Rothenbrunnen

Rothenbrunnen (rätoromanisch Giuvaulta) ist eine politische Gemeinde in der Region Viamala des Kantons Graubünden in der Schweiz.

Rothenbrunnen
Wappen von Rothenbrunnen
Wappen von Rothenbrunnen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Viamala
BFS-Nr.: 3637i1f3f4
Postleitzahl: 7405
Koordinaten:751555 / 181785
Höhe: 625 m ü. M.
Höhenbereich: 600–1213 m ü. M.[1]
Fläche: 3,11 km²[2]
Einwohner: 301 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 97 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
11,0 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.rothenbrunnen.ch
Rothenbrunnen und Schloss Ortenstein
Rothenbrunnen und Schloss Ortenstein

Rothenbrunnen und Schloss Ortenstein

Lage der Gemeinde
Karte von Rothenbrunnen
Karte von Rothenbrunnen
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Der deutsche Name stammt von der warmen jodeisenhaltigen Heil- und Mineralquelle. Die Quelle wurde ab 1888 bis in die 1920er-Jahre im Kurhaus für Badekuren genutzt.

Geographie

Historisches Luftbild aus xx m von Walter Mittelholzer von 1925

Der Ort ist ein Strassendorf und liegt im Domleschg im Talgrund rechts des Hinterrheins am Westfuss der Stätzerhornkette. Zum Ort gehört das Gebiet mit dem Hof Ravetsch (rätoromanisch Ravetg). Vom gesamten Gemeindegebiet von 310 ha sind 210 ha von Wald und Gehölz bedeckt. Bloss 36 ha sind landwirtschaftlich nutzbar. Daneben gibt es 35 ha unproduktive Fläche und 29 ha Siedlungsfläche.

Wappen

Blasonierung: In Silber (Weiss) unter blauem Schildhaupt belegt mit einem sechsstrahligen goldenen (gelben) Stern, ein roter Brunnen mit blauem Wasser. Der Brunnen als sprechendes Wappenelement und Hinweis auf die örtliche Heilquelle ist ergänzt mit dem Stern aus dem Wappen der Herren von Juvalt. Die schon von Johann Jakob Scheuchzer erwähnte jod- und eisenhaltige Quelle (bis 1922 ein Heilbad) gab der Gemeinde ihren Namen.

Geschichte

Jungsteinzeitliche und römische Funde weisen ebenso auf eine frühe Transitroute hin wie die im 13. Jahrhundert entstandenen Burgen Hoch- und Innerjuvalt. Rothenbrunnen war Durchgangsort der rechtsrheinischen Transitroute.

Rothenbrunnen wurde 1472 als «Hof Juvalt» (rätoromanisch «Giuvaulta») und 1572 als «zum roten Brunnen» erwähnt. Rothenbrunnen gehörte zu Tumegl/Tomils und nach der Reformation Ende des 16. Jahrhunderts kirchlich zu Almens. Die reformierte Kirche wurde 1741 gebaut. Um 1848 fand die Trennung von Tumegl/Tomils statt. Rothenbrunnen war bis 1851 eine der Nachbarschaften der Gerichtsgemeinde Ortenstein im Bodne.

Das lokale Adelsgeschlecht und damaligen Besitzer des Ortes, die Friien von Juvalt, waren deutschstämmig und haben sich von Juvalt genannt. Juvalta ist der Name romanischer Familien aus Bergün und Zuoz. Die Herren von Juvalt bauten auf dem Gemeindegebiet Rothenbrunnens die Burgen Hochjuvalt samt ihrer Niederburg, welche als Talsperre die Reichstrasse sperren konnte und als Zollstation diente, sowie die Burg Innerjuvalt.

