Ritzenhoff
Die Ritzenhoff AG ist ein deutscher Hersteller von Trinkgläsern und Geschenkartikeln aus Glas mit Sitz in Marsberg im Hochsauerlandkreis.
Ritzenhoff AG | |
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Rechtsform | AG |
Gründung | 1904 |
Sitz | Marsberg, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 411 (2021) |
Umsatz | 49,7 Mio. Euro (2021)[1] |
Branche | Glas |
Website | www.ritzenhoff.com |
Stand: 31. Dezember 2021 |
Täglich können bis zu 65 Tonnen Rohglas geschmolzen werden, um daraus 160.000 Gläser für Brauereien und Getränkehersteller in aller Welt zu produzieren.[2]
Geschichte
Die Ritzenhoff AG ging aus der Fürstenberger Waldglashütte hervor, welche von 1800 bis 1903 ihren Standort im abgeschiedenen oberen Aabachtal, nördlich der Diemel hatte. Die Fürstenberger Waldglashütte wurde 1800 von dem gebürtigen Holländer Anton Wilhelm Kapmeier gegründet. 1904 bauten die Kaufleute Julius und Lois Nordheimer eine neue Glashütte in Niedermarsberg. Hierin ging die Fürstenberger Waldglashütte auf. Man nutzte den Vorteil des Fabrikstandortes in Bahnnähe zur wirtschaftlicheren Energieversorgung mit Steinkohle. Zwischen 1917 und 1921 war der Betrieb wegen Absatzschwierigkeiten eingestellt. Von 1921 bis 1934 blieb die wirtschaftliche Lage des Unternehmens schwierig. Am 29. März 1934 wurde das Unternehmen an den Essener Ingenieur Fritz Sielemann und an Richard Lehmkuhl und Max Bauer verkauft. In dieser Zeit entstand auch das neue Firmenemblem MGM, welches für Marsberger Glasfabrik Marsberg stand.
Da auch die Marsberger Glasfabrik Marsberg mehr Kapital benötigte, trat im Dezember 1934 der Driburger Glasgroßhändler Heinrich Ritzenhoff als Teilhaber in die Firma ein. Er war ab 1935 Geschäftsführer und erwarb die Firmenanteile im Dezember 1935 ganz. Im Laufe der Jahre wurde Heinrich Ritzenhoff durch seinen Sohn Klaus bei der Unternehmensführung unterstützt. Das Unternehmen hatte sich wirtschaftlich so gut entwickelt, dass 1957 ein zusätzlicher Veredelungsbetrieb unter dem Firmennamen H. u. Kl. Ritzenhoff KG neu gegründet werden konnte. Dieses Unternehmen befasste sich mit der Veredelung von Beleuchtungsglas. Der Bedarf an Glas in allen Variationen stieg weiter an, sodass ein weiterer Zweigbetrieb in der Gemeinde Essentho gegründet wurde. Hier wurden ausschließlich Gläser für Brauereien und Brennereien veredelt. 1965 errichtete Heinrich Ritzenhoff, ebenfalls in der Gemeinde Essentho, eine vollautomatische Glasproduktion zur Produktion von Trinkglas-Serien. Neben der klassischen Mundglasfertigung baute dieser Unternehmenszweig schnell seine Position aus und wurde zum wichtigsten Teil des heutigen Unternehmens. 1969 starb der Firmenchef Heinrich Ritzenhoff; sein Sohn Klaus übernahm die alleinige Leitung des Unternehmens. Er gründete im Jahr 1974 die Grafik Ritzenhoff, eine Druckerei, die keramische Abziehbilder für Glas produziert.
