Rudolf Maria Holzapfel
Rudolf Maria Holzapfel (* 26. April 1874 in Krakau, damals zu Galizien als Teil der Donaumonarchie gehörig; † 8. Februar 1930 in Muri bei Bern) war ein österreichischer Psychologe und Philosoph.
Leben
Holzapfel ist als Sohn eines Arztes und Freidenkers jüdischer Abstammung in Krakau aufgewachsen. Nach dessen frühen Tod musste er mit Verwandten nach Kapstadt auswandern. Nach längerer Tätigkeit als Schriftsetzer in London reiste er nach Zürich, wo er bei Richard Avenarius bis 1896 studierte. Von 1898 bis 1901 verfasste er in Cherson, Südrussland, eine erste Fassung seines Hauptwerks Panideal. Dann setzte er seine Studien in Bern fort, wo er 1903 bei Ludwig Stein (1859–1930) promovierte. Er versuchte mit seinem Werk eine umfassende Weltanschauung, den sogenannten „Panidealismus“, darzustellen. Er betonte die Prägung des Menschen durch seine soziale Umwelt, seine ihn „umgebende Gemeinschaft“ und seine Einbindung in den „interindividuellen Verkehr“.
1903 heiratete er die Wiener Bildhauerin Bettina Gomperz. Nach gemeinsamen Reisen nach Frankreich und Italien lebte die Familie zwischen 1908 und 1913 in Niederösterreich. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zog sie in die Schweiz. Sie hatten zwei Töchter.
Zu seinem Gedenken erbaute die Internationale panidealistische Vereinigung nach den Plänen seiner Witwe im Wäldchen Mettlenhölzli in Muri bei Bern eine Grabkapelle.
Werke
- Panideal. Psychologie der sozialen Gefühle. Mit einem Vorwort von Ernst Mach. Barth, Leipzig 1901
- „Neue, sehr veränderte und erweiterte Auflage“ als: Panideal. Das Seelenleben und seine soziale Neugestaltung. 2 Bände, Diederichs, Jena 1923
- Wesen und Methoden der sozialen Psychologie. Dissertation Bern 1903
- Welterlebnis. Das religiöse Leben und seine Neugestaltung. 2 Bände, Diederichs, Jena 1928
- Neuausgabe: Hauptwerke. 2 Bände: Panideal und Welterlebnis. Neu herausgegeben von der Gesellschaft für eine Gesamtkultur. Sauerländer, Aarau 1983
- Heilige Ewigkeit. Dichtung. DVA, Stuttgart 1932
- Nachgelassene Schriften. Zur Psychologie des sozialen Verkehrs – des Kultus – des Schaffens und der Erkenntnis. Niehans, Zürich 1939
Literatur
- Holzapfel Rudolf Maria. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 407 f. (Direktlinks auf S. 407, S. 408).
- Hans Zbinden: Holzapfel, Rudolf Maria. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 569 f. (Digitalisat).
- Wladimir Astrow: Rudolf Maria Holzapfel – Der Schöpfer des Panideal. Ein neues Leben. Mit einem Vorwort von Romain Rolland. Diederichs, Jena 1928
- Rudolf Maria Holzapfel zum Gedächtnis. Schwabe, Basel 1930
- Adalbert Bruno Ekowski: Der Dichterphilosoph Rudolf Maria Holzapfel. Seine Gedankenwelt und seine Persönlichkeit. Eine philosophische Studie (Diss. Breslau 1935). Heim-Verlag Adolf Dreßler, Radolfzell 1935
- Monika Meyer-Holzapfel: Mensch – Erde – Kosmos. Leben und Werk von Rudolf Maria Holzapfel. Gesellschaft für eine Gesamtkultur, Bern 1981
- Hugo Debrunner: Rudolf Maria Holzapfel, Zürcher Illustrierte, Bd. 4, Heft 47, 1928, doi:10.5169/seals-834125#777, S. 8
- Hugo Debrunner: Rudolf Maria Holzapfel, der Künder des Panideals. In: Die Berner Woche in Wort und Bild. Bd. 20, Heft 14, 1930, doi:10.5169/seals-637132#245, S. 187