Rothenmühle (Hilpoltstein)

Rothenmühle ist ein Gemeindeteil der Stadt Hilpoltstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).

Rothenmühle
Koordinaten: 49° 10′ N, 11° 10′ O
Höhe: 378 m ü. NHN
Einwohner: 0
Postleitzahl: 91161
Vorwahl: 09177
Karte
Das Mühlengebäude

Lage

Die Einöde liegt im Nordwesten von Unterrödel im Tal der Roth, einem rechten Nebenfluss der Rednitz.[1]

Geschichte

Erstmals urkundlich genannt ist die Mühle 1396, und zwar als Besitz des Egidienklosters zu Nürnberg.[2] 1480 gab Johann Jahrsdorfer zu Zell bei der von ihm betriebenen Erhebung der Walburgiskapelle zu Zell zur Pfarrei den vom Eichstätter Domkapitel gekauften Kleinzehent von „Niederrödl“, wozu auch die Nußhacken-, Rothen- und Weihersmühle gehörten, dem Pfarrer zu Zell.[3] Die mit Unterrödel seit 1505 zum neu gegründeten Territorium Pfalz-Neuburg und dort zum Pflegamt Heideck gehörende Mühle wurde mit der Pfarrei Zell im Zuge der Verpfändung der Pflegämter Heideck, Hilpoltstein und Allersberg an die Reichsstadt Nürnberg 1542 von der Reformation erfasst.[4]

Nach 36 Jahren löste Pfalz-Neuburg sein Amt Hilpoltstein von Nürnberg 1578 wieder ein. 1604 besitzt die „Rotermuhl“ ein „Häbel Unterholtzern“; Abel Unterholzer († 1618) war Kaufmann in Nürnberg und zeitgleich Eigentümer der Hofmark/Gut Kreuth bei Heideck.[5] 1627 wurde die Pfarrei Zell im Zuge der Gegenreformation wieder katholisch, so dass auch die Müllerfamilie zum alten Glauben zurückkehrte.[6]

Im Dreißigjährigen Krieg zerstört, wurde die Mühle von Matthias Hausmann um 1700 wiederaufgebaut zu dem noch heute bestehenden Ensemble von drei Fachwerkbauten mit zahlreichen Andreaskreuzen und K-Streben. Zur Mühle gehörte auch ein Sägewerk und ein landwirtschaftlicher Betrieb.[2] Die hohe Gerichtsbarkeit übte das nunmehrige kurbaierische Pflegamt Hilpoltstein aus.[7] Um 1703 verkaufte das Mühlgut zu Rothenmühl Johann Paul Haußmann an Johann Fiegl von der Guggenmühle bei Allersberg stammend.[8] Das Anwesen befindet sich noch im Eigentum der Nachkommen.

Im neuen Königreich Bayern (1806) wurde ein Steuerdistrikt Unterrödel gebildet, dem die Rothenmühle und die Weihersmühle, dann Tiefenbach mit Lochmühle und mit Oberrödel mit Mühle, Selingstadt und auch Zell mit seinem Schloss angehörte.[9] Die Gemeinde Unterrödel hatte 1867 121 Einwohner, davon elf in der Rothenmühle, 1904 97 Einwohner, davon neun in der Rothenmühle.[10] 1875 hatte der Müller als Ökonom drei Pferde und zehn Stück Rindvieh.[11]

1930 wurden Mahl- und Sägewerk stillgelegt und nur noch die Landwirtschaft weiterbetrieben. Die Fachwerkbauten sind heute ungenutzt und dem schleichenden Verfall preisgegeben, die Landwirtschaft ist verpachtet.[2]

Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde die Gemeinde Unterrödel und damit auch die Rothenmühle zum 1. Januar 1972 in die Stadt Hilpoltstein eingegliedert.[12]

Einwohner

  • 1818: 14 (1 „Feuerstelle“ = Anwesen, 1 Familie)[13]
  • 1836: 11 (1 Familie)[14]
  • 1861: 11 (4 Gebäude)[15]
  • 1871: 6 (5 Gebäude)[16]
  • 1900: 9 (1 Wohngebäude)[17]
  • 1937: 6[18]
  • 1950: 5 (1 Wohngebäude)[9]
  • 1961: 7 (1 Wohngebäude)[19]
  • 1970: 4 (1 Einödmühle)[20]
  • 1987: 3 (1 Wohngebäude, 2 Wohnungen)[21]

Baudenkmäler

Das zweigeschossige Mühlengebäude und die zwei erdgeschossigen Scheunen gelten als Baudenkmal.

Verkehr

Von der Straße Unterrödel E gelangt man über eine Abzweigung in nordwestlicher Richtung zur Mühle.

Literatur

  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt, II. Band: Eichstätt 1938
  • Sonja Maier u. a. (Red.): Der Mühlenweg von Hilpoltstein nach Roth, Hilpoltstein und Roth o. J.
  • Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4 (Digitalisat).
Commons: Rothenmühle (Hilpoltstein) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rothenmühle im BayernAtlas
  2. Mühlenweg, S. 21
  3. Buchner II, S. 813
  4. Buchner II, S. 813 f.
  5. Günter Frank und Georg Paulus: Edition von Christoph Vogels Beschreibungen pfalz-neuburgischer Ämter (1598-1604), Teil 18: Pflegamt Hilpoltstein, S. 30, siehe
  6. Buchner II, S. 813 f.
  7. Wiessner, S. 231
  8. Staatsarchiv Nürnberg, Landalmosenamt, Akten II, Nr. 580
  9. Wiessner, S. 258
  10. J. Heyberger und andere: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. München 1867, Spalte 715; Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 1222
  11. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 892
  12. hilpoltstein.de
  13. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise ... enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 78
  14. Th. D. Popp: Matrikel des Bissthumes Eichstätt. Eichstätt: Ph. Brönner 1836, S. 165 (Nr. 199)
  15. J. Heyberger und andere: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. München 1867, Spalte 715
  16. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Sp. 892
  17. Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 1222
  18. Buchner, S. 818
  19. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 798
  20. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 1. Mai 1978, München 1978, S. 166
  21. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München 1991, S. 348
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