Roadrailer
Ein Roadrailer ist ein Sattelauflieger, der direkt zwischen zwei spezielle Drehgestelle gesetzt und so zu einem Trailerzug verbunden werden kann. Der Roadrailer dient der Beförderung im kombinierten Verkehr.
Gegenüber der Rollenden Landstraße und ähnlichem Huckepackverkehr spart man die Flachwagen, benötigt jedoch besondere Sattelauflieger. Die Auflieger müssen wegen der höheren Zug- und Stoßkräfte im Bahnverkehr besonders verstärkt sein und zudem auch im Straßenverkehr die für den Bahnverkehr nötige Einrichtung als zusätzliche Last mitführen.
Die Vorteile des Roadrailer liegen in der höheren Anzahl an Transporteinheiten, die bei gegebener Zuglänge geladen werden können und der hohen Nutzlast von 68 % des Gesamtgewichtes im Vergleich zu 51 % beim Container auf Güterwaggons und 45 % bei der rollenden Landstraße.[1] Durch die engen Abstände zwischen den Roadrailereinheiten bietet diese als geschlossene Zugkomposition einen gegenüber der RoLa und Containerzügen sehr geringen Luftwiderstand.
Dem stehen die Nachteile des etwas höheren Anschaffungspreises des Sattelaufliegers und dessen um ca. 360 kg erhöhtes Eigengewicht[2], das die mögliche Zuladung verringert, gegenüber. Weiterhin hat das Konzept mit Wechselpritschen und den weit verbreiteten ISO-Containern eine starke Konkurrenz. Bei Letzteren kann aufgrund der vom Transportgefäß getrennten Flachwagen mittels entsprechender Verladeeinrichtungen einfach ein Transportgefäß aus dem Zug herausgehoben werden. Beim Roadrailer müsste dafür die Zugkomposition aufgetrennt, der Sattelauflieger samt Drehgestell vom Gleis genommen und abschließend die Zugkomposition wieder vereint werden.
Geschichte
Die ersten Roadrailer kamen in den 1950ern in den USA auf und besaßen ein fest montiertes Schienenfahrgestell, das beim Bahntransport abgesenkt wurde. Später wurde es abnehmbar, um auf der Straße mehr Nutzlast mitführen zu können und fungierte gleichzeitig als Auflagepunkt für den nächsten Auflieger. In den USA benutzt man heute spezielle Drehgestelle.
Anfang der 1960er wurden sie auch in Großbritannien[3][4] eingesetzt und in den 1980ern und 1990ern in Australien von der Australian National Railways Commission.
1999 eröffnete die Bayerische Trailerzug Gesellschaft mbH (BTZ) einen Roadrailer-Pendelverkehr von Soltau-Harber nach Italien. Nach gut vier Jahren jedoch teilte BTZ das Schicksal vieler anderer Start-ups und ging pleite. Die deutschen Roadrailer hatten zweiachsige Schienenfahrwerke, in den USA genügte aufgrund der dortig zulässigen Achslasten einachsige.
In den USA werden sie meist in Ganzzügen eingesetzt, wichtigster Anbieter von Roadrailers ist die Norfolk Southern-Tochter „Triple Crown Services“. Durch Amtrak erfolgte zeitweise der Einsatz als Post- und Expressgutwagen am Ende von Reisezügen. Einige Roadrailer bestehen aus einzelnen Wagen mit Standardkupplung für Anfang und Ende des Aufliegers und können mit einzelnen Aufliegern in einen Zug eingestellt werden, wogegen bei anderen Bauformen das Ende des vorderen und der Anfang des hinteren Aufliegers auf einem Wagen liegen. Diese werden mittels Adapter in separaten oder am Ende regulärer Züge eingesetzt.
Triple Crown Services bot seit 1986 Roadrailer-Dienste an, die jedoch alle bis auf einen Ende 2015 eingestellt wurden.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- Verkehr: Strafzoll für Schlaue. In: Der Spiegel. Nr. 24, 1996, S. 176 f. (online – 10. Juni 1996).
- Equipment - Triple Crown (Memento vom 27. Juni 2011 im Internet Archive)
- When did things happen on British Railways after Nationalisation? — Chronology for British Railways 1947-2002 (Memento vom 26. Oktober 2008 im Internet Archive)
- Railways and Unit Loads - Modern Rail Container Services:
- Rainer Mertel: Warum wurde nichts aus „bimodal“?, DVZ, 15. Oktober 2015