Rudolf Ewerhart

Leben und Werk

Rudolf Ewerhart wuchs in Trier auf und sang als Jugendlicher im Chor der Trierer Domsingknaben.[2] Er studierte in Köln und Freiburg im Breisgau Kirchenmusik sowie Dirigieren und Musikwissenschaft. Im Jahr 1953 promovierte er in Köln. 1955 übernahm er für 20 Jahre eine Dozentur an der Bischöflichen Kirchenmusikschule Münster, deren Direktor er zeitweilig war. Von 1972 bis 1992 lehrte er Orgel- und Chorleitung an der Hochschule für Kirchenmusik der Staatlichen Musikhochschule Köln. Unter seinen Schülern waren Odilo Klasen, Burkhard Pütz, Thomas Sorger und Willem Winschuh.[3]

Daneben gab er unzählige Konzerte und spielte zahlreiche Aufnahmen von Werken des musikalischen Barock für Rundfunk und Tonträger ein, als Solist und im Ensemble.[2][4] Hierbei musizierte er sowohl mit modernen Orchestern als auch mit Ensembles mit historischer Aufführungspraxis, wie das Collegium Aureum oder die Deutschen Barocksolisten.[2]

Darüber hinaus dirigierte Ewerhart den Trierer Motettenchor und den Santini-Kammerchor,[2] veröffentlichte wissenschaftliche Aufsätze und brachte viele Editionen von Werken des 17. und 18. Jahrhunderts heraus.[2] Als Orgelexperte beteiligte er sich 1992 an der Restaurierung der Orgel der St. Joseph-Kapelle in Düsseldorf.[3]

2020 wurde Ewerhart im Auftrag von Papst Franziskus von Bischof Stephan Ackermann mit dem Gregoriusorden (Komtur) ausgezeichnet.[5][6]

Burghaus in Wassenach

Ewerhart lebte seit 1982 mit seiner Frau Helena in dem von ihm selbst renovierten spätbarocken Burghaus in Wassenach, einem von 1772 bis 1775 erbauten Adelssitz der Freiherren von Kolb.[7] Er legte dort eine größere Sammlung historischer Tasteninstrumente an.[2] Das von Ewerhart renovierte ehemalige Wasserschloss am Laacher See, Rheinland-Pfalz,[3] wurde bis 1982 als Gasthof genutzt. Ewerhart richtete im ehemaligen Tanzsaal des Hauses seit 1996 Konzerte der Reihe Musik im Burghaus Wassenach aus. Hier fand sich auch der Ausstellungsraum mit Orgeln, Clavichorden, Cembali, Spinetten und Hammerklavieren.[7] Ein Cembalo aus dem Herstellungsjahr 1682 rettete Ewerhart beispielsweise „aus einem italienischen Hühnerstall, in dem es als Futterkiste diente. Ältestes Instrument seiner Sammlung war ein Spinett aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.“[7] Die Musikinstrumentensammlung wurde am 18. März 2023 vollständig versteigert. Der für diesen Zweck erstellte Katalog[8] ermöglicht umfassende Einblicke in die langjährige Sammlertätigkeit Ewerharts.

Forschungsschwerpunkte

Ewerharts Forschungsschwerpunkt war die Barockmusik, wobei er viele Werke erstmals aufnahm, darunter wiederentdeckte Werke von Georg Friedrich Händel.[2] Die vollständige Aufnahme von Konzerten für Orgel und Orchester von Händel mit dem Collegium Aureum für das Label Harmonia Mundi machte ihn als Organist weltweit bekannt.[3] Außerdem veröffentlichte er Beiträge zur Geschichte des (Tasten-)Instrumentenbaus in der Region Mittelrhein.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die Handschrift 322/1994 der Stadtbibliothek Trier als musikalische Quelle (= Kölner Beiträge zur Musikforschung, VII). Dissertation. Regensburg 1955.
  • Die Händel-Handschriften der Santini-Bibliothek in Münster. In: Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft (Hrsg.): Händel-Jahrbuch, 6. Jg. 1960, Leipzig 1960, S. 111–150.
  • Die bischöfliche Santini-Bibliothek. Münster 1962.
  • Die Orgel- und Claviermacher Senft in Koblenz und Augsburg. 2011, ISBN 978-3-86296-014-9.

Als Herausgeber

Einzelnachweise

  1. Wir trauern: Traueranzeige seiner Familie, abgerufen am 2. Juli 2022
  2. Deutschlandfunk
  3. Rudolf Ewerhart Bach Cantatas (englisch)
  4. Ahrweiler-Online-Enzyklopädie
  5. volksfreund vom 4. November 2020: Ehrung. Musiker, Dirigent, Instrumentensammler, von Martin Möller, abgerufen am 3. Juli 2022
  6. Artikel: Rudolf Ewerhart zum Komtur des Gregoriusordens ernannt. In: Muica sacra. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  7. Ein Sammler aus Leidenschaft. rundschau-online.de, 16. April 2004.
  8. Katalog
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