Die erste Rheinbrücke wurde 1828 gebaut. Ab 1836 erfolgte eine Rheinkorrektur. 1896 wurde die Station der Rhätischen Bahn gebaut und von 1896 bis 1897 eine Fahrstrasse. 1922 wurde ein kantonales Altersheim und Aussenstation der psychiatrischen Klinik Cazis gebaut, 1935 und 1961 ein Kinder- und Sonderschulheim. Infolge des Autobahnbaus von 1983 führte die Gemeinde eine Melioration durch.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde in der Engnis von Rothenbrunnen und im Felskopf der Hochjuvalt die Sperrstelle Rothenbrunnen erstellt.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr1803185019001950198019902000[5]20052010201220142020
Einwohner649277247403330422303314310309304

Sprachen

Ursprüngliche Sprache der Gemeindebewohner war Sutselvisch, eine bündnerromanische Mundart. Doch bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte ein stetiger Sprachwandel ein. Waren 1880 noch 71 % romanischsprachig, gab es 1900 erstmals eine relative deutschsprachige Mehrheit mit 49 % gegenüber 47 % Romanischsprachigen. Seit 1910 ist das Deutsche mit 63 % der Einwohnerschaft in der Mehrheit. Bis 1941 war der Anteil der Romanischsprachigen auf 18 % gesunken. Dieser Erosionsprozess geht in abgeschwächter Form bis heute weiter. 1803 zählte der Ort 64 Einwohner, 1850 92, 1900 77, 1950 247, und 2000 422.

Sprachen in Rothenbrunnen
SprachenVolkszählung 1980Volkszählung 1990Volkszählung 2000
AnzahlAnteilAnzahlAnteilAnzahlAnteil
Deutsch26565,76 %25476,97 %35183,18 %
Rätoromanisch4410,92 %329,70 %327,58 %
Italienisch6917,12 %113,33 %71,66 %
Einwohner403100 %330100 %422100 %

Zwar verstehen heute noch 14 % der Bevölkerung Romanisch, doch ist Deutsch einzige Behördensprache.

Herkunft und Nationalität

Von den Ende 2005 303 Bewohnern waren 266 (= 88 %) Schweizer Staatsangehörige.

Wirtschaft und Infrastruktur

In Rothenbrunnen steht ein Kraftwerk des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ), welches die unterste Stufe der EWZ Kraftwerke Mittelbünden bildet. Genutzt wird das Wasser der Albula, welche eigentlich einige Kilometer rheinaufwärts bei Sils im Domleschg in den Rhein mündet.

Ein zweites Kraftwerk gehört den Kraftwerken Zervreila (KWZ) und nutzt das Wasser aus dem Zervreilasee, dem Valser Tal und dem Safiental, von wo aus die Druckleitung durch den Heinzenberg zur Kraftwerkszentrale im Domleschg führt. Sowohl Kraftwerk als auch Schaltanlage liegen links des Hinterrheins.

Unmittelbar nördlich der Schaltanlage der KWZ liegt die Bahnstation Rothenbrunnen der Rhätischen Bahn (RhB) welche sich auf dem Gemeindegebiet von Cazis befindet. Von dort aus bedient eine Buslinie von Postauto Graubünden die Ortschaft Rothenbrunnen und die weiteren rheinaufwärts im Domleschg liegenden Ortschaften bis zum RhB-Bahnhof Thusis.

Seit 1983 verläuft die Autostrasse A13 am Dorf vorbei; auf Gemeindegebiet besteht eine gleichnamige Anschlussstelle.

In Rothenbrunnen am Bahnhof nimmt der Burgenweg Domleschg seinen Ausgang.

Sehenswürdigkeiten

Literatur

  • Die Friien von Juvalt von Sigfrid I bis zu Rodolf II ultimus (1123-1462).Chronologie, Familiengeschichte, öffentliche Chargen, Besitzungen, Familiäre Verbindungen mit dem Rätischen Adel. Erhältlich im Staatsarchiv Graubünden, Chur.
  • Die Gemeinden des Kantons Graubünden. Rüegger, Chur/Zürich 2003, ISBN 3-7253-0741-5.
  • Mathias Kundert: Der Sprachwechsel im Domleschg und am Heinzenberg (19./20. Jahrhundert). Kommissionsverlag Desertina, Chur 2007, ISBN 978-3-85637-340-5.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940. DNB 760079625.
  • Jürg Simonett: Rothenbrunnen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. November 2010.
Commons: Rothenbrunnen – Sammlung von Bildern
BW

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Jürg Simonett: Rothenbrunnen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. November 2010.
  6. Kurhaus Rothenbrunnen (Fotos) auf kurhaus-rothenbrunnen.ch
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