Ronald Paris

Ronald Paris (* 12. August 1933 in Sondershausen; † 17. September 2021 in Rangsdorf[1]) war ein deutscher Maler und Grafiker. Von 1993 bis zur Emeritierung 1999 war er Professor an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.

Ronald Paris (2012)

Herkunft und Ausbildung

Ronald Paris wurde 1933 als Sohn des Theaterschauspielers Rupprecht Paris (1902–1955) und dessen Frau Henny, geb. Klose (1906–1982), einer Weißnäherin, geboren.[2] Nach dem Besuch der Volksschule in Weimar begann er 1948 eine Lehre als Kunstglaser und Glasmaler in Weimar. Da zu diesem Zeitpunkt bereits sein Wunsch, Maler zu werden, feststand, besuchte Paris von 1950 bis 1952 die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät in Jena und erlangte dort die Hochschulreife. Hieran schloss sich ein Restauratorenlehrgang (Volontariat) am Schloßmuseum in Gotha an. Von 1953 bis 1958 studierte er Wandmalerei an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee bei Kurt Robbel, Arno Mohr, Bert Heller, Gabriele Mucchi und Toni Mau.

Schaffen

Ab 1959 arbeitete er freischaffend. Im selben Jahr legte er während einer Sowjetunion-Reise 3000 km auf der Wolga zurück. 1961 wurde er Mitglied im Verband Bildender Künstler Deutschlands (VBKD) (später VBK der DDR), dessen Berliner Bezirksvorsitzender er von 1985 bis 1991 war. In dieser Funktion unterzeichnete er 1989 eine Erklärung mit, die Unverständnis über das Unvermögen der Partei- und Staatsführung ausdrückte und zum Gewaltverzicht aufrief.[3]

Sein Triptychon Dorffestspiele in Wartenberg wurde 1961 von der SED-Führung heftig kritisiert, weil die Darstellung der Arbeiter nicht deren idealisierter Vorstellung entsprach. 1962 entwarf Paris für das Brecht-Stück Schweyk im Zweiten Weltkrieg am Berliner Ensemble das Premierenplakat. Von 1963 bis 1966 war er Meisterschüler bei Otto Nagel an der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost). 1965 war Ronald Paris Mitbegründer der Triennale Intergrafik, deren Vorsitzender er später war.

1969 porträtierte Paris im Rahmen der Mitarbeit an einer Grafikmappe Künstler sehen Künstler den Sänger und Schauspieler Ernst Busch. In dessen Folge entstanden zwei Busch-Gemälde, und die Fassung Ernst Busch II wurde auf der VII. Kunstausstellung der DDR ausgestellt. Da die Gemälde nicht den Busch zeigten, sondern einen müden alten Mann, erhielt Paris zahlreiche Kritik, nicht zuletzt von Busch selbst. Das Gemälde wurde vom Ministerium für Kultur aufgekauft und ist später auf spektakuläre Weise verschwunden. Es gilt heute als verschollen.

Paris hatte in der DDR und im Ausland eine Vielzahl von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u. a. nahm er von 1962 bis 1988 an allen Deutschen Kunstausstellungen bzw. Kunstausstellungen der DDR in Dresden teil.

Von 1993 bis 1999 hatte er eine Professur an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle inne. Paris lebte und arbeitete ab 1985 in Rangsdorf (nahe Berlin), wo er im September 2021 im Alter von 88 Jahren starb.

In Chemnitz initiierte der ehemalige Chemnitzer Oberbürgermeister und derzeitige Stadtrat Eberhard Langer im Sommer 2016 einen Antrag an den Stadtrat, die Wiederaufstellung der Emaille-Konstruktion Brunnen der Jugend im Sozialismus zu prüfen.[4]

2019 initiierte Paris unter Bezug auf die Intergrafik – Internationale Triennale engagierter Grafik des Verbands Bildender Künstler der DDR eine Edition künstlerischer Druckgrafik mit Wirksamkeit über ein enges Publikum hinaus, die er gemeinsam mit der linken Tageszeitung junge Welt realisierte.[5]

„Sein Lebenswerk zeigt expressive, oft stark vom Gestus des Zeichnerischen bestimmte Imaginationen zwischen Figur, Porträt und Landschaft, zwischen Realität und Abstraktion.“

Ingeborg Ruthe[6]

Familie und Freunde

Paris war von 1961 bis 1974 mit der Fotografin Helga Paris geb. Steffens († 2024) verheiratet. Aus der Ehe sind zwei Kinder (* 1962 und * 1964) hervorgegangen. Ab 1985 war er mit Isolde Paris verheiratet; 1976 wurde eine gemeinsame Tochter geboren.

