Südlicher Gaskorridor

Der südliche Gaskorridor ist ein Verbund von mehreren Pipelines, mit dem Erdgas über rund 3.500 Kilometer vom Gasfeld Shah Deniz 2 im Kaspischen Meer über Aserbaidschan, Georgien, die Türkei, Griechenland und Albanien nach Italien transportiert wird. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative der Europäischen Kommission und Aserbaidschans mit dem Ziel der Energiesicherheit und Diversifizierung der Energieversorgung Europas.

Südlicher Gaskorridor

Der südliche Gaskorridor besteht aus drei Pipelines: Südkaukasuspipeline, Transanatolische Pipeline (TANAP) und Transadriatische Pipeline (TAP). Ab 2020 sollen über den südlichen Gaskorridor zehn Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr nach Europa geliefert werden.[1] 2022 wurde mit dem Gas Interconnector Griechenland–Bulgarien (ICGB) eine Abzweigung in nördlicher Richtung als Teil des europäischen Nord-Süd-Energiekorridor fertiggestellt.[2][3]

Inbetriebnahme

Aserbaidschans Staatspräsident İlham Əliyev erklärt am 29. Mai 2018 den ersten Abschnitt des südlichen Gaskorridors für eröffnet.

Am 29. Mai 2018 nahm Aserbaidschan den südlichen Gaskorridor in Betrieb.[4] Der Präsident der Republik Aserbaidschan, İlham Əliyev, nahm an der offiziellen Eröffnungsfeier des Südlichen Gaskorridors teil.[5] İlham Əliyev sagte bei der Eröffnungszeremonie: „Mit diesem Projekt zeichnen wir eine neue Energiekarte von Europa.“[6]

Transanatolische Pipeline

TANAP Eröffnungszeremonie in Eskişehir.

Am 12. Juni 2018 fand die Inbetriebnahme der TANAP in Eskişehir statt. Die Pipeline TANAP wird 12 % des Erdgasbedarfs der Türkei decken.[7] An der Eröffnungszeremonie in Eskişehir nahmen der Präsident der Türkei Recep Tayyip Erdoğan, der Präsident von Aserbaidschan İlham Əliyev, Georgiens Staatspräsident Giorgi Margelaschwili und der ukrainische Premier Petro Poroschenko teil.

Kosten

In den südlichen Gaskorridor werden 45 Milliarden US-Dollar investiert. Sechs Milliarden US-Dollar für 26 Bohrbrunnen im Kaspischen Meer, fünfzehn Milliarden US-Dollar für Offshore-Anlagen und zwei Milliarden US-Dollar für den Ausbau des Erdgas- und Erdölterminals Sangachal bei Baku. Fünf Milliarden US-Dollar kostete die Erweiterung der Südkaukasuspipeline von Baku über Georgien ins Erzurum, zwölf Milliarden US-Dollar für TANAP von Erzurum bis zur westtürkischen Grenze. An dem Projekt sind elf international operierende Unternehmen und elf Gasgroßhändler beteiligt. Der südliche Gaskorridor schafft über 30.000 Arbeitsplätze.[8]

Finanzierung

Im November 2017 wurde der südliche Gaskorridor als project of common interest (PCI) der Europäischen Kommission geführt.[9] Am 15. März 2018 genehmigte die Europäische Investitionsbank (EIB) 932 Mio. Euro für den südlichen Gaskorridor.[10]

Internationale Reaktionen

Die Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik Federica Mogherini nannte den südlichen Gaskorridor „einen wesentlichen Bestandteil der EU-Strategie zur Energiesicherheit“ und sagte, das Projekt gehöre „zweifellos zu unseren vorrangigen Prioritäten“.[8]

Auch die Bundesregierung begrüßte 2016 den südlichen Gaskorridor: Die Diversifizierung der Energieversorgung könne einen Beitrag dazu leisten, „dauerhaft eine sichere Energieversorgung der Europäischen Union zu wettbewerbsfähigen Preisen zu gewährleisten“.[11]

Am 13. Februar 2013 unterzeichneten Italien, Albanien und Griechenland ein trilaterales Intergovernmental Agreement und bekräftigten damit ihre politische und wirtschaftliche Unterstützung für das Projekt „Südlichen Gaskorridor“.

Einzelnachweise

  1. Deutscher Bundestag, Antwort auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jürgen Trittin, Annalena Baerbock, Oliver Krischer, Marieluise Beck (Bremen), Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Uwe Kekeritz, Tom Koenigs, Dr. Tobias Lindner, Omid Nouripour, Cem Özdemir, Claudia Roth (Augsburg), Manuel Sarrazin, Dr. Frithjof Schmidt, Doris Wagner, Matthias Gastel, Bärbel Höhn, Stephan Kühn (Dresden), Dr. Julia Verlinden und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 18/9113 – Auswirkungen und Risiken des Südlichen Gaskorridors.
  2. Bulgarien bekommt Gas aus Aserbaidschan. In: tagesschau.de. 1. Oktober 2022, abgerufen am 2. Oktober 2022: „Die 182 Kilometer lange Gas-Pipeline zwischen der nordgriechischen Stadt Komotini und dem bulgarischen Stara Sagora .... Die Pipeline hat eine Kapazität von drei bis fünf Milliarden Kubikmetern Gas im Jahr.“
  3. Südlicher Gaskorridor und Südkaukasus. Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, 2. November 2011, abgerufen am 2. Oktober 2022.
  4. Official web-site of President of Azerbaijan Republic – NEWS » Events. Abgerufen am 14. August 2018 (englisch).
  5. Official web-site of President of Azerbaijan Republic – NEWS » Events. Abgerufen am 15. August 2018 (englisch).
  6. https://www.eu-umweltbuero.at/inhalt/aserbaidschan-eroeffnet-zentrales-terminal-fuer-suedlichen-gaskorridor. Abgerufen am 15. August 2018 (deutsch).
  7. Inbetriebnahme der Pipeline TANAP für den 19. Juni angesetzt. (azertag.az [abgerufen am 14. August 2018]).
  8. Erdgas aus Aserbaidschan für Europa: Südlicher Gaskorridor im Plan | SOCAR Germany. Abgerufen am 13. August 2018 (deutsch).
  9. Deutscher Bundestag, Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jürgen Trittin, Annalena Baerbock, Dr. Julia Verlinden, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 19/1913 – Stand, Auswirkungen und Risiken des Südlichen Gaskorridors. Abgerufen am 15. August 2018 (deutsch).
  10. Reuters Editorial: EIB approves 932 mln euro loan for TANAP gas pipeline. In: U.K. (reuters.com [abgerufen am 15. August 2018]).
  11. Leersch: Deutscher Bundestag – Südlicher Gaskorridor wird begrüßt. In: Deutscher Bundestag. (archive.org [abgerufen am 13. August 2018]).
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