausgebaut worden.[10][11] Sie stellte eine moderne Form der früheren Briefseelsorge dar und war das erste interaktive Angebot schriftlich-elektronischer Art des Info-Kiosks vom Telekommunikationsunternehmen diAx. Seit Mitte 2000 konnte sie auch über die Applikation WAP-Gate (ab dem 18. Oktober 2003 bei Aracane GmbH) abgerufen werden.[12]

Wie die Internet-Seelsorge konnte auch die SMS-Seelsorge in der Schweiz in den drei Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch in Anspruch genommen werden. Zum zehnjährigen Bestehen wurde im Jahr 2009 die Kurznummer 767 eingeführt.[13]

Leitlinien

Die Antworten erreichten die anfragende Person kostenfrei. Sie konnte anonym bleiben wie die antwortende Person auch. Für diese galt die Schweigepflicht. Sie gehörte einem Team an, das sich aus freiwillig mitarbeitenden, ausgebildeten und erfahrenen Seelsorgern zusammensetzte. Diese hatten einen Einführungskurs besucht und nahmen zur Qualitätssicherung regelmäßig an Supervisionssitzungen teil.

Grundsätzlich konnten alle Themen von jeder Person an die SMS-Seelsorge herangetragen werden. Die Antwort erfolgte aufgrund des christlichen Glaubens, ließ dem Empfänger jedoch ausdrücklich die Freiheit zu eigenverantwortlichem Handeln.

Voraussetzungen

Die Textnachrichten wurden in der Regel beidseitig mittels Handy durch SMS oder auch durch MMS übermittelt. Das Angebot der schweizerischen SMS-Seelsorge war einst ebenso über das WAP erreichbar und stellte dort auch sinnstiftende Verse bereit.

Die Antwort erreichte die anfragende Person innerhalb Tagesfrist.

Eigenheiten

Die Erfahrung zeigte, dass viele Menschen, die sich Sorgen machen, von Kummer geplagt werden, Probleme haben oder in Konflikten leben, lieber schreiben statt reden. Darum bot die SMS-Seelsorge wie auch die Internet-Seelsorge eine willkommene Ergänzung zum direkten Gespräch mit einer Seelsorgeperson oder auch zur Telefonseelsorge. Viele, vor allem auch jüngere Menschen, nahmen dieses Angebot gerne an. Sie schätzten es, dass die Hemmschwelle, um eine Frage anzubringen, sehr niedrig war.[14][15]

Des Weiteren musste wegen der schriftlichen knappen Form das Problem, das mitgeteilt werden will, möglichst pointiert angesprochen werden. Dies galt umgekehrt auch für die Antwort. Wesentliches konnte auch mit wenigen Worten mitgeteilt werden; das haben die geschriebene und die gesprochene Sprache gemeinsam.

Siehe auch

Literatur

  • SMS-Seelsorge: Hilfe via Handy Von Katharina Morello, in: Zürcher Kirchenbote 2000/17
  • SMS-Beratung Von Monique Aebischer-Crettol, in: Neue Medien und Suizidalität. Gefahren und Interventionsmöglichkeiten (Elmar Etzersdorfer, Georg Fiedler, Michael Witte Hg.), S. 101–111. Göttingen 2003
  • Sprich nur ein Wort – Seelsorge per E-Mail und SMS Text und Bild von Elisabeth Brun-Enderlin, in: Bündner Kirchenbote 2006/05, Seiten 1 und 2
Commons: Internet- und SMS-Seelsorge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise, Fußnoten

