Ryugyŏng-Hotel

Das Ryugyŏng-Hotel (류경호텔 Ryugyŏng Hot’el)[3] ist ein unvollendeter 330 Meter hoher Wolkenkratzer in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang. Das Gebäude wurde für eine gemischte Nutzung, inklusive Hotel, geplant.

Ryugyŏng-Hotel
Ryugyŏng-Hotel
Das Ryugyŏng-Hotel im August 2011
Basisdaten
Ort: Pjöngjang, Nordkorea
Bauzeit: 1987–1992; 2008–2011; 2018
Status: Bau pausiert (Endhöhe erreicht)
Baustil: Moderne
Architekt: Baikdoosan Architects
Koordinaten: 39° 2′ 11″ N, 125° 43′ 50″ O
Ryugyŏng-Hotel (Nordkorea)
Ryugyŏng-Hotel (Nordkorea)
Nutzung/Rechtliches
Nutzung: Hotel, Nachtclub, Restaurants, Bowlinghalle[1]
Technische Daten
Höhe: 330,02[2] m
Etagen: 105
Nutzungsfläche: 360.000 m²
Baustoff: Tragwerk: Stahlbeton;
Fassade: Glas, Aluminium
Höhenvergleich
Pjöngjang: 1. (Liste)
Nordkorea: 1. (Liste)
Anschrift
Stadt: Pjöngjang
Land: Nordkorea
Koreanische Schreibweise
Koreanisches Alphabet: 류경호텔
Hanja: 柳京호텔
Revidierte Romanisierung:Ryugyeong Hotel
McCune-Reischauer:Ryugyŏng Hot’el

Der Bau begann im Jahr 1987, wurde aber im Zuge der Auflösung der Sowjetunion und der folgenden nordkoreanischen Wirtschaftskrise 1992 wieder eingestellt. Bis im Jahr 2008 die Arbeiten an der Außenfassade wieder aufgenommen wurden, befand sich das Gebäude im Rohbau, ohne Fenster und Inneneinrichtung. Die Fassade wurde 2011 fertiggestellt und im Jahr 2018 wurde an einer Seite LED-Streifen angebracht, auf denen seitdem Propagandaanimationen und Filmszenen gezeigt werden.[4] Nach wie vor ist das Gebäude nicht begehbar und eine Eröffnung steht nicht fest.

Der Name Ryugyŏng (»Stadt der Weiden«) ist ebenfalls ein historischer Name der Stadt Pjöngjang.

Architektur

Der Wolkenkratzer von 330 m Höhe besteht aus drei schrägen Flügeln, die im Winkel von 75 Grad ansteigen und an der Spitze zusammenkommen. Dadurch hat das Gebäude von weitem die Form einer Pyramide. Der Grundriss entspricht einem gleichschenkligen Ypsilon. Jeder Flügel weist eine Länge von 100 m und eine Breite von 18 m auf. Gekrönt wird das Ganze von einem Kegelstumpf aus acht rotierenden Stockwerken, auf dem ein Kegel aus sechs nicht-rotierenden Stockwerken thront.

Die Fassaden bestehen aus verspiegeltem Glas. Die Aufzüge führen an den Enden der drei Außenflügel nach oben. An der Spitze des Bauwerks waren fünf Drehrestaurants geplant.[5] Das Hotel soll aus 3000 Zimmern bestehen, die sich über 105 Etagen verteilen. Außerdem sind Casinos, Nachtclubs und Lounges geplant.

Baugeschichte

Mit dem Bau des Wolkenkratzers wurde 1987 begonnen. Die Eröffnung war ursprünglich für Juni 1989 zum Beginn der 13. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Pjöngjang vorgesehen. Dieser Termin konnte jedoch aufgrund von Material- und Konstruktionsproblemen nicht eingehalten werden. Als die Bauarbeiten 1992 abgebrochen wurden, war bis dahin lediglich das Stahlbetongerüst in seiner vollständigen Höhe fertiggestellt. Über die wirklichen Gründe für den Stopp bzw. eine eventuelle Wiederaufnahme des Bauprojektes konnte bis 2008 nur spekuliert werden, da die nordkoreanischen Behörden die von weitem sichtbare Bauruine totschwiegen. Auch die offiziellen Stadtpläne und Karten wiesen die Position des Hotels nicht aus.