Eine enge Freundschaft verband ihn unter anderem mit der Malerin Ursula Wendorff-Weidt, dem Begründer des modernen französischen Tanzes Jean Weidt, dem Sänger Wolf Biermann, dem Grafiker Herbert Sandberg, den Malern Gabriele Mucchi und Helmut Symmangk.[7]

Der Schweriner Landschaftsmaler Wilhelm Facklam (1883–1972) war sein Onkel;[8] ebenso der Bildhauer Roland Paris (1894–1945).[2]

Werke (Auswahl)

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 2019 Potsdam, Museumshaus am Güldenen Arm, Ronald Paris … erlebt Paris[14]
  • 2020 Berlin, Schloss Biesdorf, Bilder vom Sein. Arbeiten aus sechs Jahrzehnten[15]

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

  • Ronald Paris. Zeichnungen Gouachen Aquarelle. Katalog, Galerie am Boulevard, Rostock 1977.
  • Ronald Paris. Handzeichnungen aus 30 Jahren. Katalog, Kunsthalle Rostock 1983.
  • Peter Arlt, Erhard Frommhold und Günter Meier: Ronald Paris, Malerei, Wirklichkeit und Annäherung. Verlag Faber & Faber, Leipzig 2004, ISBN 3-936618-44-5.
  • Peter Betthausen; Ulrike Hager (Hrsg.): Ronald Paris. Lob des Realismus – Retrospektive. Ausstellungskatalog zu Ausstellungen in Sondershausen, Schwerin und Potsdam. Verlag Faber & Faber, Leipzig 2008, ISBN 978-3-86730-063-6.
  • Paris, Ronald. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 690–692.
  • Dieter Gleisberg: Paris, Ronald. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Karlen Vesper-Gräske: Ronald Paris. Wahr und wahrhaftig. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2012, ISBN 978-3-360-02147-2.
Commons: Ronald Paris – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Brandenburger Maler Ronald Paris gestorben (Memento vom 6. Oktober 2021 im Internet Archive), rbb24.de, veröffentlicht und abgerufen am 18. September 2021
  2. Alberto Shayo: Roland Paris. The Art Deco Jester King. Antique Collectors Club Art Books, 2016. ISBN 1-85149-823-0, S. 17f.
  3. Erklärung des VBK, veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung, 20. Oktober 1989
  4. Stadtverwaltung Chemnitz muss nach Standorten für Brunnen der Jugend suchen. In: freiepresse.de. Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG, 31. August 2016, archiviert vom Original am 1. September 2016; abgerufen am 28. September 2016.
  5. Kunst für alle. In: junge Welt vom 6. Juni 2019.
  6. Ingeborg Ruthe: Er malte die Schönheit, nie die Idylle. Nachruf, Berliner Zeitung, 20. September 2021, S. 13
  7. Feier des Lichts und des Lebens. In: sächsische.de vom 25. Juni 2018.
  8. Erinnerungen von Ronald Paris an seinen Onkel, In: Werner Stockfisch: Mecklenburg in Bildern von Wilhelm Facklam. Demmler Verlag, Schwerin 1993, ISBN 3-910150-19-5. S. 8–10; 65.
  9. Angebot: Wandgemälde von Prof. Ronald Paris. (Memento vom 27. Dezember 2015 im Internet Archive) beim Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen
  10. Wandbild "Lob des Kommunismus" von Ronald Paris beim DDR-Museum Berlin
  11. Andreas Wessel: Erschrecken und Genuss, In: junge Welt, 16. November 2019.
  12. Swen Uhlig: Debatte um ein Kunstwerk: Das ist ein Dokument seiner Zeit. In: freiepresse.de. Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG, 10. September 2016, archiviert vom Original am 28. September 2016; abgerufen am 28. September 2016 (mit Abbildungen).
  13. Nahaufnahme Flügelaltar In memoriam 1945 („Parisaltar“) bei flickr.com
  14. Ronald Paris … erlebt Paris. In: potsdam.de vom 13. Oktober 2019.
  15. Ronald Paris „Bilder vom Sein – Arbeiten aus sechs Jahrzehnten“ im Schloss Biesdorf. In: berlin.de vom 25. Mai 2020.
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