Ronhausen

Ronhausen ist mit rund 200 Einwohnern einer der kleinsten Stadtteile der mittelhessischen Universitätsstadt Marburg.

Ronhausen
Stadt Marburg
Koordinaten: 50° 45′ N,  45′ O
Höhe: 184 (176–198) m ü. NHN
Fläche: 2,39 km²[1]
Einwohner: 218 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 91 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Cappel
Postleitzahl: 35043
Vorwahl: 0 64 21
Karte
Lage von Ronhausen in Marburg
Westlicher Ortseingang
Westlicher Ortseingang

Geschichte

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Ronhausen erfolgte unter dem Namen Roinhusen im Jahr 129O in einer Urkunde der Deutschordensballei Hessen.[3]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 wurde der bis dahin selbständige Gemeinde Ronhausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Bais in die Gemeinde Cappel eingegliedert.[4] Diese kam am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz zu Marburg.[5][6] Dadurch wurde Cappel in dessen Ortsteile Stadtteile von Marburg. Für diese Stadtteile wurde je ein Ortsbezirk eingerichtet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Ronhausen angehört(e):[3][8]

Gerichte seit 1821

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg wurde für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Ronhausen zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[14] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[15][16] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ronhausen 222 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 27 Einwohner unter 18 Jahren, 99 zwischen 18 und 49, 57 zwischen 50 und 64 und 42 Einwohner waren älter.[17] Die Einwohner lebten in 96 Haushalten. Davon waren 27 Singlehaushalte, 33 Paare ohne Kinder und 30 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 18 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 66 Haushaltungen leben keine Senioren.[17]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
 1577:11 Hausgesesse
 1630:12 hausgesessene Mannschaften (3 dreispännige, 1 zweispännige Ackerleute)
 1681:7 hausgesessene Mannschaften
 1838:Familien: 13 nutzungsberechtigte, 4 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 2 Beisassen.
Ronhausen: Einwohnerzahlen von 1747 bis 2019
Jahr  Einwohner
1747
 
116
1800
 
?
1834
 
137
1840
 
124
1846
 
135
1852
 
144
1858
 
145
1864
 
128
1871
 
134
1875
 
144
1885
 
142
1895
 
137
1905
 
134
1910
 
139
1925
 
151
1939
 
166
1946
 
212
1950
 
210
1956
 
192
1961
 
194
1967
 
211
1977
 
?
1987
 
248
1991
 
266
1995
 
263
2000
 
239
2005
 
256
2010
 
244
2011
 
222
2015
 
218
2019
 
218
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Stadt Marburg:1987–1998[18], 1999–2003[19], 2005–2010[20],2011–2015[21], 2019:[2]; Zensus 2011[17]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
 1861:128 evangelisch-lutherische, 4  evangelisch-ref. Einwohner, 4 Mitglieder christlicher Sekten.
 1885:135 evangelische (= 95,07 %), keine katholischen, 7 andere Christen (= 4,93 %)
 1961:187 evangelische (= 96,39 %), 6 katholische (= 3,09 %) Einwohner
 1987:202 evangelische (= 81,1 %), 32 katholische (= 12,9 %) Einwohner[18]

Erwerbstätigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
 1747:Erwerbspersonen: drei Leineweber (nur Eigenbedarf), ein Schneider, zwei Maurer, ein Wagner, ein Branntweinbrenner, ein Tagelöhner, eine Nähern.
 1838:Familien: 13 Ackerbau, 2 Gewerbe, 4 Tagelöhner.
 1961:Erwerbspersonen: 48 Land- und Forstwirtschaft, 31 Produzierendes Gewerbe, 7 Handel und Verkehr, 7 Dienstleistungen und Sonstiges.

Politik

Ortsbeirat

Sitzverteilung im Ortsbeirat nach den Kommunalwahlen 2021
Insgesamt 3 Sitze
  • ELR: 3
  • ELR = Einheitsliste Ronhausen

Für den Stadtteil Ronhausen besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Ronhausen.[7] Für die Sitzverteilung siehe die nebenstehende Grafik.[22] Der Ortsbeirat wählte Harald Uwe Rauch zum Ortsvorsteher.[23]

Kultur und Infrastruktur

Ronhausen besitzt ein Bürgerhaus, das ca. 100 Personen Platz für diverse Veranstaltungen bietet. In Ronhausen befinden sich einige Denkmäler und eine Kapelle, wo der Sage nach die heilige Maria gebetet haben soll. Diese ehemalige Kapelle wurde 1933 von dem Marburger Architekten Karl Rumpf umgebaut[24] und erhielt dabei im Chor ein Fenster von dem Marburger Glasmaler Erhardt Klonk.[25] Bis heute werden hier Gottesdienste gefeiert. Sie wurde 2005 wegen Holzwurmbefall renoviert.

Es gibt eine Freiwillige Feuerwehr und einen Verein für Deutsche Schäferhunde.

Literatur

Commons: Ronhausen – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Napoleonische Kriege.
  3. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  4. Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung
  5. Infolge des Deutschen Krieges.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1971 als Ortsteil zur Gemeinde Cappel.
  8. Am 1. Juli 1974 als Ortsbezirk zur Stadt Marburg.

Einzelnachweise

  1. Marburger Zahlen von 2009–2010 auf der Website der Stadt Marburg (pdf; S. 4)
  2. Haushalt 2021. (PDF; 6,6 MB) Einwohnerzahlen von 2019. In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 7, abgerufen im Juli 2021.
  3. Ronhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 18. November 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 22. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 2, S. 47, Punkt 50 Abs. 12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 387.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 161 kB) § 3. In: Webauftritt. Stadt Marburg, abgerufen im Juli 2021.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
  10. Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  11. Landgräflich-Hessen-Casselischer Staats- und Adreß-Calender. 1790. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1790, S. 55 f. (MDZ Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10021509~SZ%3D211~doppelseitig%3D~LT%3DMDZ%20Digitalisat~PUR%3D).
  12. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 107 f. (online bei Google Books).
  13. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  14. Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  15. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  16. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  17. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 70, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  18. Einwohnerzahlen von 1995 bis 1998. (PDF; 3,7 MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 9 ff, abgerufen im Januar 2019.
  19. Einwohnerzahlen von 1999 bis 2003. (PDF; 7,75 MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 8 ff, abgerufen im Januar 2019.
  20. Einwohnerzahlen von 2005 bis 2010. (PDF; 1,13 MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 10 ff, abgerufen im Januar 2019.
  21. Einwohnerzahlen von 2011 bis 2016. (PDF; 46 kB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 4 ff, abgerufen im Januar 2019.
  22. Ergebnis der Ortsbeiratswahlen 2021 in Ronhausen In: votemanager-gi.ekom21cdn.de
  23. Ortsbeirat Ronhausen. In: Webauftritt. Stadt Marburg, abgerufen im Februar 2023.
  24. Götz J. Pfeiffer: Gebauter Heimatschutz in Hessen. Die evangelischen Kirchen von 1928 bis 1936 des Architekten Karl Rumpf. In: Hessische Heimat. 2019, S. 99103.
  25. Götz J. Pfeiffer: „Nun befasste ich mich sehr ernstlich mit der Glasmalerei“. Die Werke von Erhardt Klonk aus der Zeit von 1927 bis 1940. In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Band 123, 2018, S. 289312.
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