Im Laufe der Jahre wurde die vollautomatische Glasproduktion immer weiter entwickelt. Auch die Kundenstruktur änderte sich, durch die neuen Produktionsmöglichkeiten. Aus den Ursprüngen einer alten handwerklichen Produktion entwickelte sich das Unternehmen Ritzenhoff AG zu einem der bedeutendsten Anbietern von Trinkgläsern in Europa. Es wurde 1992 besonders bekannt durch seine außergewöhnlichen und bunten Glaskollektionen für Milch und alkoholische Getränke wie Bier, Sekt und Wein.[3] Im Bereich von Stielgläsern ist das Unternehmen marktführend.[4] Mehr als 300 Designer, Architekten, Künstler und andere Kreative sind heute (Stand 2012) für die jährlich neu erscheinenden Kollektionen mitverantwortlich.[5] Nach dem Tod von Klaus Ritzenhoff am 21. August 1990 wurde Bernd Batthaus zum Vorsitzenden der Geschäftsführung bestellt.[6] Nachdem dieser Ende 2018 in den Ruhestand gegangen war, übernahm Christoph Kargruber am 1. Januar 2019 als Vorstandsvorsitzender die Führung der Ritzenhoff AG. Nach dem Ausscheiden Kargrubers im Januar 2021 wurde Axel Drösser im Juni 2021 Vorstandsvorsitzender.
Das Unternehmen am Standort Essentho ist in der Lage, mit vier Produktionslinien täglich bis zu 65 Tonnen Rohglas zu schmelzen, aus welchem bis zu 160.000 Gläser gefertigt werden können.[5] Der Schmelzbetrieb läuft ganzjährig durch. Die positive wirtschaftliche Entwicklung des Familienunternehmens gab den Anlass, das Unternehmen 1999 in die Form einer AG umzuwandeln. Im Jahr 2008 wurde das neue Logistikzentrum der Ritzenhoff AG am Standort Essentho mit einer Gesamtnutzfläche von 11.735 m2 fertiggestellt.[7][8][6] 2012 wurde der futuristische Showroom mit 700 m2 Fläche fertiggestellt.
2013 wurde die vierte Produktionslinie am Standort Essentho fertiggestellt, was mit 20 Mio. Euro Investitionssumme das größte Einzelinvestment der Ritzenhoff AG in der Geschichte darstellt. 2017 erfolgte die Inbetriebnahme eines weiteren Hochregallagers in Essentho mit weiteren 15.000 Palettenstellplätzen.
Ritzenhoff meldete am 26. Januar 2024 Insolvenz in Eigenverwaltung an. Man habe in den Corona-Jahren hohe Verluste gemacht. Die stark gestiegenen Kosten von Energie und Rohstoffen verteuern die Glasherstellung. Das alles habe zu einem signifikanten Anstieg der Verschuldung geführt.[9]
Einzelnachweise
- Unternehmensregister – Amtsgericht Arnsberg, HRB 2169: Jahresabschluss Geschäftsjahr 1. Januar 2021 bis 31.Dezember 2021, abgerufen am 26. Januar 2024.
- Trinkgläser aus Marsberg: RITZENHOFF AG
- Hermann Simon: Hidden Champions – Aufbruch nach Globalia: Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer. S. 161 Online
- Broschüre der Industrie- und Handelskammern in Arnsberg, Hagen und Siegen: Weltmarktführer und Bestleistungen der Industrie aus Südwestfalen. S. 82. (PDF; 8 MB) Abgerufen am 28. März 2013.
- Design: 20 Jahre flippige Glas-Kreationen aus dem Sauerland. In: derwesten.de, 10. September 2012.
- Historie – Ritzenhoff AG. In: www.ritzenhoff.com. Abgerufen am 14. September 2016.
- Gläser aus Essentho an aller Munde: Ritzenhoff: Eigenes Logistikzentrum geht in Betrieb. In: derwesten.de vom 25. September 2008.
- Viel Platz auf wenig Fläche Logistik Journal 4/2010
- Bekannter Glashersteller meldet Insolvenz an – die Gläser kennt jeder. In: wa.de. 25. Januar 2024, abgerufen am 25. Januar 2024.