  1. Kurioses: Zürcher Pfarrer Jakob Vetsch lanciert den weltweit ersten Seelsorgedienst via SMS, GL 23. Dezember 2000, greg.ch/publications/netzwetter_1200.html, abgerufen am 14. April 2006
  2. Eine Seelsorge in Häppchen Neue Zürcher Zeitung NZZ, Interview von Urs Bühler mit Pfarrer Jakob Vetsch, 11. Januar 2001; abgerufen am 23. September 2019
  3. Weihnachts-Fest-Gefahren: Es geht nicht ohne Vorkehrungen. Adrian Zeller sprach mit Jakob Vetsch, dem Gründer und Leiter der Internet- und SMS-Seelsorge. Von Adrian Zeller. Bild: André Neidhart. Photo: Stephan Szekeres/Photo-Composing: Reto Bieri. In: astrea, die offizielle gesundheitszeitschrift der schweizerischen apotheken. astrea 12, dezember 2001, geschenk gesundheit, Seiten 14–16
  4. Augenblicke der Nähe im weltweiten Netz Neue Zürcher Zeitung NZZ, 3. September 2005; abgerufen am 16. Januar 2021
  5. Virtuelle Samariter werden gebraucht / Das dargebotene Handy Von Marcel Reuss, in: Tages-Anzeiger. Samstag, 3. September 2005, Seite 17
  6. Ökumene im Internet: Wie Pfarrer Vetsch die SMS-Seelsorge erfand Von Mathias Morgenthaler, in: Der Bund, Samstag 5. September 2009, Gesellschaft, Seite 36
  7. Auch Telefonseelsorge und die 1995 von Jakob Vetsch gegründete Internet- und SMS-Seelsorge haben sich als ein hilfreiches Instrument zur Begleitung entwickelt. Auszug aus: Religion in Geschichte und Gegenwart RGG4, Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Tübingen 2004. Band 7, Artikel Suizid, IV. Praktisch-theologisch, von Ebo Aebischer-Crettol, Seiten 1854 und 1855
  8. Nähe und Distanz als Zeichen unserer Zeit. Fragen an die Internet- und SMS-Seelsorge Von Jakob Vetsch, Text mit Bildern, in: Stiftung Evang.-reformiertes Diakonenhaus Greifensee, Verein Evang.-reformierte Diakonenschaft von Greifensee, Stabilität und Zukunft 2002/03, Seiten 2–5. Auszug: Wie können Sie Seelsorge machen, ohne Ihr Gegenüber zu sehen? So fragte die Stimme vom Radio Vatikan beim Telefoninterview ...
  9. 160 Zeichen Verzweiflung. Ein Zürcher Pfarrer hat einen weltweit einzigartigen Service aufgebaut: Die Seelsorge per SMS. Von Gret Heer; Foto: Bruno Schlatter. In: SonntagsZeitung, 10. Dezember 2000, Seite 148. Auszüge: Der Online-Pfarrer ist überzeugt: Die SMS- und Internet-Seelsorge ist das Pfarrhaus des 21. Jahrhunderts. / Wir werden von diAx gesponsert.
  10. 10 Jahre SMS-Seelsorge, 29. Juli 1999-2009, SRF Regionaljournal Zürich Schaffhausen, Sendung vom 10. Dezember 2009
  11. In der Anonymität des SMS–Kontaktes fühlte ich mich sicherer – Schweiz: Die SMS–Seelsorge feiert ihr 10–jähriges Bestehen Zürich, 10. Dezember 2009 (Kipa), abgerufen am 16. Januar 2021
  12. Erste Seelsorge auf WAP Netzwoche.ch, Donnerstag 22. Juni 2000, abgerufen am 13. Dezember 2020
  13. 10 Jahre SMS-Seelsorge - Neu mit Kurznummer «767» kath.ch Medienspiegel, 10. Dezember 2009, abgerufen am 13. Dezember 2020
  14. Samariter der Datenautobahn. SOS per SMS? Das Internet-Seelsorge-Team um den Zürcher Pfarrer Jakob Vetsch hat es möglich gemacht. Von Marcel Reuss; Bild: Sebastian Derungs. In: Tagblatt der Stadt Zürich / www.ZuerichExpress.ch. Dienstag, 12. März 2002, Nummer 49. Zürich, Seite 11
  15. Ausbau der Internet- und SMS-Seelsorge. Sitzung der Zentralkirchenpflege. In: Neue Zürcher Zeitung NZZ, Stadt Zürich (pi). Freitag, 4. Juli 2003. Nr. 152, Seite 37
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