Rudolf Zapfe

Rudolf Zapfe (* 24. Juli 1860 in Oberweimar (Thüringen); † 13. Juni 1934 in Weimar) war ein deutscher Architekt und Bauunternehmer. In Weimar sind bis heute zahlreiche stadtbildprägende, von Zapfe entworfene Villen und eine Kirche zu sehen. Insgesamt schuf er Entwürfe für rund 400 Gebäude und fünf Kirchen, die überwiegend im Stil von Historismus und Reformarchitektur gehalten und teilweise dem Jugendstil zuzurechnen sind.

Villa Rauner, Cranachstraße 10, Weimar

Leben

Rudolf Zapfes selbst entworfenes Wohn- und Geschäftshaus in Weimar

Als Sohn eines Maurer-Gesellen wuchs Zapfe in Oberweimar auf und arbeitete nach entbehrungsreicher Kindheit zunächst als Steinhauer in den Travertin-Brüchen zwischen Ehringsdorf und Weimar. Von 1874 bis 1878 besuchte er die Großherzoglich-Sächsische Baugewerkenschule Weimar.

1894 wurde ihm das Bürgerrecht der Stadt Weimar verliehen: Es berechtigte ihn unter anderem, Bauland zu kaufen, zu bebauen und zu verkaufen. In den folgenden vier Jahrzehnten wirkte er als Architekt und Bauunternehmer in Weimar. Mit dem Bau von etwa 400 Villen und Mietshäusern, dazu fünf Kirchen, bestimmte er mit seinen Arbeiten ganz wesentlich das Weimarer Stadtbild. Allein an der Cranachstraße ließ er im Auftrag der jeweiligen Bauherren zwischen 1901 und 1906 sieben Stadtvillen errichten. Aufgrund seiner teilweise üppigen Architekturdekoration und vielfältig gegliederten Baukörper wurde er im Volksmund auch „Fassaderich“ genannt.[1] Sein eigenes Wohn- und Geschäftshaus in Weimar steht auf dem heutigen Grundstück Humboldtstraße 21/21a.

Gemeinsam mit Baurat Max Ehrhardt und Maurermeister Wilhelm Bischoff gründete er die Sand- und Kieswerke Weimar GmbH. 1913 veranlasste die Gesellschaft den Bau einer 4400 Meter langen Drahtseilbahn von Umpferstedt nach Weimar, um Baumaterial von den Kiesgruben in Umpferstedt quer durchs Webicht bis zur Weimarer Rosenthalstraße zu befördern. Rudolf Zapfe arbeitete außerdem geschäftlich mit seinem Bruder Otto Zapfe zusammen – unter dem Namen Gebrüder Zapfe.

Verdienste erwarb sich Zapfe im Bauausschuss des Gemeinderats, dem er mehrere Jahre angehörte. Außerdem war aktives Mitglied im Weimarer Gewerbeverein und in der Weimarer Schlaraffia.

Ab 1913 war Rudolf Zapfe Herausgeber der Architektur-Zeitschrift „Das Haus der Neuzeit“.

Grab Rudolf Zapfes auf dem Historischen Friedhof

Zapfes Grab befindet sich auf dem Historischen Friedhof Weimar.[2]

Bauten (Auswahl)

Eine Stadtvilla von Zapfe mit teils ungewöhnlicher Ornamentik, Hegelstraße 24, Weimar[3]
Wohn- und Verwaltungsgebäude Frauenplan 6, das frühere Hansa-Haus in Weimar

Literatur

  • Jürgen Postel: Der Architekt Rudolf Zapfe in Weimar. Weimar 2004.
Commons: Rudolf Zapfe – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. https://www.weimar-lese.de/streifzuege/rundgaenge-und-wanderungen/der-weg-zum-schuhmacher/
  2. https://www.stilvolle-grabsteine.de/impression/weimar-hauptfriedhof-grabmal-zapfe/
  3. Ein Schreiben des Thüringischen Landesamts für Denkmalpflege vom April 2001 stellt fest: „dass das o. g. Objekt im Sinne des §2 Abs. 2 Thüringer Denkmalschutzgesetz (ThüDSchG) einen wichtigen Bestandteil des Denkmalensembles „Weimar-Südwestliche Stadterweiterung“ darstellt. Der 1908 im Auftrag des Bauunternehmers Paul Seiler nach Entwurf Rudolf Zapfes erstellte Wohnbau gehört zu den charakteristischen Zeugnissen der Reformarchitektur nach 1900 in diesem Stadtquartier. Die Suche nach einer neuen, eigenen Formensprache in der Architektur zu Anfang des 20. Jh. in bewusster Abkehr vom Historismus des 19. Jh. führte einerseits zu einer differenzierten Gestaltung des Baukörpers mit Risaliten, Loggien oder Dachausbauten bei insgesamt blockhaft geschlossener Kubatur, andererseits zu einer Reduktion der Ornamente bei gleichzeitiger Hervorhebung von Materialkontrasten. […] Wichtige Bildträger sind dabei die Fassadenstruktur von den Fenstern bis hin zum Verputz, andererseits der Einsatz unterschiedlicher Baustoffe (Terranovaputz, Ziegeleindeckung, Werksteine etc.). […]“
  4. Uwe Gaasch: Villa Zapfe. In: Bildarchiv Foto Marburg. 2013, abgerufen am 16. Februar 2020.
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