Rolf Stürner
Rolf Stürner (* 11. April 1943 in Stuttgart) ist ein deutscher Jurist und emeritierter Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Schule, Studium und Staatsdienst
Er wuchs in Stuttgart auf und besuchte dort die Schule. Danach studierte er an der Eberhard Karls Universität Tübingen die Fächer Geschichte, Romanistik und Rechtswissenschaften.[1] Im Jahre 1968 erlangte er die Promotion zum Dr. jur. mit dem Thema Privatrechtliche Gestaltungsformen bei der Verwaltung öffentlicher Sachen. Seine juristische staatliche Laufbahn begann er als Referendar, um dann bis 1972 als Richter am Landgericht Tübingen und am Landgericht Stuttgart zu wirken.
Akademische Laufbahn
Im Jahre 1972 begann er seine juristischen Studien bei Fritz Baur an der Universität Tübingen als Assistent fortzusetzen, wo er im Jahre 1976 seine Habilitation mit dem Thema Die Aufklärungspflicht der Parteien des Zivilprozesses erreichte. Anschließend nahm er einen Ruf der Universität Konstanz als ordentlicher Professor an, wo er bis 1992 lehrte. Von 1986 bis 1988 lehrte er als Gastprofessor an der Universität Genf.[2] Danach wirkte er an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg als Direktor am Institut für deutsches und ausländisches Zivilprozessrecht. 2012 wurde er emeritiert. Als Richter nahm er seit 1981 eine Position am Oberlandesgericht Karlsruhe ein. Von 2001 bis 2003 lehrte er als Gastprofessor an der Harvard Law School.[3]
Kritik an der staatlichen Deregulierung der Märkte
2008 charakterisierte ein FAZ-Redakteur Stürner als kühlen Kopf mit scharfer Zunge;[4] er sehe die Verantwortung für die nun sichtbaren Folgen der Deregulierung der Märkte nicht nur bei der Wirtschaft, den Medien und der Wissenschaft, sondern auch bei der Politik (genannt sind ausdrücklich die Weltbank, der Internationale Währungsfonds (IWF), dessen ehemaliger Direktor Horst Köhler und die Bundeskanzlerin: Die Kanzlerin, die Verfahren gegen Selbstbedienung durch Unternehmensführer als Schaden für den Finanzplatz Deutschland bezeichnete? Weltbank und IWF, die das Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell der U.S.-amerikanischen Hegemonialmacht als Vorbild weltweit empfahlen, auch unter der Direktorenschaft des Bundespräsidenten beim IWF?[5]). Sein Buch Markt und Wettbewerb über alles? – Gesellschaft und Recht im Fokus neoliberaler Marktideologie erschien im Oktober 2007 im C.H.Beck-Verlag. Stürner analysiert und kritisiert die zunehmende Ordnung vieler Lebensbereiche nach marktwirtschaftlichen Aspekten und skizziert Alternativen zum „Marktdenken“ auf einem deregulierten Weltmarkt.
Schriften (Auswahl)
- Privatrechtliche Gestaltungsformen bei der Verwaltung öffentlicher Sachen, Tübingen 1969.
- Die Aufklärungspflicht der Parteien des Zivilprozesses, Tübingen 1976.
- Aktuelle Perspektiven des juristischen Studiums in Konstanz, Konstanz 1980.
- Die richterliche Aufklärung im Zivilprozeß, Tübingen 1982.
- Empfiehlt es sich, die Rechte und Pflichten der Medien präziser zu regeln und dabei den Rechtsschutz des einzelnen zu verbessern? Gutachten A zum 58. Deutschen Juristentag München 1990, München 1990.
- Der straffreie Schwangerschaftsabbruch in der Gesamtrechtsordnung. Rechtsgutachten für das Bundesverfassungsgericht mit seiner Vorgeschichte und einer Stellungnahme zur Entscheidung, Tübingen 1994.
- Hypothekenpfandbriefe und Beleihung in Frankreich, München 1994.
- Die Sicherung der Pfandbrief- und Obligationengläubiger vor einer Insolvenz der Hypothekenbank. Geltendes Recht und Reformvorschläge, Frankfurt/Main 1998.
- Grundstücksrecht, München 1999.
- mit Astrid Stadler: Deutsche Pfandbriefe und Deckungswerte in den Niederlanden. Ein Gutachten im Auftrag des Verbandes deutscher Hypothekenbanken, Frankfurt/Main 2000.
- mit Astrid Stadler: Pfandbriefe und Beleihung in Spanien. Ein Gutachten, Frankfurt/Main 2002.
- Deutsche öffentliche Pfandbriefe und Deckungswerte aus Darlehen an U.S.-amerikanische öffentliche Körperschaften, Frankfurt/Main 2005.
- Markt und Wettbewerb über alles? Gesellschaft und Recht im Focus neoliberaler Marktideologie, München 2007.
Insgesamt hat Stürner mehr als 400 wissenschaftliche Schriften veröffentlicht.[6]
Ämter und Mitgliedschaften
- 1994–2002: Vorsitzender der Vereinigung der Zivilprozessrechtslehrer
- Wissenschaftlicher Beirat der Vereinigung für Verfahrensrechtsvergleichung der Internationalen Vereinigung für Prozessrecht
- Ständige Deputation des Deutschen Juristentages
- 2003: Vorstand des Studienkreises für Presserecht und Pressefreiheit e.V.
- Fachgutachter für die Deutsche Forschungsgemeinschaft
- 2003: Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- Deutsch-Amerikanische Juristen-Vereinigung e.V.
- Mitglied des American Law Institute
- 2011: Mitglied der juristischen Vereinigung Phi Delta Phi[7]
Auszeichnungen
- 2005: Landesforschungspreis Baden-Württemberg[8]
- 2011: Ehrendoktorwürde durch die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Nationalen und Kapodistrias Universität Athen
Weblinks
- DNB 120532239 – Katalogeintrag der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Rolf Stürner curriculum vitae (Memento vom 28. November 2009 im Internet Archive)
- Walter Habel: Wer ist Wer? Lübeck 2006/07.
- Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Band III, München 2007, S. 3660.
- Christian Geyer: Kühler Kopf, scharfe Zunge. In: FAZ vom 22. Oktober 2008.
- zitiert aus dem Vortrag Stürners beim Buchmessenempfang des Beck-Verlages 2008: Marktwirtschaft – Verlust des gesellschaftlichen Gleichgewichts?.
- Stürner, Rolf: Schriftenverzeichnis. Abgerufen am 25. April 2022.
- Phi Delta Phi Richard v. Weizsäcker Inn (Memento des vom 18. November 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Internetseite der juristischen Vereinigung Phi Delta Phi Richard v. Weizsäcker Inn, abgerufen am 16. Mai 2011.
- LFP Preisträger (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) mwk.baden-wuerttemberg.de. Abgerufen am 8. Januar 2016.