Riesenmuscheln

Die Riesenmuscheln (Tridacninae) sind eine Muschel-Unterfamilie, die zur Familie der Herzmuscheln (Cardiidae) und damit zur Ordnung Cardiida gestellt werden. Die ältesten Vertreter der Familie stammen aus dem Ypresium (Eozän, Paläogen).[1]

Riesenmuscheln

Hippopus hippopus & Tridacna squamosa.

Systematik
Euheterodonta
Überordnung: Imparidentia
Ordnung: Cardiida
Überfamilie: Cardioidea
Familie: Herzmuscheln (Cardiidae)
Unterfamilie: Riesenmuscheln
Wissenschaftlicher Name
Tridacninae
Lamarck, 1819

Merkmale

Die Große Riesenmuschel (Tridacna gigas) ist die größte aller bekannten Muschelarten. Sie kann eine Länge von bis zu 140 cm und eine Körpermasse von bis zu 400 kg erreichen. Alle Riesenmuscheln leben im indo-pazifischen Raum und besiedeln Korallenriffe. Sie leben mit Symbiosealgen zusammen, die in ihren Mantellippen leben und die Muschel mit organischer Substanz und Sauerstoff versorgen. Die Grabende Riesenmuschel (Tridacta maxima), auch Kleine Riesenmuschel genannt, erreicht hingegen nur eine Größe von maximal 40 cm und ist daher besonders bei Aquarienbesitzern beliebt. Sie weist, zusammen mit der Schuppigen Riesenmuschel (Tridacna squamosa), die größte Verbreitung aller Riesenmuscheln auf, die vom Roten Meer bis zu den Pitcairn-Inseln im östlichen Pazifik reicht.[2] ihre größte Konzentration befindet sich im östlichen Tuamotu-Archipel.[3]

Wie andere Weichtiere sind Riesenmuscheln Hermaphroditen, das heißt, sie bilden sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane aus. Durch die zeitlich versetzte Abgabe von Samenzellen und Eiern verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer Selbstbefruchtung.

Gefährdung

Seit einiger Zeit sind die Riesenmuscheln wegen Überfischung, Umweltverschmutzung und als Folge des Klimaphänomens El Niño vom Aussterben bedroht und stehen auf der Liste des Washingtoner Artenschutzübereinkommens. Man versucht heute durch gezielte Züchtung wenigstens einige der Arten zu erhalten.

Riesenmuscheln und der Mensch

Große Riesenmuschel (Tridacna gigas) bei Metinaro (Osttimor)
Grabende Riesenmuschel (Tridacna maxima) im Aquarium
Schuppige Riesenmuschel (Tridacna squamosa)

Um die Riesenmuscheln ranken sich verschiedene Mythen. Bis heute werden sie auch immer wieder „Mördermuscheln“ genannt, weil ihnen – fälschlicherweise – nachgesagt wird, sie würden nach Tauchern oder anderen Lebewesen schnappen und diese in der Tiefe halten. Tatsächlich ist die Schließbewegung der Muscheln recht langsam. Im asiatischen Raum ist der Glaube verbreitet, dass der Verzehr des Muschelfleisches, insbesondere des Schließmuskels, aphrodisierende Wirkung habe. Daher sind dort die Bestände wegen Überfischung bedroht.

Systematik

Das Taxon wurde 1819 von Jean-Baptiste de Lamarck aufgestellt. Es wurde lange Zeit sogar als Überfamilie zur Ordnung Venerida gestellt. Die MolluscaBase wertet das Taxon aufgrund molekularbiologischer Untersuchungen nur noch als Unterfamilie der Herzmuscheln (Cardiidae).[4] Derzeit werden 13 Arten in zwei Gattungen unterschieden:

  • Unterfamilie Riesenmuscheln (Tridacninae)
    • Gattung Hippopus
      • Hippopus hippopus
      • China-Riesenmuschel (Hippopus porcellanus)
    • Gattung Tridacna
      • Tridacna costata[5]
      • Eingewachsene Riesenmuschel (Tridacna crocea)
      • Glatte Riesenmuschel (Tridacna derasa)
      • Tridacna elongatissima[6]
      • Große Riesenmuschel (Tridacna gigas)
      • Tridacna lorenzi[6]
      • Grabende Riesenmuschel (Tridacna maxima)
      • Teufelsmuschel (Tridacna mbalavuana) (Syn.: T. tevoroa)[7]
      • Tridacna rosewateri[6]
      • Schuppige Riesenmuschel (Tridacna squamosa)
      • Tridacna squamosina[5]

Galerie

Belege

Literatur

  • Daniel Knop: Riesenmuscheln. Daehne, Ettlingen, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 2009. ISBN 978-3-935175-43-2

Einzelnachweise

  1. Yasuo Kondo und Shin-ichi Sano: Origination of extant heteroconch families: Ecological and environmental patterns in post-Paleozoic bivalve diversification. Palaeontological Research, 13: 39-44, Tokyo 2009 doi:10.2517/1342-8144-13.1.039
  2. Tridacna Maxima (PDF; 0,1 MB) cites.org, abgerufen am 3. April 2023 (englisch)
  3. The remarkable population size of the endangered clam Tridacna maxima assessed in Fangatau Atoll (Eastern Tuamotu, French Polynesia) ICES Journal of Marine Science, Volume 62, Issue 6, 2005, S. 1037–1048 (englisch)
  4. MolluscaBase: Tridacninae Lamarck, 1819
  5. Claudio Richter, Hilly Roa-Quiaoit, Carin Jantzen, Mohammad Al-Zibdah, Marc Kochzius: Collapse of a New Living Species of Giant Clam in the Red Sea. Current Biology, 18(17): 1349–1354, 2008 Summary
  6. Cécile Fauvelot, Dario Zuccon, Philippe Borsa, Daphné Grulois, Hélène Magalon, Florentine Riquet, Serge Andréfouët, Michael L. Berumen, Tane H. Sinclair‐Taylor, Pauline Gélin, Faustinato Behivoke, Jan Johan ter Poorten, Ellen E. Strong and Philippe Bouchet. 2020. Phylogeographical Patterns and A Cryptic Species provide New Insights Into Western Indian Ocean Giant Clams Phylogenetic Relationships and Colonization History. Journal of Biogeography. DOI: 10.1111/jbi.13797
  7. W. A. Newman1 & E. D. Gomez: On the status of giant clams, relics of Tethys (Mollusca: Bivalvia: Tridacninae). Proceedings 9th International Coral Reef Symposium, Bali, Indonesia 23-27 October 2000, Vol. 2: 11 S., 2002
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