Im Mai 2008 berichtete ein südkoreanischer Politiker, dass Nordkorea angeblich mit dem ägyptischen Mischkonzern Orascom Group, dessen Mobilfunktochter Orascom Telecom das geplante nordkoreanische Mobilfunknetz betreiben soll, einen Weiterbau vereinbart habe. Orascom bestätigte, dass eine „Verschönerung“ des Gebäudes als Teil eines 400-Millionen-US-Dollar-Geschäfts vereinbart wurde.[6] Darüber hinaus sicherte sich Orascom für 100 Jahre die exklusiven Nutzungsrechte für das Ryugyong.[7]

2008 gaben nordkoreanische Behörden bekannt, dass das Hotel zum 100. Geburtstag des Staatsgründers Nordkoreas, Kim Il-sung (1912–1994), fertiggestellt sein solle.[8] Dabei soll das Ryugyong-Hotel eine gemischte Nutzung erfahren mit einem rotierenden Restaurant, Hotelzimmern, Wohnungen und Geschäftsräumen.[9][10] Anfang 2009 wurde mit der Montage von Fassadenelementen begonnen, zudem kündigte Orascom für 2010 den Beginn des Innenausbaus an, der mindestens zwei Jahre andauern sollte.[9]

Ende 2012 gab die Kempinski-Hotelkette an, ab Juli oder August 2013 in den obersten Stockwerken ein Hotel mit 150 Zimmern betreiben zu wollen,[11] legte diese Pläne aber im März 2013 wieder auf Eis. Weder durch Kempinski noch durch seine chinesischen Partner sei es zum Vertragsabschluss gekommen, da der Markteintritt in Nordkorea zurzeit nicht möglich sei.[12]

Seit 2018 illuminiert die mit LED-Pixeln bestückte Fassade weithin sichtbar die Silhouette der Stadt.[13]

Rekorde

Das Ryugyŏng-Hotel, dessen offizielle Höhe zuerst mit 300 Metern, später mit 330 Metern angegeben wurde, war das seinerzeit höchste als Hotel geplante Gebäude der Welt und hätte das Swissôtel The Stamford in Singapur (226 m) als bisherigen Rekordhalter um die Hälfte übertroffen. Mittlerweile wurde das Ryugyŏng-Hotel vom 2010 eröffneten Rose Tower in Dubai überboten, das bis 2012 diesen Titel behielt. Zurzeit wäre das Ryugyŏng-Hotel das sechsthöchste Hotel der Welt (Stand: April 2019).

Das Gebäude ist nach dem Lotte World Tower das zweithöchste der gesamten koreanischen Halbinsel. Mit Beendigung des Rohbaus war es der siebthöchste Wolkenkratzer der Welt und das erste Bauwerk außerhalb New Yorks und Chicagos mit mehr als 100 Etagen.

Bilder

Siehe auch

Commons: Ryugyŏng-Hotel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Jason Ward: North Korean 105-floor ‘Hotel of Doom’ Deserted for 30 Years. In: Medium. 8. Februar 2021, abgerufen am 6. April 2023 (englisch).
  2. Ryugyong Hotel, Pyongyang. In: Emporis. 12. Mai 2015, archiviert vom Original am 12. Mai 2015; abgerufen am 6. April 2023.
  3. 《압록강의 노래》 In: 세기와 더불어 Bd. 5, Naenara.kp.
  4. Pyongyang’s glittering prize: what now for world’s tallest empty hotel? SMCP, 30. Dezember 2018, abgerufen am 6. April 2023 (englisch).
  5. Chad Randl: Revolving Architecture. A History of Buildings that Rotate, Swivel, and Pivot. Princeton Architectural Press, New York NY 2008, ISBN 978-1-56898-681-4, S. 133.
  6. Barbara Demick: North Korea in the midst of a mysterious building boom. In: Los Angeles Times. 27. September 2008, S. 2, abgerufen am 2. Januar 2009 (englisch).
  7. Georg Fahrion: Die Pyramidenbauer von Pjöngjang. In: Financial Times Deutschland. 8. Mai 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Mai 2011; abgerufen am 10. Mai 2011.
  8. Donald Kirk: Grand Illusion. In: Forbes-Magazin (USA). 27. Oktober 2008, abgerufen am 5. Juli 2009 (englisch).
  9. Will 'Hotel of Doom' ever be finished? In: BBC News. 15. Oktober 2009, abgerufen am 13. Oktober 2009 (englisch).
  10. Donald Kirk: Orascom gets into pyramid business. In: Asia Times. 23. Oktober 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2011; abgerufen am 24. November 2010 (englisch).
  11. Sangwon Yoon: Kempinski to Operate World’s Tallest Hotel in North Korea. In: Bloomberg. 1. November 2012, abgerufen am 2. Januar 2012 (englisch).
  12. Kempinski Freezes ‘Hotel Of Doom’ Plans In North Korea. In: NK News. 28. März 2013, abgerufen am 30. März 2013 (englisch).
  13. RARE! Ryugyong hotel by night! - Pyongyang North Korea - 2018 (류경호텔에서의 1박 - 북한 평양 2018년). Abgerufen am 6. Januar 2020.
  14. Will 'Hotel of Doom' ever be finished? 15. Oktober 2009 (bbc.co.uk [abgerufen am 14. Juni 2023]).
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