Rustrela-Virus

Das Rustrela-Virus (Abkürzung RusV; Spezies: Rubivirus strelense) ist ein Verwandter des Rötelnvirus (Rubella-Virus) des Menschen. Es ruft bei verschiedenen Säugetieren eine Entzündung des Zentralnervensystems und seiner Hüllen (nicht-eitrige Meningoenzephalomyelitis) hervor, die bei Hauskatzen als "Staggering disease" (auf Deutsch in etwa "Taumelkrankheit") bezeichnet wird.

Rustrela-Virus
Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria
Reich: Orthornavirae
Phylum: Kitrinoviricota
Klasse: Alsuviricetes
Ordnung: Hepelivirales
Familie: Matonaviridae
Gattung: Rubivirus
Art: Rubivirus strelense
Wissenschaftlicher Name
Rustrela virus
Kurzbezeichnung
RusV
Links
NCBI Taxonomy: 2846073
ViralZone (Expasy, SIB): 626 (Gattung)

RusV wurde erstmals im Jahr 2020 bei Zootieren und in Gelbhalsmäusen in Norddeutschland beschrieben. Anlass war die Aufklärung der Todesursache bei drei Zootieren.[1] Anschließend konnte das Virus zunächst bei weiteren erkrankten Zoo- und auch Wildtieren in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg nachgewiesen werden.[2][3] Zu den betroffenen Tieren zählten ein Hausesel, ein Capybara, ein Nasenbär sowie vier Bennett-Kängurus.

Darüber hinaus konnte RusV auch als Erreger der Staggering disease bei Hauskatzen in Schweden, Österreich und Deutschland identifiziert werden.[4][5] Diese in vielen Fällen tödlich verlaufende neurologische Erkrankung, die sich vor allem durch eine Schwäche der Hintergliedmaßen und einen daraus resultierenden taumelnden Gang auszeichnet, ist vor allem bei Katzen in der Region des Mälaren in Schweden bereits seit mehr als 50 Jahren bekannt, ohne dass ihre Ursache zuvor hatte identifiziert werden können.[4][5] In einer kürzlich erschienenen Studie konnte das Virus zudem in archiviertem Gehirnmaterial von Löwen aus Tierparks in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nachgewiesen werden, die in den 1980er an einer Meningoenzephalitis verendet waren.[6]

RusV wird nach jetzigem Kenntnisstand durch Langschwanzmäuse der Gattung Apodemus übertragen, wobei das Virus bisher in Deutschland ausschließlich in Gelbhalsmäusen nachgewiesen werden konnte,[1][2] während es in Schweden in Waldmäusen gefunden wurde.[4] Im Gegensatz zu RusV-infizierten Zoo- und Haustieren wurden bei den infizierten Wald- und Gelbhalsmäusen bisher keine Hinweise auf eine Gehirnentzündung festgestellt.[1][7][2][4]

Einzelnachweise

  1. Andrew J. Bennett et al.: Relatives of rubella virus in diverse mammals. In: Nature. Band 586, Nr. 7829, Oktober 2020, S. 424–428, doi:10.1038/s41586-020-2812-9, PMID 33029010 (englisch).
  2. Florian Pfaff et al.: Revisiting Rustrela Virus: New Cases of Encephalitis and a Solution to the Capsid Enigma. In: Microbiology Spectrum. Band 10, Nr. 2, 27. April 2022, S. e00103–22, doi:10.1128/spectrum.00103-22, PMID 35384712, PMC 9045237 (freier Volltext) (englisch).
  3. Anne Voss et al.: Rustrela virus infection – An emerging neuropathogen of red‐necked wallabies (Macropus rufogriseus). In: Transboundary and Emerging Diseases. Band 69, Nr. 6, November 2022, S. 4016–4021, doi:10.1111/tbed.14708, PMID 36135593 (englisch).
  4. Kaspar Matiasek et al.: Mystery of fatal ‘staggering disease’ unravelled: novel rustrela virus causes severe meningoencephalomyelitis in domestic cats. In: Nature Communications. Band 14, Nr. 1, 4. Februar 2023, S. 624, doi:10.1038/s41467-023-36204-w, PMID 36739288 (englisch).
  5. Rustrela-Virus verursacht Staggering Disease bei Katzen. Abgerufen am 10. Februar 2023.
  6. Madeleine de le Roi, Christina Puff, Peter Wohlsein, Florian Pfaff, Martin Beer, Wolfgang Baumgärtner, Dennis Rubbenstroth: Rustrela Virus as Putative Cause of Nonsuppurative Meningoencephalitis in Lions. In: Emerging Infectious Diseases. Band 29, Nr. 5, Mai 2023, ISSN 1080-6040, doi:10.3201/eid2905.230172, PMID 37081716, PMC 10124629 (freier Volltext) (cdc.gov [abgerufen am 3. Mai 2023]).
  7. Stammt das Rötelnvirus aus dem Tierreich? Abgerufen am 8. Februar 2023.
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