Richelda

Richelda, Richilde, auch Arcielda oder Arichelda, war die wohl langobardische Ehefrau des Dogen Pietro III. Candiano († 959) und Mutter von dessen Nachfolger, ihres gemeinsamen Sohnes Pietro IV. († 976). Weil die Frau des jeweiligen Dogen später als Dogaressa bezeichnet wurde, wird auch sie noch immer in entsprechenden Listen unter diesem Titel geführt, und zwar mit den Regentschaftsjahren ihres Ehemannes, also von 942 bis 959. Die frühen Chronisten erwähnen sie hingegen nicht einmal mit ihrem Namen.

Das Paar hatte neben dem besagten Pietro weitere Söhne, nach widersprüchlichen Angaben waren dies insgesamt vier oder sogar fünf. Als gesichert gelten Dominicus III., Bischof von Torcello, dann Vitale, der später gleichfalls Doge wurde, und schließlich Hugo, Graf von Padua und Vicenza,[1] die auch urkundlich nachgewiesen sind. Die älteste Chronik Venedigs, das Werk des Johannes Diaconus, sagt explizit, der Doge habe drei Söhne gehabt („Petrus dux tres habuit filios“, Istoria Veneticorum IV, 8).

Rezeption

Richelda war im Rahmen der venezianischen Geschichtsschreibung lange schwer einzuordnen. So hielten manche sie noch im frühen 18. Jahrhundert – trotz der Korrektur in den Rerum Italicarum scriptores (1728) – für die Ehefrau Pietros IV., dessen Mutter sie war.[2]

Folgt man Pompeo Molmenti,[3] so erwähnte Pietro III. seine Frau in dem von ihm aufgesetzten Testament aus dem Jahr 959. Darin habe er ihr „una vinea murada que est posita justa canale de litus Marcense“ hinterlassen.

Dies war der Ausgangspunkt für historische Spekulationen über die Rolle und Erscheinung der Dogaresse, die nach dem Autor schon Richelda ausfüllte. Edgcumbe Staley († 1903) glaubte nämlich, ohne ihren Namen zu nennen, dass sie, wie ihr Ehemann, Patin bei der Festa delle Marie stand. Dieses Fest ging darauf zurück, dass in Santa Maria Formosa versammelte Bräute ihrer Mitgift durch Piraten beraubt worden waren. Ihre Rettung sei der Anlass gewesen, das entsprechende jährliche Fest einzurichten.[4]

Zeitweise wurde ein weiterer Sohn namens Vitale (wohl eine Verwechslung mit Ugo) und möglicherweise ein Stefano als Söhne gemutmaßt, so etwa von Andrea Da Mosto im Jahr 1939.[5]

Für Veronica West-Harling (Rome, Ravenna, and Venice, 750–1000. Byzantine Heritage, Imperial Present, and the Construction of City Identity, 2020) war Richelda „of obvious longobard descent“, also ‚von offensichtlicher langobardischer Abstammung‘.[6]

Quellen

  • Luigi Andrea Berto (Hrsg.): Giovanni Diacono, Istoria Veneticorum (=Fonti per la Storia dell’Italia medievale. Storici italiani dal Cinquecento al Millecinquecento ad uso delle scuole, 2), Zanichelli, Bologna 1999 (Liber IV, 20–29) (auf Berto basierende Textedition im Archivio della Latinità Italiana del Medioevo (ALIM) der Universität Siena).
  • La cronaca veneziana del diacono Giovanni, in: Giovanni Monticolo (Hrsg.): Cronache veneziane antichissime (= Fonti per la storia d'Italia [Medio Evo], IX), Rom 1890, Liber IV, 8 (ohne Nennung Richeldas, allerdings ihrer drei Söhne) (Digitalisat, PDF).

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Ugo oder Hugo, auch Vitalis genannt. In einer Urkundenabschrift aus dem Jahr 1026 heißt es „Vitalis, qui nominatur Ugo, qui fuit filius Petro domni duci Candiano“ (Codice diplomatico padovano, Teil 2, Venedig 1882, Nr. 1538, Januar 1026).
  2. Giovanni-Agostino Gradenigo: Due lettere di Dorasio academico agiato Al chiarissimo Signor Abate Giovanni Brunacci, Antonio Zatta, Venedig 1760, S. 28.
  3. Pompeo Gherardo Molmenti: La dogaressa di Venezia, Turin 1884, S. 28 und 47.
  4. Edgcumbe Staley: The Dogaressas of Venice, T. Werner Laurie, London o. J. [1910], S. 30–32 (Digitalisat).
  5. Andrea Da Mosto: I dogi di Venezia nella vita pubblica e privata, Martello, 1983, S. 65.
  6. Veronica West-Harling: Rome, Ravenna, and Venice, 750-1000. Byzantine Heritage, Imperial Present, and the Construction of City Identity, Oxford University Press, 2020, S. 255.
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